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Lob der Wissenschaften.

Die Untersuchung über die Glückseligkeit ist ein uraltes Thema der Philosophie. Aber es ist ein Thema, welches, mit jedem Geschlechte der Menschen und mit jedem einzelnen Menschen, immer wieder neu wird, weil jeder, mit dem Verlangen nach Glückseligkeit, so wie alle seine Vorfahren, geboren, auch von neuem darnach zu forschen genöthiget ist, was Glückseligkeit sei, und was glückselig mache.

So geht es auch mit der Untersuchung über den Werth der Wissenschaften, die zur menschlichen Glückseligkeit so viel beitragen. Jedes Zeitalter hat ein neues Lob für sie bereit, weil jedes neue Menschen auf. stellt, die in dem Anbaue derselben die Süßigkeit ihres Lebens findenIndem ferner die Wissenschaften von Zeit zu Zeit eine neue Gestalt an nehmen, bekommt auch das Vergnügen, welches sie gewähren, gleichsam einen andern Geschmack. Und die, welche sich selbst über dieses Vergnügen Rechenschaft geben, entwickeln Reize oder Vortheile der Wissenschaf ten, die ihre ältern Lobredner nicht so deutlich erkannt haben.

J. Das erste, womit man immer anfangen muß, wenn man die Wissenschaften lobt, oder wenn man sie anbaut, ist, wie Friedrich der zweite sagt, die Dichtkunst und die schöne Literatur. In der That, wer ohne Geschmack an den Werken der Musen geboren ist, dem fehlen zwei Kräfte, ohne welche, auch im Felde der Wissenschaften, kein Mann wahr. haft groß, wenigstens nicht Erfinder, noch ein auf seine Zeitgenossen stark einwirkender Lehrer der Wahrheit werden kann, Einbildungskraft und Empfindung. Verstand und Kenntnisse, wenn sie nicht auf dieser Grundlage ruhen, und aus diesen Wurzeln Nahrung und Säfte bekommen, gleichen vertrockneten Baumstämmen, die sich zwar durch ihre Festigkeit und durch den innern Zusammenhang ihrer Theile aufrecht erhalten können, die aber weder Blüthen noch Früchte treiben.

Die Dichtkunst hat, vor allen andern Arten der Geistes - Beschäftigung, den Vorzug, daß sie unbegränzt ist. Sie erstreckt ihr Gebiet so weit, als das Erkennbare und Wissenswürdige reicht. Sie malt die Gestalt der Dinge ab, sie trägt die Geseze ihrer Natur vor; sie erzählt die Begebenheiten und schildert die Helden der Geschichte; sie zergliedert die Empfindungen des menschlichen Herzens. Sie hat sogar schon den Lauf der Gestirne beschrieben, und dem Ackermanne und Hirten seine Arbei. ten vorgezeichnet. Das geschäftige und das einsame Leben, die Körperund die Geisterwelt, die abgezogensten Ideen und die sinnlichsten Gefühle können auf gleiche Weise ihr Stoff geben, und von ihr Licht und an

ziehende Kraft bekommen. Sie verschönert jede Kenntniß ohne Aus. nahme, und zeigt jeden Gegenstand in einem reizendern Lichte: es sei in dem, welches durch Erhabenheit und Würde, oder in dem, welches durch Erregung theilnehmender Empfindungen, oder endlich selbst in dem, welches durch das Lächerliche über Dinge verbreitet wird.

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Der Reiz in den Werken der Dichtkunst kommt, theils von dem Anschaulichen der Vorstellungen, theils von dem Kunstreichen der Sprache her, in welche sie diese Vorstellungen kleidet. Man verlangt von ihr eine erhöhete Klarheit der Begriffe. Schildert sie Gegenstände der Sinne? Man will sie gleichsam vor Augen sehen. Behandelt fie Gegenstände des Verstandes? - Man will sie mit Leichtigkeit und mit lebhafter Theil nahme fassen. Man verlangt noch mehr. Man fordert den glücklichsten und wohlklingendsten, einen genau abgemessenen und doch zugleich zwanglosen Ausdruck. Die Harmonie und der Wohlklang, welcher aus einem regelmäßigen Versbaue und den Silbenmaßen entsteht, hat von jeher einen großen Theil des Vergnügens ausgemacht, welches die Meisterstücke der Dichtkunst verursacht haben. Je mehr die Wahl der Wör ter und Ausdrücke durch diese Regelmäßigkeit beschränkt wird, desto grö. Fere Bewunderung erregt ein Dichter, der doch immer die eigenthüm lichen zu treffen gewußt hat. Ueberdies prägt Kürze, mit einer bestimmten Modulation verbunden, die Gedanken tiefer ins Gedächtniß. Und die Sinnlichkeit selbst nimmt, bei Dichterwerken, an demjenigen Vergnü gen Theil, welches eigentlich für Verstand und Herz bestimmt war.

Dieses Gefühl für poetischen Wohlklang ist nicht allen Nationen, und in keiner Nation allen Menschen, auch nicht allen Menschen von Geist und Fähigkeiten, in gleichem Grade eigen. Es kann bei gewissen Nationen, - wie es bei den Italienern wahrscheinlich der Fall ist, zu stark werden, und unter den gemischten Empfindungen, welche die Dichtkunst erregen soll, ein zu großes Uebergewicht bekommen. Alsdann macht die Musik eines Gedichts mehr Eindruck als sein Inhalt: und diese göttliche Kunst ist in Gefahr, in leeres Wortgepränge und in melodiereiche Albernheiten auszuarten. Wenn, auf der andern Seite, die Harmonie der Verse bei einem Volke nicht genug beachtet, von den Dichtern nicht mühsam genug bearbeitet, von den Lesern nicht lebhaft genug gefühlt wird: so bleibt seine Poesie immer eine verstümmelte Prose. Aber wenn, in dichterischen Werken, Verstand und Ohr zugleich befriedigt werden; wenn Reichthum an Gedanken, Wahrheit und Aehn. lichkeit der Schilderungen, mit dem vollkommensten und einem metrischen Ausdrucke verbunden ist: dann sind sie ohne Zweifel die ersten von allen Erzeugnissen des Geistes, und am meisten fähig einen allgemeinen und einen bleibenden Eindruck zu erwecken. So wie alle Kräfte des mensch.

lichen Geistes daran gearbeitet haben, so werden auch alle dadurch in eine angenehme Thätigkeit gefeßt.

Ein unbemerkter Vorzug der Poesie ist, daß sie, bei ganz bekannten Gegenständen und ausgemachten Säßen verweilen darf, welche die Prose, die ohne Neuheit in den Sachen nie gefallen kann, verwirft. Dadurch wird die Dichtkunst dem menschlichen Geschlechte wohlthätig, weil sie, auf die offenbaren und von allen zugestandenen Wahrheiten, die zugleich immer die nüglichsten sind, die Aufmerksamkeit von neuem hinzieht, und den durch Gewohnheit und Wiederholung unkräftig gewordnen Lehren uralter Weisheit, den Glanz wiedergiebt, durch den sie von neuem auf das menschliche Gemüth wirken.

Aber warum scheint der Geschmack an der Dichtkunst in unserm so sehr aufgeklärten und alle Geistes. Uebung so sehr schäßenden Zeitalter abzunehmen? Warum nimmt er im Alter ab? Eine genauere Erörte rung dieser Fragen würde mich über die Gränzen dieses Aufsaßes hinaus. führen. Diese einzige Bemerkung, weil sie kurz ist, will ich mir zu ma chen erlauben. Das menschliche Geschlecht und der einzelne Mensch scheinen beide, so wie sie in höhere Lebensperioden kommen, mehr die Erweiterung ihrer Begriffe und Erkenntnisse, als die Verschönerung derselben, zu verlangen. Man wird habsüchtiger, so wie man mehr hat. Und ein sehr bereicherter Geist läßt sich ungern, durch die schönste Dar. stellung der von ihm schon in Besiz genommenen Gebiete, in seinem Fortgange zu neuen Erwerbungen aufhalten. Indeß ist auch vielleicht jene vermeinte Erfahrung eine bloße Täuschung. Vielleicht erregen noch jezt sehr große Dichter eine Bewunderung, die der Verehrung der alten Zeit für sie wenig nachgiebt. Aber es giebt solcher Dichter nur sehr wenige und Horaz hat Recht, daß in dieser Art der Geisteswerke nur das ganz Vollkommene gefallen kann.

Welche Veränderung aber auch mit dem Eindrucke vorgegangen sein mag, die die Werke der Dichtkunst auf die Zuhörer und Leser ma chen: so scheint doch derjenige Einfluß unverändert geblieben zu sein, den ihre Hervorbringung auf die Glückseligkeit des Dichters selbst hat. Ob ich es gleich nicht aus eigner Erfahrung weiß: so glaube ich doch ganz deutlich einzusehn, daß die Poesie dem, welcher, von der Natur und sei nem Genie dazu berufen, sie mit Glück übt, unter allen geistigen Arbei. ten den angenehmsten Selbstgenuß gewährt. Bei dieser Spannung und Erhöhung aller unserer Seelenkräfte, worin die dichterische Begeisterung besteht, bei diesem lebhaften Anschauen der anziehendsten oder wichtigsten Gegenstände, worein sie den Dichter versezt, ist zugleich der Verstand aufs lebhafteste wirksam, um das Angeschaute zu ordnen und zu bezeich nen. Gewiß, wenn in dem Geiste des Menschen sich je eine schöpferische

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Kraft äußert und Wollust erregt, so muß es bei der Verfertigung einer
Aeneide, einer Henriade oder eines Oberon sein.

Daher finden wir auch, daß, wer dieses Vergnügen einmal gekostet, und von der Natur die Fähigkeit, es zu genießen, empfangen hat, durch unwiderstehliche Reize, bis in sein höchstes Alter, dazu hingezogen wird.

2. Das Studium der Geschichte, zu welchem ich übergehe, ge= währt dem Menschen, welcher eine vollkommnere Ausbildung seiner selbst sucht, und nach dem edlern Vergnügen der befriedigten Wißbegierde trachtet, einige der Vortheile, welche an eine hohe Geburt und die Bekleidung wichtiger Staatsämter verknüpft zu sein scheinen. Es gehört unter die reellsten Vorzüge der Großen, wenigstens unter ihre wichtigsten Ansprüche, daß sie mit den Angelegenheiten und den Begebenheiten der Staaten bekannt sind, und die geheimen Triebfedern und Ursachen der. selben, in den Charakteren und Leidenschaften der Machthabenden, zu entdecken Gelegenheit haben. Und eben diese Kenntnisse in Absicht der vergangenen Zeiten, verschafft die Geschichte ihren Liebhabern aus den besten Quellen und mit der möglich größten Genauigkeit.

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In der That: was verlangt der Ehrgeiz des Eroberers? Wonach strebt der Privatmann, welcher zu den ersten Würden des Staats emporzusteigen sucht? — Man sagt, daß sie auf dem Schauplaße der Welt eine Rolle zu spielen wünschen. Aber was heißt das? Ohne Zweifel so viel, als ihre eigene Talente vor der Welt sehen zu lassen. — Aber wenn mich nicht alles täuscht, so wünschen sie, durch die Theil. nahme an den Begebenheiten ihres Zeitalters, auch zugleich von denselben besser unterrichtet zu sein, und durch die Verbindung mit den großen oder leitenden Personen der Staaten, diese Personen selbst ge= nauer kennen zu lernen.

Der Mensch ist sich oft der Bewegungsgründe, wonach er handelt, nur unvollkommen bewußt. Das Erkennen der Dinge ist ein Ziel, nach welchem er, in vielen Fällen, mittelbar strebt, indeß seine Begierden nach einem ganz andern Ziele gerichtet zu sein scheinen. Wenigstens gehört dasselbe ganz gewiß mit unter die Zwecke und Antriebe des Ehrgeizes. Diejenigen Dinge und Personen, welche der große Haufen von weitem anstaunt, in der Nähe zu betrachten, und den Gang des großen Spiels, bei welchem die Schicksale der Nationen als Preise auf. gestellt sind, bis in die geheimen Kunstgriffe oder die verborgenen Fehler der Spielenden, zu verfolgen: das ist sicher ein Hauptzweck, um dessen willen so viele Menschen wünschen, dabei mit geschäftig, kurz, warum sie wünschen vornehm und groß zu sein.

Diese Vortheile nun, welche der Mensch sich selbst nicht verschaffen kann; und wozu Geburt und Schicksal nur wenige zulassen: diese bringt

die Geschichte, wenn sie gehörig studirt wird, dem denkenden Gelehrten gleichsam entgegen.

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Und noch dazu findet sich bei Staatsgeschäften, in die man selbst verwickelt ist, und bei den Begebenheiten, die man als Augenzeuge sieht, ein Umstand, der sie weniger wichtig, — oft zuleßt so langweilig machen kann, daß das Vergnügen der Erkenntniß, welches sie gewähren, von den damit verbundnen Beschwerden bei weitem überwogen wird: der, daß man höchst selten eine vollendete Reihe von Ursachen und Wir. kungen vor sich sieht, daß Knoten geschürzt, aber nicht aufgelöset werden. Dieser Umstand findet bei den von der Geschichte dargestellten Begebenheiten viel weniger statt. -Viele Dinge, die für die Zeitgenossen und die Mitwirkenden nicht wichtig waren, sind durch ihre Folgen für uns wichtig geworden. Viele, die, da sie geschahen, höchstens nur die Neugierde reizten, befriedigen nun, da wir sie in ihrer Verbindung mit spätern Ereignissen übersehn, unsre edelste Wißbegierde.

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Der Zusammenhang nämlich und die Verkettung der Weltbegeben. heiten ist es, welcher sie zu einem des vernünftigen Menschen so würdigen Schauspiele macht. Aber wie wenige Glieder dieser Kette sind es, welche ein Mensch auch in dem längsten Leben, das ihm zu Theil wer den, und auf dem höchsten Standpunkte, auf den er durch seine Lage in der bürgerlichen Gesellschaft gestellt werden kann, mit eignen Augen übersieht? Nach Ort und Zeit eingeschränkt, selbst durch das, was in seiner Nähe und in diesem Augenblicke sich ereignet, zu stark angezogen, um auf das Entfernte und Abwesende eine hinlängliche Achtsamkeit zu wenden, bleibt oft der, welcher das Schauspiel aufführen hilft, am unwissendsten, in Absicht des Plans und der Wirkung des ganzen Stücks. Wenigstens ist es gewiß, daß der, welchen das Glück so hoch erhoben hat, daß er von den Staatsbegebenheiten und Staatsverhandlungen ein naher Zuschauer sein kann, nur dann diesen seinen Standort zu jener edlen Geistesunterhaltung zu nußen im Stande ist, wenn er zuvor schon den Faden der Weltbegebenheiten, so wie ihn uns die Geschichte überliefert, in der Hand hält, und durch das Studium dieser Wissenschaft seine Erfahrungen an die Denkmäler der Vorwelt zu knüpfen gelernt hat.

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In Absicht eines Punkts stehen die Kenntnisse, welche die Geschichte dem Gelehrten mittheilt, hinter denen, welche die Erfahrung dem Geschäftsmanne giebt, am weitesten zurück, in Absicht der Anschau. lichkeit der Vorstellungen. - Der lebhafte Eindruck, den die Gegen wart und das was die Sinnen rührt, auf den Menschen macht, geht bei Erzählungen verloren. Und von der Stärke des ersten Eindrucks hängt sowohl die Festigkeit ab, mit welcher ein Gegenstand sich unserm

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