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Momente. Sie selbst aber zusammengenommen erscheinen streng gegen die Lombardische Schule, Ariosto, Tasso, Guarini, und diese, von welchen Guarini schon dem angenehmen Styl sich zuneigt, sind wieder ideal gegen die Marinische Schule, in welcher das Streben nach äußerem Effekt und sinnlichem Reiz das bewegende Element ausmachte. - Es sind daher in den Perioden des Styls die verschiedenen Epochen zu sondern, als in welchen jene Nüancen in der Differenz der Manier und in dem Hervortreten neuer Gattungen sich darlegen. Die individuelle Ausbildung des herrschenden Styls durch die Eigenthümlichkeit der Dich. ter ist die Manier, die in ihrer ersten Erscheinung gesund und ansprechend ist und ein nothwendiges Entwickelungsmoment des Styls bildet. Erst hinterher entsteht durch die Schwäche der Nachahmer das verwerflich Manierirte, wie bei den Petrarchisten u. f. f. Die ge ringeren Unterschiede poetischer Produktionen sind nicht so wohl in einer tiefen Eigenheit begründet, als daß sie einen Unterschied der Größe bezeichnen, wie z. B. wenn von zwei schlechten Dichtern der eine noch schlechter als der andere ist. Solche Differenzen sind weder als Manier noch als Gattung Epoche machend, sondern lassen sich nur als Bil. dungsstufen einer Manier oder Gattung auffassen. So sind z. B. Hippel, Jean Paul und Benzel Sternau in der Manier, die Gattung des Familienromans zu behandeln, eng verwandt, aber der Erste ist breiter in der Reflexion, der Zweite verschwenderischer im Wiz und im Phantastischen, der Dritte reicher an Begebenheiten.

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In der Natur, Volks und Kunstpoesie erzeugt sich in der mate. riellen Anlage sowohl als in der formellen Ausführung beständig etwas Festes und sich gleich Bleibendes, das durch die verschiedenen Erzeug nisse einer Gattung charakteristisch hindurchläuft. Dies immer Gleiche theils der Komposition im Allgemeinen, theils der einzelnen Wendungen und dichterischen Ausschmückungen ist das Typische, das äußere Syste matische der Poesie. In sofern dieser Mechanismus zuerst unbewußt entsteht, ist er nothwendig und vortrefflich; hat er sich aber überlebt, so wird er widerwärtig, denn nun wird, was früher eine unmittelbare Lebendigkeit hatte, zu einer lahmen Bewegung, wie z. B. in den spätes ren Minneliedern der Deutschen am Ende des dreizehnten Jahrhunderts die rosenlichten Lippen, klaren Augen, weißen Kehlen u. f. f. In der Volkspoesie erhält sich das Typische frischer, wie z. B. die Masken des Italienischen Volkstheaters solche unsterbliche Figuren find. In der Kunstpoesie dagegen wird es bald unerträglich; die unabhaltbare Langeweile äußert sich in diesem Fall gewöhnlich dadurch, daß man dasjenige, was als vortrefflich galt, durch Parodie lächerlich zu machen sucht. So hatten Iffland und Kozebue in ihren Schau. und Trauerspielen

endlich einen Kreislauf derselben Anlagen und Wendungen firirt; schon am Anfang wußte man das Ende. Mahlmann perfiflirte nun in seinem Herodes vor Bethlehem nicht blos Kozebue's Hussiten vor Naumburg, sondern den ganzen Mechanismus seiner weinerlichen Rührspiele.

Karl Rosenkranz.

Charakteristik der homerischen Menschen.

Von welcher Art sind die Menschen in der homerischen Welt? Welches sind im Allgemeinen ihre charakteristischen Eigenschaften? Wie sind sie nach Geschlecht, Nationalität, Ständen unterschieden? Welches sind die Charaktere der einzelnen in dem Gedichte (Ilias) besonders her. vortretenden Personen? Dieses sind die Fragen, welche wir jezt zu beantworten haben.

Die erste allgemeine charakteristische Eigenschaft der homerischen Menschen, namentlich in Vergleich mit unsern eigenen Zeiten und Zu ständen im Leben und in der Kunst, liegt in ihrer unverstellten und freien Natürlichkeit. Alle Regungen des Gefühles treten ungehemmt durch die Fesseln einer durch das Leben oder den Kunstgeschmack gebo. tenen strengen oder leeren Konvenienz. Dahin gehört also z. B., daß die stärksten Helden sich nicht scheuen, im Schmerz oder im Unwillen reichliche Thränen zu vergießen. Nach dem unglücklichen Ausgang des zweiten Schlachttages stand der König Agamemnon da voll Thränen in den Augen, der dunkeln Quelle vergleichbar, welche aus den Felsen hervorströmt; Patroklos weint heiße Thränen, als er die Bedrängniß der Griechen sieht; dem gewaltigen Diomedes stürzen Thränen vor Ün. muth über das Antlig, als er fürchtete, bei dem Wagenrennen nicht schnell genug zum Ziele zu kommen. Von demselben Gesichtspunkte hat man die heftigen und schmähenden Ausfälle des göttlichen Achilleus gegen den ruhmvollen Atriden aufzufassen, so wie den herben Spott und Hohn über besiegte Feinde (XIII, 378. XVI, 745.). Jene Naive tät in solchen Beziehungen, welche in spätern Perioden der Kultur, die, wenn auch nicht reinere, aber äußerlich anständigere Sitte zu verbergen oder zu verschleiern pflegt, findet gleichfalls hierin ihre Rechtfertigung. Diese charakteristische Natürlichkeit steht in Uebereinstimmung mit den einfachen Sitten und Lebensverhältnissen jener Zeit, vermöge welcher wir die Königssöhne die Heerden weiden, wo wir die Frauen und Töch. ter der Könige mit den einfachsten häuslichen Arbeiten beschäftigt sehen, und wo ein kühner Held, der gewaltige Ajar, für den wohlbestandenen

Zweikampf mit Hektor von Agamemnon bei dem, Mahle durch Zuthei lung eines guten Rückenstückes geehrt wird. Mit dieser Natürlichkeit des Empfindens und Denkens, welche einen der vorzüglichsten Reize der homerischen Welt ausmacht, ist eine große Lebhaftigkeit und Energie der Aeußerungen der innern Seelenzustände verbunden, wie sie überhaupt südlichen Nationen eigen ist. Wenn Hektor mit kriegerischer Wuth in der Schlacht kämpft, so steht ihm Schaum auf den Lippen und die Augen funkeln ihm unter den düstern Brauen; Achilleus, bei der Nach. richt von Patroklos Tod, bestreut sich das Haupt mit Staub, er liegt auf dem Boden und zerrauft sich das Haar, seine Begleiter halten dar auf seine Hände fest, aus Furcht, er möchte sich das Leben nehmen; bei dem Anblick der neuen, von Hephästos gefertigten Waffen faßt den Helden heftige Bewegung, die Augen strahlen ihm unter den Wimpern, wie eine schreckliche Feuersflamme; und als er sich damit bewaffnete, da knirschen seine Zähne, und seine Augen funkeln, wie die Lohe der Glut von kriegerischem Muth und vor Zorn gegen die Troer; bei der Bestattung des Patroklos wäre der ganze Tag in Wehklagen hinge schwunden, so war das Volk von wehmüthiger Sehnsucht des Grames bewegt, wenn nicht Agamemnon Einhalt gethan hätte; nach Hektors Tod findet Iris den greisen Bater Priamos in seinem Schmerz mit den Söhnen im Vorhof auf der Erde sißen und die Gewande feucht sich weinend, Priamos selbst überdieß im Staube sich wälzend und sein Haupt mit Staub sich bestreuend; Hektors Mutter, Hekuba, ruft aus in ihrem Schmerz, sie möchte des Achilleus Herz mit ihren Zähnen zerfleischen. Dieselbe südliche Lebhaftigkeit, welche den Leiden. schaften und Affekten so starke Aeußerungen giebt, ist aber auch der Grund von jenem raschen und leichten Spiele der Gedanken und Gefühle, welches durch seinen Wechsel zugleich das Ungeheure und Maßlose nicht Plaß greifen läßt; sie ist zugleich der Grund der natürlichen und großen Beredsamkeit, welche wir an den homerischen Helden wahr. nehmen. Die homerischen Helden sprechen viel und trefflich, und zwar in allen Gelegenheiten, mögen sie ihre Affekte aussprechen, oder erzäh. len, oder berathen; sie wechseln fast jedesmal geflügelte Worte, ehe sie die Speere im Zweikampfe wechseln; sie halten, wenn es die Umstände erfordern, lange wohlgefeßte Reden. Der größere Theil des großen Ge dichtes besteht in Reden und Gegenreden, und diese belebten Dialoge tragen vorzugsweise dazu bei, ihm diesen seinen lebhaften, dramatischen Charakter zu geben. Es mag wohl sein, daß manche dieser Reden, besonders wo sie erzählend werden und in das historische Element ein. gehen, durch spätere Zusäße verlängert worden sind. Diese Art der Interpolation war für die Sänger, welche diese Gedichte vortrugen, die

leichteste, und war zugleich durch die Rücksicht auf Ort und Umgebung, welche diese Sänger natürlicher Weise zu nehmen pflegten, am häufig. sten veranlaßt. Allein wir würden sehr Unrecht thun, wenn wir in dem griechischen Epos, so wie in der griechischen Tragödie, denn hier gilt dasselbe, - solche längere Reden nach unserer Weise oder nach unserm Geschmack beurtheilen wollten. Denn außer dieser natürlichen, großen Gabe der Rede und in Folge derselben, hatte sich das öffentliche Leben bei den Griechen schon in diesem heroischen Zeitalter so gestaltet, daß die Kraft des Wortes neben der Kraft der bewaffneten Arme galt, und beides von einem vollkommenen Helden verlangt wurde. Die Volks. versammlung, in welcher die Kraft der Rede entschied, heißt eben so ,,männerehrend", wie die Schlacht, wo die Stärke entscheidet. Es war also auch schon lange vorher, ehe man daran dachte, eine kunstmäßige Rhetorik zu wollen, doch die Aufmerksamkeit und das Interesse auf das Talent der Rede gerichtet. Das Ideal der Erziehung der Könige und Edeln in der heroischen Zeit war, wie der alte Phönir den jungen Achilleus lehrte (IX, 443):

Wohlberedt in Worten zu sein und rüstig in Thaten.

Es wird daher oft auch bei kürzern Charakterschilderungen beson ders hervorgehoben, wenn ein Held durch die Gabe der Rede sich auszeichnet. So wird Thoas, ein Edler aus dem Volk der Aetoler, ge priesen als kundig im Gebrauch des Wurfspießes und auch im stehenden Kampfe (XV, 283);

den Redenden aber besiegten

Wenige, wann um ihr Wort Achaia's Jünglinge stritten.

Polydamas, Hektors Freund, wird mit diesem edelsten und tapfer. sten der troischen Helden zusammengestellt, er selbst durch Worte be rühmt, wie Hektor durch Kunde des Speeres (XVIII, 252). Man hatte sogar schon Sinn für die verschiedenen Arten der Beredsamkeit und für feinere, charakteristische Unterschiede, wie man aus der bemer kenswerthen Stelle sieht, an welcher Antenor die verschiedene Art der Rede und des Vortrages beschreibt, welche er an Menelaos und Odysseus wahrnahm (III, 212).

Bei dieser Natürlichkeit und Lebhaftigkeit, welche wir als charak teristische Eigenschaften der homerischen Menschen bis jest bezeichnet haben, sind die Hauptmotive ihres Handelns: Krieg, Tapferkeit, friege. rische Ruhmbegierde. Jene Eigenschaften im Verein mit diesen Motiven des Handelns würden zur Wildheit führen, wenn nicht andere Motive mildernd und veredelnd dazu träten. Darunter ist zuerst zu nennen die Religion. Die homerischen Helden sind sich bei jeder wichtigen

Gelegenheit des Lebens des göttlichen Wesens bewußt. Sie leiten alles Gute von den Göttern ab; fie beten zu ihnen in der Noth; sie danken ihnen; nehmen wahr oder ahnen ihre schüßende Nähe. Die ersten unter den Helden, wie Achilleus und Hektor, wissen und fühlen am meisten, daß das Leben der Menschen, daß ihr Leben unter den Bestimmungen der unerforschlichen Rathschlüsse der Götter und des Schicksals steht, und unterwerfen sich denselben mit muthiger Ergebung und ungebeugter Festigkeit.

Auf diesen religiösen Vorstellungen beruhte außer andern Sitten und Gebräuchen, welche das Leben sicherten und milderten, das Recht und die Pflicht der Gastfreundschaft, welche so nahe und bis auf die Nachkommen dauernde gegenseitige Verbindungen bewirkte, wie wir an dem Beispiele der beiden Helden Diomedes und Glaukos sehen. Damit hing die Sitte und Pflicht zusammen, vermöge welcher man jeden fremden Unglücklichen und Flüchtling, welcher um Schuß flehte, am häuslichen Heerde aufnehmen und schüßen mußte. Denn (Odyssee IX, 270)

den Bittenden ist und Fremdlingen Zeus ein Rächer,

Der gastfreundlich den Gang ehrwürdiger Fremdlinge leitet.

Von den übrigen Gefühlen des menschlichen Herzens, welche die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens und die wirksamsten Motive des Handelns bilden, tritt in der Iliade die Freundschaft besonders hervor, und zwar viel mehr, als die Liebe. Da dieser Gegenstand tief in die Eigenthümlichkeit des antiken, so wie des romantischen und modernen Lebens und seiner Darstellung in Poesie und Kunst eingreift, so wird es der Mühe lohnen, etwas aufmerksamer hiebei zu verweilen. Der Held, um welchen sich das ganze Gedicht wie um seine Achse dreht, Achilleus, wird vorzugsweise durch das Gefühl der Freundschaft bestimmt; die heroische Freundschaft zu Patroklos ist es, welche den Fortschritt der Handlung des Gedichtes bedingt. Achilleus hatte die von Agamemnon zur Versöhnung angebotene Tochter des Briseus, mit vielen andern Geschenken, er hatte die Wahl einer aus den Töchtern des Agamemnon ausgeschlagen; er blieb in seinem unthätigen Grolle bei seinen Schiffen: nur die Macht der Freundschaft war noch stärker, als sein Stolz und seine Liebe. Er gab dem Freunde auf seine Bitten seine eigenen Waffen; er hätte sie wohl keinem Andern gegeben. Patroklos fällt, und jezt erst versöhnt sich Achilleus wieder; jezt beginnt das Schicksal seine Beschlüsse in Erfüllung zu bringen: Hektor, der Hort Troja's, fällt. Wie kräftig und innig zeigt sich aber in allen Zügen die Seelenfreundschaft zu Pa. troklos und der Schmerz um seinen Tod! Diese rührenden, ja zarten

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