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und das besonnene Heraustreten ist eben so gefahrlos, als der Irrthum gewiß bei blindem Verschließen in demselben. Die Weltgeschichte ist nicht ohne eine Weltregierung verständlich.

Mit dem Festhalten dieses Gesichtspunkts ist gleich der bedeutende Vortheil gewonnen, das Begreifen der Begebenheiten nicht für abge. schlossen zu erachten, durch jene, aus dem Kreise der Natur genommenen Erklärungen. Uebrigens wird aber freilich dem Geschichtsschreiber dadurch der leste, schwierigste und wichtigste Theil seines Wegs wenig erleichtert. Denn es ist ihm kein Organ verliehen, die Plane der Weltregierung unmittelbar zu erforschen, und jeder Versuch dazu dürfte ihn, wie das Aufsuchen von Endursachen, nur auf Abwege führen. Allein die außer halb der Naturentwicklung liegende Leitung der Begebenheiten offenbart sich dennoch an ihnen selbst, durch Mittel, die, wenn gleich nicht selbst Gegenstände der Erscheinung, doch an solchen hängen, und an ihnen, wie unkörperliche Wesen, erkannt werden, die man aber nie wahrnimmt, wenn man nicht, hinaustretend aus dem Gebiet der Erscheinungen, im Geiste in dasjenige übergeht, aus dem sie ihre Abkunft haben. An ihre Erforschung ist also die lezte Bedingung der Lösung der Aufgabe des Geschichtsschreibers geknüpft.

Die Zahl der schaffenden Kräfte in der Geschichte wird durch die unmittelbar in den Begebenheiten auftretenden nicht erschöpft. Wenn der Geschichtsschreiber auch alle einzeln, und in ihrer Verbindung durchforscht hat, die Gestalt und die Umwandlungen des Erdbodens, die Veränderungen des Klima's, die Geistesfähigkeit und Sinnesart der Nationen, die noch eigenthümlichere Einzelner, die Einflüsse der Kunst und Wissenschaft, die tief eingreifenden und weit verbreiteten der bürger. lichen Einrichtungen, so bleibt ein noch mächtiger wirkendes, nicht in unmittelbarer Sichtbarkeit auftretendes, aber jenen Kräften selbst den Anstoß und die Richtung verleihendes Princip übrig, nämlich Ideen, die, ihrer Natur nach, außer dem Kreise der Endlichkeit liegen, aber die Weltgeschichte in allen ihren Theilen durchwalten und beherrschen.

Daß solche Ideen sich offenbaren, daß gewisse Erscheinungen, nicht erklärbar durch bloßes, Naturgefeßen gemäßes Wirken, nur ihrem Hauch ihr Dasein verdanken, leidet keinen Zweifel, und eben so wenig, daß es mithin einen Punkt giebt, auf dem der Geschichtsschreiber, um die wahre Gestalt der Begebenheiten zu erkennen, auf ein Gebiet außer ihnen verwiesen wird.

Die Idee äußert sich aber auf zwiefachem Wege, einmal als Richtung, die anfangs unscheinbar, aber allmählig sichtbar, und zuleßt unwiderstehlich, Viele, an verschiedenen Orten, und unter verschiedenen Umständen ergreift; dann als Krafterzeugung, welche in ihrem Umfang

und ihrer Erhabenheit nicht aus den begleitenden Umständen herzuleiten ist.

Von dem Ersteren finden sich die Beispiele ohne Mühe, sie sind auch kaum in irgend einer Zeit verkannt worden. Aber es ist sehr wahrscheinlich, daß noch viele Begebenheiten, die man jest auf mehr materielle und mechanische Weise erklärt, auf diese Art angesehen werden müssen.

Beispiele von Krafterzeugungen, von Erscheinungen, zu deren Erklärung die umgebenden Umstände nicht zureichen, sind das oben erwähnte Hervorbrechen der Kunst in ihrer reinen Form in Aegypten, und vielleicht noch mehr die plösliche Entwicklung freier, und sich doch wieder gegenseitig in Schranken haltender Individualität in Griechenland, mit welcher Sprache, Poesie und Kunst auf einmal in einer Vollendung da stehen, zu der man vergebens dem allmähligen Wege nachspürt. Denn das Bewundernswürdige der griechischen Bildung, und was am meisten den Schlüssel zu ihr enthält, hat mir immer geschienen, daß, da den Griechen alles Große, was sie verarbeiteten, von in Kasten getheilten Nationen überkam, sie von diesem Zwange frei blieben, aber immer ein Analogon beibehielten, nur den strengen Begriff in den loseren der Schule und freien Genossenschaft milderten, und durch vielfachere Theilung des urnationellen Geistes, als es je in einem Volke gegeben hat, in Stämme, Völkerschaften und einzelne Städte, und durch wieder eben so aufsteigende Verbindung, die Verschiedenheit der Individualität zu dem regsten Zusammenwirken brachten. Griechenland stellt dadurch eine, weder vorher, noch nachher jemals da gewesene Idee nationeller Individualität auf, und wie in der Indivi. dualität das Geheimniß alles Daseins liegt, so beruht auf dem Grade der Freiheit, und der Eigenthümlichkeit ihrer Wechselwirkung alles weltgeschichtliche Fortschreiten der Menschheit.

Zwar kann auch die Idee nur in der Naturverbindung auftreten, und so läßt sich auch bei jenen Erscheinungen eine Anzahl befördernder Ursachen, ein Uebergang vom Unvollkommneren zum Vollkommneren nachweisen, und in den ungeheuren Lücken unserer Kunde mit Recht vorausseßen. Aber das Wundervolle liegt darum nicht minder im Ergreifen der ersten Richtung, dem Sprühen des ersten Funkens. Ohne diesen können keine befördernden Umstände wirken, keine Lebung, kein allmähliges Vorschreiten, auch Jahrhunderte hindurch, zum Ziel führen. Die Idee kann sich nur einer geistig individuellen Kraft anvertrauen, aber daß der Keim, welchen sie in dieselbe legt, sich auf seine Weise entwickelt, daß diese Weise dieselbe bleibt, wo er in andere Individuen übergeht, daß die aus ihm aufsprießende Pflanze durch sich selbst ihre

Blüthe und ihre Reife erlangt, und nachher wellt und verschwindet, wie immer die Umstände und Individuen sich gestalten mögen, dies zeigt, daß es die selbstständige Natur der Idee ist, welche diesen Lauf in der Erscheinung vollendet. Auf diese Art kommen in allen verschiedenenGattungen des Daseins und der geistigen Erzeugung Gestalten zur Wirklichkeit, in denen sich irgend eine Seite der Unendlichkeit spiegelt, und deren Eingreifen ins Leben neue Erscheinungen hervorbringt.

In der Körperwelt, da es bei dem Erforschen der geistigen immer ein sichernder Weg bleibt, die Analogie in jener zu verfolgen, darf man kein Entstehen so bedeutend neuer Gestalten erwarten. Die Verschieden. heiten der Organisation haben einmal ihre festen Formen gefunden, und obgleich sie sich innerhalb dieser niemals in der organischen Individuali. tät erschöpfen, so werden diese feinen Nüancen nicht unmittelbar kaum in ihrem Wirken auf die geistige Bildung sichtbar. Die Schöpfung der Körperwelt geht im Raume auf einmal, die der geistigen allmählig in der Zeit vor, oder die erstere findet wenigstens eher ihren Ruhepunkt, auf dem die Schöpfung sich in der einförmigen Forterzeugung verliert. Viel näher aber, als die Gestalt und der körperliche Bau, stehet dem Geistigen das organische Leben, und die Geseze beider finden eher An wendung auf einander. In dem Zustande der gesunden Kraft ist dies minder sichtbar, wiewohl sehr wahrscheinlich auch in ihm Veränderungen der Verhältnisse und Richtungen vorkommen, welche verborgenen Ursachen folgen, und epochenweise das organische Leben anders und anders stimmen. Aber im abnormen Zustande des Lebens, in den Krankheitsformen giebt es unläugbar ein Analogon von Richtungen, die, ohne erklärliche Ursachen, plößlich oder allmählig entstehen, eignen Geseßen zu folgen scheinen, und auf einen verborgnen Zusammenhang der Dinge hinweisen. Dies bestätigen vielfache Beobachtungen, wenn es auch vielleicht erst spät dahin kommen wird, davon einen historischen Gebrauch zu machen.

Jede menschliche Individualität ist eine in der Erscheinung wurzelnde Idee, und aus einigen leuchtet diese so strahlend hervor, daß sie die Form des Individuums nur angenommen zu haben scheint, um in ihr sich selbst zu offenbaren. Wenn man das menschliche Wirken entwickelt, so bleibt nach Abzug aller, dasselbe bestimmenden Ursachen, etwas Ursprüngliches in ihm zurück, das, anstatt von jenen Einflüssen erstickt zu werden, vielmehr sie umgestaltet, und in demselben Element liegt ein unaufhörlich thätiges Bestreben, seiner inneren, eigenthümlichen Natur äußeres Dasein zu verschaffen. Nicht anders ist es mit der Individuali, tät der Nationen, und in vielen Theilen der Geschichte ist es sichtbarer an ihnen, als an den Einzelnen, da sich der Mensch in gewissen Epochen,

und

und unter gewissen Umständen gleichsam heerbenweise entwickelt. Mitten in den durch Bedürfniß, Leidenschaft und scheinbaren Zufall geleiteten Begebenheiten der Völker wirkt daher, und mächtiger als jene Elemente, das geistige Princip der Individualität fort, es sucht der ihm inwohnenden Idee Raum zu verschaffen, und es gelingt ihm, wie die zarteste Pflanze durch das organische Anschwellen ihrer Gefäße Gemäuer sprengt, das sonst den Einwirkungen von Jahrhunderten troßte. Neben der Richtung, welche Völker und Einzelne dem Menschengeschlecht durch ihre Thaten ertheilen, lassen sie Formen geistiger Individualität zurück, dauernder und wirksamer als Begebenheiten und Ereignisse.

Es giebt aber auch idealische Formen, die, ohne die menschliche Individualität selbst zu sein, nur mittelbar sich auf sie beziehen. Zu diesen gehören die Sprachen. Denn obgleich der Geist der Nation sich in jeder spiegelt, so hat auch jede eine frühere, mehr unabhängige Grundlage, und ihr eignes Wesen und ihr innerer Zusammenhang sind so mächtig und bestimmend, daß ihre Selbständigkeit mehr Wirkung ausübt, als erfährt, und daß jede bedeutende Sprache als eine eigen thümliche Form der Erzeugung und Mittheilung von Ideen erscheint.

Auf eine noch reinere und vollere Weise verschaffen sich die ewigen Urideen alles Denkbaren Dasein und Geltung, die Schönheit in allen körperlichen und geistigen Gestalten, die Wahrheit in dem unabänder lichen Wirken jeder Kraft nach dem ihr inwohnenden Geseß, das Recht in dem unerbittlichen Gange der sich ewig richtenden und strafenden Begebenheiten.

Für die menschliche Ansicht, welche die Plane der Weltregierung nicht unmittelbar erspähen, sondern sie nur an den Ideen erahnden fann, durch die sie sich offenbaren, ist daher alle Geschichte nur Verwirk lichung einer Idee, und in der Idee liegt zugleich die Kraft und das Ziel; und so gelangt man, indem man sich bloß in die Betrachtung der schaffenden Kräfte vertieft, auf einem richtigern Wege zu den Endursachen, welchen der Geist natürlich nachstrebt. Das Ziel der Geschichte kann nur die Verwirklichung der durch die Menschheit darzustellenden Idee sein, nach allen Seiten hin, und in allen Gestalten, in welchen sich die endliche Form mit der Idee zu verbinden vermag, und der Lauf der Begebenheiten kann nur da abbrechen, wo beide einander nicht mehr zu durchdringen im Stande sind.

So wären wir also dahin gekommen, die Ideen aufzufinden, welche den Geschichtsschreiber leiten müssen, und können nun zurückkehren zu der oben zwischen ihm und dem Künstler angestellten Vergleichung. Was diesem die Kenntniß der Natur, das Studium des organischen Baus, ift jenem die Erforschung der als handelnd und leitend im Leben

auftretenden Kräfte; was diesem Verhältniß, Ebenmaaß und der Begriff der reinen Form, sind jenem die sich still und groß im Zusammenhange der Weltbegebenheiten entfaltenden, aber nicht ihnen angehörenden Ideen. Das Geschäft des Geschichtsschreibers in seiner legten, aber einfachsten Auflösung ist Darstellung des Strebens einer Idee, Dasein in der Wirk lichkeit zu gewinnen. Denn nicht immer gelingt ihr dies beim ersten Versuch, nicht selten auch artet sie aus, indem sie den entgegenwirkenden Stoff nicht rein zu bemeistern vermag.

Zwei Dinge sind es, welche der Gang dieser Untersuchung festzu halten getrachtet hat: daß in Allem, was geschicht, eine nicht unmittel bar wahrnehmbare Idee waltet, daß aber diese Idee nur an den Begebenheiten selbst erkannt werden kann. Der Geschichtsschreiber darf daher nicht, Alles allein in dem materiellen Stoff suchend, ihre Herrschaft von seiner Darstellung ausschließen; er muß aufs mindeste den Plaß zu ihrer Wirkung offen lassen; er muß ferner, weiter gehend, sein Gemüth empfänglich für sie und regsam erhalten, sie zu ahnden und zu erkennen; aber er muß vor allen Dingen sich hüten, der Wirklichkeit eigenmächtig geschaffene Ideen anzubilden, oder auch nur über dem Suchen des Zusammenhanges des Ganzen etwas von dem lebendigen Reichthum des Einzelnen aufzuopfern. Diese Freiheit und Zartheit der Ansicht muß seiner Natur so eigen geworden sein, daß er sie zur Betrachtung jeder Begebenheit mitbringt; denn keine ist ganz abgesondert vom allgemeinen Zusammenhange, und von Jeglichem, was geschieht, liegt, wie oben gezeigt worden, ein Theil außer dem Kreis unmittelbarer Wahrnehmung. Fehlt dem Geschichtsschreiber jene Freiheit der Ansicht, so erkennt er die Begebenheiten nicht in ihrem Umfang und ihrer Tiefe; mangelt ihm die schonende Zartheit, so verlegt er ihre einfache und lebendige Wahrheit. Wilhelm von Humboldt.

Ueber den Untergang der Freiheit der alten Völker. Vorlesung in der öffentlichen Sigung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 30. Jänner 1806.

Der Stempel der Würde unseres Geschlechts, guter Menschen höchstes Gut, und der selten ganz, seltener auf lang erworbene Preis ihres edel sten Strebens, die Freiheit, in allen Verfassungsformen möglich, unmöglich allenthalben, wo Launen der Leidenschaft schrankenlos herr schen, wird hier in dem engern Sinne genommen, der die selbstständige Unabhängigkeit eines gemeinen Wesens von fremder Gewalt bezeichnet. Sie war wohl einst im Anfang der Völker. Aber Zeit und Zweck erlauben nicht, hinaufzusteigen, wo aus der Vorwelt friedsamen Hütten

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