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nissen, womit der Dichter den Gedanken der Ungewißheit, Unentschieden. heit bei dem Kampfe Mehrerer oder Einzelner anschaulich macht; dieses Entgegenstreben ohngefähr gleicher Kräfte wird verglichen mit dem Streite zweier Landleute um die Grenze eines Ackers (XII, 420); mit dem Abwägen von gesponnener Wolle, welche die arme Spinnerin zurück bringt, um den Lohn dafür zu empfangen (XII, 434); mit gegen ein. ander gestüßten Dachsparren (XXIII, 712); mit gegen einander wehenden Winden (XIV, 15). Manche homerische Gleichnisse endlich zeichnen sich durch eine gewisse Zartheit und Innigkeit des Gefühls aus, welche in dem kriegerischen Schlachtlärm, der durch ganze Gedichte hinzieht, um so freundlicher ansprechen; Minerva wehrt von Menelaos die feindlichen Geschosse ab, wie die Mutter die Fliegen von ihrem schlafenden Kinde (IV, 130); der jüngere Ajar zieht sich, so oft er seinen Bogen abgeschossen hat, immer wieder hinter den großen Schild des Telamonier Ajar zurück, wie ein Kind an die Mutter sich anschmiegt (VIII, 271); der tödtlich verwundete Gorythion läßt das Haupt sinken, wie an einem Mohnstengel die Blume sich senkt, beschwert durch ihren vollen Wuchs und durch Regenschauer des Frühlings (VIII, 306); Achilleus hat mit eigener Aufopferung für die Griechen sich abgemüht, wie die Mutter den jungen Vögeln im Nest einen gefundenen Bissen juträgt und sich selbst ihn entzieht (IX, 323); als der junge Antilochos dem Helden Menelaos den ihm früher streitig gemachten Kampfpreis beim Wagenrennen, ein schönes Pferd, freiwillig zurückgiebt, da erfrischte Freude das Herz des Menelaos, wie der Thau die junge Saat erfrischt (XXIII, 595).

Dies ist eine, wenn auch eingeschränkte Probe aus der reichen Fülle von Vergleichungen, welche einen Hauptschmuck der homerischen Gedichte ausmachen, worin es freilich unserm Nibelungenliede voransteht. Dieser Vorzug besteht vornehmlich in dieser reichern Fülle und Ausführung: denn wir haben oben an, wenn auch sparsamen, Beispielen gesehen, daß es dem deutschen Dichter auch hierin an sich nicht an poetischem Ver. mögen fehlt; nur fehlt die vollere und kräftige Entfaltung desselben. So wird sich überhaupt, wenn man die Rechnung der Vergleichung abschlie ßen soll, das Resultat des poetischen Werthes und Charakters der beiden großen nationalen Gedichte ergeben: bei gleichen oder ähnlichen Vorzügen in Beziehung auf volksthümlichen Ursprung, auf Wahrheit, Frische und Kraft, zeigt sich das griechische Gedicht durch sein reich entfaltetes Wachs. thum, seine feinere Structur, seine glänzenden Farben als das Gewächs aus einem glücklichern Himmelsstrich und aus einem fruchtbareren Boden, wenn auch das deutsche Gedicht wie das deutsche Gemüth, obgleich äußerlich formloser und nicht recht zur Erscheinung gelangend, wieder andere ihm eigenthümliche innere Vorzüge hat.

Dieses Resultat ergiebt sich aus der Vergleichung des Ganzen, aber besonders auch aus der Vergleichung solcher einzelnen Theile, welche bei gleichem oder ähnlichem Stoffe um so mehr die Verschiedenheit der Be handlung und der Form zeigen. Wir wählen für eine solche Verglei chung eine Schlachtscene, aus vielen, etwa Iliade IV, Gesang V. 446472 mit dem Nibelungenliede Avent. 37, B. 8940-8967; ferner als Beispiel der verschiedenen Art der Behandlung bei Beschreibungen die Beschreibung der Rüstung des Achilleus, welche Patroklos anlegt (Il. XVI, 135), mit dem Anzuge Siegfrieds bei jener Jagd, wo er den Tod fand (Nibel. Av. 16, V. 3817); endlich und vorzugsweise die in beiden Gedichten sich entsprechenden Scenen, den Abschied Hektors von Andro. mache und Siegfrieds von Chriemhilden; ferner wie Andromache und Chriemhilde den Leichnam Hektors und Siegfrieds zuerst sehen; endlich die Erzählung der Bestattung der beiden Helden *).

Karl Zell.

Das Leben und Ende des Trägen.

Wenn es einem Menschen an dem lebendigen und kräftigen Willen fehlt, der auf das gute allein gerichtet ist, der jedes innere Vermögen in Bewegung seßt, jedes äußere Verhältniß nußt, jeden Augenblick des Lebens auskauft, um auf eine dem Willen Gottes und den gerechten Forderungen der Gesellschaft angemessene Art thätig zu sein: so ist er entweder ein Spiel sinnlicher Begierden, deren Ausartung in heftige Leidenschaften er nicht immer verhüten kann, oder sein Trieb zu wirken wird durch keinen Gegenstand in die gehörige Bewegung gesezt und er verbringt sein Leben in unwürdiger Trägheit. Das böse, wenigstens diejenigen Arten desselben, die am allgemeinsten dafür erkannt werden. und am wenigsten verborgen bleiben können, ist freilich größtentheils das Werk unordentlicher Begierden. Um diese zu befriedigen wird ein Lebensweg eingeschlagen, der den Vorschriften des Rechts, der Liebe und der Weisheit gerade zuwiderläuft; und wenn dann die Ordnung der Natur die übertretenen Gefeße der Vernunft rächt, oder wenn der wol lüftige, stürmische, herrschfüchtige Sinn gar in solche Thaten ausbricht, denen die Strafen der Gesellschaft folgen: so wird ein Beispiel aufge

*) Vergl. Jliad. VI, 390—500 mit Nibel. Avent. XVI, 3685-3716. Iliad. XXII, 460-515 mit Nibel. Av. XVII, 4025-4068. Iliad.

XXIV, 718—745 und 786 mit Nibel. Av. XVII, 4156 bis Ende der Avent.

stellt, welches lehrreich genug ist für alle, die sich ähnlichen Versuchungen ausgesezt fühlen. Sie sind so wenig selten diese abschreckenden Beispiele, daß auch, wer nur einen engen Kreis mit seinen Blicken umfaßt, durch solche Beobachtungen hinreichend gewarnt sein kann vor allen Leiden. schaften der Jugend und des reiferen Alters. Aber der entgegengesette Fehler, nämlich die Trägheit der menschlichen Natur, wird um desto leichter übersehen und von vielen gering geachtet: ein Fehler, der zwar im einzelnen nichts eben so schreckliches zeigt als jener, der aber das Gemüth so herabwürdigt, daß er unsern lebhaftesten Abscheu verdient, und dessen Folgen im ganzen so wichtig sind, daß ich sagen darf, er habe an allem Elend und Verderben, das in der Welt angetroffen wird, einen weit größeren Antheil als alle heftige Leidenschaften zusammenge. nommen. Vielleicht werden viele unter euch dieses für eine Uebertreibung halten. Wie, werdet ihr sagen, zerstört denn der Träge die Ordnungen der Gesellschaft? verführt er junge Gemüther? begeht er Schandthaten? finden wir nicht oft ein sehr gutes Herz bei einem ziemlichen Mangel an Kraft und Thätigkeit? Was das gute Herz betrifft, meine Freunde, so ist es nicht immer leicht zu wissen was damit gemeint wird; versteht ihr aber darunter Lust und Willen zum guten, so ist es mit keiner Trägheit vereinbar. Warlich, wer guten Willen hat, dem thut nicht Noth am Markte zu stehen und zu warten bis ihn jemand dinge zu fremder Arbeit! es giebt in jedem Augenblick etwas gutes und des Menschen würdiges zu thun, und wer es nicht thut, der will entweder etwas anderes, oder er will nichts. Wenn es denn daran, was den Menschen allein achtungswerth macht, dem trägen eben sowohl fehlt als dem leidenschaftlichen: soll ich nicht denjenigen, der nur dann und wann durch verkehrte Handlungen die Gestalt eines vernünftigen Wesens schändet, mit geringerem Widerwillen betrachten, als den, der durch fortgesette Unthätigkeit sich des Namens eines beseelten Geschöpfes fast unwürdig macht? Gegen jene verkehrte Handlungen giebt es Vorsichtsmaaßregeln, Gefeße, Strafen; und wißt ihr einen leidenschaftlichen Menschen recht zu ergreifen, wißt ihr die Endzwecke, denen er nachgeht, mit irgend etwas gutem in Verbindung zu bringen: so wird er doch ein Werkzeug dazu, wenn er auch die Absicht nicht mit euch theilt. Aber wie wollt ihr einen unthätigen Menschen zu irgend etwas bewegen? was kann wohl gutes daraus hervorgehn, daß er dasteht auf Gottes Erde? Auch irrt ihr, wenn ihr meint, er ließe doch jeden gewähren und man könne ihm nur das Unferlassen des guten vorwerfen, welches er selbst billigerweise hätte thun sollen. Nein, die Trägheit seßt der Vermehrung und Ausbreitung des guten einen sehr starken Widerstand entgegen und zwar einen solchen, der am schwersten zu besiegen ist; die Trägheit hat eben.

falls ihre Lafter und es sind grade die niedrigsten und verächtlichsten. Davon denke ich euch zu überzeugen, wenn ihr mir zu einer nähern Betrachtung dieser Gemüthsverfassung eure Aufmerksamkeit schenken wollt. Text. Sprüchw. Sal. 21, 25.

Der Faule stirbt über seinen Wünschen: denn seine Hände wollen nichts thun.

In diesen wenigen Worten liegt eine sehr getreue und reichhaltige Beschreibung von dem Zustande und der Lebensweise desjenigen, der sich der Unthätigkeit überläßt. Der träge Mensch ist nicht immer der ges fühllose, der gleichgültige; er ist nicht nothwendig ohne alle Unterschei dung des bessern und des schlechtern, so daß sein Gemüth nicht von dem einen angezogen und von dem andern abgestoßen werden sollte; er möchte vielmehr sehr gern dieses oder jenes sein und besißen: aber, was es auch sei, Anstrengung ist ihm immer ein zu theuerer Preis. Diese zu vermeiden und wo möglich etwas anderes an die Stelle der eignen Thätigkeit zu seßen, das ist sein eigenthümliches Tichten und Trachten. Wir wollen auf den Erfolg desselben Acht geben und uns so nach dem Sinne des Tertes

das Leben und Ende des Trägen vor Augen bringen. Wir sehen dabei auf zweierlei,

erstlich, wie es ihm ergeht in Absicht auf sein irdisches Wohlbefinden, und

zweitens, wie weit er es bringt in Absicht auf seine höhere Bestimmung.

I. Der Träge verschmäht eigentlich nichts von dem worin Menschen ihre Glückseligkeit suchen; er möchte es alles gern, nur seine Hände wollen nichts thun. Dies ist das Unvermögen, das ihn überall beglei tet, dies die erste vorläufige Bedingung seines Bestrebens nach Ver. gnügen, nach Wohlstand und nach Achtung bei den Menschen.

Ein vergnüglicher Zustand, so denkt er, entstehe doch allemal aus einer Einwirkung auf das Gemüth, es sei nun, daß Gegenstände, die sich dazu eignen, unsere Sinne berühren, oder daß wir uns an gewissen Gedanken und an ihrer Verbindung ergößen. Warum soll ich also diese Gedanken selbst hervorbringen? warum soll ich den Gegen. ständen selbst die Zubereitung geben, welche sie zu Ursachen des Vergnü. gens macht? Nein, ich will mich mitten unter sie hinstellen, da wo sie schon fertig und bereit sind, und mit den angenehmen Spielen des Wiges und der Einbildungskraft will ich mich von andern unterhalten lassen. Mit diesem Entschluß besucht er alle die Oerter, wo das Ver. gnügen ausdrücklich ausgeboten wird, die öffentlichen Ergöglichkeiten, die glänzenden Feste, die zahlreichen Versammlungen: so leidend als

möglich will er alles genießen, was da zusammengehäuft ist. Die ange. nehmen Gesellschafter, die Künstler des Wißes und der guten Laune, die heitern, fröhlichen Menschen, die aus allem eine Veranlassung zur Freude zu ziehen und dazu jeden kleinen Vorfall zu bearbeiten wissen, zu diesen drängt er sich hin; denn sie bringen den Funken des Vergnügens schon brennend herbei, sie zaubern ohne sein Zuthun Wohlgefallen und Lächeln bis in seine Mienen und auf seine Lippen hin. Dies scheint eine sehr weise und sinnreiche Art die Glückseligkeit zu suchen; auch will ich nicht fragen, was wohl aus unserm Leben werden sollte, wenn jeder es so den andern überließe, unter dem Schutt der Sorgen und der Geschäfte die Freude hervorzuziehn. Hat doch Gott den, der sie herbeizuschaffen versteht, neben dem gemacht, der sie nur hinnehmen und sich mittheilen lassen kann; und so möchte immer dieser genießen, was jener ihm dar bietet wenn er es nur genießen könnte. Aber er kann es nicht. Das Vergnügen ist eine Blume, die zwar von selbst, aber nur in fruchtbaren Gärten und in wohlangebauten Feldern wächst. Nicht daß wir unser Gemüth bearbeiten sollten um sie zu gewinnen: aber wer es nicht bearbeitet hat, bei dem wird sie nicht gedeihen; wer nicht etwas nüßliches und würdiges in sich hervorgebracht hat, der würde sie vergeblich aussäen. Auch derjenige, der es am besten versteht, kann zum Vergnügen eines andern nichts weiter beitragen, als daß er ihm dasjenige mittheilt, was die Grundlage des seinigen ist. Wer nun diesen gleichsam rohen. Stoff nicht für sich zu bearbeiten und sich anzucignen weiß, wer nicht seine Sinne verfeinert, seinen Geschmack ausgebildet, sich einen Schaß von Gedanken, eine Mannigfaltigkeit von Beziehungen, eine eigne An. sicht der Welt und der menschlichen Dinge erworben hat, der weiß keine Gelegenheit zum Vergnügen zu benugen, und grade das vorzüglichste geht am sichersten für ihn verloren. Eure Erfahrung wird mir beistim men. Oder sind es etwa nicht die Trägen, denen selbst die zur Erho lung bestimmte Zeit so schwer auszufüllen ist? die überall den Ueberdruß und die Langeweile wiederfinden? von denen wir die ewigen Klagen über die Dürftigkeit und Einförmigkeit des Lebens hören müssen? die sich über die geringen Talente der Menschen zum geselligen Umgang und über die Unzulänglichkeit aller Anstalten zur Freude am bittersten be schweren? Es geschieht ihnen aber Recht: denn der Mensch soll nicht erndten, wo er nicht gesäet hat.

Jedermann strebt nach einem gewissen Wohlstande, nach einem solchen Vorrath von äußern Gütern, wodurch wir manche Unbequemlichkeit von uns entfernen und uns einen verhältnißmäßigen Antheil an den Annehmlichkeiten des Lebens sichern können. Der Träge strebt auch darnach, aber seine Hände wollen nichts thun. Wie wahr es ist was

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