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ten ganz verschiedener, sogar entgegengesetter Art und die Biegsamkeit seines Geistes, die es ihm leicht machte, sich in andre zu verschen und eine große Mannigfaltigkeit der Töne anzunehmen, gaben ihm die Mittel, die vaterländische Literatur zu bereichern, indem er aufs glück. lichste fremde Schäße in dieselbe übertrug. Diese verdienstliche Arbeit gelang ihm um sv besser, als er selbst keinen eigenthümlichen, hervor. ragenden schöpferischen Charakter hatte; sein Mangel an Originalität in dieser Hinsicht erlaubte ihm die Originalität anderer aufzufassen und wiederzugeben. So hat er mit gleichem Erfolge die hohe Einfalt und die nüchterne Schönheit des kleinen griechischen Liedes, das Zarte, Schwär. merische der spanischen Romanze, das ernst Spielende des italienischen Sonnets, das Naive, Phantastische der englischen Ballade unübertrefflich nachzuahmen und in die Formen unserer reichhaltigen Sprache zu übers seßen gewußt. Sein Meisterstück in dieser Gattung poctischer Arbeiten ist unstreitig der Eid. Indem er die auswärtigen Früchte der Literatur den Deutschen vorlegte und die verschiedenartigsten Bahnen abwechselnd betrat, in welche die Leser ihm gern folgten, bewahrte er ihren Geschmack vor Einseitigkeit, erweiterte er die Sphäre des vaterländischen Genius, und öffnete ihm ein neues Feld. Herder's eigene Gedichte erheben fich nicht über das Mittelmäßige, und verrathen keine Eigenthümlichkeit. Aber merkwürdig genug ist es, daß in allen seinen prosaischen Schriften, sie mögen historischen, philosophischen oder kritischen Inhalts sein, die dichterische Stimmung des Gemüths nicht allein durchscheint, sondern öfters überwiegend hervortritt. Daraus entstehen freilich Schönheiten eigener Art, ein gewisser Schwung der Ideen, eine Belebung der Be griffe durch Gefühle, eine bilderreiche Sprache, und auch da wo er den Leser in die reine Verstandeswelt zu versezen trachtet, weht ihn immer wie Frühlingsluft ein Hauch der Phantasie an. Diese seltene Mischung ungleichartiger Elemente bringt aber auch einige Fehler hervor. In der Geschichte gehen Herdern dadurch die gedrängte Kürze, die einfache Darstellung, die ruhige Bewegung öfters ab; in der Philosophie vermißt man die Klarheit, die Bestimmtheit, die kalte, unpartheiische Zerlegung der Lehrsäge; in der Kritik tritt oft das Charakteristische seines Geistes mehr hervor als das zu Charakterisirende, und Vorliebe für diese oder jene Manier trübt nicht selten sein Urtheil. Im Ganzen kann man sagen, daß bei ihm die Philosophie die Poesie verdirbt und diese Leßtere wieder der Ersteren eine falsche Richtung giebt; er hat immer zu viel von beiden, um die Eine oder die Andere in ihrer Reinheit zu erschaffen und das Höchste in einer derselben zu erzielen. Immer geneigt das Allgemeine aufzufassen, verfehlt er die Individualitäten, und hinwieder Faun er sich von denselben nie genug losmachen, um die Abstraktion in

ihrer Vollendung zu erfassen. Es ist daher in allen seinen Schriften ein gewisses Helldunkel verbreitet, welches den gemüthlichen Leser anspricht, aber den scharfen und strengen Denker zurückstößt. Bilder ersehen oft bei ihm die Begriffe, und indem die Gefühle die Ideen erwärmen, be nehmen sie ihnen oft das nöthige Licht. Hierzu kommt noch, daß aus seinen ersten Studien, die den heiligen Büchern der Hebräer gewidmet waren, und die ihm das schöne Werk über den Geist der hebräischen Poesie eingaben, ihm immer etwas vom morgenländischen Styl geblic. ben ist, welcher dem Seinigen Kraft, Kühnheit und Hoheit verleiht, aber nicht selten in falschen Pomp und Schwulst ausartet."

Seite 377. Delbrück, Ferdinand:

Lessing, Forscher der Wahrheit.

(Aus der „Nebe zur Beehrung der Stifter und Häupter neudeutscher Dichtkunst und Wohlredenheit." Reden von F. D. Bd. 2. Bonn.

1831.)

Herder: Lessing." 1781. Werke zur Philos. und Gesch. Th. 15. G. 137.

Schlegel, Fr.: Ueber Leffing." Charakteristiken und Kritiken von A. W. Schlegel u. F. S. Bd. 1. Königsberg 1801. S. 178.

,,Wiß und Prosa find Dinge, für die nur sehr wenige Menschen Sinn haben, ungleich weniger vielleicht, als für kunstmäßige Vollendung und für Poesie. Daher ist denn auch von Lessings Wiß und von Leffings Prosa gar wenig die Rede, ungeachtet doch sein Wiß vorzugsweise klassisch genannt zu werden verdient, und eine pragmatische Theorie der polemischen Prosa wohl mit der Charakteristik seines Styls gleichsam würde anfangen und endigen müssen.

Noch weniger ist natürlich bei dem allgemeinen Mangel an Sinn für sittliche Bildung und sittliche Größe, bei der modischen nichts unterscheidenden Verachtung der Aesthetiker gegen alles, was moralisch heißen will oder wirklich ist, der schwächlichen Schlaffheit, der eigensinnigen Willkührlichkeit, drückenden Kleinlichkeit und konsequenten Unvernunft der konventionellen und in der Gesellschaft wirklich geltenden Moral auf der einen Seite, und der bornirten Denkart abstrakter und buchstäbelnder Lugendpedanten und Marimendrechsler auf der andern, von Leffing s Charakter die Rede; von den würdigen männlichen Grundsägen, von dem großen freien Styl seines Lebens, welches vielleicht die beste praktische Vorlesung über die Bestimmung des Gelehrten sein dürfte; von der dreisten Selbstständigkeit, von der derben Festigkeit seines ganzen Wesens, von seinem edeln Cynismus, von seiner göttlichen Libe

ralität; von jener biedern Herzlichkeit, die der sonst nicht empfindsame Mann in allem, was Kindespflicht, Brudertreue, Baterliebe, und über. haupt die ersten Bande der Natur und die innigsten Verhältnisse der Gesellschaft betrifft, stets offenbart, und die sich auch hie und da in Werken, welche sonst nur der Verstand gedichtet zu haben scheint, so anziehend und durch ihre Seltenheit selbst rührender äußert; von jenem tugendhaften Haß der halben und der ganzen Lüge, der knechtischen und der herrschsüchtigen Geistesfaulheit; von jener Scheu vor der geringsten Verlegung der Rechte und Freiheiten jedes Selbstdenkers; von seiner warmen, thätigen Ehrfurcht vor allent, was er als Mittel zur Erweite rung der Erkenntniß und in sofern als Eigenthum der Menschheit be trachtete; von seinem reinen Eifer in Bemühungen, von denen er selbst am besten wußte, daß sie, nach der gemeinen Ansicht, fehlschlagen und nichts fruchten würden, die aber, in diesem Sinne gethan, mehr werth find, wie jeder Zweck; von jener göttlichen Unruhe, die überall und immer nicht bloß wirken, sondern aus Justinkt der Größe handeln muß, und die auf alles, was sie nur berührt, von selbst, ohne daß sie es weiß und will, zu allem Guten und Schönen so mächtig wirket.“ Gervinus: Lessing." Geschichte der deutschen Dichtung. IV. Leip zig. 1840. G. 318-413.

Gruppe:

,,Was Gotthold Lessing der deutschen Nation war und ist, wird von dieser zu lebhaft anerkannt, als daß es weitläufig gesagt zu werden brauchte. Ohne Lessing würden wir auch keinen Göthe und Schiller haben. Er hat für die Entfaltung des deutschen Sinnes erst Raum gemacht. Er hat aus eigner Kraft die verderbliche Fremdherrschaft gebrochen; durch ihn wurden Corneille, Racine und Voltaire auf ihren wahren Werth zurückgedrängt, Shakspeare den Deutschen zugeführt und für die Werke unserer alten Literatur wieder Aufmerksamkeit und Achtung gewonnen. Blieb ihm auch die feltene Gottesgabe einer schwung. voll schöpferischen Poesie versagt, und dies fühlte Niemand lebhafter, als er selbst, so hat er dennoch durch tiefsinnige Kunst, durch einen hohen und heitern Geist und durch ein immer lauteres Gemüth Werke geschaffen, die den Deutschen unvergeßlich sein müssen. Seine Darstel lung bleibt ein Muster, so lange es deutsche Sprache geben wird, und fest und leuchtend steht dies Gestirn als Leitstern aller Kritik da. Ein so heller und so scharfer Geist, so grundgelehrt und doch so frei, in sich so abgeschlossen und sicher, und doch voll offener Empfänglichkeit und mit einem Herzen voll Wohlwollen und Pietät, Jedem an dialektischer Kunst überlegen und doch so grundehrlich das kommt nicht oft wieder. Göthe fagt von ihm:,,Ein Mann wie Lessing thäte uns noth; so

Pluge, so gebildete Menschen giebt es viele, aber wo ist ein solcher Cha. rakter?" (Göthe's Gespräche mit Eckermann. Th. 1. S. 225.)

Seite 382. Heeren, Arnold Herrmann Ludwig:

Geschichte der Reformation in politischer Rücksicht, von ihrem Anfange bis zum Religionsfrieden.

(Handbuch der Geschichte des europäischen Staatensystems und seiner Co. lonieen, von seiner Bildung seit der Entdeckung beider Indien bis zu seiner Wiederherstellung nach dem Fall des französischen Kaiserthrons und der Freiwerdung von Amerika. 5. Ausg. Göttingen. 1830.

Th. 1. S. 56 ff.)

Marheinecke, Ph.:,,Geschichte der deutschen Reformation." Ber lin. 1816.

Menzel, C. A.:,,Neuere Geschichte der Deutschen." Brest. 1826 ff. Raumer, Fr. v.:,,Geschichte Europa's seit dem Ende des funfzehn. ten Jahrhunderts." 1832 ff.

Ranke, L:,,Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation.“ Berlin. 1839 ff.

Seite 396. Leffing, Gotthold Ephraim:

Ueber den Unterschied der Malerei und der Poesie.

(,, Lavkoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie. 1766." Sämmtliche Schriften, herausgeg. von Lachmann. Bd. 6. Berlin. 1834. . 463 ff.)

Herder: Leffing's Laokoon." Kritische Wälder 1. Th. 13 der Werke zur schönen Lit. und Kunst.

Seite 408. Wolf, Friedrich August:

Das Sprachstudium als Zweck an sich.

(Museum der Alterthumswissenschaft, herausgegeben von F. A. Wolf u. Ph. Buttmann. Berlin. 1807. Bd. 1.,,Darstellung der Alterthums. wissenschaft nach Begriff, Umfang, Zweck und Werth." Der hier mitgetheilte Auffag S. 91 u. 92.)

Man vergleiche in G. B. Funk's Schriften. Berlin. 1820. Th. 1. Gedanken von dem Nugen richtig getriebener Philologie in den Schulen."

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,,Die Sprachen sind die Magazine aller Intellektual ideen, aller Gedankenformen und aller Mittel und Werkzeuge ihrer Auflösung und Zusammenseßung, welche die vereinte Wirksam. keit des ganzen menschlichen Geschlechts, von seinem Ursprunge an bis

auf unfre Zeiten, hervorgebracht hat. Und eine vernünftige Erlernung derselben verschafft uns sowohl den Besit dieser Reichthümer des menschlichen Geistes, als die Geschicklichkeit in dem Gebrauche derselben. Ich glaube also ohne allen Irrthum behaupten zu dürfen, daß ein rich tig getriebnes Sprachstudium für die übrigen Wissenschaften eben Das sei, was die reine Mathematik in Absicht auf die angewandte ist; ja ich getraue mir hinzuzusehen: Jene höhere Philologie, mit weicher ein Buch, wie etwa Michaelis Spicilegium G. V. geschrieben ist, verhalte sich zu unsrer gewöhnlichen Logik eben so, als wie die Fluxionenrechnung zu der gemeinen Mathematik.

Die Sprachen enthalten erstlich den gesammten Vorrath aller unter dem menschlichen Geschlechte noch vorhandenen Intellektualideen; und hier hat eine jedwede ihre eignen Reichthümer. Selbst die älteste unter den noch übrig gebliebenen, die hebräische, so klein auch das Buch ist, welches ihre wenigen bis auf uns gekommenen Ueberreste in sich) faßt, besist manche Wörter von dieser Gattung, die uns Deutschen in unsrer so philosophischen Muttersprache noch fehlen. Reichthum an rich. tig verstandenen Worten ist also unstreitig Reichthum an Ideen. Und schon hieraus erhellet, daß Derjenige, der hier den größern Schaß befißt, gleich einem reichen Könige oder Kaufmanne (den gehörigen Verstand bei allen Dreien vorausgefeßt;) auch größere Operationen damit machen

Die Erfahrung bestätigt Dieses sowohl bei einzelnen Personen, als bei ganzen Völkern. Ein Erempel der erstern sei Leibniz oder Haller; und zu Beispielen der leztern mögen zwei sonst sehr ver. schiedne Nationen, die Grönländer und Mexikaner dienen.

Von den erstern versichert Pr. Egede, der unter ihnen erzogen ist, und einen großen Theil seines Lebens daselbst zugebracht hat, es sei un möglich, ihren Geist bis auf einen unter uns sehr gewöhnlichen Grad aufzuklären; weil es in ihrer Sprache für viele tausend Begriffe, die bei uns, selbst unter dem Volke, allgemein bekannt und gangbar sind, gar keine Worte giebt. Wie Solches in einem, an Naturprodukten so armen Erdstriche zu vermuthen war: da alle Zeichen unsrer Intellek tualideen ursprünglich Benennungen sinnlicher Begriffe gewesen sind; auf deren Menge der Reichthum an den erstern in jeder Sprache beruhet.

Eben so bemerkte Don Ulloa, daß die Merikaner, obgleich dort die Natur in ihren Werken weit reicher und mannigfaltiger ist, als unter unserm rauhern Himmelsstriche, dennoch nicht anders zu einer gewissen Kultur des Verstandes gelangen, als durch Erlernung einer europäischen Sprache. Wollte man aber auch etwas von dieser Be merkung des spanischen Admirals auf die Rechnung eines Fehlschlusses

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