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Einflusses, den er auch abwesend auf die Seinigen äußerte; und noch auffallender, aber auch kleinlicher, ist die Art, wie er im Bürgerkriege fich und seine Handlungsweise allenthalben gegen die seiner Feinde geltend macht. Von den einzelnen Stellen, die jenes Selbstgefühl aussprechen, erwähnen wir nur die, wo er sagt, daß er im Vertrauen auf den Ruf seiner Thaten auch mit einer geringen Macht nach Aegypten zu gehen kein Bedenken getragen, und an jedem Orte sicher zu sein geglaubt habe (Civ. III, 106); und die Betrachtung, welche er nach der Beschreibung der Pharsalischen Schlacht über den Erfolg seiner Anordnungen und das Zutreffen seiner Berechnungen anstellt (Civ. III, 94). Aber weit höher noch hob ihn ein anderes Gefühl, welches auch in andern großen Männern alter und neuer Zeit herrschend gewesen ist, und besonders in ihm durch die vielen wunderbaren Erfahrungen von früher Jugend an entstehen und sich befestigen mußte, das Gefühl, von jenem Glücke, welches er als den Gott der Welt erkannte, besonders begünstigt zu sein. Er selbst beruft sich auf sein Glück in einer Rede an die Soldaten, als sie sich fürchteten, gegen den Ariovistus zu gehen, jedoch nur sofern es aus dem eben beendigten Helvetischen Kriege ihnen selbst sichtbar geworden sei (Gall. I, 40); wie er denn überhaupt diesen Punkt mit einer gewissen religiösen Scheu berührt, und mit Bewunderung die feltsamen Werke des Zufalls oder der unsterblichen Götter betrachtet; denn diese beiden sind ihm eins: dieselben Erfolge, die er an dem einen Orte dem Glücke zuschreibt, nennt er an andern, wie in Reden an die Sol. daten (Gall. V, 52, 6), oder mit Ausländern (Gall. I, 14, 5), das Werk der Götter. Jm Bürgerkriege verliert sich jene Scheu mehr und mehr. In einer hochfahrenden Rede läßt er den Kurio auch sein Glüc preisen (Civ. II, 32, 5); mit Ausführlichkeit gedenkt er des unglaublichen Glückes, welches sein Heer beim Ueberschiffen aus Italien nach Griechen. land gehabt habe, wo durch eine plößliche Wendung des Windes die Lage beider Partheien auf einmal umgekehrt worden sei (Civ. III, 26, 27); und zweimal erwähnt er, wie er ohne persönliche Dazwischenkunft, aus der Ferne, den Schaß der Ephesischen Diana gerettet habe (Civ. III, 33, 105). Die leste Stelle ist vorzüglich durch ihre Verbindung mit dem Folgenden merkwürdig, und begründet die Vermuthung über Cäsar's Ansicht von seinem Verhältnisse zu den Göttern oder zum Glücke. Un mittelbar nach der kurzen Nachricht von der Ermordung des Pompejus in Aegypten, und von dem ähnlichen Ende eines andern seiner Gegner, des Lentulus, fährt er also fort: „Als Cäsar nach Asien gekommen ,,war, erfuhr er, T. Ampius habe die Gelder zu Ephesus aus dem ,,Tempel der Diana wegnehmen wollen, und. deswegen alle Senatoren ,,aus der Provinz zusammenberufen, um sie zu Zeugen über die Summe

,,zu nehmen; aber durch Cäsar's Ankunft unterbrochen, sei er geflohen. ,,Sv rettete Cäsar zu zweien Malen das Ephesische Geld. Ingleichen ,,wußte man, daß zu Elis im Tempel der Minerva an dem Tage, wo „Cäsar das Treffen gewonnen, die vor der Minerva stehende Sieges. „göttin, die vorher mit dem Gesicht nach der Minerva gerichtet gewesen, ,,sich nach der Thür und Schwelle des Tempels umgekehrt habe“ (Civ. III, 105). Und so berichtet er noch vier Wunderzeichen, die an demselben Tage an verschiedenen Orten sich ereignet hätten. Wenn diese Zusammenstellung einen Sinn haben soll, so kann es kein anderer sein, als der: Cäsar rettete auf eine wunderbare Art das Heiligthum der Göttin, und die Götter nahmen wunderbaren Antheil an seinem Siege. So hat er sich also als den vom Schicksal Begünstigten, zur Herrschaft über die der Freiheit unwürdige Welt Berufenen angesehn, und seine Schriften bestätigen, was seine Thaten und Reden bezeugen: er war ein geborner König, und wußte, daß er es war.

K. E. Chr. Schneider.

Daß Vorzüge des Geistes ohne sittliche Gesinnungen keinen Werth haben.

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Man nennt unser Zeitalter das aufgeklärte, und spricht viel von großen Fortschritten, welche alle Abtheilungen der Gesellschaft in der Bildung des Geistes, in der Berichtigung und Erweiterung ihrer Einsichten sollen gemacht haben; und wie mißlich es auch, näher betrachtet, um diese Fortschritte stehen mag, so viel kann wenigstens nicht geläugnet werden, daß das allgemeine Bestreben nach dieser Seite hin gerichtet ist. Wissenschaften und Künste werden auf allerlei Geschäfte des Lebens fleißiger und scharfsinniger angewendet, als sonst; alle Gewerbe entfernen sich mehr und mehr von der Sklaverei alter Gewohnheiten, man forscht darin nach Gründen, und findet auf diese Weise Verbesserungen; Beob. achtung der Natur und des Menschen sucht den Aberglauben in allen seinen Schlupfwinkeln auf; Untersuchungen und Mittheilungen über den Zusammenhang großer Ereignisse und über die allgemeinen Angelegenheiten der Menschen finden immer mehr aufmerksame Ohren; und mildere Sitten, welche sich unter allen Ständen verbreiten und sie einander näher bringen, machen zugleich das Gemüth urbar, um den Saamen jeder Erkenntniß aufzunehmen, und auch solchen Wahrheiten Gedeihen

zu sichern, die ursprünglich in andern Gegenden der geselligen Welt einheimisch sind. Dies Alles ist kein geringer Ruhm; aber leider ist mit diesen Fortschritten sehr allgemein der große Nachtheil verbunden, daß der Verstand und die Bildung desselben auch unabhängig von der Ge sinnung geschäßt und viel zu hoch geschäßt wird. Sich in seinen Berufsgeschäften durch Geschicklichkeit und verständige Benußung alles Fremden und Neuen auszeichnen; auch jenseit derselben über alle gemeinen mensch. lichen Dinge eine eigne und begründete Meinung haben; im Kreise der Gesellschaft durch Munterkeit und Gewandtheit des Geistes gefallen, durch ein schneidendes Urtheil sich Ansehn erwerben, durch funkelnden Wiz blenden: das ist in jeßiger Zeit das Bild der Vollkommenheit, das ist das einzige Mittel, um geliebt, geschäßt und bewundert zu werden. Seid daneben rechtschaffen und treu, man wird dessen nur im Vorbei. gehen erwähnen; besißt diese Tugenden ohne jene Vollkommenheiten des Verstandes, so bleibt ihr ganz unbemerkt im Hintergrunde stehen. Die einfältige Redlichkeit, wie aufrichtig und thätig sie auch sei, gilt nichts; Verstand und Talente, das ist die allgemeine Losung. Ich bin weit entfernt auf das, was man so gemeinhin ein gutes Herz nennt, großen Werth zu legen. Die Bereitwilligkeit, mit Andern und für sie zu empfinden, sich zum Werkzeuge von ihnen gebrauchen zu lassen, und sich an Alles, was in ihnen gut und groß zu sein scheint, bewunderungsvoll anzuschließen, ist etwas sehr zweideutiges, und oft nichts Anderes, als Leerheit des eigenen Sinnes, Unfähigkeit selbst etwas zu wollen, Gefühl des Bedürfnisses, sich von Andern leiten und stoßen zu lassen. Aber ohne einen wahrhaft guten Willen, ohne eine ächt sittliche Gesinnung, ohne die feste und immer thätige Richtung aller Kräfte auf das selbst. erkannte Gute, ohne treuen Gehorsam gegen die göttlichen Geseße, sind alle jene Vorzüge des Geistes und wenn ihr sie bis zum höchsten Gipfel der Vollendung ausgearbeitet hättet — nichts, gar nichts. Da gegen diese gute Gesinnung -die freilich unausbleiblich allemal mit dem Bestreben verbunden ist, alle Anlagen, welche wir von Gott empfan. gen haben, aufs Beste zu benußen -wenn sie auch durch ungünstige Umstände gehindert wird, sich in die höheren Kreise der Bildung hin. aufzuschwingen, und sich mit mancherlei Vorzügen auszuschmücken, den noch überall denselben, alles Andere verdunkelnden, Werth behält. Das ist meine Ueberzeugung, welche ich gern durch den folgenden Vortrag in euch Allen hervorbringen oder erneuern und befestigen möchte.

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(Strebet aber nach den besten Gaben, und ich will euch noch einen köstlicheren Weg zeigen. Wenn ich mit Menschen und mit Engelzungen

redete, und hätte der Liebe nicht: so wäre ich ein tönend Erz oder eine flingelnde Schelle.)

In der Gemeine, an welche dieser Brief gerichtet ist, war über einen an sich löblichen Gegenstand ein Wetteifer entstanden, der der brüderlichen Eintracht nachtheilig war. Jeder suchte durch die Gaben, welche ihm die göttliche Gnade verliehen hatte, zur Erbauung der Ge meine oder zu ihrer Verherrlichung unter den Ungläubigen etwas bei zutragen. Dieser Eifer für das allgemeine Wohl war aber nicht unver fälscht. Jeder wollte sein Talent für das vorzüglichste gehalten wissen ; man verglich und forschte, welches unter allen wohl den meisten Glanz auf den Besizer zurückwerfe, und so mischte sich auf allen Seiten Stolz, Eigendünkel und Eifersucht ein. Der Apostel ertheilt deshalb seinen Lesern zuerst die Lehre, daß ein Talent, welches nicht zum Wohl der Gemeine beiträgt, auch nichts Ehrenvolles sein kann, und geht dann in den Worten unseres Tertes zu der allgemeineren Weisung über, daß sie sich überhaupt nicht auf den richtigen Gesichtspunkt gestellt hätten, um ihren Werth zu beurtheilen. Er sagt, wenn sie sich auch Alle der herrlichsten Gaben befleißigten, so gäbe es doch noch etwas köstlicheres, nämlich die wahrhaft tugendsame sittliche Gesinnung, der er hernach unter dem Namen der Liebe die bekannte so beredte und begeisterte Lobrede hält. Diesen Ausspruch laßt uns jegt besonders auf dasjenige an wenden, was in unsern Tagen so auszeichnend geschäßt wird; laßt uns bedenken,

daß alle Vorzüge des Geistes, getrennt von einer fitt lichen und würdigen Gesinnung, gar keinen Werth haben.

Ich werde dies deutlich zu machen suchen, indem ich zeige: erstlich, daß aus ihnen für sich kein gegründeter Anspruch auf unsere Achtung entsteht; zweitens, daß sie sich mit Recht unsere Zuneigung nicht erwerben können; und drittens, daß sie so allein nicht einmal einen entschiedenen Werth für die Gesellschaft haben.

1. Wenn ich behaupte, daß alle Vorzüge des Geistes für sich allein einem Menschen unsere Achtung nicht verdienen: so berufe ich mich dabei auf euer eigenes Gefühl. Und wenn ihr auch die leidenschaftlichsten Bewunderer dieser Vorzüge wäret; versteht nur eure Empfindungen recht, so werdet ihr mir gewiß Beifall geben. Dieses Gefühl der Achtung, der Hochschäßung ist etwas ganz eigen thümliches; es ist lediglich an unser Urtheil über den sittlichen Werth eines Menschen angeknüpft, und sobald die Rede davon ist, muß Alles, was hierzu nicht gerechnet werden kann, bei Seite gesezt werden. Schmückt einen Menschen mit Allem aus, was ihm von außen her

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gegeben werden kann, er wird damit vielleicht alle andere Empfindungen in Anspruch nehmen, nur diese nicht. Er habe die lieblichste Gestalt, sie wird euer Wohlgefallen erregen; er sei mit den schärfsten Sinnen begabt, und genieße der unerschütterlichsten Gesundheit, ihr werdet ihn mit Freuden als ein Beispiel von der natürlichen Vollkommenheit des Menschen aufstellen; er besige ein großes Uebermaaß an den Gütern dieser Welt, ihr werdet ihn vielleicht glücklich preisen; er sei mit einer gebietenden Macht in der Gesellschaft ausgerüstet und von großem Einfluß auf ihr Gedeihen, so werdet ihr aufmerksam sein auf Alles, was er unternimmt und was mit ihm vorgeht: aber wenn man euch zumuthet, ihn hochzuachten, werdet ihr euch ohne Zweifel nach ganz andern Din gen umsehen. Ja selbst dasjenige, was zu seinem Innern gehört, aber was ihr schon an ihm findet, ehe er ein Gegenstand eurer Beurtheilung sein kann, betrachtet ihr nur als einen solchen Besit. Weiset man euch auf seine natürlichen Anlagen, auf eine Stimmung seines Gemüths, auf cine Richtung seiner Neigungen, die er schon in den frühesten Jahren seines Lebens bekommen hat: ihr werdet sie mit in Anschlag bringen, wenn von der Achtung die Rede ist, welche er verdient; aber nur um zu sehen, wie er sich ihrer bedient und sie gehandhabt hat. Handlungen also wollet ihr, um ihn achten zu können, und zwar Handlungen, die in dem Willen des Menschen ihren Ursprung haben, und von diesem Zeug. niß geben; denn was er etwa auf andere Art bewirkt, sest ihr gänzlich bei Seite. Er kann gelegentlich und ohne Absicht die wohlthätigsten Entdeckungen gemacht, er kann durch ein Bestreben, das auf etwas ganz Anderes gerichtet war, die Bosheit zurückgehalten, die Unschuld gerettet und großes Unglück verhütet haben; das kann ihn auf mancherlei Art in euer Gedächtniß zurückrufen, es kann seinen Namen merkwürdig machen in der Geschichte wichtiger Begebenheiten: aber eure Achtung für ihn wird dadurch nicht den geringsten Zuwachs erhalten. - Laßt uns nun sehen, wie es denn mit den Vorzügen des Geistes beschaffen ist, in Absicht auf dieses nothwendige Erforderniß? Freilich sind sie ein Best, der ganz ohne eigne Thätigkeit Niemanden zu Theil werden kann. Die herrlichsten Naturanlagen, wenn gar nicht auf ihnen weiter fort gearbeitet wird, werden vielleicht durch einzelne Gedanken und Aeuße rungen ihr Dasein verrathen: aber zusammenhängende Einsichten und sichere Fertigkeiten können ohne Fleiß niemals erlangt werden. Nehmt den genauesten Unterricht und die herrlichsten Gelegenheiten; werden sie nicht von eigner Luft unterstüßt, ist kein wahrer Trieb vorhanden, sie zu benußen; so mögen sie höchstens nur das Gedächtniß bereichern mit einem Vorrath, der bei jedem Andern besser aufbewahrt wäre. Aber aller Fleiß würde doch auch nichts helfen ohne Unterricht, und alle Lust nichts

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