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Zeitpunkt gewesen sei, wo ihm fast alle Gallische Staaten in Rücksicht ihrer Gesinnungen gegen die Römer verdächtig vorgekommen wären. ,,Und ich weiß sogar nicht" sest er dann hinzu,,ob man sich darüber ,,wundern kann; sowohl aus vielen andern Gründen, als auch haupt,,fächlich deswegen, weil sie, die in der Tapferkeit den ersten Rang unter ,,allen Völkern behauptet hatten, es sehr schmerzlich empfanden, so viel ,,von diesem Ruhme verloren zu haben, daß sie von den Römern sich ,,mußten befehlen lassen" (Gall. V, 54). Unter den Ursachen der Em. pörung einiger Alpenvölker führt er auch diese an, daß es sie betrübt hatte, ihre Kinder als Geißeln fortgeschleppt zu sehen, und daß sie überzeugt gewesen wären, die Römer wollten sich ihrer Berge nicht blos zum Durchmarsch, sondern auch zum immerwährenden Besiz bemächtigen (Gall. III, 2); und den Kritognatus läßt er die Rede, in welcher er die belagerten Alester zu standhafter Vertheidigung ermuntert, mit der Bemerkung schließen, daß die Römer bei ihren Kriegen keinen andern Zweck hätten, noch jemals gehabt hätten, als die Unterjochung berühmter und mächtiger Nationen (Gall. VII, 77). An andern Orten lobt er die Tapferkeit der Gallier, bewundert ihre Thürme und andere Werke, rühmt ihre Geschicklichkeit, alles, was ihnen vorgemacht würde, nachzuahmen, und berührt ihre Treulosigkeit, Grausamkeit und andern Untu genden mit einer gewissen Schonung und in einem Tone, wie etwa ein Naturkundiger die schädlichen Eigenschaften einer Pflanze oder Insekts anführt. Im Zusammenhange nun nimmt sich dies alles ganz unver-/ dächtig und schön aus. Diese Unpartheilichkeit, diese Mäßigung und Billigung werfen ein sehr günstiges Licht auf den Charakter des Mannes, welcher also schreibt. Wer ist es aber? Etwa ein ruhiger Zuschauer der rühmlichen Anstrengungen Galliens, die Freiheit zu behaupten? oder ein gezwungener Theilnehmer an dem Unterdrückungskampfe, welcher, sein Unrecht einigermaßen wieder gut zu machen, die Feder ergriff, um das Volk zu vertheidigen, gegen das er kämpfen mußte? Nein, sondern es ist der Mann selbst, der es zu jenen Anstrengungen nöthigte, der acht Jahre hindurch alle Mittel anwandte, es zu unterjochen, und um acht Jahre hindurch es thun zu können, alle Kunstgriffe und Ränke der Politik gebraucht hatte. Durch diesen Umstand erhalten alle jene Aeußerungen einen ironischen Anstrich: in jener Gutmüthigkeit tritt die ihrer selbst bewußte Hoheit hervor, welche das Niedrigere gern in seiner Sphäre walten läßt, ohne Liebe. Dieselbe Ironie blickt auch an solchen Stellen durch, wo Cäsar von den Thaten und Schicksalen der Seinigen spricht, zum Beweise, daß er sich nicht blos als Römer über Gallische Barbaren erhaben fühlte. Hicher gehört vorzüglich die Schilderung der Furcht seines Heeres vor den Germanen unter Ariovistus:,,diese

Furcht" heißt es,,,ging zuerst aus von den Tribunen, Präfekten und ,,den Uebrigen, welche aus Freundschaft mit Cäsar gezogen waren, und ,,keine große Erfahrung in Sachen des Kriegs besaßen. Diese führten, ,,der eine dies der andere jenes, als Grund an, warum sie nothwendig ,,abreisen müßten, und baten um die Erlaubniß, sich zu entfernen. ,,Einige blieben zurück, aus Schaam, um den Verdacht der Furcht zu ,,vermeiden. Diese konnten weder über ihre Mienen gebieten, noch sich zuweilen der Thränen erwehren. In den Zelten versteckt, beklagten sie ,,entweder ihr eignes Geschick, oder bejammerten mit ihren Freunden ,,die gemeinschaftliche Noth. Alle machten im ganzen Lager ihr Testa ,,ment" (Gall. I., 39). Ferner das Lob, welches dem Legaten Cicero, dem Bruder des Redners, ertheilt wird, weil er den Angriff eines Gallischen Heereshaufens in seinem befestigten Lager glücklich ausgehalten hatte (Gall. V., 52); und dann der schonende Tadel desselben Cicero, wegen einer begangenen Ünvorsichtigkeit, die den Verlust einiger Leute nach sich gezogen hatte, wobei gesagt wird:,,Cäsar, mit den Zufällen ,,des Krieges nicht unbekannt, beklagte nur eins, daß die Kohorten aus ,,dem Lager herausgelassen worden wären, und zeigte an, daß der Zufall ,,hier viel gethan habe" (Gall. VI, 42), gleichsam als wenn Cicero, ohne eine Anzeige Cäsar's, dies nicht hätte einsehen können. Ueberhaupt ist die Art, wie von diesem A. Cicero gesprochen wird, so daß ein Labienus, der doch ein anderer Feldherr war, nur wie im Hin tergrunde erscheint, ein treues Bild der ganzen Schrift. Bei allem Be streben den Mann hervorzuheben, woran wohl die Rücksicht auf den Bruder einigen Antheil haben mochte, ist doch der Mangel einer ernst lichen Anerkennung durchaus sichtbar.

In den Kommentarien über den Bürgerkrieg herrscht im Ganzen genommen derselbe ironische Ton; aber theils, weil hier die Gegner viel bedeutendere Menschen waren, theils, weil in jenem Kampfe persönlicher Haß vorwaltete, so sinkt die Ironie nicht selten zur Satyre, ja zuweilen zum Hohn und Sarkasmus herab, und der Uebermuth tritt noch kühner und rücksichtloser hervor, weil die Hauptsache gewonnen war. Ja, was ist es eigentlich anders als Hohn, wenn Cäsar Kommentarien über den Bürgerkrieg den Bürgern mittheilt, damit den Geschichtschreibern der Zeit Stoff und Kenntniß so großer Thaten nicht fehlen möge (Hirt. de b. G. praef.)? Nirgends findet sich in ihnen Anerkennung eines auch nur scheinbaren Vorzugs der Gegenpartei, und er verschmäht es sogar einmal als etwas überflüssiges, das zu erwähnen oder zu beantworten, was sie zur Rechtfertigung ihrer Sache angeführt hatten (Civ. III, 17). Nirgends auch Anerkennung des Rühmlichen an Einzelnen, außer um andere desto tiefer herabzuseßen (Civ. III, 82), oder um die gewaltigen

Wirkungen des Pharsalischen Sieges in desto helleres Licht zu stellen (Civ. III, 100, 4. 101, 7). Noch ziemlich unschuldig und mehr scherzhaft ist die Satyre, wenn vom Scipio, dèm Schwiegervater des Pompejus, gesagt wird, er habe sich, nachdem er am Berge Amanus in Cilicien verschiedene Niederlagen erlitten, den Imperatortitel beigelegt (Civ. III, 31). Echon mit einiger Schadenfreude verweilt er bei solchen Gelegenheiten, wo die Gegner, durch erlangte Vortheile übermüthig gemacht, bald nachher in größere Noth und Verzweiflung gerathen; wie in der Beschreibung des Feldzugs in Spanien gegen die Pompejanischen Feldherren Petrejus und Afranius (Civ. I, 53. 69), und in der ausführlichen Erzählung des Streites unter den schon triumphirenden Feinden über die Beseßung der Staatsämter, und der Maaßregeln, welche sie nach beendigtem Kriege gegen alle Anhänger Cäsar's hätten ergreifen wollen (Civ. III, 82. 83). Am unverkennbarsten aber und vollständig durchgeführt durch das ganze dritte Buch ist die Ver. höhnung des Pompejus, den er hier gleichsam zum zweiten Male bekämpft und schlägt und tödtet. Die Hauptpunkte sind: zuerst die Schilderung seiner großen Hülfsmittel. ,,Pompejus, welcher, ein ,,Jahr lang, frei von Krieg und durch keinen Feind beunruhigt, fich ,,hatte rüsten können, hatte eine große Menge Schiffe aus Asien, den ,,Cykladischen Inseln, Korcyra, Athen, Pontus, Bithynien, Syrien, ,,Cilicien, Phönicien und Aegypten zusammengebracht, und eine große ,,Menge an allen Orten bauen lassen; große Summen Geldes in Assten, ,,Syrien, und von allen Königen, Fürsten und Vierfürsten, und von den ,,freien Achäern eingetrieben, große Summen auch die Pächter in seinen ,,Provinzen zu erlegen gezwungen" (Civ. III, 3. 4. 5). Dann die Betrachtung über des Pompejus seltsame Lage bei Dyrrhachium, wo er mit seinem viel größeren und noch unbesiegten Heere von ihm, dem Cäsar, belagert worden sei (Civ. III, 47); die Vermuthung über den Grund, warum wohl Pompejus den bald nachher eben daselbst sich darbietenden günstigen Zeitpunkt versäumt habe (Civ. III, 70); die Danksagung des Pompejus an sein Heer (Civ. III, 82); und zulest, dessen Prophezeihung über die Wendung und den Ausgang des bevorstehenden Treffens bei Pharsalus (Civ. III, 86), und wie die Soldaten der zuversichtlichen Erklärung eines so erfahrnen Feldherrn ,,über eine so wichtige Sache" Glauben beigemessen hätten (Civ. III, 87). Nicht ohne Hohn beschreibt er sodann weitläufig die Pracht, welche man in dem eroberten Lager der Feinde gefunden habe, und stellt sie zusammen mit der Armuth und dem Elend seines eignen Heeres (Civ. III, 96); und von dem Tode des Pompejus giebt er folgende kurze, dürre Nachricht: ,,Er bestieg mit einigen wenigen seiner Gefährten

,,ein kleines Schifflein, und wurde daselbst von dem Achillas und ,,Septimius getödtet" (Civ. III, 104). Ein ganz besonderer Uebermuth aber spricht an einigen Stellen, wo von den Friedensvorschlägen die Rede ist, welche er dem Pompejus gethan habe. Dieser nämlich hatte, gleich nachdem Cäsar die Feindseligkeiten angefangen, Rom ver. lassen und sich nach Brundisium begeben. Dorthin sendet nun Cäsar einen Pompejaner, der in seine Gefangenschaft gerathen war, mit folgen. dem Auftrag an ihn: „Weil sie bisher keine Gelegenheit gehabt hätten, ,,mit einander zu sprechen, und er zu ihm nach Brundisĩum kommen ,,werde, so schlage er ihm dort eine Unterredung vor“ (Civ. I, 24). Das Brundisium aber, wo er nächstens einzutreffen verspricht, war eine stark befestigte Stadt in den Händen des Pompejus. Cäsar macht nun auch sogleich Anstalten, sein Versprechen zu erfüllen, zieht vor Brundisium, fängt an, den Pompejus darin zu belagern, und als weder jener Abgesandte etwas von sich hören läßt, noch Pompejus auf einen neuen Antrag sich einlassen will, weil die Konsuln und andere Häupter der Parthei bereits nach Griechenland übergeschifft waren, so heißt es,,,Nun glaubte Cäsar endlich einmal an den Krieg denken zu ,,müffen" (Civ. I, 26); gleichsam als wenn alle seine bisherigen Schritte durchaus friedlich gewesen wären. Und in dem leßten Vorschlag, den er dem Pompejus thun läßt, drückt er sich folgendermaaßen aus: „Jeßt ,,sei noch der einzige Zeitpunkt, über den Frieden zu unterhandeln, weil ,,beide einander an Kräften und Hoffnungen des Erfolgs gleich schienen; ,,fobald aber das Glück auch nur ein wenig einen von beiden begünstigt ,,haben würde, so würde der, welcher im Vortheile zu sein glaubte, ,,nichts mehr von Friedensvorschlägen hören wollen, und in dem Ver,,trauen, alles zu bekommen, nicht mit der Hälfte zufrieden sein" (Civ. III, 10). Hier warnt er also vor einer Gefahr, die doch lediglich von ihm selbst und seinem Willen abhing, wie vor einer in der Natur gegründeten Nothwendigkeit, und nicht etwa in dem Tone eines Dro. henden, der hier erwartet werden konnte, sondern ruhig, als bloßer Beobachter dessen, was kommen wird, und schließt auch den Gegner mit seinen Gesinnungen unbefangen in der Prophezeihung ein.

Fragen wir nun, was dem Manne, der auf solche Weise von und zu den Vorzüglichsten seines Volkes, und über die Tapfersten des Aus. landes spricht und mit ihnen bald gutmüthigen bald bittern Scherz treibt, was diesem wohl als groß und verehrungswürdig mag erschienen sein, um daraus vielleicht die Idee zu erkennen, die feinem Leben zum Grunde liegt, so finden wir in seinen Schriften nichts, wovon er mit ernstlicher Bewunderung und Anerkennung redet, als das Glück. Dieses stellt er als die Macht auf, welche alles leitet (Civ. III, 68); auf dessen

seltsames Spiel macht er bei wichtigen (Civ. III, 27) und unbedeutenderen (Gall. V, 44) Gelegenheiten aufmerksam, und schreibt ihm namentlich an den Ereignissen des Kriegs den größten Antheil zu. Als eine Merk würdigkeit, die nicht mit Stillschweigen übergangen werden dürfe, erzählt er, was er bei der Belagerung der Stadt Avarikum mit eigenen Augen gesehen, wie ein Gallier vor dem Thore der Stadt, der Pechkugeln in das Feuer warf, mit welchen sie die Belagerungswerke der Römer angezündet hatten, von dem Geschoß eines Scorpions in der rechten Seite durchbohrt und todt zur Erde gefallen; wie dann der ihm zunächst stehende an seinen Plaß getreten, und gerade auf die nämliche Weise getödtet worden, und dasselbe dem dritten und vierten und so fort bis zum Ende des ganzen Gefechts wiederfahren sei (Gall. VII, 25). Vor züglich verweilt er allemal da, wo irgend ein Unerwartetes, kaum für möglich Gehaltenes, erfolgt ist; wie bei Erwähnung jener Germanen, welche über den Rhein gegangen wären, um das Land des Gallischen Königs Ambiorir plündern zu helfen, und doch diesem König die erwünschteste Hülfe gebracht hätten, indem sie durch Zufall auf das Lager einer Legion gestoßen, dieses in Hoffnung reicherer Beute bestürmt und so den Cäsar gezwungen hätten, sogleich von der Verfolgung des Königs abzustehen, und der bedrängten Legion zu Hülfe zu eilen (Gall.VI,42).

Es braucht hier nicht entschieden zu werden, ob jene Menschenverachtung, oder diese Anerkennung und Verehrung einer höheren Willkühr früher in Cäsar's Gemüth Wurzel geschlagen habe, und ob die eine der andern zum Grunde liege; genug, sie sprechen sich beide so deutlich in seinen Schriften aus, daß wir sie mit Sicherheit als Bestandtheile feines Charakters ansehen können, und um sie als ein Ganzes zusammen zu fassen, nur noch untersuchen müssen, wie er von sich selbst gedacht, und in welchem Verhältnisse er sich zu den Menschen und zu dem Schicksale erblickt habe. Die Verachtung der Menschen kann eben sowohl aus dem inneren, lebendigen Gefühle der eignen Schwäche und Mangelhaftigkeit, als aus dem Bewußtsein höherer Kraft und Vortreff. lichkeit hervorgehen. Nun mag es wohl Augenblicke in Cäsar's Leben gegeben haben, wo eine allgemeine Geringschäßung alles menschlichen Wesens und seiner selbst ihu ergriffen hat, und die Thränen, die er beim Anblick des Siegelringes des getödteten Pompejus vergossen haben soll, können aus dieser Quelle geflossen sein. Aber vorherrschend war in ihm das Gefühl der einwohnenden Kraft und Ueberlegenheit. beweisen auch seine Schriften, im Ganzen genommen. Im Gallischen Kriege ist überall er der Held, und alles, was seine Unterfeldherren Glückliches und Großes ausführen, erscheint entweder als das Werk seiner unmittelbaren Anordnungen und Befehle, oder als die Folge eines

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