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Denkens und Empfindens, die in wissenschaftlicher Hinsicht für uns Moderne eine schönere Stufe der Geistes-Kultur wird, als es für den Weltmann die Fertigkeit ist, ungewohnte Formen sich anzueignen, die er eben seinen Absichten angemessen glaubt.

Es könnte scheinen, daß die so gesuchte höhere Kenntniß des Mens schen am meisten durch die Beschäftigung mit allen selbstständigern Nationen zur Vollkommenheit gelangen müßte. Allein ohne der Unendlich. keit eines solchen Studiums zu gedenken, werden wir schon durch die Bemühung um reine und gediegene Resultate auf eine kleine Anzahl von Völkern eingeschränkt. Es sind nämlich in alten sowohl als neuen Zeiten diejenigen Völker zu dem beschriebenen Zwecke nicht zu benußen, die in dem Fortgange ihrer Bildung von auswärts her oft gefördert, oft aufgehalten, überhaupt auf verschiedene Weise modificirt, allzu wenige Züge einer eigenthümlichen Natur darbieten, sollten sie auch in Absicht auf reales Wissen den ansehnlichsten Rang behaupten; ebenso wenig auch solche Völker, die in einseitiger Entwickelung stehen geblieben sind und bei jener Art von Civilisation, welche alle wissenschaftliche und gei. stige Cultur dem dringendsten Bedarf ihrer Eristenz unterwirft und die veredelnden Kenntnisse, die von freien Bürgern einst benannten freien Künste, nur zu einer Gleiße ihres unerfreulichen Innern mißbraucht. Nationen von dieser und ähnlicher Sinnesart verbleiben billig der polis tischen Geschichte, die ihre Räume nach Quadratmeilen auszufüllen hat, zum Theil auch der Geschichte der Menschheit nach ihrer seither üblichen Behandlung, nach welcher sie sich mehr um Menschengattungen als um die menschliche Natur bekümmert. Für unser Studium geben unter den alten Nationen schon die Römer keinen erwünschten Stoff; wie sie denn gleich ursprünglich manchen jener einseitigen Richtungen folgten, die sich in den leßten Jahrhunderten den schäßbarsten Völkern aufge drängt haben. Nur im alten Griechenlande findet sich, was wir anderswo fast überall vergeblich suchen, Völker und Staaten, die in ihrer Natur die meisten solcher Eigenschaften besaßen, welche die Grundlage eines zu echter Menschlichkeit vollendeten Charakters ausmachen; Völker von so allgemeiner Reizbarkeit und Empfänglichkeit, daß nichts von ihnen unversucht gelassen wurde, wozu fie auf dem natürlichen Wege ihrer Ausbildung irgend eine Anregung fanden, und die diesen ihren Weg unabhängiger von der Einwirkung der anders gesinnten Barbaren und weit länger fortseßten, als es in nachfolgenden Zeiten und unter veränderten Umständen möglich gewesen wäre *); die über den beengten und beengen

*) Bis auf Philipp von Macedonien und dessen Sohn. Seitdem hörte die alt griechische Literatur und Kunst auf, und die Nation selbst in ihren

den Sorgen des Staatsbürgers den Menschen so wenig vergaßen, daß die bürgerlichen Einrichtungen selbst zum Nachtheil Vieler und unter sehr allgemeinen Aufopferungen die freie Entwickelung menschlicher Kräfte überhaupt bezweckten; die endlich mit einem außerordentlich zarten Ge . fühle für das Edle und Anmuthige in den Künsten nach und nach einen so großen Umfang und so viel Tiefe in wissenschaftlichen Untersuchungen verbanden, daß sie unter ihren Ueberresten neben dem lebendigen Abdrucke jener seltenen Eigenschaft zugleich die ersten bewundernswürdigsten Muster von idealen Speculationen aufgestellt haben *). In diesen und andern

blühendsten Zweigen, ein tief rührendes Schauspiel. Doch von den Nahrungssäften, die den sonst grünenden Baum gepflegt hatten, zehrte noch der Nachwuchs neuer Sprößlinge über anderthalb tausend Jahre, und er gab noch in späteren Zeiten an vielen Orten einzelnen Edeln Erquickung gegen schwüle Luft. Dies dauerte bis ins funfzehnte Jahrhundert, wo sich die griechischen Musen zum zweiten Male nach Italien flüchteten.

*) „Lassen Sie mich jezt nur einige von den Seiten berühren, wodurch die Griechen sich vor andern Völkern auszeichnen, und die genaueste Kenntniß ihrer Nationalität zu den schönsten Absichten unserer Studien wichtig machen. Ich möchte dahin zuerst den Reichthum an mannigfaltigen Formen rechnen, der sich in ihrer ganzen Kultur zeigte; womit eine solche Ausbildung des Charakters verbunden ist, wie er in jeder Lage des Menschen da sein kann und da sein sollte, ohne Rücksicht auf individuelle Verschiedenheiten und veränderliche Verhältnisse. Der Mensch, den uns die griechischen Schriftsteller › darstellen, ist doch aus lauter zugleich einfachen und großen, und, von vielen Gesichtspunkten betrachtet, auch schönen Zügen zusammengesezt. Besonders heilsam muß das Studium eines Charakters, wie der griechische, in einem Zeitalter wirken, wo durch unzählige Umstände die Aufmerksamkeit viel mehr auf Sachen als auf Menschen, mehr auf Massen von Menschen als auf Individuen, mehr auf äußern Werth und Nußen als auf innern Gehalt und Genuß gerichtet ist, und wo hohe und mannigfache Kultur sehr weit von der ersten Einfachheit abgeführt hat; in solchen Zeiten muß es sehr heilsam sein, auf Nationen zurückzublicken, bei welchen dies alles beinahe gerade umgekehrt war.“

„Die Schriften und Kunstwerke der Griechen tragen ferner überall die ausgezeichnetsten Spuren der Individualität ihrer Zeitalter und Urheber an sich. Dies zeigt sich in ihrer Sprache, wie in allen ihren originalen GeistesProdukten. Ihre Geschichte ist größtentheils griechische; und, wo sie es auch nicht ist, find wenigstens die frühern Geschichtsschreiber noch zu wenig gewohnt, mehrere Völker mit einander zu vergleichen, und Eigenes von Fremdem scharf abzusondern, auch zu sehr mit allem Vaterländischen beschäftigt, als daß nicht häufig der Grieche durchblicken sollte. In der griechischen Geschichte selbst macht eine Zusammenkunft vieler Umstände, z. B. der größere Einfluß einzelner Personen auf die Staats- Angelegenheiten, die Verbindung des religiösen Zustandes mit dem politischen und des häuslichen mit dem religiösen, der kleinere Umfang der Geschichte selbst, der ein weitläufiges Detail erlaubte,

Rücksichten ist dem Forscher der Geschichte der Menschheit unter allen Nationen keine so wichtig, ja man darf sagen, so heilig, als die grie

zum Theil auch die etwas kindischen Ideen von Merkwürdigkeit und Wich. tigkeit daß dort die Geschichte bei weitem mehr Charakter- und Sittenschilderungen enthält als die unsrige. Die vornehmsten Arten der griechischen Dichtungen entsprangen aus öffentlichen Sitten und Instituten, bei Festen, Opfern, Gastmählern u. s. w.; und so behielten sie bis in späte Zeiten fort einen Anstrich dieses historischen, nicht eigentlich ästhetischen, Ursprunges. Die Philosophie sollte am mindesten Spuren der Eigenthümlichkeit des Philo sophirenden tragen: aber die praktische zeigte bei den Griechen immer in einem hohen Grade den Griechen; und die spekulative that dies wenigstens auch sehr lange Zeit hindurch."

,,Ein wichtiger Umstand zur Würdigung der Nation ist noch dieser. Der Grieche in derjenigen Zeit, wo wir ihn zuerst vollständiger kennen lernen, steht noch auf einer niedrigen Stufe der Kultur. In jenem Zustande ging seine größte Sorgfalt nur auf die Entwickelung seiner persönlichen Kräfte: daher war, wo er handelnd oder leidend wurde, sein ganzes Wesen um so mehr in Thätigkeit vereint, als er vorzüglich durch Sinnlichkeit afficirt und von dieser am stärksten ergriffen wurde. Mit dieser Sinnlichkeit aber, die ihm eine so große innere Beweglichkeit gab, hing genau etwas zusammen, das vielleicht in aller Geschichte einzig ist. Als die Nation sich noch nicht gänzlich aus dem Zustande der Rohheit herausgeholfen hatte, besaß sie schon ein ungemein feines Gefühl für jedes Schöne der Natur und der Kunst und einen richtigen Geschmack, nicht der Kritik, sondern der Empfindung; und wiederum, als sie schon das männliche Alter überschritten hatte, finden wir bei ihr noch ein treues Aufbewahren jenes ursprünglichen einfachen Sinnes. Daher blieb auch auf immer bei den Griechen die Sorgfalt für die geistige Bildung ungetrennt von der für die körperliche, und stets von Ideen der Schönheit geleitet. Bewundernswerth ist hier besonders die sehr allgemeine Verbreitung des Gefühls für Schönheit unter der ganzen Nation; und nichts kann für unsere Welt wichtiger sein, als ein Auffassen dieses charakteristischen Zuges. Denn keine Art der Ausbildung ist überhaupt unentbehrlicher als diese, da sie das ganze Wesen des Menschen zusammenfaßt, und ihm die wahre Politur und den wahren Adel ertheilt; zumal bei uns, wo es eine so große Menge von Richtungen giebt, die geradezu von allem Geschmack und Schönheitsgefühle entfernen müssen.“

In den besten Zeiten von Athen (und auf diesen Staat müssen wir, als auf den am höchsten gebildeten, auch am meisten zurück kommen), in Athen machte bei einer solchen Sinnesart die freie Verfassung selbst eine so vielseitige Ausbildung nothwendig. Das Volk, vor dem der Staatsmann auftrat, gab nicht bloß der Natur und Stärke seiner Gründe nach; es sah auch auf die Form, auf das Organ, auf körperlichen Anstand: so blieb für jenen keine Seite übrig, die er ungestraft vernachlässigen dürfte. Allein die Eigenschaften, nach denen er zu streben hatte, bezogen sich alle eigentlich auf rein menschliche und allgemeine Bildung, nicht auf die Kultur besonderer Talente oder Kenntnisse. Dieselbigen Vorzüge, die den Griechen zum großen Menschen machten,

chische. Mag sie immerhin bei dem Statistiker, welcher für Menschen. werth andere Ranglisten führt, einen ziemlich untergeordneten Plag einnehmen, weil sie weder eroberungssüchtig war, noch als politischer Körper neben den mächtigen Reichen glänzte; sie hat seit alten Zeiten durch die herrlichsten Siege, dauerhafter als Waffensiege, sich um das menschliche Geschlecht höchst verdient gemacht; diesen Ruhm, den einzi gen, wonach sie strebte, den sie auch bei ihren hierin gerechten Bezwingern genoß, bewährt sie noch jezt und für alle Zeiten durch so viele übrig gebliebene Denkmäler ihrer geistigen Wirksamkeit. Das Glück wurde uns versagt, diese hoch begünstigte Nation in ihrem wundervollen Dasein und Wirken in vielen Gegenden der Welt von jeder Seite ganz kennen zu lernen; welches dann der Fall gewesen wäre, wenn die Verheerungen der Zeit und der Barbarei nur etliche, der zahlreichsten Bücher. sammlungen auf spätere Jahrhunderte hätten kommen lassen. Jedoch selbst jest, bei allem Verlust, den wir an Werken ihrer Litteratur und Kunst gelitten, sind wir durch die Darstellungen, welche die Ueberreste uns liefern, für den höchsten Zweck unseres Studiums über Erwartung reicher, als sogar bei mancher noch blühenden Nation, und sehen in jenen Darstellungen ein treueres Bild ihres National - Charakters und Lebens vor uns ausgebreitet; so daß uns eigentlich nur hier das Schau spiel einer organischen Volksbildung zu Theil wird. Denn bei welchem Bolle der heutigen Welt könnten wir hoffen etwas Aehnliches zu finden? Wo wäre eines, das seine Kultur aus innerer Kraft gewonnen, das die Künste der schönen Rebe und Bildnerei aus nationalen Empfindungen und Sitten geschaffen, das seine Wissenschaften auf eigenthümliche Vorstellungen und Ansichten gebauet hätte? Im Gegentheil finden wir bei weitem das meiste in unsern Litteraturen aus ungleichartigen Quellen mühselig zusammengetragen, bald unmittelbar bald mittelbar aus den Alten, was billig für edlen Raub gilt, viel öfter Wechselraub der Neuern unter einander, überall ein Gemenge von streitenden Stoffen und For. men: in den Künsten zeigt sich nur geringe, oft gar keine Eigenthüm

lichkeit

machten ihn auch zum großen Staatsmanne. So fuhr er, indem er an den öffentlichen Geschäften Theil nahm, nur fort, sich selbst höher auszubilden."

,,Um aber den vollständigsten Nugen aus der Kenntniß der Griechen zu ziehen, muß man am längsten nicht allein bei den Perioden verweilen, in welchen die Nation die feinste Ausbildung gewann, sondern auch, gerade im Gegentheil, ganz vorzüglich bei den frühesten Perioden. Denn in diesen liegen die fruchtbarsten Keime des eigenthümlich schönen Charakters der Griechen; und es ist belehrender und leichter, in der Folge wahrzunehmen, wie dieser Charakter sich nach und nach veränderte und endlich ausartete, als umgekehrt.“ (Aus dem vorhin erwähnten Briefwechsel.)

lichkeit und Originalität; mehr Schöpfungen nach allgemeinen Theorieen, mehr Nachbildungen nach fremden Mustern, als selbstständige Produktio nen, die Andern wieder werden könnten, was uns die Werke der Grie chen sind; in aller wissenschaftlichen Aufklärung endlich zwar ungeheure Vorräthe von Kenntnissen und Einsichten, Schäße aus allen Zeitaltern und Ländern, die eine Nation der andern zureicht und abnimmt, aber mitten unter diesen Schäßen wenige Spuren Eines vorherrschenden Geistes, worin man eine Nation erkennt und den Menschen.

Dies sei denn der Mittelpunkt aller Studien des Alterthums, das Ziel, zu welchem sich die denselben angehörenden größern und kleinern Forschungen hinneigen. Dieses Ziel kann Vielen lange entfernt, den Meisten vielleicht auf immer unbekannt bleiben; doch ist es das einzig wahre und würdige, dasjenige, wonach in zweifelhaften Fällen das Ver. dienst einzelner Bemühungen, die Bearbeitung besonderer Theile und Gegenstände zu schäßen ist. Unser Alterthum ist, als ein Ganzes gedacht, gleichsam eine in sich geschlossene Welt; als solche berührt sie jede Gat tung von Betrachtern auf eigene Weise, und bietet Andern Anderes, um ihre Anlagen zu erziehen und zu üben, ihre Kenntnisse durch Wissens. würdiges zu erweitern, ihren Sinn für Wahrheit zu schärfen, ihr Urtheil über das Schöne zu verfeinern, ihrer Phantasie Maaß und Regel zu geben, die gesammten Kräfte der Seele durch anziehende Aufgaben und Behandlungsarten zu wecken und im Gleichgewicht zu bilden.

Friedrich August Wolf.

Ursachen des gesunkenen Geschmacks bei den Griechen.

Wenn wir nach den Ursachen forschen, aus denen sich der Ge. schmack unter den Griechen erzeugt, und zu solcher Höhe erhoben hat: so sind wir auf dem Wege, die Geschichte des verfallenden Geschmacks zu ersehen. Jene Veranlassungen wirkten, wie Alles unter dem Monde, nicht ewig: es traten andere schädliche an ihre Stelle, und der Geschmack sank. Er sank selbst bei dem Volke, bei dem er am meisten Natur war.

1. Homer entstand im schönen griechischen Jonien in einem Zeit. alter, da er die ersten Schritte zu einer feineren Bildung sah, und von den starken Sitten der früheren Welt in lebendigen Sagen hörte. Die Heldenfabeln lebten damals im Munde der Griechen, und nahmen in einer Zeit, wo Schrift und Prose noch nicht erfunden war, von selbst eine dichterische Gestalt an. Der Heldenzug der Griechen

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