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und gewaltsame Zurückführung der Einrichtungen und des Lebens der alten Zeit wird kein Vernünftiger denken, am wenigsten derjenige, welcher nicht nach oberflächlichen Anregungen, sondern mit dem Ernste gründlicher Studien das griechische und römische Alterthum betrachtet. So bleibt uns also nichts übrig als durch das Studium der Geschichte, der Kunst und Literatur jener großen Vorwelt uns eine lebendige Anschauung derselben zu verschaffen und die Vorzüge der antiken Bildung und des antiken Lebens nach den Bedingungen unserer Individualität, unserer Verhältnisse, unseres Zustandes uns anzueignen. Denn es sind dieses Vorzüge, welche nicht darum für uns Werth haben, weil wir fie bei Griechen und Römern finden, sondern weil sie überhaupt die allgemeinen Regeln einer tüchtigen und schönen menschlichen Bildung enthalten. Der denkende Geist würde sie als solche schon durch die bloße Betrachtung und Entwicklung des menschlichen Wesens finden; allein durch die erhaltenen Denkmale jener alten Völker hat uns die Vorsehung den unschäßbaren Gewinn gegönnt, diese geistigen Vorzüge einer schön gereiften und frei entwickelten menschlichen Natur in klaren festen Umrissen und anschaulichen Formen zu sehen, ohne störende und verhüllende Beiwerke, gleich den Werken der alten Kunst, welche uns die menschliche Wohlgestalt ohne Hülle oder in einfacher und geschmackvoller Bekleidung zeigen.

Aus dem bisher Gesagten wird wohl der Schluß gezogen werden können, daß ein jedes wirksame und recht geleitete Mittel, die Anschauung und Kenntniß des klassischen Alterthumes zu beleben und zu vermehren, ein Gewinn für unsere allgemeine höhere geistige Bildung ist. Karl Zell.

Märchen und Sage.

Es wird dem Menschen von heimatswegen ein guter Engel beigegeben, der ihn, wann er ins Leben auszieht, unter der vertraulichen Gestalt eines Mitwandernden begleitet; wer nicht ahnt, was ihm Gutes dadurch widerfährt, der mag es fühlen, wenn er die Gränze des Vater. landes überschreitet, wo ihn jener verläßt. Diese wohlthätige Begleitung ist das unerschöpfliche Gut der Märchen, Sagen und Geschichte, welche neben einander stehen und uns nach einander die Vorzeit als einen frischen und belebenden Geist nahe zu bringen streben. Jedes hat seinen eigenen Kreis. Das Märchen ist poetischer, die Sage historischer; jenes steht beinahe nur in sich selber fest, in seiner angebornen Blüthe und

Vollendung; die Sage, von einer geringern Mannigfaltigkeit der Farbe, hat noch das Besondere, daß sie an etwas Bekanntem und Bewußtem hafte, an einem Ort oder einem durch die Geschichte gesicherten Namen. Aus dieser ihrer Gebundenheit folgt, daß sie nicht, gleich den Märchen, überall zu Hause sein könne, sondern irgend eine Bedingung vorausseße, ohne welche sie bald gar nicht da, bald nur unvollkommener vorhanden sein würde. Kaum ein Flecken wird sich in ganz Deutschland finden, wo es nicht ausführliche Märchen zu hören gäbe, manche, an denen die Volkssagen bloß dünn und sparsam gesät zu sein pflegen. Diese an scheinende Dürftigkeit und Unbedeutendheit zugegeben, sind sie dafür inner. lich auch weit eigenthümlicher; fie gleichen den Mundarten der Sprache, in denen hin und wieder sonderbare Wörter und Bilder aus uralten Zeiten hangen geblieben sind, während die Märchen ein ganzes Stück alter Dichtung, so zu sagen, in einem Zuge zu uns überseßen. Merkwürdig stimmen auch die erzählenden Volkslieder entschieden mehr zu den Sagen, wie zu den Märchen, die wiederum in ihrem Inhalt die An lage der frühesten Poesieen reiner und kräftiger bewahrt haben, als es fogar die übrig gebliebenen größeren Lieder der Vorzeit konnten. Hieraus ergiebt sich ohne alle Schwierigkeit, wie es kommt, daß fast nur allein die Märchen Theile der urdeutschen Heldensage erhalten haben, ohne Namen, (außer wo diese allgemein und in sich selbst bedeutend wurden, wie der des alten Hildebrand); während in den Liedern und Sagen unseres Volks so viele einzelne, beinahe trockene Namen, Oerter und Sitten aus der ältesten Zeit festhaften. Die Märchen also sind theils durch ihre äußere Verbreitung, theils ihr inneres Wesen dazu be stimmt, den reinen Gedanken einer kindlichen Weltbetrachtung zu fassen, fie nähren unmittelbar, wie die Milch, mild und lieblich, oder der Honig, süß und sättigend, ohne irdische Schwere; dahingegen die Sagen schon zu einer stärkeren Speise dienen, eine einfachere, aber desto entschiedenere Farbe tragen, und mehr Ernst und Nachdenken fodern. Weber den Vorzug beider zu streiten wäre ungeschickt; auch soll durch diese Darstel lung ihrer Verschiedenheit weder ihr Gemeinschaftliches übersehen, noch geleugnet werden, daß sie in unendlichen Mischungen und Wendungen in einander greifen und sich mehr oder weniger ähnlich werden. Der Ge schichte stellen sich beide, das Märchen und die Sage, gegenüber, in sofern sie das sinnlich natürliche und begreifliche stets mit dem unbegreiflichen mischen, welches jene, wie sie unserer Bildung angemessen scheint, nicht mehr in der Darstellung selbst verträgt, sondern es auf ihre eigene Weise in der Betrachtung des Ganzen neu hervorzusuchen und zu ehren weiß. Die Kinder glauben an die Wirklichkeit der Mär. chen, aber auch das Volk hat noch nicht ganz aufgehört, an seine Sa

gen zu glauben, und sein Verstand sondert nicht viel darin; sie werden ihm aus den angegebenen Unterlagen genug bewiesen, d. h. das unleug. bar nahe und sichtliche Dasein der letteren überwiegt noch die Zweifel über das damit verknüpfte Wunder. Diese Eingenossenschaft der Sage ist folglich gerade ihr rechtes Zeichen. Daher auch von dem, was wirkliche Geschichte heißt (und einmal hinter einen gewissen Kreis der Gegenwart und des von jedem Geschlecht durchlebten tritt), dem Volk eigentlich nichts zugebracht werden kann, als was sich ihm auf dem Wege der Sage vermittelt; einer in Zeit und Raum zu entrückten Begebenheit, der dieses Erforderniß abgeht, bleibt es fremd oder läßt sie bald wieder fallen. Wie unverbrüchlich sehen wir es dagegen an seinen eingeerbten und hergebrachten Sagen haften, die ihm in rechter Ferne nachrücken und sich an alle seine vertrautesten Begriffe schließen. Niemals können sie ihm langweilig werden, weil sie ihm kein eiteles Spiel, das man einmal wieder fahren läßt, sondern eine Nothwendigkeit schei nen, die mit ins Haus gehört, sich von selbst versteht, und nicht anders als mit einer gewissen, zu allen rechtschaffenen Dingen nöthigen Andacht, bei dem rechten Anlaß, zur Sprache kommt. Jene stete Bewegung und dabei immerfortige Sicherheit der Volkssagen stellt sich, wenn wir es deutlich erwägen, als eine der trostreichsten und erquickendsten Gaben Gottes dar. Um alles menschlichen Sinnen ungewöhnliche, was die Natur eines Landstrichs besißt, oder wessen ihn die Geschichte gemahnt, sammelt sich ein Duft von Sage und Lied, wie sich die Ferne des Him. mels blau anläßt und zarter, feiner Staub um Obst und Blumen seßt. Aus dem Zusammenleben und Zusammenwohnen mit Felsen, Seen, Trümmern, Bäumen, Pflanzen entspringt bald eine Art von Verbindung, die sich auf die Eigenthümlichkeit jedes dieser Gegenstände gründet, und zu gewissen Stunden ihre Wunder zu vernehmen berechtigt ist. Wie mächtig das dadurch entstehende Band sei, zeigt an natürlichen Menschen jenes herzzerreißende Heimweh. Ohne diese sie begleitende Poesie müßten edele Völker vertrauern und vergehen; Sprache, Sitte und Gewohnheit würde ihnen eitel und unbedeckt dünken, ja hinter allem, was sie besä. Ben, eine gewisse Einfriedigung fehlen. Auf solche Weise verstehen wir das Wesen und die Tugend der deutschen Volkssage, welche Angst und Warnung vor dem Bösen und Freude an dem Guten mit gleichen Hän. den austheilt. Noch geht sie an Derter und Stellen, die unsere Ge schichte längst nicht mehr erreichen kann, vielmal aber fließen sie beide zusammen und unter einander; nur daß man zuweilen die an sich untrennbar gewordene Sage, wie in Strömen das aufgenommene grünere Wasser eines anderen Flusses, noch lange zu erkennen vermag.

Brüder Grimm.

Weber sentimentalische Dichtung in Bezug auf Haller, Kleist und Klopstock.

Unter Deutschlands Dichtern in dieser Gattung will ich hier nur Hallers, Kleists und Klopstocks erwähnen. Der Charakter ihrer Dichtung ist sentimentalisch; durch Ideen rühren sie uns, nicht durch finnliche Wahrheit, nicht sowohl, weil sie selbst Natur sind, als weil sie uns für Natur zu begeistern wissen. Was indessen von dem Charakter sowohl dieser, als aller sentimentalischen Dichter, im Ganzen wahr ist, schließt natürlich dakum keineswegs das Vermögen aus, im Einzelnen uns durch naive Schönheit zu rühren: ohne das würden sie überall keine Dichter sein. Nur ihr eigentlicher und herrschender Charakter ist es nicht, mit ruhigem, einfältigem und leichtem Sinn zu empfangen und das Empfangene eben so wieder darzustellen. Unwillkürlich drängt sich die Phantasie der Anschauung, die Denkkraft der Empfindung zuvor, und man verschließt Auge und Ohr, um betrachtend in sich selbst zu verfinken. Das Gemüth kann keinen Eindruck erleiden, ohne sogleich seinem eigenen Spiel zuzusehen, und was es in sich hat, durch Reflexion sich gegenüber und aus sich herauszustellen. Wir erhalten auf diese Art nie den Gegenstand, nur was der reflektirende Verstand des Dichters aus dem Gegenstande machte, und selbst dann, wenn der Dichter selbst dieser Gegenstand ist, wenn er uns seine Empfindungen darstellen will, erfahren wir nicht seinen Zustand unmittelbar und aus der ersten Hand, sondern wie sich derselbe in seinem Gemüth reflektirt, was er als Zuschauer sei ner selbst darüber gedacht hat. Wenn Haller den Tod seiner Gattin betrauert, (man kennt das schöne Lied), und folgendermaßen anfängt: Soll ich von deinem Tode fingen,

O Mariane, welch ein Lied!

Wenn Seufzer mit den Worten ringen

Und ein Begriff den andern flicht u. s. f.

so finden wir diese Beschreibung genau wahr, aber wir fühlen auch, daß uns der Dichter nicht eigentlich seine Empfindungen, sondern seine Gedanken darüber mittheilt. Er rührt uns deswegen auch weit schwä. cher, weil er selbst schon sehr viel erkältet sein mußte, um ein Zuschauer seiner Rührung zu sein.

Schon der größtentheils überfinnliche Stoff der Haller 'schen und zum Theil auch der Klopstod'schen Dichtungen schließt sie von der naiven Gattung aus; sobald daher jener Stoff überhaupt nur poetisch bearbeitet werden sollte, so mußte er, da er keine körperliche Natur an.

nehmen und folglich kein Gegenstand der sinnlichen Anschauung werden konnte, ins Unendliche hinüber geführt, und zu einem Gegenstand der geistigen Anschauung erhoben werden. Ueberhaupt läßt sich nur in die fem Sinne eine didaktische Poesie ohne inneren Widerspruch denken; denn, um es noch einmal zu wiederholen, nur diese zwei Felder besitt die Dichtkunst; entweder sie muß sich in der Sinnenwelt oder sie muß sich in der Ideenwelt aufhalten, da sie im Reich der Begriffe oder in der Verstandeswelt schlechterdings nicht gedeihen kann. Noch, ich gestehe es, kenne ich kein Gedicht in dieser Gattung, weder aus älterer noch neuerer Literatur, welches den Begriff, den es bearbeitet, rein und vollständig entweder bis zur Individualität herab oder bis zur Idee hinauf geführt hätte. Der gewöhnliche Fall ist, wenn es noch glücklich geht, daß zwischen beiden abgewechselt wird, während daß der abstrakte Begriff herrscht, und daß der Einbildungskraft, welche auf dem poetischen Felde zu gebieten haben soll, bloß verstattet wird, den Verstand zu bedienen. Dasjenige didaktische Gedicht, worin der Gedanke selbst poetisch wäre, und es auch bliebe, ist noch zu erwarten.

Was hier im Allgemeinen von allen Lehrgedichten gesagt wird, gilt auch von den Haller'schen insbesondre. Der Gedanke selbst ist kein dichterischer Gedanke, aber die Ausführung wird es zuweilen, bald durch den Gebrauch der Bilder, bald durch den Aufschwung zu Ideen. Nur in der leßtern Qualität gehören sie hierher. Kraft und Tiefe und ein pathetischer Ernst charakterisiren diesen Dichter. Von einem Ideal ist seine Seele entzündet, und sein glühendes Gefühl für Wahrheit sucht in den stillen Alpenthälern die aus der Welt verschwundene Unschuld. Tiefrührend ist seine Klage; mit energischer, fast bittrer Satyre zeichnet er die Verirrungen des Verstandes und Herzens und mit Liebe die schöne Einfalt der Natur. Nur überwiegt überall zu sehr der Begriff in seinen Gemälden, so wie in ihm selbst der Verstand über die Empfindung den Meister spielt. Daher lehrt er durchgängig mehr, als er darstellt, und stellt durchgängig mit mehr kräftigen als lieblichen Zügen dar. Er ist groß, kühn, feurig, erhaben; zur Schönheit aber hat er sich selten oder niemals erhoben.

An Ideengehalt und an Tiefe des Geistes steht Kleist diesem Dich. ter um Bieles nach; an Anmuth möchte er ihn übertreffen, wenn wir ihm anders nicht, wie zuweilen geschieht, einen Mangel auf der einen Seite für eine Stärke auf der andern anrechnen. Kleists gefühlvolle Seele schwelgt am liebsten im Anblick ländlicher Scenen und Sitten. Er flieht gern das leere Geräusch der Gesellschaft und findet im Schoß der leblosen Natur die Harmonie und den Frieden, den er in der mo

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