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diesen Sprachen das junge Kind nebst der untern Klasse des Volkes so leicht zählen und rechnen lernen, als in andern, wo ihm dergleichen Zahlen in weit einfacherer Gestalt vor den innern Einn gebracht werden?

Doch selbst dem geübteren Kopfe muß ihr Gebrauch beschwerlich fallen; und ein Thatbeweis davon ist, daß die französischen Gelehrten bereits vor geraumer Zeit diese Wörter abgeschafft und durch andere ersezt haben; obgleich jene unter dem Volke noch gangbar sind: weil es allezeit schwer hält, gewisse Gedankenformen nebst ihren Zeichen, wenn solche einmal einer ganzen Nation eigenthümlich, ja gleichsam natürlich geworden und dabei im täglichen Gebrauche find so unbequem sie auch, selbst ihrer äußern Unbehülflichkeit wegen, sein mögen, tilgen und andere an ihre Stelle zu sehen.

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Aus den oben angeführten Beispielen, unter denen das französische Wort sechs und das dänische sieben Sylben enthält, erhellet zugleich, wie genau einfachere Vorstellungsarten und kürzere Bezeichnungen mit einander verbunden zu sein pflegen. Und kaum läßt sich zweifeln, daß in der Sprache der Yamas, die, wie uns Condamine berichtet, nur bis Drei zählen, das achtfylbige Wort, durch welches die Zahl Drei angedeutet wird, solche unter einer zusammengefeßten Form, viel leicht durch Addition aller darin enthaltenen Einheiten ausdrückt.

Ein Hinderniß mehr, den Fortgang gewisser Erkenntnisse unter einer Nation aufzuhalten. Denn nur kurze Zeichen häben den Vorzug, daß unser Gedächtniß sie leicht faßt und fest behält.

Gäb' es ein Volk, welches sich der Dyadik bediente, so wäre seine Arithmetik schon himmelweit über die Rechenkunst desjenigen erhoben, das seine Zahlbegriffe gar noch nicht nach Klassen ordnete und benannte, sondern jeden mit einem eigenen Namen nannte. Und wofern, nach Leibnizens Vermuthung und dem dunkleren Zeugnisse eines morgenlän. dischen Scribenten, die gepriesene Erfindung des Chinesers Fohi keine andere, als eben diese Dyadik war, so verdiente er unstreitig von seinen Landsleuten einen großen Theil der dankbaren Verehrung, welche sie ihm erzeigen.

Schon einen beträchtlichen Schritt weiter hatte jene thracische Völkerschaft gethan, unter der, wie Aristoteles anmerkt, das tetradi. sche System gewöhnlich war. Und noch ein gutes Theil leichter und bequemer, als wir Europäer, würde im gemeinen Leben mit größern Zahlen eine Nation umgehen, welche statt unsrer dekadischen Progression etwa die Sechzehn oder eine noch größere Zahl zum Nenner ihres allgemein angenommenen Zahlgebäudes gemacht hätte. Aber so wie die gemeine Arithmetik dieser vier Nationen sich gegen einander verhalten

würde, so verhalten sich fast jede vier Sprachen auf der Welt in einigen Stücken gegen einander.

Jede besigt nach Maaßgabe des physischen, politischen, moralischen Zustandes, und der damit vorgegangenen Veränderungen und Revolu tionen, kurz nach der ganzen Individualität des Volkes, dem sie eigen ist, gewisse Klassen von Ideen, welche schon vorzüglich bearbeitet und vervollkommnet, folglich auch durch hinlänglich genau bestimmte und vielfassende Worte bezeichnet sind; indeß daß andere Nationen, bei denen sich vielleicht andere Arten von Begriffen früher und leichter entwickelten, in Ansehung jener noch weit hinter ihr zurück bleiben, und sich mit undeutlichen Vorstellungen und unbequemen Bezeichnungen oder weit. schweifigen Umschreibungen behelfen.

Wie strebt und arbeitet oft, selbst der erfindsame Geist eines Plato, so sehr er auch seiner damaligen Sprache in ihrem ganzen Umfange Meister war, diese und jene Idee, (hier gleich viel, ob wahr oder chimä. risch;) die seine fruchtbare Imagination erzeugt hatte, dem Leser darzu. stellen! und welchen Aufwand von Worten hat er oft nöthig, da, wo in spätern Jahrhunderten, seit eben diese Ideen, durch ihn zuerst veran. laßt, weiter entwickelt und gangbar geworden waren, es auch ein An. fänger in der Philosophie leicht findet, diese Begriffe zu fassen oder Anderen verständlich zu machen.

Doch es bedarf wohl keiner weitern Anmerkungen zum Beweise, daß fremde Sprachen unserer Erkenntniß, durch Begriffe, welche wir neu nennen, weil sie in einem gewissen, hier unbestimmlichen, Grade von den schon bei uns vorhandenen unterschieden sind, mehr Erten. fion geben. Weit ausgebreiteter, wichtiger, und doch vielleicht unbe merkter, ist der Vortheil, welchen sie derselben in Ansehung ihrer inten fiven Vollkommenheit verschaffen.

Jede Bezeichnung einer Intellektualidee ist die Frucht einer Abstrak. tion, welche die Nation entweder erfunden, oder anders woher bekom. men, und, durch ihre Aufnahme unter die gangbaren Begriffe, mit dem Siegel eines innern Gehaltes beglaubigt hat. Diese aber sind in jeden zwei Sprachen, bei Einem und ebendemselben Objekte, einander lange nicht so völlig gleich und einerlei, als Jemand denken möchte, der sie auf guten Glauben so annimmt, wie sie einander im Wörterbuche gegen über stehen; oder der sich überhaupt begnügt, Das, was er lieset, selbst in seiner eigenen Muttersprache, (wenn es nicht ganz alltägliche Dinge find;) nur halb und als in einem Nebel zu erblicken.

Aber eben durch diese verschiedene Modifikation von einerlei Haupt ideen wird, bei richtig getriebener Philologie, der Verstand veranlaßt und genöthigt, Gedanken von ihren ursprünglichen Zeichen abzusondern,

und selbige in andern darzustellen; intellektuelle Ideen in sinnliche zu verwandeln, und sinnliche zu intellektuellen zu erheben; Unähnlichkeiten an sonst ähnlichen Begriffen zu bemerken, diesen seines figürlichen Ge wandes zu entkleiden, und jenen, durch glückliche Bildung einer ihm eigenthümlichen Form, zum ersten Male sichtbar oder doch leuchtender und deutlicher zu machen; kurz, immer neue Gleichungen zu verfertigen, gegebene zu reduciren und sich überhaupt in der Analysis des allgemeinen Menschenverstandes zu üben. Eine Beschäftigung, von welcher der Geist eben dieselben Vortheile hat, die der Körper durch mannigfaltige Leibes. übungen gewinnt. Und so wie durch die lettere jeder Muskel, jede Sehne zu tausenderlei Bewegungen geschickt wird, welche demjenigen un möglich sind, der entweder überhaupt nur wenige, oder doch immer einerlei körperliche Beschäftigung treibt: so giebt jene Uebung dem Ver stande eine Geschmeidigkeit und Fertigkeit in der Anwendung und dem Gebrauche seiner Kräfte, die durch kein anderes Mittel erlangt, und deren Verabsäumung durch nichts Gleichgeltendes völlig ersezt wer den kann.

Ein anderer Vortheil ist dieser, daß viele Ideen, die uns in unserer Muttersprache fast gänzlich unbemerkt oder doch dunkel bleiben, bei dieser Beschäftigung von uns wahrgenommen und bis zu ihrer möglichsten Deutlichkeit erhoben werden; theils, weil sie in der fremden Sprache, vielleicht schon wegen ihres schärferen Gepräges, mehr in die Augen fallen; theils, weil durch ihre, uns noch neue, Vorstellungsart und Bezeichnung unsere Aufmerksamkeit auf dieselben jezt zum ersten Male rege gemacht wird.

Ueber dieses befinden sich in allen Sprachen viele tausend Wörter, deren jedes mehr als Eine, und manches sehr viele, oft völlig von eins ander verschiedene Bedeutung hat. Eine fruchtbare Quelle einer Menge von Irrthümern, und dennoch aus wichtigen Ursachen unvermeidlich und unentbehrlich in jeder menschlichen Sprache.

Daher ist es ein Glück für den menschlichen Verstand und für die Wissenschaften, daß gerade in diesem Punkte die meisten Sprachen weit von einander abgehen; wodurch jene Vieldeutigkeit, bei dem allgemeinen Verkehr und Umtausche der Ideen zwischen mehreren Nationen, desto leichter offenbar und solchergestalt unschädlich wird."

Humboldt, Wilhelm von:,,Abhandlung über das Entstehen der grammatischen Formen und ihren Einfluß auf die Ideenentwickelung." (Abhandlungen der historisch philologischen Klasse der Königl. Akade mie der Wissenschaften zu Berlin. Aus den Jahren 1822 u. 1823.) ,,Ueber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts."

Einleitung zu über die Kawi. Sprache auf der Insel Java. Bd. 1. Berlin. 1836. S. 74.

„Wie der einzelne Laut zwischen den Gegenstand und den Menschen, so tritt die ganze Sprache zwischen ihn und die innerlich und äußerlich auf ihn einwirkende Natur. Er umgiebt sich mit einer Welt von Lauten, um die Welt von Gegenständen in sich aufzunehmen und zu bear beiten. Diese Ausdrücke überschreiten auf keine Weise das Maaß der einfachen Wahrheit. Der Mensch lebt mit den Gegenständen hauptsäch. lich, ja, da Empfinden und Handeln in ihm von seinen Vorstellungen abhängen, sogar ausschließlich so, wie die Sprache sie ihm zuführt. Durch denselben Act, vermöge dessen er die Sprache aus sich heraus. spinnt, spinnt er sich in dieselbe ein, und jede zieht um das Volk, wel chem sie angehört, einen Kreis, aus dem es nur in sofern hinauszu gehen möglich ist, als man zugleich in den Kreis einer andern hinüber tritt. Die Erlernung einer fremden Sprache sollte daher die Gewinnung eines neuen Standpunktes in der bisherigen Weltansicht sein, und ist es in der That bis auf einen gewissen Grad, da jede Sprache das ganze Gewebe der Begriffe und die Vorstellungsweise eines Theils der Menschheit enthält. Nur weil man in eine fremde Sprache immer mehr oder weniger seine eigene Welt, ja seine eigene Sprachanficht hin. überträgt, so wird dieser Erfolg nicht rein und vollständig empfunden.“

,,Durch Erlernung fremder Sprachen," sagt F. L. v. Stolberg, Bd. 10. der ges. W. Hamb. 1827.,,Ueber unsere Sprache“ S. 312, ,,seßen wir uns nicht nur in den Besiß ihrer geistigen Reichthümer, sondern wir bereichern auch noch auf andere Weise unsere Begriffe. Je tiefer wir in das Verständniß fremder Sprachen dringen, desto mehr werden wir inne, daß zwar jedes Volk für jeden sittlichen Begriff, für jede Empfindung ein Wort habe; daß aber nicht immer das Wort in der einen Sprache mit dem Wort in der andern Sprache vollkommen übereinstimme. Ich rede hier nicht von Worten, welche der Mißbrauch entwürdigt hat, sondern von jener Bedeutsamkeit der Worte, welche aus der innigsten Eigenthümlichkeit der Art und Weise zu denken und zu empfinden ich möchte sagen, zu sehen und zu fühlen - bei jedem Volke entstand. Das Verständniß dieser verschiedenen Abschattungen dessel ben Hauptbegriffs erweitert den Verstand und bereichert die Empfindung.“ Weber, C. F., in den Jahresberichten des Churfürstl. Gymnasiums zu Cassel (1837) S. 66 über das Sprachstudium:

,,Die Sprache in den einzelnen Wörtern und Säßen, wie in der zusammenhängenden Rede, ist das größte und herrlichste Produkt des menschlichen Geistes, wodurch der Mensch eine bewußtvolle Selbstständig. keit, eine unbegränzte Vervollkommnungsfähigkeit beurkundet. Da aber

die Sprache unmittelbar aus dem Geist hervortritt und das Wesen des selben am Klarsten offenbart, so gewährt sie gewiß auch die beste propā. deutische Uebung des Geistes. Das Sprachstudium ist deshalb zu allen Zeiten als ein vorzügliches Bildungsmittel betrachtet worden, dessen Werth nicht sowohl auf materiellem Schwergewicht oder formaler Kraftentwickelung beruht, als vielmehr auf einem harmonisch- bildenden Hu manismus, welcher den Geist zum Geist führt, für die erhabensten Gedanken und Gefühle empfänglich macht, so wie Ideen mannigfaltiger Art erzeugt. Wenn schon daher die Spracherlernung auf Gymnasien mit Recht als eine Uebung des Geistes betrachtet wird, welche in ver. schiedenen Stadien das Gedächtniß, den Verstand, die Einbildungskraft u. f. w. anregt, bildet, stärkt, und wenn schon demnächst durch Sprach. erlernung die Quellen der Weisheit dem Geist geöffnet und demselben materielle Kenntnisse beigebracht werden sollen: so muß dabei doch haupt. sächlich der humanistische Standpunkt festgehalten werden, nach welchem die Sprache eine Innenwelt darstellt, den Geist einzelner Individuen und ganzer Völker wiedergiebt, und so die Entwickelungsgeschichte der Menschheit in einer zusammenhängenden Reihe von Bildern offenbart. Darum wird sich die Spracherlernung in diesem Sinne nicht mit dem bloß Mechanischen begnügen, wodurch die Sprache zum bloßen Gedächt nißwerk oder zur unbewußten Thätigkeit eines dunkeln Gefühls herab. sinkt, sondern wird den Schüler zu dem Grade der Erkenntniß leiten, daß er die sprachlichen Erscheinungen als charakteristischen Ausdruck des Geistes aus dem Denken, Fühlen und Wollen, kurz, aus dem gesammten Leben eines einzelnen Menschen oder Volkes zu würdigen und mit klarem Bewußtsein zu deuten vermag. In diesem Sinne wird die deut. sche Sprache als die mit unserem geistigen Wesen am meisten verschmol zene, in diesem Sinne aber auch die griechische und lateinische Sprache als die schönsten und vollendetsten Ausdrucksweisen des mensch. lichen Geistes auf Schulen gelehrt werden müssen, wenn das aus dem Leben hervorgegangene wiederum Leben erzeugen und Ideen anregen foll.” Hegel:,,Gymnasial- Rede,“ gehalten zu Nürnberg 1809. Vermischte Schriften. Bd. 1. Berlin. 1834. S. 143 u. 144 über den Werth des grammatischen Studiums.

Tegnér:,,Rede," gehalten in der Schule zu Jönköping, 1827. Sechs Schulreden von T. Aus dem Schwedischen von Mohnike. fund. 1833. S. 43-45.

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Arndt, E. M.:,,Ideen über die höchste historische Ansicht der Sprache." Rostoc. 1805.

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