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Die Homerischen Helden, wie den Dichter selbst unterscheidet sehr bemerklich eine freiere Menschlichkeit von allen nicht Griechischen Heroen und Sagendichtern. In jeder bestimmten Lage, jeder einzelnen Gemüths. art strebt der Dichter, so viel nur der Zusammenhang verstattet, nach derjenigen sittlichen Schönheit, deren das kindliche Zeitalter unverdor. bener Sinnlichkeit fähig ist. Sittliche Kraft und Fülle haben in Ho. mers Dichtung das Uebergewicht; fittliche Einheit und Beharrlichkeit sind, wo sie sich bei ihm finden, kein selbstständiges Werk des Gemüths, sondern nur ein glückliches Erzeugniß der bildenden Natur. Aber nicht gewaltige Stärke und sinnlicher Genuß allein weckte und fesselte sein Ge. müth. Der bescheidene Reiz der stillen Häuslichkeit, vorzüglich in der Odyssee, die Anfänge des Bürgersinns, und die ersten Regungen schöner Geselligkeit, sind nicht die kleinsten Vorzüge des Griechen." Heeren: Homer, die Epiker." Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt. 3. Th. 1. Abth. Göttingen. 1821.

,,Homer erschien. In ein zweifelhaftes Dunkel verliert sich die Geschichte des Dichters wie seiner Werke, wie die Geschichte mehrerer der ersten Genien der Menschheit, eben weil sie aus dem Dunkel her. vortreten. Segnend und befruchtend, wie der Nil, fließt der prächtige Strom seines Gesanges durch viele Länder und Völker; verborgen, gleich den Quellen des Nils, werden auch seine Quellen bleiben!

Das Zeitalter Homer's fällt nach aller Wahrscheinlichkeit in die Zeiten des jugendlichen Aufblühens der ionischen Kolonieen. Ihr spä terer Zustand zeigt, daß dies muß Statt gefunden haben, wenn uns gleich die Geschichte das Genauere darüber nicht aufbewahrt hat. Daß äußere Verhältnisse durch die Formen des geselligen Lebens, dessen Begleiterin der Gesang war, unter solchen Umständen, in einem von der Natur auf's herrlichste begünstigten Lande, den Sängern viele äußere Vortheile darbieten konnten, läßt sich begreifen. Aber dem epischen Genie boten die Zeitumstände auch noch andere, viel größere, dar. Der Schimmer der Sage war noch nicht verblichen. Durch den Zug gegen Troja, und durch die frühern Sänger war vielmehr die Sage dazu gereift, daß sie den herrlichsten Stoff zu Nationalgedichten darbot. Wenn in frühern Zeiten die Helden der einzelnen Stämme auch nur für diese hatten wichtig sein können, so waren bei einer ge meinschaftlich ausgeführten Unternehmung die Helden vor Troja auch wahre Helden der Nation geworden; ihre Thaten, ihre Leiden erregten allgemeine Theilnahme. Nun nehme man hinzu, daß diese Thaten, diese Begebenheiten schon durch so viele der frühern Sagen waren behandelt worden, daß durch sie die ganze Geschichte jenen poetischen Charakter

bereits erhalten hatte, der sie auszeichnet! Es bedarf immer Zeit, die Sage für die Epopõe reifen zu lassen. Die Gefänge eines Phemius und Demodokus, wenn sie auch ihren Stoff aus jenem Kriege hernah. men, blieben erste Versuche, und verhallten, wie die alten Lieder verhallt sind, welche die Thaten der Kreuzfahrer schilderten. Erst drei Jahrhunderte nach dem Verluste des heiligen Landes trat der Sänger auf, der Gottfried's Heldenthaten würdig feierte; Achill und Hektor waren viel leicht schon länger gefallen, als der Mäonide sie der Unsterblichkeit übergab.

Neben dem Stoff hatte sich in diesem Zeitraume nicht weniger die Sprache gebildet. Allerdings war in ihr, in den Worten wie in ihren Verbindungen, noch nicht Alles in feste grammatische Formen ge schnürt; aber sie war auch nichts weniger, als ungelenk und spröde. Schon seit Jahrhunderten von Dichtern gebildet, war sie zur Dichter. sprache geworden. Fast schien es leichter, in ihr in gebundener, als in ungebundener Rede zu sprechen; und wie einfach waren nicht auch die Formen des sechsfüßigen Verses, in denen der Heldengesang sich hielt! Ungesucht lieh sie sich also dem Dichter, und nie gab es wohl eine Sprache, in der die Begeisterung leichter und freier sich hätte ergießen können.

Durch Homer ward die griechische Nation, was sie geworden ist. Kein Dichter hat als Dichter je in einem gleichen Grade auf sein Volk gewirkt. Gesesgeber und Weise bildeten den Charakter anderer Natio: nen; den der Hellenen sollte zunächst ein Dichter bilden. Darin liegt das Eigenthümliche dieses Volkes, das selbst bei seiner Ausartung nicht zu vertilgen war. Als später auch unter ihm Gesesgeber und Weise aufstanden, war sein Werk schon gethan, und auch diese huldigten dem überlegenen Genius. Er hatte seiner Nation den Spiegel aufgestellt, in dem sie die Welt der Götter und Helden, wie der schwachen Sterblichen, erblicken, immer gleich wahr und rein erblicken sollte. Auf die ersten Gefühle der menschlichen Natur sind seine Lieder gebaut auf die Liebe des Sohnes, der Gattin, des Vaterlandes, auf die Alles überwie gende Liebe zum Ruhm. Aus einer Brust, die rein menschlich fühlte, flossen seine Gefänge; darum strömen sie und werden sie strömen in jede Brust, die menschlich fühlt. Unsterblicher! wenn es dir vergönnt ist, aus einem andern Elysium, als du hier es ahnetest, auf dein Geschlecht hienieden herab zu blicken; wenn du die Völker von Asiens Gefilden bis zu den hercynischen Wäldern zu dem Quelle wallfahrten siehst, den dein Wunderstab hervorströmen hieß; wenn es dir vergönnt ist, die ganze Saat des Großen, des Edeln, des Herrlichen zu überschauen, das deine

Lieder hervor riefen: Unsterblicher! wo auch dein hoher Schatten jest weilt, bedarf er mehr zu seiner Seligkeit?

Seite 494. Zell, Karl:

Unterschied der poetischen Darstellungsweise in der Ilias und dem Nibelungenliede.

(Ueber die Iliade und das Nibelungenlied. Neun literarische Abendunter haltungen in dem Museum zu Karlsruhe von K. 3. Karlsruhe. 1843. G. 302 ff.)

Vergleiche den vorhergehenden Aufsag und dessen Literatur. Görres:,,Ueber das Nibelungenlied," in der Einsiedler-Zeitung (Tröst. Einsamkeit) von Arnim. Heidelb. 1806.

Schlegel, A. W. v.:,, Ueber das Lied der Nibelungen. Deutsches Museum, herausgeg. von Fr. Schlegel. Bd. 1. Wien 1812. Heft 1 u. 6.

„Das Lied der Nibelungen ist unter allen deutschen Gedichten des Mittelalters, die bisher bekannt geworden und vermuthlich auch unter denen, die noch bekannt werden mögen, von Seiten der Ausfüh-rung das meisterhafteste. Die Erzählung vereinigt leichte Klarheit mit nachdrücklicher Gediegenheit, anmuthige Fülle mit fortreißender Raschheit. Nach Maßgabe des großen Abstandes der Zeiten, Völker und Sprachen hat vielleicht die Poesie keines Volkes irgend etwas aufzuweisen, das der Gestaltung des homerischen Epos ähnlicher wäre. Man verständige fich nur über das Wesen einer originellen und nicht aus Nachahmung ent. fprungenen Aehnlichkeit. Das Sylbenmaß hat Mannigfaltigkeit, Umfang und Würde; Schwung und Ruhe halten sich darin das Gleichgewicht. Wenn ich damit die kurzen nach einander hinhüpfenden oder hinschleichenden Reimzeilen der Rittergedichte vergleiche, wobei man oft gar nicht zu Athem kommt, so kann ich mir die Ueberlegenheit jener Versart fast nicht anders erklären, als aus der Bestimmung für den Gesang. Liederweisen sind in der Zeit der Minnesänger unzählig viele gefeßt worden, (die Dichter waren ja meistens zugleich Musiker) und wenn wir nach dem Bau der Strophen urtheilen sollen, zum Theil sehr künstliche. Die dem Heldengesange zugeeignete Weise aber war vermuthlich von ganz besonderer Art, und aus uralter Zeit her mit den Sagen selbst überliefert worden. Diese Erscheinung findet sich öfter, daß in einer National. Musik gerade das Aelteste das vortrefflichste ist, und so wunderbar eigen, daß sich mit aller Wissenschaft nichts Aehnliches mehr er finden läßt.

Den eben erwähnten Vorzug hatte das Lied der Nibelungen mit vielen andern gemein; durch die Erhabenheit seines Inhalts mußte es

den Vorrang vor ihnen behaupten: es läßt sich nichts entschiedner Tra gisches denken, als seine Katastrophe. Dem menschlichen Gemüthe liegt aber die Wehmuth über den Verfall, die Trauer über den Untergang vormaliger Größe und Herrlichkeit näher als heitere Spiele mit der Gegenwart, und vertrauende Aussichten in die Zukunft. Darum hielten die Griechen ihre Ilias werther als die Odyssee: jene schilderte unter verderblichen Verwirrungen die leßte Glorie des abscheidenden Helden. alters; diese den hoffnungsvollen Anbau des bürgerlichen Lebens, Schiff. fahrt, Gewerbe, Häuslichkeit und gefeßliche Ordnung. Darum ist von den gelungenen Thaten Karls des Großen keine so besungen worden, wie die Niederlage zu Ronceval, wo Roland fiel. Welch ein Gemälde der menschlichen Schicksale stellt uns das Lied der Nibelungen auf! Mit einer jugendlichen Liebeswerbung hebt es an; dann verwegene Aben. theuer, Zauberkünfte, ein leichtsinniger aber gelungener Betrug. Bald verfinstert sich der Schauplas, gehässige Leidenschaften mischen sich ein, eine ungeheure Frevelthat wird verübt. Lange bleibt sie ungestraft; die Vergeltung droht von ferne und rückt in mahnenden Weissagungen näher; endlich wird sie vollbracht. Ein unentfliehbares Verhängniß verwickelt Unschuldige und Schuldige in den allgemeinen Fall, eine Heldenwelt bricht in Trümmern."

von der Hagen: Zur Geschichte der Nibelungen." Aus den Wie ner Jahrbüchern besonders abgedruckt. Wien. 1820.

Grimm, W. Die deutsche Heldensage." Göttingen. 1829. Rosenkranz: Das Heldenbuch und die Nibelungen." Halle. 1829. ,,Geschichte der deutschen Poesie im Mittelalter." Halle. 1830. Gervinus:,,Die homerischen Gedichte verglichen mit den Nibelun gen." Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen. Th. 1. Leipzig. 1835. 2. Aufl. S. 265-274.

,,Vergleichen wir die Nibelungen mit den ritterlichen Epen der Zeit, so erscheinen sie von jeder Seite ehrwürdiger und poetischer. Es sind nicht zufällige Begebenheiten, die hier neben einander gestellt und durch.' einander geworfen sind, sondern es ist, zwar nicht streng Eine einzige epische Handlung, sondern eigentlich zwei getrennte dramatische, aber es sind doch eben Handlungen, deren Anfang, Mitte und Ende, deren Ent. stehen und Fortbildung so verfolgt wird, daß alle einzelnen Ereignisse einfach und nothwendig aus einander entspringen, daß weniges von äuße. rer Maschinerie, nichts von Willkür des Dichters, nichts von seiner Betrachtung oder seiner Empfindung erscheint, daß Alles, jeder Umstand, jede Begebenheit, jede Verschlingung und Lösung aus den handelnden Charakteren und aus dem Gegenstande selbst fließt, der sich vor uns wie von selbst darstellt, ohne daß wir dabei an den Dichter oder an

uns selbst störend erinnert würden. Mit dem griechischen Epos verglichen führt uns das Gedicht mehr auf unser Inneres, verglichen mit dem ritterlichen führt es uns aus uns heraus; gegen das Antike wirkt es mehr auf die Empfindung, gegen das Ritterliche auf die Phantasie; gegen das Alte verliert es an Fülle der Gestalten und an Reichthum der Verhältnisse, worin es gegen das Romantische gewinnt; gegen jenes steht es an reicher Menschenkenntniß eben so im Schatten wie gegen dieses im Licht; dem Homer gegenüber schadet ihm die Heroensitte, die roher und nicht so gleichmäßig gebildet ist, wie die achäische, den briti. schen Romanen gegenüber wird es dadurch gehoben, weil sich gegen die verfeinerte Rohheit dort die gute Simplicität der Natur zeigt. Weder ist die menschlich reine Natur der Achäer noch die Wunderlichkeit der Tafelrunder hier; weder die Luftgestalten der bretagnischen Gedichte noch die festen Formen des Griechen; weder die kleinlichen Verhältnisse jener, noch der gewaltige Umfang der Verhältnisse bei diesem; weder die historische Helle hier, noch der undurchdringliche Nebel dort. Wir folgen nicht einem einzelnen Helden, der uns ein dürftiges Interesse abgewinnt, burch Begebenheiten, die durch Sonderbarkeit und Fremdartigkeit reizen wollen, sondern wir stehen, wie es das ächte Epos verlangt, in einer Welt von Menschen, die nicht die Mine bewegt, sondern der Zwang der Berhältnisse, die nicht mit Chimären im Kampfe liegen, sondern mit dem Fatum, die nicht blind in Abentheuer stürzen, sondern in ein groß. artiges Verhängniß von einer außer ihnen liegenden Gewalt gestürzt

Hätten wir das alte Gedicht übrig, in dem jener Fluch auf dem Nibelungenherte ruht, so würden wir noch bestimmter das aus dem Dunkel treffende Schicksal der Alten erkennen, das jest in unseren Terten mehr in den handelnden Personen selbst liegt, obwohl wieder, wie wir sehen werden, sehr merklich verschieden von der Art, wie auch Parzival sein eignes Geschick mit sich trägt. Bei Homer erscheinen die Figuren, die gleichsam die Träger des Schicksals sind, eine Helena und Paris, mehr im Hintergrunde, aber Kriemhilde und Hagen stehen hier gerade hervor vor den Andern. Sie reißen durch Eigenwillen sich und Freunde und Feinde in das Verderben, und wie ihre Handlungen den Verhältnissen gegenüber wechselseitig diese und sich selbst aus diesen entwickeln, ist mehr in tragischer als in epischer Weise geschildert, ist aber, wenn wir uns dies einmal gefallen lassen, ganz vortrefflich. Wie Kriem. hilde, nachdem ihr Siegfried ermordet ist (denn diesen ersten Theil lasse ich gern aus der Betrachtung weg), im ersten Schmerz sich versöhnlich zeigt, fich wirklich versöhnt, bis dann der verhängnißvolle Schaß wieder anfängt hereinzuspielen (dessen Bedeutung sich noch überall erkennt), wie dann das treu bewahrte Gefühl für den todten Gatten, das keinem

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