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Eigenschaften entsprossen sind. Diese Wurzel ist der eigentliche Charak. ter. Sie erscheint aber als ein Zwiefaches, als angeborner Trieb, und als leitende, durch die Bernunft erzeugte Jdee. Es ist hier nicht die Rede von jenen Trieben, die uns allen angeboren sind, deren Befriedi gung von unserer Willkühr abhängt und ihnen jedesmal ein Ende macht, sondern von einer bestimmten, in verschiedenen Menschen ver. schiedenen Richtung des allgemeinen Triebes nach freiem ungehemmten · Wirken, die als Form dieses allgemeinen Triebes nothwendig in jedem einzelnen Menschen vorhanden, und darum als ursprünglich zu ihm gehörig, das heißt, als angeboren zu betrachten ist. Aber dieser Richtung wird sich nicht ein jeder bewußt, und wenige nur vermögen, die vor dem inneren Sinne vorübergehenden Erscheinungen derselben festzu halten, und sie als Idee anzuschauen, und ihr als Leitstern des Lebens. zu folgen. Diese haben Charakter im höchsten Sinne.

Es ist ein Hauptzweck der Geschichte, die Charaktere, welche sich im Lauf der Zeit hervorgethan haben, anzuzeigen, und sie thut es, auch ohne es zu wollen, indem sie die Thaten der Menschen erzählt. Denn diese, als die Aeußerungen jener bestimmten Richtung, müssen, im Zusammenhange unter einander, und durch das ganze Leben hindurch, die Richtung selbst nothwendig zu erkennen geben, und auch über das Dasein der Idee Aufschluß verschaffen. Zwar an sich betrachtet ist eine That ein sehr trügliches Zeichen: sie kann aus ganz entgegengeseßten Richtun. gen hervorgegangen sein; ja ein ganzes thatenvolles Leben läßt verschiedene Deutungen zu, und so sehen wir auch wirklich über die größten Männer die Meinung der Geschichtschreiber und Leser getheilt. Vor. züglich ist dies der Fall bei Männern aus andern Zeiten und Völkern. Jede Zeit hat ihren Charakter, von dem die Zeitgenossen ihr Theil an sich tragen, so auch jedes Volk. Es kann Zeiten geben, die einander nicht verstehen können, und es giebt Völker, denen es ebenfalls unmöglich ist. Jeder Charakter muß aus dem Zeitalter und aus dem Volke, dem er angehört, zugleich erkannt werden. Aber auch so bleibt der Schluß von den Thaten auf die Gesinnung noch immer unsicher, und wir bedürfen noch anderer Gewißheit. Es wird vom Sokrates erzählt, daß er auf die Frage, ob er den König Archelaus von Macedonien für glücklich halte, geantwortet habe, er wisse es nicht, weil er ihn noch nicht reden gehört. Sv scheint es mir auch zur Beurtheilung eines Charakters fast nothwendig, daß man die Reden des Mannes wenn auch nicht gehört, doch sonst wie erfahren habe. Ich meine hier nicht solche Reden, die wie Thaten zu achten sind, wo ein bestimmter Zweck durch das Wort zu erreichen war, sondern die absichtlosen, fast unwill. kührlichen Acußerungen der freien, unbeschäftigten Seele, veranlaßt durch

irgend einen zufälligen Anblick, durch einen unvorhergesehenen Umstand, von jener Art, z. B., wie sie Plutarch unter dem Namen Apophtheg. mata gesammelt hat. Die alten Geschichtschreiber kannten die Bedeu. tung solcher Reden, und erzählen sie eben so wie die Thaten, deren Er. gänzung sie oft sind. Noch ist eine dritte Quelle übrig, aus welcher die Erkenntniß eines Charakters zu schöpfen ist, zwischen den beiden erwähn ten in der Mitte liegend, nämlich die Schriften, die, sofern sie weder unmittelbare Wirkung des Willens, noch zufällige Aeußerung der Seele find, von den Thaten wie von den Reden sich unterscheiden lassen. Es ist nicht nöthig, die Bedeutsamkeit der Schriften für die Erforschung der Eigenthümlichkeit ihrer Verfasser zu beweisen. Wer weiß nicht, daß nächst der Geschichte eines Volkes das Studium seiner Literatur zur richtigen Erkenntniß derselben führt? Was aber in Bezug auf Völker gilt, das gilt auch für den Einzelnen im Volke. Nur ein Punkt ist näher zu erörtern, zumal da er für unsern Fall von besonderer Wichtig. keit ist. Nämlich, wenn die That ein verdächtiger Zeuge für den Sinn, und der Schluß von der Rede auf das Herz betrüglich ist, so scheint aus der Schrift der Charakter noch viel weniger errathen werden zu können, da in ihr alles Charakteristische erlogen, oder höchstens für den Zeitpunkt der Abfassung, der vielleicht ein überspannter, dem Menschen nicht eigenthümlicher war, gültig sein kann. Das erste, daß alles erlo. gen ist, mag allerdings in vielen Schriften der Fall sein. Es folgt aber nur dies daraus, daß aus den Schriften allein nichts geschlossen werden muß; mit dem Leben aber zusammengehalten wird selbst die Lüge bezeichnend! Und dann pflegt solche Heuchelei immer nur den bestimmten Zweck im Auge zu haben, und nur die eine Seite zu ver decken und zu schmücken: an andern blickt die wahre Gestalt desto kenntlicher hervor. Was aber das zweite, die auf den Zeitpunkt der Abfassung beschränkte Gültigkeit, betrifft, so kann sie zugegeben werden, ohne daß die Schrift, als Abdruck des Charakters, etwas an Wichtig. keit und Brauchbarkeit verliert. Sie steht dann nur in gleichem Range mit jeder That oder Rede, die als Aeußerung eines gegenwärtigen Innern auch nur für eine Gegenwart Zeugniß giebt, und mußte wie diese, als ein Glied in der sich entwickelnden Kette betrachtet und gewürdigt werden. So gilt, meiner Meinung nach, der Zorn, den Sallust in seinen Schriften gegen die Laster seiner Zeit äußert, vor, ausgefest, daß er ihn wirklich empfunden und nicht erheuchelt hat, bei der Beurtheilung seines Charakters eben so viel, als die Thaten, die er früher beging; und wenn uns diese bestimmen zu glauben, daß einmal der bessere Geist in ihm den Verführungen unterlag, so lehrt uns jener, daß der ächte Römersinn ihn nie ganz verlassen haben konnte, aber

freilich auch, daß er nur ein Bereuender war. Wo hingegen Charakter im höchsten Sinne ist, da verbürgt das Abbild einer noch so kurzen Zeit die Beschaffenheit der ganzen vorausgegangenen und nachfolgenden, und eine Schrift, die ein solches giebt, ist mit einem wohlgetroffenen Bildniß zu vergleichen, worin man die Züge jedes Alters des Abgebildeten sieht.

Die auf uns gekommenen Schriften Cäsar's sind von dieser Art, und zwar um so mehr, da sie seine eigenen Thaten zum Inhalte haben. Denn so behutsam dies auch in Ansehung des Glaubens machen muß, welcher der Erzählung selbst zu schenken ist, so gewährt es doch den besonderen Vortheil, daß nun zwei Bilder vor uns liegen, ein gemach. tes, und ein sich von selbst gestaltendes, die einander wechselseitig erklären.

Wenn man die Geschichte von Cäsar's früherem Leben gelesen hat, wie er fast noch ein Knabe unter beständiger und augenscheinlicher Lebensgefahr sich dem Befehle des Sulla widersett, dann an den Händen der Seeräuber als Gefangener geherrscht, hierauf von seinem ersten Eintritte in das öffentliche Leben bis zur Erlangung der höchsten obrig keitlichen Würde Theilnehmer, Beförderer, ja Urheber jener gesezwidrigen, auf den Umsturz der alten Verfassung gerichteten Unternehmungen gewe sen, die als Vorspiele der nahen Zerstörung anzusehen sind; wenn man nach diesem sein Konsulat selbst betrachtet hat, in welchem er, mit Pompejus und Krassus verbündet, die alten Formen, Rechte und Gefeße ganz offen und ohne Scheu mit Füßen trat, und jeden, der sich ihm widerseßte, mit List oder Gewalt zum Schweigen brachte, und nun die Bücher vom Gallischen Kriege zur Hand nimmt, um zu sehen, wie derjenige, der zu Hause ein solcher Bürger war, an der Spiße eines Heeres die Verwaltung der dem Staate abgenöthigten Provinzen geführt habe, so wird man überrascht, nicht nur den tapfersten und klügsten Feldherrn, sondern auch einen blos für die Ehre und Sicherheit des Vaterlandes kämpfenden, die Freunde errettenden, gegen die Feinde gerechten und milden und in allem seiner Pflicht eingedenken, mit einem Worte, einen ächten römischen Bürger zu finden. Er hat ein neues Leben begonnen. Mit dieser Ueberzeugung legen wir das Buch weg, welches uns außerdem durch die höchste Natürlichkeit, Lebendigkeit und Anspruchlosigkeit mit Bewunderung erfüllt hat, und suchen, weil es noch vor Beendigung von Cäsar's Prokonsulate schließt. für die Begeben. heiten der leßten zwei Jahre andere Quellen. Hier finden wir gleich im Anfange die seltsamsten Bewegungen in Rom. Ein Konsul, M. Mar. cellus, dringt mit Ungestüm darauf, daß Cäsar vor der Zeit aus der Provinz zurückgerufen und ihm das Heer genommen werde. Cäsar gewinnt den andern Konsul, und durch eine ungeheure Summe Geldes

einen Bollstribun, und so kämpft er zu eben derselben Zeit in Gallien gegen die Feinde des Senates und Volkes, und in Rom gegen Senat und Volk selbst, bis endlich jene völlig besiegt sind, und er nun die Waffen gegen diese kehrt. Hier wählen wir ihn wieder zum Wegweiser auf dem sehr verworrenen Pfade, und seine Beschreibung des Bürger. krieges bis zum Ausbruch des Alexandrinischen änderte abermals die Meinung, welche wir von der Rechtmäßigkeit des Unternehmens und von den Gesinnungen der beiden Partheien gefaßt hatten. Die treu loseste Uebertretung unverbrüchlicher Volksbeschlüsse, unerhörte Gewalt gegen die unverleßliche Person der Volkstribunen, schnöde Zurückweisung aller Anerbieten zu einem gütlichen Vergleich und leidenschaftlicher, auf gänzliche Vernichtung seines Ansehns und guten Namens gerichteter Haß der Gegner zwingen den redlich gesinnten Cäsar, sein Recht mit den Waffen gültig zu machen, und das Vaterland von der verderblichen Herrschaft einer übermüthigen Rotte zu befreien. Die Götter begün. stigen sein Unternehmen und schenken der gerechten Sache den Sieg, aber der Sieger schont der Leberwundenen, wo er nur kann, läßt sich selbst durch Grausamkeiten der Gegner nicht zu ähnlichen reizen, und nachdem er die irre geleiteten Bürger zurecht gewiesen, führt er seine Flegreichen Legionen gegen die äußeren Feinde. Dies ohngefähr ist der Gesammteindruck, den die beiden Schriften Cäsar's, die einzigen, welche übrig geblieben find, auf den unbefangenen Leser machen, und es scheint überflüssig, die einzelnen Stellen anzuführen, auf die er sich vornehmlich gründet. Aber wohl eben so überflüssig ist es, zu beweisen, daß ein solcher Eindruck von Cäsar beabsichtigt und künstlich zubereitet, nicht aus dem eigenen Gefühle, welches ihn beim Schreiben erfüllte, noch aus einer Ueberzeugung, die wieder überzeugend ist, herzuleiten sei. Aus den Schriften selbst läßt sich dies natürlicher Weise nicht unmittelbar darthun, sondern die Geschichte seines ganzen Lebens, feine Thaten und Reden im Zusammenhange, muß man betrachten, um zu sehen, wie er es mit den 'Gefeßen, mit der Verfassung nie redlich meinte, nie meinen konnte, wie Gehorsam und Unterwürfigkeit, unter wen auch immer, für ihn schrecklicher als der Tod und schlechthin unmöglich war, wie in der völligen Freiheit und Unbeschränktheit des Wirkens nach außen wie im Innern, also in der eigentlichen Selbstherrschaft, für ihn der einzige Reiz und die Bedeutung des Lebens lag. Diesen angebornen Trieb, der eben Cäsar's Charakter ausmacht, und, was die Richtung nach außen betrifft, als die Blüthe und Frucht seines Zeitalters und Volkes zu betrachten ist, diesen kann nur das ganze Land beurkunden, weil er es ganz und immer durchdrang und gestaltete; die Schriften können ihn nur mit belegen, und sie thun dies auf eine merkwürdige Art, indem sie

bei allem künstlichen Scheine von Rechtlichkeit, Gesezmäßigkeit und gutem Bürgerfinne doch unwillkührlich Gesinnungen und Ansichten durchblicken lassen, die allen jenen Eigenschaften widersprechen, und auf die Idee hinführen, welche die leitende in Cäsar war.

Da in diesem Widerspruche die Eigenthümlichkeit der Kommentarien Cäsar's, so wie seines ganzen öffentlichen Lebens bis zur gänzlichen Besiegung seiner Feinde, liegt, so müssen wir etwas länger dabei verweilen, und die äußern Umstände auszumitteln suchen, unter denen er sie herausgegeben, ob diese die Ansicht von dem Zwecke, den er dadurch erreichen wollen, bestätigen oder zweifelhaft machen. Fände sich's z. B., daß Cäsar beide Schriften in den leßten Monaten seines Lebens, als kein bewaffneter Feind ihm die Herrschaft über Rom mehr streitig machte, herausgegeben hätte, so würde dies die Behauptung, daß wo er anders habe erscheinen wollen, als er wirklich war, fast ganz umstoßen ; benn nach jedem Siege trat er freier und kühner hervor, und vor dem lesten Haupttreffen bei Munda schrieb er sogar die zwei Bücher gegen den Kato, den Cicero gelobt hatte. (Sueton. Jul. 56). Je verborgener also der Herrschersinn, je zurückhaltender die Verachtung der Gegner, je mäßiger und bürgerlicher der Ton überhaupt in einer Schrift Cäsar's ist, desto früher muß er sie geschrieben und herausgegeben haben, wenn die obige Ansicht richtig ist. Die Bücher vom Gallischen Kriege müssen also zuerst und früher erschienen sein. Daß sie überhaupt noch während Cäsar's Leben erschienen sind, beweis't eine Stelle in Cicero's Brutus, wo der Kommentarien Cäsar's, als eines noch lebenden, mit dem bekannten Urtheile über ihre Trefflichkeit gedacht wird. (Cic. Brut. 75). Daß Cicero hiemit aber nicht bloß die vom Bürgerkriege, sondern auch die Gallischen, wo nicht diese allein, gemeint habe, zeigt die Vorrede zum achten Buche vom Gallischen Kriege, dessen unge. nannter Verfasser, wahrscheinlich Hirtius, der Freund und Kriegs. gefährte Cäsar's, frühere und spätere Schriften desselben so erwähnt, daß er, man mag die Worte übrigens nehmen wie man will, unter jenen nur die über den Gallischen Krieg verstanden haben kann (de b. G. VIII. praef.). So hätten wir also als spätesten Zeitpunkt für die Erscheinung dieser Schrift das Jahr, in welchem Cicero den Brutus schrieb. Aber in ihr selbst sind deutliche Spuren einer früheren Erschei nung vorhanden. Der Ton, in welchem an einer Stelle (Gall. VII. 6) von dem Pompejus, und überall von dem Labienus gesprochen. wird, beweis't ein wenigstens äußerlich freundliches Verhältniß zu jenem, und Wohlwollen gegen diesen. Das Werk muß also vor Ausbruch des Bürgerkrieges, wo Labienus mit dem Pompejus die Waffen gegen Cäsar ergriff, geschrieben sein; denn in der zweiten Schrift spricht sich

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