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Seite 278. Möser, Justus:

Wie gelangt man zu einem guten Vortrag seiner Empfindungen? (1780.)

Patriotische Phantasien. N. Ausg. 4 Th., oder Th. 4. der sämmtl. Werke. Berlin. 1842.)

Garve: Einige Beobachtungen über die Kunst zu denken." Versuche über verschiedene Gegenstände aus der Moral, der Literatur und dem gesellschaftlichen Leben. Th. 2. Breslau. 1796.

,,Ein anderes Hinderniß, im Fortgange meines Nachdenkens, werde ich oft gewahr: und ich erkenne aus der Schwierigkeit, welche mir die Wegschaffung desselben verursacht, die Ueberlegenheit derer, welche es mit Leichtigkeit überwinden. Dies besteht in dem Unvermögen, gerade das, was ich denke, nicht mehr und nicht weniger, zu sagen; Worte, für meine Ideen die rechten Ausdrücke zu finden.

mit einem

Es ist gewiß, daß, indem wir unsre Ideen deutlich mit Worten auszudrücken suchen, ihr Gehalt oft ungemein verändert wird. Wir wissen oft nicht genau, in der Sprache, alle die Schattirungen der Far ben zu finden, die wir, zur Darstellung der unserm Geiste noch in Bildern vorschwebenden Gegenstände, nöthig hätten. Wir begnügen uns also damit, etwas unserm wahren Sinne nahe kommendes zu sagen. Dadurch werden aber oft gerade diejenigen Theile unsrer Ideen verändert, auf wel chen ihr Zusammenhang mit einander beruhte. Die, völlig bestimmt ge= dachten, Säße wollen sich nicht mehr so leicht, zu einer ununterbroche. nen Reihe, vereinigen, als sich die, noch in einem zweifelhaften Lichte gesehenen, an einander zu reihen scheinen.

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Ich rede vielleicht hier nur von den mittelmäßigen Köpfen, zu denen auch ich gehöre. Ich empfinde es, daß diese völlige Herrschaft über unsre eigne Ideen, welche macht, daß wir sie, gleich bei ihrer Entstehung, auffassen, sie, ohne daß der kleinste Theil davon uns entwischt, festhalten, und, ohne von ihrer Form das mindeste zu entstellen, oder zu verbergen, in Worte kleiden können, ich empfinde es, sage ich, daß diese Stärke und Lebhaftigkeit der ersten Idee, welche die eigenthümlichen Worte und Ausdrücke, durch eine Art magnetischer Kraft, herbeizieht, oder dieser volle Besiz von dem Reichthume unsrer Sprache, welcher uns diese Worte und Ausdrücke durch Auswahl finden läßt, ein Vorzug der selben höhern Geisteskräfte ist, welche auch die Ergründung der Gegen stände selbst befördern. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß in den Augenblicken, wo meine Einsichten die hellsten sind, die Schwierig feiten, welche mir die Sprache in den Weg legt, um sie auszudrücken, am meisten verschwinden. Ich kenne aber andere Zeiten, und leider kom

men sie am öftersten, wo, bei der ersten Auffindung der Ideen, viele nur als Empfindungen, als Ahndungen, als unvollendete Gestalten mir vorschweben. Diese sind es, welche, wenn ich ans Aufschreiben komme, mir oft meinen ganzen Plan zerrütten, weil die Bestimmungen, die ich durch die Wörter hinzufüge, oder die, welche ich auslasse, die Harmonie und damit die Wahrheit vernichten, welche ich in meinen, noch nicht völlig deutlich gemachten, Gedanken erblickte.

So viel ich aber hiervon auch, auf die Rechnung meiner individuellen Schwäche, schreiben mag: so ist doch so viel im Allgemeinen gewiß, daß keine Sprache einer Nation alle Schattirungen, deren die Begriffe fähig sind, vollkommen bezeichnet; daß jede nur, für gewisse Ideen, die am öftersten von Menschen dieser Nation gedacht worden sind, bereit liegende Formen enthält; und daß es also dem Selbstdenker widerfahren kann und oft widerfahren muß, die Gegenstände unter einem Gesichts. punkte zu erblicken, den er, mit der vollkommensten Richtigkeit, in Redensarten seiner Sprache darzustellen, nicht vermag. Daß dem so sei, zeigen schon die Verschiedenheiten der Sprachen, wovon die eine etwas ganz klar und bestimmt sagen kann, was die andre, nur durch Umschreibungen und auf eine unvollkommnere Weise, ausdrückt. Alle, für Deutsche unüberseßliche, Ausdrücke des Lateinischen oder Französischen, find bestimmte Formen für gewisse Gedanken, welche die Griechen und Römer, deutlicher und bestimmter, als die Deutschen, dachten. So wie es nun wohl geschehen kann, daß ein deutscher Denker, in seiner Meditation, auf eine solche Französische, Lateinische, oder Griechische Idee geräth: so können ihm vielleicht auch andre, noch in keiner Sprache völlig bestimmt ausgedrückte, und zugleich, wenn ich so sagen darf, völlig undeutsche Ideen einkommen. Es gehören überdies, zu Bezeichnung von zusammenhängenden Gedanken, nicht bloß Wörter, sondern auch Redens. arten, Wendungen und ein gewisser Periodenbau. Und da, in jeder Sprache, alle diese Sachen ihre eignen Gefeße haben: so kann oft, zwi schen meiner Art zu denken und dem Zusammenhange, in welchem sich mir die Verhältnisse der Dinge zeigten, und zwischen den Geseßen meiner Sprache und den, durch den Gebrauch, in ihr eingeführten Verknüpfungen der Redetheile, eine Mishelligkeit sein, die nicht anders gehoben werden kann, als indem ich entweder der Sprache Gewalt anthue, oder meine Ideen verfälsche; entweder, wie es Anfängern, die eine fremde Sprache reden, so oft geht, unverständlich werde, oder nur die Hälfte von dem, was ich im Sinne hatte, und dies ganz anders sage, als es meiner ursprünglichen Absicht gemäß war. Jeder aber, welcher fremde Sprachen unvollkommen spricht, weiß, wie leicht er, durch einen solchen verstümmelten und verfälschten Ausdruck seiner

Gedanken, sich selbst und seine Zuhörer von dem ursprünglichen Gegen. stande abbringt, und dem Gespräche eine ganz andre Wendung giebt, als es nach seiner Absicht haben sollte.

Weit seltner aber liegt die Ursache, warum wir, von unsern ursprünglichen Gedanken, bei der deutlichen Bezeichnung derselben abweichen, darin, daß die dazu nöthigen Wörter und Redeformen in der Sprache wirklich mangeln, als darin, daß wir die Sprache nicht so in ihrem Umfange kennen, nicht nach ihrem ganzen Reichthume so gegen wärtig haben, daß wir, was in ihr verborgen liegt, aufzufinden wissen. Es liegt daran, daß der Actus des Denkens bei uns nicht kräftig genug, die hervorgebrachte Idee nicht lebendig und anschaulich genug gewesen ist, um das Gedächtniß und die Einbildungskraft, zur Erweckung aller verwandten Vorstellungen, und also auch zur Erweckung der ihrer Be zeichnung gewidmeten Wörter und Redensarten aufzufordern. Selbst alsdann, wenn diese eigenthümliche Bezeichnung unsrer Ideen endlich gefunden wird, aber erst, nachdem ein mühsames Nachforschen und Herumsuchen vorhergegangen ist, wird hierdurch die Meditation gestört, und der Zusammenhang der Ideen weniger leicht und fließend.“

,,Ein vierter Umstand, von welchem der mehr oder weniger glück. liche Erfolg des Nachdenkens in großem Maße abhängt, ist, ob man es lange ununterbrochen fortseßen könne. Je mehr ein Mensch ausdauernde Kraft zu Geistesarbeiten, oder je mehr Herrschaft über seine Aufmerk. samkeit er hat; und je längere Zeit er demnach, eine und dieselbe Reihe der Gedanken verfolgen kann: mit desto größerem Glücke und mit desto reicherer Ausbeute, wird seine Arbeit belohnt werden.

Aller Anfang ist schwer. Das ist von den Geistesarbeiten vorzüg lich wahr. Wenn wir zuerst den Blick auf einen bestimmten Gegen. stand richten: so haben hundert andre Dinge noch Besitz von unsrer Aufmerksamkeit. Selbst nachdem wir uns endlich, mit Mühe und Anstrengung, von den Gegenständen, die sich unsers Gemüths bemeistert hatten, oder die sich ihm in jedem Augenblicke aufdringen, losgemacht haben; selbst nachdem nun die Festigkeit des Vorsages, oder der Reiz des neuen Vorwurfs die Richtung der Gedanken in das Geleise des neuen Weges gebracht hat, auf welchem sie fortschreiten sollen: so ist doch der Schimmer fremder und zerstreuender Vorstellungen noch immer im Gemüthe, und hindert, daß die neuen Ideen in voller Klarheit eines ungetheilten Lichtes erscheinen. Das Interesse, welches wir an dem neuen Gegenstande der Bearbeitung nehmen, mag noch so groß sein: so wird doch unsre Neigung zu ihm erst dann recht befestigt, wenn der. selbe sich sowohl, mit unsern schon gesammelten Kenntnissen und unsern ehemaligen Ideenreihen, als mit unsern Empfindungen und Bestrebun

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gen vereinigt hat. Diese Verbindungen aber können sich nur, mit der Länge der Zeit, die wir auf seine Betrachtung wenden, entspinnen. Auch die Einbildungskraft und das Gedächtniß, die uns, durch ein unwillkür. liches Zusammengesellen verwandter Vorstellungen, allen den in unserer Seele schon bereit liegenden Stoff unsrer Meditation, alle, zur Aufklärung unsers Gegenstandes, dienlichen und schon bekannten Gegenstände und Wahrheiten in Erinnerung bringen sollen, sind anfangs träge und geben sich mit diesem Geschäfte gleichsam nur unwillig ab. Ist nun der Mensch an Geist und Körper stark genug wenn er einmal den Pfad der Untersuchung oder der Dichtung gefunden hat, ununter brochen auf demselben, ohne viele Erholung, und also ohne Einmischung fremder Gegenstände fortzugehn: so erwärmt sich mit jedem Schritte sein Kopf mehr, die Zerstreuungen werden immer weniger; die Aufmerksamkeit bleibt ungetheilter auf den Vorwurf gerichtet; die Neben. Ideen strömen in größerer Menge herbei, und erlauben eine leichtere Auswahl des Schicklichen. Endlich wird die gesammte Stimmung des Gemüths und des Nervensystems, mit der Arbeit, die man vorhat, gleichsam harmonisch. Der ganze Mensch wird, so zu sagen, Philosoph, oder Dichter, webt und schwebt nur in den Ideen, die er zu ergründen, oder in den Bildern, die er abzuschildern gedenkt. Die Sprache selbst wird ihm durch den längern Gebrauch geläufiger, und mit Verminde rung der Hindernisse wird die Kraft vermehrt. Dasjenige, was in die sem Zustande des Gemüths hervorgebracht wird, muß nothwendig eine höhere Vollkommenheit erhalten."

,,Es ist unstreitig, daß sich der Horizont unserer Ideen immer schnel ler und schneller erweitert, und daß sich neue immer häufiger an die alten knüpfen, je länger das Auge des Geistes auf demselben Gegen. stande verweilt. Wer seine Meditationen oft zu unterbrechen, und erst nach Zwischenräumen, die mit andern Beschäftigungen ausgefüllt sind, zu ihnen zurückzukehren genöthigt ist, bringt gemeiniglich Rißen und Fugen in sein Werk. Das Wiederaufnehmen des Fadens ist oft eben so schwer, als der erste Anfang der Arbeit und man wird immer eine gewisse Schwäche in den Gedanken, oder eine Schwierigkeit im Aus. drucke, an denjenigen Stellen eines Buchs gewahr, wo der Autor, nach langer Beiseitsetung seiner Materie, sich wieder in sie hineinzudenken sucht, und doch noch nicht für sie erwärmt ist. Bald ist es die Rich. tigkeit des Zusammenhangs, welche, durch solche in der Meditation gemachte Lücken gestört, bald ist es der Zufluß der Ideen, welcher dadurch gehemmt wird *)."

Doch

*) Hieraus erklärt sich auch, warum Leichtigkeit in den Uebergängen

Doch ein gewisser Muth, und die damit zusammenhängende Frei heit und Sorglosigkeit des Geistes ist nicht nur zur Vollendung weit. läufiger Arbeiten, sondern auch zum Gelingen der Meditation über. haupt, und besonders beim Anfange derselben nothwendig.

Der, welcher bei der ersten Hervorbringung seiner Ideen schon daran denkt, ihnen die vollkommenste Richtigkeit und das anpassendste Gewand zu geben, ihnen alle die Einschränkungen beizufügen, welche der prüfende Wahrheitsfreund verlangt, oder alles Ueberflüssige und Ueppige, welches den geschmackvollen Kenner beleidigt, hinwegzuschneiden: der wird dadurch in der Wirksamkeit seiner Denkkraft gehemmt, und kommt eben deswegen nicht zu dem Vortrefflichen, was gleichsam auf dem Grunde seiner Seele verborgen liegt, weil er anfangs nicht mit dem Schlechtern, was auf der Oberfläche schwamm, vorlieb nahm. Der Denker muß nach vortrefflichen Gedanken, so wie der Bergmann nach

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immer, für ein vorzügliches Verdienst, und zugleich für eine unterscheidende Eigenschaft guter Schriftsteller, ist gehalten worden. So wie nämlich der Anfang einer Meditation schwerer ist, als ihr Fortgang: so ist auch das Uebergehen von einem Hauptstücke der Materie zum andern schwerer, als die Verfolgung einer ununterbrochnen, und nun schon eingeleiteten Gedankenreihe, über denselben Zweig des Gegenstandes. Derjenige nun, welcher unter seinen Ideen auch da einen strengen und einen leicht faßlichen Zusammenhang zu erhalten weiß, wo in der Materie selbst Lücken und Abtheilungen sind, beweiset dadurch, daß er diese Ideen verbindende Kraft, welche so wesentlich zur Meditation gehört, in einem höhern Grade, als andere, besißt. Er beweiset, daß entweder sein Blick auf die Materie, von Anfang an, weit umfassender gewesen ist, weil er die Hindernisse, welche ihm auf dem Wege der Untersuchung aufstoßen sollten, schon vorausgesehen, und alles darauf angelegt hat, von ihnen nicht aufgehalten zu werden; · oder daß er, durch die höhere Lebhaftigkeit seines Geistes und den schnellern Strom seiner Gedanken, seine Leser mehr mit sich fortreißt, und ihnen den Knoten unmerklich macht, durch welchen er den neu sich anspinnenden Faden an das Ende des alten anknüpft. Wozu noch kommt, daß, bei den nicht sehr ausdauernden Denkern, diese Abtheilungen der Materie gemeiniglich Erholungspunkte sind, wo sie ihre Arbeit eine Zeit lang bei Seite legen. Weit gefehlt aber, daß sie durch diese Unterbrechung zum Wiederanfangen derselben gestärkt werden sollten, fühlen sie dann nur den Uebergang desto schwerer, je fremder ihnen die Materie überhaupt geworden ist, und je mehr sich die Gemüthsstimmung, in welcher sie das geendigte Hauptstück dachten und schrieben, seit der Zeit geändert hat Es ist daher weit mehr zu rathen, mitten in einer genau zusammenhängenden Gedankenreihe, einen Stillestand zu seiner Erholung zu machen, als seine Meditation zu unterbrechen, wo die Materie selbst unterbrochen ist. Dort fin det man die Spur seiner vorhergehenden Gedanken leicht wieder: hier kann sie gar bald gänzlich verwischt werden.

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