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bestand und stärkte sich diese neue Nationalstüße, indeß die ältere, durch fremde Anhängsel sonst geschwächt mehr als geziert, vereinfacht, unerschütterlicher wurde: so, daß aus einem Kampf, wie keiner seit den alten Cäsarn, die deutsche Herrschaft, von der Ems bis an den Pruth, und von der Brenta bis an die Memel anerkannt, stark und reich, und darüber wohlbelehrt hervorging, es sei zu Erhaltung ihrer selbst und der Welt bei Ruhe und Recht Eins erforderlich: die Vereinigung ihres Willens. Es ist aber eine Nation nicht zu beklagen, wenn ihr Heil und Ruhm von ihrem Willen abhängt.

Alle weisen Regierungen haben einen Zweck, welcher den Charakter ihrer Verwaltung bezeichnet. Glücklich, wenn auch ohne Lorbeer, die wenigen, deren Abgeschiedenheit oder Concentration, bei stillem Genuß, nur einiger Klugheit bedurfte, um zu bestehen! Aber sie sind nicht mehr. Waffenlose Gerechtigkeit darf selten von der Uebermacht Mäßigung hof. fen! Andere haben eine Oberherrschaft, welche, Allen furchtbar, von niemanden zu fürchten hätte, zum Ziel genommen; diese, wenn es ihnen glückte, haben nach der Natur des Menschen, der, sobald er nichts mehr scheut, sich alles erlaubt entweder durch Ueberspannung ihre eigene Macht gebrochen, oder durch Abspannung sie so geschwächt, daß sie durch die künstlichsten Mittel kaum zu bestehen vermochten. Wie viel edler der Zweck, einen Staat zu haben, zur Selbsterhaltung nicht ohne Weisheit, nicht ohne Sorgfalt stark genug; durch Treue und Wahrheit so weit hin herrschend als gemeinschaftliches Interesse verstanden wird; weniger zählend auf erschöpfbare Schäße, auf sterbliche Heere, als auf die allgemeine Ueberzeugung seines Volks und seiner Freunde, daß die Sache seiner Erhaltung die Sache eines jeden ist, der etwas fühlt für Freiheit und Licht.

Diese größten Angelegenheiten der Humanität wußte Friedrich mit seinem Staat in unauflöslichen Zusammenhang zu bringen.

Die Freiheit, welche nicht in der oder dieser Verfassungsform, eher in der Coexistenz aller einem jeden Staat angemessenen Formen, welche nicht in Gesetlosigkeit, sondern in der Sicherheit eines jeden bei seinem Recht, und nicht im Niederreißen, sondern in genußreicher Entwicklung besteht, war, nebst ihrer Schwester, der wahren Aufklärung, vor etwa fechzig Jahren, in wenigen monarchischen und republikanischen Staaten vorhanden. Nachdem Europens aufkeimende Cultur durch Religionscontroversen auf ziemlich lange unterbrochen worden, hatte sich in der protestantischen, wie in der römischen Kirche ein geistloses Formular wesen gebildet, welches, in Verbindung mit dem spanischen Zuschnitt cines Theils der großen Welt, viele das Leben trübende Vorurtheile in ausschließlicher Herrschaft erhielt. Aber die Mark Brandenburg, an

welcher der Mensch hat erproben sollen, wie viel Fleiß und Muth über die Natur vermögen, war schon oft ein Zufluchtsort der Denkfreiheit. Friedrich fürchtete nichts von einem Wege, auf dem er voran ging. Gewohnt, bestimmt zu gebieten, und genauen Gehorsam zu finden, fühlte dieser König richtiger, als, ich will nicht sagen, viele andere Regenten, sondern als die meisten Philosophen, jenseits welcher Gränze ihm nur erlaubt sei vorzuleuchten. Das war seine Sache: nicht zu lehren, was Wahrheit sei (welche Frage menschlicher Neugier Gott selbst nicht beantwortet), aber den Untersuchungstrieb zu erregen und durch vollkommen freien Spielraum zu begünstigen.

Bande, welche ihm Fesseln schienen, sprengte sein kühner Sinn; und als die Tage des Unglücks alle Macht seines Genies überwältigten, und als hochgestiegene Jahre ihn den grauenvollen Pforten unbekannter Ewigkeit näherten, suchte er nie eine andere Stüße, als das Bewußtsein erfüllter Pflicht. Aber er liebte und ehrte nicht weniger solche, die durch religiöse Zuversicht ihre Geistesgegenwart stärkten; so daß man sieht, er habe eigentlich nur die finsteren und niederschlagenden Ideen gehaßt wie überhaupt alles Herabseßende: die Trägheit, welche das Leben verschläft, die Tändeleien, welche entnerven, was die Zeit tödtet und um die Selbstbeherrschung bringt. Anderem Vergnügen war er nicht feind. Ueberhaupt in allem kam Licht und Geist von oben herab.

So geschah, daß, wenn Könige der herrlichsten Länder, um sicher zu regieren, den Geist ihrer Unterthanen durch Inquisitionsanstalten getödtet, und hierdurch den edelsten Theil ihrer eigenen Macht vernichtet haben, die Preußen, ich will nicht sagen lange Kriege und große Unfälle, sondern einen unveränderlichen ernsten Gang militärischer und ökonomi. scher Anstrengung nicht nur geduldig ertrugen, sondern in jedem Betrieb, auch des bürgerlichen Lebens, und in allen Künsten und Wissenschaften, so freudig, wie nur immer eine freie Nation, emporblüheten: denn sie verstanden die Nothwendigkeit seiner Marimen, und sein freier geistvoller Sinn bildete Menschen, die im Bau der vaterländischen Größe und Kraft ihm und sich selbst zu helfen wußten.

Das war die Grundfeste, das der Zweck, dem Staat einen solchen Charakter unauslöschlich einzuprägen, daß er durch inneres Leben, daß die Nation durch ein frohes, hohes Gefühl ihrer selbst und ihres Ruhms stark und unüberwindlich würde für eigene und ihrer Freunde Unabhän. gigkeit und Recht. Das größte an ihm ist, durch sein Beispiel so viel in den Geist gelegt zu haben; denn alles Mechanische ist der Veralterung unterworfen, alles Physische muß der Uebermacht weichen: aber Männer von reger Lebendigkeit und unerschütterlicher Fassung sind einer Eraltation

fähig, die sich einen unerschöpflichen Reichthum von Hülfsmitteln gegen. wärtig macht.

Viele siegreiche und erobernde Helden, deren Scharfsinn die Feinde zu verderblichen Fehltritten verführte oder zwang, oder welche mit schnel ler Klugheit fremde Unvorsichtigkeit benußten, oder den Sieg über die Waffen durch den über die Moralität ihrer Gegner sich erleichterten, erwarben einen Ruhm, für eigene Hoheit nüßlicher, als erfreulich für die Welt, glänzend mehr als unzweideutig. Denn bei der ungleichen Weisheit, bei dem ungleichen Fortrücken der Cultur, bei so vielen Zu fällen, und da selten ein festes Band die Gesammtheit der Staaten sichernd umschließt, ist eine Eroberung nicht so schwer, wie die der Versuchung widerstehende Vernunft, die auf das Zunehmen des innern Werthes mehr hält, als auf Ausbreitung der Oberfläche, und zwischen Präpotenz und Nullität die edle Mitte sucht, vertrauensvolle Achtung.

Wenn die Geschichte abgelebter Staaten als Resultat vollendeter Erfahrung höchst merkwürdig ist; wenn der Geschichte bestehender Staa. ten die Erinnerung an den ursprünglichen Geist ihrer Ordnungen das vornehmste Interesse giebt: wie viel wichtiger die Geschichte einer Regierung, wo nicht so viel auf künstlich festgesezte Theorien, als auf Be harrlichkeit im Wesen, auf eine fortgehende Geistesarbeit, zu achten ist, um in keiner Art von Vervollkommnung zurück, und im edlen Selbstgefühl immer voran zu stehen! Die alte venetianische Republik oder die schweizerische Eidgenossenschaft, Staaten, die geglaubt haben, sich isoliren zu können, durften bleiben, wie sie waren. Aber in dem regen Leben des immer neuen Weltschauspiels ist Stillstehen und Zurückbleiben einerlei. Da muß das Vorbild jener Wachsamkeit und der Erfindungen, wodurch das Heer und die Regierung so musterhaft wurden, den Geist unaufhörlich emporhalten, um bei jedem Aufruf des Vergangenen wür dig und der Gegenwart gewachsen zu sein. Die Britten haben ihre Meere, Frankreich den herrlichen Boden; unerschöpflich ist Oesterreich, Rußland unermeßlich: was haben wir, wenn nicht Geist und Muth! Glücklich der Staat, welcher, vom Anfang an ein Kunstwerk, fortgesetz ter Kunst bedarf! Denn das Leben eines Staats ist, wie ein Strom, in fortgehender Bewegung herrlich: wenn der Strom steht, so wird er Eis oder Sumpf. Wo Licht und Wärme, da ist Leben.

Die Thaten der Helden, deren einige wir oben genannt, haben viele Fürsten zu unglücklicher Nachahmung verführt; Friedrichs Gewohnheiten. sind ohne seinen Geist nachgemacht worden: beides nicht ohne Schuld der Geschichtschreiber, die sich lieber bei den Kraftäußerungen als bei den Institutionen, und ohne Sinn für das Ganze am liebsten bei äußer lichen Eigenheiten aufhalten. Friedrich hat, außer der ersten Unterneh

mung, die ihm ein für allemal nothwendig schien, und wozu die Zeit ihn einlud, alle übrigen Kriege ungern, weil er mußte, und nie länger als er mußte, geführt; die äußerlichen Gewohnheiten (sonst willkührlich wie Kleiderformen) sind der Stempel eines erhabenen Geistes nur dann, wenn sie (wie eine feste Tagesordnung, wie das Ebenmaß zwischen Arbeit und Vergnügen, die Verschmähung des Sonderbaren und Gezierten, die Kürze und Bestimmtheit des Ausdrucks), nothwendig eine Kraft andeuten. Kleine Erinnerungen unwesentlicher Dinge werden von den Zeitgenossen in das Grab mitgenommen; aber der feste Blick auf Einen Zweck, die unveränderliche Ordnung, die ununterbrochene Strenge der Pflichterfüllung, und die Ünüberwindlichkeit der nicht unempfindlichen Seele ist der Verewigung werth: denn die Nachahmung dieser Eigen. schaften ist jedem in seinem Stande nicht nur gebührlich, sondern, wenn der Staat groß und blühend bleiben soll, nothwendig.

Mißgriffe und Fehler wird nur ein Lobredner übergehen, und, statt einer lehrreichen Beschreibung, ein unfruchtbares Ideal darstellen. Da durch, daß ein großer Mann auch Mensch gewesen, faßt man Muth, seine Größe für erreichbar zu halten. Es ist nüglich, hohe Gemüther zu erinnern, daß sie die Forderungen an das Glück und an die Sterb lichen nicht übertreiben. Gemeineren Menschen, die durch Nachahmung der Fehler einem großen Mann sich zu nähern glauben, muß man zeigen, welche Haltung des ganzen Lebens erforderlich ist, auf daß Einiges über. sehen werde. Selbstständige Größe erträgt freie Wahrheit. Der Glanz der triumphirenden Imperatoren litt keine Verdunklung durch die satiri schen Soldatenlieder; und, der Flecken ungeachtet, ergießt die Sonne in alle Welt Freude und Leben.

Wie wenig haben wir gesagt! Allein, darzustellen Friedrich, wie er war, in der Glorie der Lorbeern von Hohenfriedberg, von Lissa, von Liegnis; und wie er nicht verzweifelte in dem Schrecken von Collin, an dem Abend von Kunersdorf; und wie er in den vier und dreißig Friedensjahren für das Wohl seiner Preußen und für die Ehre des mensch. lichen Geistes auch nicht Einen Tag verlor; ihn zu zeigen so, daß alle seine grauen Helden, Mitwirker der Siege, daß die Vertrauten seines Raths und Lebens, daß Alle die ihn fahen, den großen Herrscherblick, und alle die sie hörten, die fesselnden Worte, und alle die er traf, der Bliz seines Geistes, erkennen und sagen: Hier Friedrich! So war er! erfordert, daß ein Mann sein Leben dem Leben Friedrichs weihe, damit alle Jahrhunderte der Nachwelt bezeugen, sein Jahrhundert habe seine Größe ganz gekannt, ganz gefühlt, und sei Friedrichs würdig gewesen.

Viele der Alten haben wegen unstäter Herrschaft oder früher Ausartung ihren Ruhm entbehrt. Glücklicher, wie in so vielem Andern, Er, auch hierin! Sein Werk besteht; es blühet: Er lebt in dem königlichen Sinn Friedrich Wilhelms III., in der ehrfurchtsvollen Liebe aller seiner Preußen, in der sehnlichen Erinnerung Deutschlands, Euro. pens!“

Müller, Johannes von: ,,Rede über Friedrich den Großen." Ge
halten am 29. Jan. 1807. Deutsch von Göthe. (G.'s Werke. Ausg.
in 16. von 1840. Bd. 27.)
Raumer, Friedrich von:,,Rede zur Gedächtnißfeier Friedrichs II."
Gehalten am 26. Januar 1843 in der Königl. Preuß. Akademie der
Wissenschaften. Leipzig. 1843.
Schleiermacher: Friedrich der Große auch darin groß, daß er zu
gleich die Volksschulen und die Akademie der Wissenschaften fördert."
Rede, gehalten am 24. Januar 1821. Reden und Abhandlungen, der
Königl. Akademie der Wissenschaften vorgetragen von F. S. Aus
S.'s handschriftlichem Nachlasse, herausgegeben von L. Jonas.
Berlin. 1835.

,,Erinnerung an die großartige und freisinnige Weise, in welcher Friedrich der Große die Aufsicht des Staates auf die schriftstellerische Hervorbringung fühlen lick." Rede, gehalten am 24. Januar 1825, Eben daher.

Gebhard, J. G.:,,Ueber den Einfluß Friedrichs II. auf die Aufklä rung und Ausbildung seines Jahrhunderts." Berlin. 1801. Göthe, Werke, Ausgabe in 16. von 1840. Bd. 21. S. 79-80. ,,Ueber Friedrichs Einfluß auf die deutsche Literatur."

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Gervinus: Geschichte der poetischen National Literatur der Deut schen." Bd. 4. Leipzig. 1840. S. 229 ff. So wie den ganzen Abschnitt von S. 398.,,Preußens Theilnahme an der poetischen Li, teratur."

Eylert: Charakterzüge aus dem Leben Friedrich Wilhelm III." Treff. liche Worte über Friedrich den Großen. S. Bd. 1. Magdeb. 1842. Preuß, J. D. E.:,,Friedrich der Große," eine Lebensgeschichte. Berlin. 1832. 4 Thle. Dazu Urkundenbuch. 5 Thle.

,,Lebensgeschichte des großen Königs Friedrich von Preußen," ein Buch für Jedermann. 2 Bde. Berl. 1837.

,,Friedrich der Große als Schriftsteller." Berlin. 1837.

,,Friedrich der Große mit seinen Verwandten und Freunden." 1838.

Berlin.

Förster, Fr.:,,Leben u. Thaten Friedrichs des Großen." Meißen. 1840. Kugler: Geschichte Friedrichs des Großen." Leipzig. 1840.

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