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ohne rechten Sinn und Griff für die Thatsachen des Lebens, in der Darstellung so schwerfällig, daß er von dem größten Theil seiner Zeitgenossen nicht beachtet, von dem Kreise seiner Geistesverwandten mehr bewundert als gekannt, von nur wenigen verstanden ward1). Sein erstes Stadium repräsentirt seine Katechetif (1801), in welcher eine Moralreligion im Sinne von Kant und Fichte gleichgültig und selbstsicher zu allem Statutarischen steht. Indeß ging ihm mehr und mehr die Bedeutung des Positiven in der Religion auf und in seinen Theologumena (s. doctrinae de religione christiana ex natura dei perspecta repetendae capita potiora 1806), an welche sich seine Einleitung in das Studium der chr. Dogmatik aus dem Standpunkte der Religion (1810) schließt, sest er den protestantischen Kirchenglauben in die Bestimmungen einer Theosophie um, welche in aller Religion nur das im Bewußtsein der Menschheit offenbare Selbstbewußtsein Gottes sieht. Wie Schelling ging er von da aus zu einer dualistischen Gnosis fort, deren Ausdruck sein Judas Ischarioth (oder das Böse im Verhältniß zum Guten: 2 Bb. 1816. 1818) ist. Während er diese Anschauung durchzuführen suchte, rang er im Geiste mit der Gedankenwelt Hegel's, die unterstüßt von dem Eindruck des ihm persönlich nahe getretenen Meisters zum Durchbruch kam. Von dem neugewonnenen Standpunkt aus unterwarf er die dogmatischen Richtungen seiner Zeit (1833) einer Kritik, die freilich in ihrer abstrakten und abstrusen Fassung wenig Eindruck machte. Seine Vorlesungen über die Prolegomena und das System der Dogmatik (herausg. von Marheineke und Dittenberger: Die Prol. 1839, Das System in 3 Bb. 1841–44) schließen sich an Marheineke's Dogmatik an, wie denn dieser seines Ortes wieder auf Daub verwies. Einen Ueberblick des Inhalts giebt Herrmann a. a. D. S.156 ff. Marheineke hatte schon die Gebiete der Kirchengeschichte, Symbolik und der kirchlichen Praxis mit speculativem Geiste zu durchdringen gesucht, als er in der ersten Auflage seiner Grundlehren der Dogmatik (1819) nach Motiven Schelling'scher Theosophie die Kirchenlehre zurechtzulegen unternahm. Nach dem Vorgange seines Vorbildes Daub

1) Anziehendes zu seiner Charakteristik giebt Rosenkranz (Erinnerungen an K. Daub. 1837), Gründliches und Treffendes Strauß (Charakteristiken und Kritiken: Schleiermacher und Daub S. 1 ff.); dagegen ist Herrmann's Darstellung (Die speculative Theologie in ihrer Entwickelung durch Daub. 1847) mehr fleißig als eindringend und glücklich.

und unter dem Einfluß des ihm nahen Hegel bot er in der zweiten Auflage (1827) eine in die Begriffsphilosophie umgesezte protestantische Orthodorie. Die nach seinem Tode (von Matthies und Vatke 1847) herausgegebenen Vorlesungen über das System der christlichen Dogmatik gehen in leichterer Form und weniger gebunden mehr in's Einzelne. Wie nun überhaupt in Marheineke's Theologie der spekulative Geist und der geschichtlich - praktische nie zu rechter Durchdringung gekommen sind, so ist auch der Grundfehler dieser Dogmatik das unvermittelte Um- und Uebersehen der kirchlichen Dogmen in spekulative Dogmen. Diese Art spekulativer Dogmatik war als Spekulation zu dogmatisch und als Dogmatik zu spekulativ. Es charakterisirt aber dieses unklare Ineinander von spekulativem und kirchlichem Dogmatismus alle die Religion betreffenden Arbeiten von Hegel's Schule erster Zeit und strikter Observanz (Hinrichs, Gabler, Göschel, Rust, Rosenfranz, Conradi u. A.). Es war natürlich, daß auf die ersten Entdecker der neuen Welt der Spekulation, welche von den Höhen aus mit trunfenem Blicke auf das Land zu ihren Füßen schauten, Jüngere folgten, die mit nüchternem Auge Grenzen, Charakter und Bedeutung des Gefundenen abschäßten, um der Welt zu sagen, daß die neue Welt Vieles enthalte, was der alten bekannt genug sei. Man muß, schrieb Hegel einem seiner ersten Schüler, den Krieg in Feindes Land spielen. In der That drangen die Jünger Hegel's bald in alle Gebiete der Wissenschaft und des Lebens ein, um sie nach den neugefundenen Ideen zu gestalten. Das aber nöthigte diese Philosophie zu schärferer, concreterer und klarerer Bestimmung ihrer Resultate. Wie Kant fand Hegel seine Aufklärer, die wie dort bald seine Kritiker wurden. Auf dem Gebiete der alttestamentlichen Theologie brachte Vatke Resultate, welche die kühnsten Hypothesen der kühnsten Kritiker überboten. Strauß aber wies mit überlegenem Scharfsinn nach, daß das was die Hegel'sche Schule den Gottmenschen nenne weder mit ihrer Logik noch mit der Geschichte stimme. Und so erschien denn als Abschluß dieser Kritik: Strauß, Die chr. Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwickelung und im Kampfe mit der moderken Wissenschaft (2 Bb. 1840. 1841). Die Bedeutung dieser Dogmatik ist, mit Klarheit und Gewandtheit die Summe des Negativen, welches die moderne Wissenschaft in sich trägt, gezogen und die völlige Unhaltbarkeit des Concordates zwischen Hegelianismus und

Christenthum dargethan zu haben. Und in der That fann es keinen härteren Gegensaz geben als eine Philosophie, deren Gott der in Na tur und Menschheit reale Begriff ist, und das Christenthum, dessen Anfang die Furcht ist vor dem Heiligen Israels und dessen Ende die Kindschaft Gottes ist durch Jesum Christum im heiligen Geiste. Es hat daher kaum historischen Werth, dogmatischen sicher nicht, auf die verschiedenen Auffassungen einzugehen, welche die christlichen Dogmen innerhalb dieser Schule erfuhren. Eine Geschichte ihres Einflusses auf die Theologie fehlt noch. Uebersichtliches bei Michelet, Gesch. d. lezten Systeme der Philos. in Deutschl. II. S. 602, Erdmann, Die Entwicke lung d. deutsch. Spekulation seit Kant II. S. 686 ff., Ulrici, Hegel'sche Religionsphilosophie (Herzog's R. E. V. S.629 ff.). Von einzelnen be deutenden Dogmen aus: Baur, Lehre v. d. Dreieinigkeit III. S. 886 ff., Dorner, Person Christi II.3. S. 1084 ff. Was nun die Stellung Hegel's zur philosophischen Entwickelung betrifft, so haben wir gesehen, wie, nachdem Fichte den Idealismus der neueren Philosophie bis zur Abso lutirung des Ich getrieben hatte, Schelling und Hegel eine Versöhnung des Ich mit dem Sein anstrebten. Die, welche Schelling brachte, war eine bloße Neutralisation beider Welten, die aber, welche Hegel bot, eine großartige Verflüchtigung alles Seins in logische Gedankenformen: die ewige Wahrheit in Form der Kategorien, wie man es nannte. Aus Schelling's Neutrum machte Hegel ein logisches Abstraktum. Das Universum sank zur angewandten Logik herab. Weit entfernt den Idealismus Fichte's überwunden zu haben, steigerte ihn eine Philosophie, welche an die Stelle des lebendig-sittlichen Jch's den logischen Schatten desselben sezte, in einem Grade, der nothwendig eine Reaktion hervor rufen mußte. Nachdem den vereinten Angriffen der Philosophie und der positiven Wissenschaften, die das über sie geworfene logische Nez bald zerrissen, die Hegemonie des Hegelianismus erlegen ist, hat sich kein System, soviel auch deren erschienen und so schnell sie sich auch auf die Theologie anwandten, Bedeutung erworben. Die philosophischen Anschauungen Baader's und Günther's haben vorzugsweise in fatholischen Kreisen gewirkt. Die restaurirte Philosophie Schelling's aber (Werke II. Abth.: Einleitung in die Philosophie der Mythologie, Philosophie der Mythologie, Philosophie der Offenbarung) hat noch keinen Einfluß auf die protestantische Dogmatik geübt. Erdmann,

Ueber Schelling 1857. Pland, Schelling's nachgelassene Werke und ihre Bedeutung für Philosophie und Theologie. 1858. Ehrenfeuchter, Schelling's Philosophie der Mythologie und Offenbarung in Jahrbb. f. d. Theol. IV. S. 375 ff. Heyder, Artikel Schelling in Herzog's R. E. XIII. 503 ff.

§ 7.

Die Dogmatik des christlichen Bewußtseins.

Der dem gemeinen und dem philosophischen Rationalismus gemeinsame Irrthum war, daß er die Religion nach der Theorie gestalten wollte, ohne das Recht zu beachten, welches die Religion als Thatsache des Lebens zu beanspruchen hat. Nur Jacobi und Fries machten mit philosophischen Mitteln geltend, daß die Religion im Gefühle ihr vom Wissen und Wollen unabhängiges Gebiet habe. Den Dualismus zwischen Verstand und Gefühl, der diesen Philosophen eigenthümlich ist, verpflanzte im Anschlusse an Fries de Wette auf das Gebiet der Dogmatik. Der Meister dieses Standpunktes ist Schleiermacher. Aus einer Mischung von mystischem Gefühle, pantheistischer Weltansicht, romantischer Selbstschau und klassisch geschulter Form heraus, die nur seine eigenthümliche Entwickelung erklärt, hielt er in seinen Reden über Religion den Gebildeten unter ihren Verächtern vor, daß ihre Verachtung auf Unkenntniß des innersten Wesens der Religion beruhe, die nicht, wie sie meinten, ein Wissen oder Wollen, sondern ein Fühlen sei und zwar Sinn und Geschmack für das Unendliche, das in den Gestalten des Natur- und Menschenlebens sich offenbare. Wenn Schleierma= cher von diesem mystisch-pantheistischen Standpunkte aus im Christenthum eine berechtigte Weise das Univerfum im Gefühle wahrzunehmen neben anderen gleichberechtigten sah, ward ihm später das Christenthum zur absoluten Religion, sofern es die Religion der Erlösung des im natürlichen Menschen von dem sinnlichen Selbstbewußtsein gebundenen Gefühles der absoluten Abhängigkeit von Gott durch das von Christo, dem sündlosen Menschen von unbeschränkter Kräftigkeit des Gottesbewußtseins, seiner Gemeinschaft mitgetheilte nene Leben ist. Die Aussagen des also bestimmten christlichen Bewußtseins nach den Grundsäßen des Protestantismus im Zusammenhange darzustellen, unternahm Schleiermacher in seiner Glaubenslehre (1821), die in Ge

mäßheit der also gestellten Aufgabe nur entwickeln, nicht beweisen konnte. Was sie faktisch darstellt ist nicht das Glaubensbewußtsein der evangelischen Kirche, sondern die höchst eigenthümliche Weise, wie sich dasselbe in einer zwar überaus reich angelegten und originellen aber auch sonderthümlichen Persönlichkeit reflektirt hat. Eine Schule in des Wortes engem und strengem Sinne konnte ein so eigenthümlicher Theologe nicht stiften. Aus der großen Zahl der Theologen, welche den Geist dieses Mannes, dessen Originalität, Vielseitigkeit und Tiefe freilich unübertragbar waren, vorzugsweise auf sich wirken ließen, haben Nitsch, Tweften und Schweizer die Dogmatik angebaut, der Erste im Dienste der unirten, der Zweite der lutherischen, der Dritte der reformirten Kirche. Der Lehtere ist der dogmatischen Grundansicht des Meisters am meisten treu geblieben, aber auf Kosten des reformirten Dogma's, das sich sicher von dem absoluten Abhängigkeitsbewußtsein aus nicht erklären läßt. Das System der christlichen Lehre von Nitsch ist zwar kein System, aber ein anregender Versuch eine auf dem Grunde Schleiermacher's erwachsene weitkirchliche und eben deshalb unirte Glaubensansicht mit Schriftund Kirchenlehre auszugleichen. Abgeklärter und objektiver ist die unvollendete Dogmatik Twesten's, der von der Grundansicht ans, daß in der Religion ursprünglich auch ein Moment des Wissens gegeben sei, der begriffsmäßigen Durcharbeitung der Glaubenslehren in einer an die altkirchlichen Dogmatiker erinnernden Weise nachgeht.

1.

In enger Verbindung mit den Männern, die im Gegensaße zur herrschenden Aufklärung, Philosophie und Weltbildung Jesum Christum auf Grund ihrer Lebensgemeinschaft mit ihm bezeugten, Claudius, Hamann, Lavater, dem Münster'schen Kreise u. s. w., wies Jacobi, zwar kein zunftgerechter Philosoph, aber ein Denker von reis nem Wahrheitssinn, hellem Blick in das reale Leben und warmem Herzen, im Gegensage zu dem immer siegreicher vorgehenden Idealismus auf den unmittelbaren Sinn hin, welcher im Glauben die Erscheinun gen der Welt aufnimmt, den unmittelbaren Sinn (von ihm bald Vernunft, bald Gefühl, bald Glauben genannt) für Gott und göttliche Dinge. Gegen den Verstand, der in seiner logischen Konsequenz nur zum idealistischen Nihilismus, Fatalismus, Pantheismus führt, schüßt

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