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bürgerlichen Anordnungen den Unterschied zwischen dem, was sein soll, und menschlicher Bedürftigkeit nach sein kann, nicht gehörig in Erwä gung zieht; daß er zur Erreichung des Staatszwecks, den er wohl anders bestimmt haben würde, wäre ihm nicht die christliche Idee einer Kirche fremd gewesen, den Machthabern ein über die gebührenden Grenzen weit hinausreichendes Zwangsrecht einräumt. Dies und Aehnliches übergehend, will ich nur einzelner von seinen Behauptungen Erwähnung thun, die wohl nicht mit Ünrecht übel berufen sind. Hiebei denke ich nicht etwa an seine feindseligen Aeußerungen gegen die nachahmende Kunst, zu welchen ihn die aus dem unrichtig aufgefaßten Begriffe der künstlerischen Täuschung entsprungenen Täuschungen verleiteten; an etwas ganz anderes denke ich, welches solchen, die im Lichte des Evangeliums wandeln, ich will nicht sagen befremdlich sein, sondern vielmehr als Thor. heit und Aergerniß erscheinen kann. Man vergleiche seine Lehre über die Schöpfung des Menschen und von dem Ursprung der Sünde mit den christlichen Offenbarungen über diese Geheimnisse, um sich zu über. zeugen, daß, wer der Kleinste ist im Himmelreich, größer ist denn er. Doch fordert die Gerechtigkeit, zu gestehen, daß in dieser Beziehung kein anderer Philosoph vor ihm etwas voraus haben möchte. Was ihn aber vor den meisten, um nicht zu sagen vor allen, auszeichnet, ist das tiefe Bewußtsein, welches er in sich trug, sein Wissen und sein Weissagen sei nichts als eitel Stückwerk. Niemand kann inniger überzeugt sein als er es war, daß, um in den wichtigsten Dingen den Weisesten vor dem gröbsten Trug zu sichern, der Beistand eines Gottes vonnöthen sei. Daher der Ernst, womit er so oft zum Widerspruche gegen sich auffor. dert, daher die fromme Scheu, womit er nicht selten vor seinen eigenen Behauptungen erschrickt, wenn sie zwar seinen Verstand befriedigen, aber seinem Gefühl widerstreben, daher die ängstliche Gewissenhaftigkeit, wo mit er sorgsamst verhüten will, daß man nicht für gewiß halte, was zweifelhaft ist.

,,Was wir, diese Worte legt er dem Timäus in den Mund, was wir über die Seele gesagt haben, über das Sterbliche und Gött liche in ihr, wo und warum ein jedes seinen Sig bekommen hat, daß sich dieses alles so verhalte, wie angegeben worden, könnte man nur dann behaupten, wenn Gott es bekräftigte. Daß es aber wahrscheinlich sei, dürfen wir wagen zu behaupten; und es sei hiemit behauptet."

Hier nun öffnet sich ein weites Feld lehrreicher Betrachtungen für den, welcher eine Vergleichung anstellen wollte zwischen dieser bescheide. nen, demüthigen, nie sich befriedigenden, immer nach tieferer Erkenntniß dürstenden Weisheit Platon's, und jener übersatten anmaßenden hoch

müthigen, die unter dem Prunknamen der allgemeingültigen, noch vor einem Jahrzehend so vorlaut unter uns das große Wort führte.

Ich enthalte mich einer solchen Vergleichung, und will, zum Schlusse eilend, nur noch sagen:

In Betrachtung, daß Platon's Lehre von den göttlichen und menschlichen Dingen in den wenigen aber großen Ideen, die sie für zweifellos gewiß ausgiebt, mit den Grundwahrheiten des Christenthums übereinstimmt, daß sie zu einer wissenschaftlichen Erfassung derselben die beste Vorbereitung ist, daß sie für die Geheimnisse unserer Religion eine gläu bige Ehrfurcht einflößet; in Betrachtung, daß seine Werke wie keine andere das innerliche Leben eines gebornen Denkers entfalten, wie es unter den mannichfaltigsten Bewegungen und Richtungen, die Scheinweisheit zu bekämpfen, und die ächte Weisheit zu erkämpfen, keimt, blüht, schattet, fruchtet; daß sie hiedurch wie auch wegen der Erhaben.* heit ihrer Gegenstände und der Art, diese zu behandeln, vor allen andern geeignet sind, die Kraft mitzutheilen, welche fähig macht, sich der beiden entgegengeseßten und gleich gefährlichen Täuschungen zu erwehren, deren eine aus der gewähnten Gewißheit entspringt, die andre aus dem ers grübelten Zweifel; in Betrachtung der wunderwürdigen Mischung wissen. schaftlichen, dichterischen, staatsbürgerlichen und religiösen Geistes, wodurch seine Mittheilungen sich der edelsten Bestrebungen, deren eine menschliche Seele fähig ist, immer zugleich bemeistern; in Betrachtung endlich des seit so vielen Jahrhunderten bestehenden Seelenreiches, welches er gestiftet hat, und in dessen Gemeinschaft er die Seinen leitet; in Be trachtung alles dessen erachte ich, daß er den Namen eines Fürsten der Philosophen, den er führt, verdiene.

Wegen dieser seiner Fürstlichkeit habe ich ihn, wie ich gleich anfangs fagte, zu meinem Meister und Führer erwählt, in der Ueberzeugung, nach dem Maße der mir verliehenen Kräfte, in dem mir angewiesenen Wirkungskreise der Philosophie keinen größeren Dienst leisten zu können, als wenn ich jüngere Freunde derselben, die sich mir anvertrauen wollen, an ihn verweise und sie nur anleite, von ihm zu lernen, wie jeder es anzufangen habe, daß er zu dem ihm erreichbaren Maße der Weisheit gelange.

Hievon Zeugniß abzulegen war der Zweck der heutigen Rede, die daher nunmehr endet.

Ferdinand Delbrück.

Von dem Einflusse der Erfindung der Buchdruckerkunst
auf die Verbreitung des göttlichen Worts.
Einladung zur sechsundzwanzigsten Stiftungsfeier der Preußischen Haupt-
Bibelgesellschaft am 21. Oktober 1840.

Wie das verhängnißvolle, an Ereignissen reiche Jahr, in welchem wir leben, viele schmerzliche und freudige Erinnerungen vor unserm Blicke vorbeiführt; wie im Lauf desselben am heiligen Feste der Pfingsten der von seinen Völkern innig geliebte Vater des Vaterlandes, welcher auch unsrer Gesellschaft von ihrem ersten Entstehen an ein hoher Schirmer und Beförderer gewesen ist, den Schauplaß seines gesegneten irdischen Wirkens verlassen hat; wie in dem theuren verehrten Erben seiner Krone, welchen wir in diesen Tagen jauchzend in den Mauern unsrer Hauptstadt empfangen und ihm die Huldigung treuer Herzen geleistet haben, uns durch die Gnade Gottes ein andrer erhabner und mächtiger Gönner auf dem Throne gegeben worden ist: so ist neben so bedeutungsvollen Tagen auch das Gedächtniß an die nun seit vierhundert Jahren segens. reich wirkende Erfindung der Buchdruckerkunst feiernd in Deutsch. land begangen worden, einer Kunst, ohne welche auch das Wirken unserer Gesellschaft ein sehr beschränktes geblieben, ja ohne welche diese wahr. scheinlich nie gestiftet sein würde. Darum ist es für uns Recht und Pflicht, daß unsere diesjährige Ansprache an die Mitglieder unserer Ge sellschaft dieses herrlichen Geschenkes von oben gedenke und die großen Wirkungen, welche von jener Kunst ausgegangen sind, anerkennend:

von dem Einflusse rede, welchen die Erfindung der Buchdruckerkunft auf die Verbreitung des göttlichen Wortes ausgeübt hat.

Es sind zwar auch unter uns Stimmen laut geworden, welche gemeint haben, es sei wohl nicht nöthig, solches Ereignisses auf die feierliche Weise zu gedenken, wie es an so vielen Orten geschehen ist, und es gäbe dann noch eine große Menge der Erfindungen unter uns, deren Anfang man auf gleiche Weise begehen müßte. Aber welche von den großen Erfindungen unseres Volkes könnten wir denn nennen, welche der der Buchdruckerkunst gleich zu stellen wäre? Die Erfindung des Schießpulvers, der Uhren, der Mühlen, der Dampfschifffahrt, der Eisenbahnen und welche wir neben ihnen noch aufzählen möchten, haben gewiß einen großen Einfluß auf die mancherlei Lebensverhältnisse der Völker ausgeübt und werden sie noch für die Zukunft ausüben; aber zum Dienst des Geistigen hat sich doch keine also hingegeben, keine ist

doch zu einer Rede an die durch Raum und Zeit getrennten Geschlechter der Menschen geworden, so doch keine das Werkzeug, das göttliche Wort selbst zu verbreiten, in die Seelen der Sterblichen einzupflanzen und durch das Aeußerliche ihnen himmlischen und ewigen Segen zu bringen. Oder warum, hat man gefragt, soll denn Gutenberg so vor allen ge priesen werden? Er hat ja doch nur nach irdischem Gewinn getrachtet, und es ist gar kein so hoher Gedanke in seine Seele gekommen, wie die, welche ihm jezt rühmend beigelegt werden. Freilich soll auch er zunächst nicht gepriesen werden, sondern Gott allein gebührt die Ehre auch für das Gnadengeschenk solcher Erfindung. Aber sollen und können wir denn hierbei auch des Rüstzeuges vergessen, das der Herr sich erwählt hat, seine Gläubigen zu segnen? Und wäre es, daß Gutenberg zunächst bei seiner äußerlich sehr bedrängten Lage nur irdischen Gewinn gesucht hätte, ist nicht eben dann Der um so mehr zu preisen, welcher ihm neben dem Irdischen so viel Höheres und Herrlicheres in seine Erfindung gelegt hat? Doch wir thun auch dem edlen Erfinder unrecht, wenn wir meinen, daß er sein Werk so niedrig betrachtet oder nicht in tiefer Demuth anerkannt hätte, welch eine hohe Gabe ihm dadurch von Gott dargereicht worden sei, denn er sagt selbst in der Schlußschrift seines 1460 beendigten Katholikons *):

,,Durch des Allerhöchsten Beistand, auf dessen Wink der Kinder Zungen beredt werden, und der oft den Kleinen enthüllt, was er ,,den Weisen verbirgt, wurde dieses vortreffliche Buch Katholikon ,,in der achtbaren, der deutschen Nation angehörenden Stadt Mainz, ,,welche Gottes Gnade durch dieses hohe Geisteslicht ,,und unverdiente Geschenk den übrigen Völkern**) der ,,Erde vorzuziehen und zu verherrlichen gewürdigt hat, ,,gedruckt und vollendet"

und so sehen wir wohl, wie hoch begnadigt er in seiner Demuth sich fühlt, daß solcher Sinn noch nach Jahrhunderten rühmend anzuerkennen ist. Doch es soll auch in dieser Schrift nicht zunächst weder von dem edlen Gutenberg selbst, noch von seiner Erfindung im Einzelnen die Rede sein, da so viele größere und kleinere Schriften uns hierüber belehrt haben, sondern nur der Einfluß der großen Erfindung auf die Verbrei.

*) Summa, quae vocatur Catholicon, ed. a. fratre Joh. a Janua. (Eine Grammatik und Wörterbuch.)

**) Durch diese Worte Gutenberg's ist Mainz auch unbestreitbar als Ort der Erfindung der Buchdruckerkunst anzunehmen, und nicht Straßburg.

tung des göttlichen Wortes soll der Gegenstand unsrer Betrachtung werden. Wir wollen aber

I. Von der Größe und Herrlichkeit der Buchdrucker.

kunst reden, wodurch diese Erfindung zur Ver. breitung des göttlichen Wortes geeignet ist und II. Die Art und den Segen dieser Verbreitung näher darlegen.

I. Groß und herrlich wird aber eine Erfindung gewiß heißen können, wenn sie von dem Joche geistiger Finsterniß befreit, ihre Segnungen tief in das Innere der Völker dringen läßt und fie weit über alle Völker und Zeiten verbreitet. Dadurch wird sie auch zur Verbreitung des göttlichen Wortes geeignet werden, da das Christenthum selbst auf gleiche Weise groß und herrlich dasteht.

1. Die Zeit, in welcher die Erfindung der Buchdruckerkunft als ein Segen Gottes in die Geschichte eintritt, war eine Zeit des Jammers und tiefer geistiger Dunkelheit. Wohl lange schon vorher hatte Mönchs. Kloster und Papstthum dahin gewirkt, das geistige Licht der Wahrheit immer mehr den Völkern zu entziehen; aber theils die Größe derer selbst, welche hierzu die Hand boten und auf der andern Seite der Menschheit auch manches Schöne darreichten, theils die hohen Gestalten des Mittelalters, welche als Helden und Fürsten Glanz um sich verbrei teten, theils die romantischen Züge nach dem Orient, wodurch die Ver. bindung und der lebendige Verkehr mit dem Auslande sich anknüpfte, theils die Blüthe der Dichtkunst, welche das Leben erheiterte und er höhte, hatten solche Mängel noch verhüllt und vergütet. Solche Herr lichkeit war aber nun längst vorbei. Jene großen Gestalten waren in's Grab gesunken, die Begeisterung früherer Zeit war erloschen, die Dichtkunst verklungen, vor allem das Wort Gottes den Menschen entzogen und vergessen. Zu Costniß war das Blut der frommen Märtyrer, Huß und Hieronymus, vergossen und von ihren wilden Vertheidigern durch Ströme anderen Blutes furchtbar gerächt worden, welche das Heil zurückdrängten, das aus den Lehren jener Männer der Welt hätte zu Theil werden können, daß in dem Innern christlicher Völker nur Nacht und Dunkelheit gelagert waren. Von außen aber drohte der osmanischen Türken unbarmherziges Geschlecht den christlichen Staaten Verderben. Unter furchtbaren Greueln war Konstantinopel, die Hauptstadt des mor genländisch - christlichen Kaiserthums, ohne Unterstüßung gelassen von den westlichen christlichen Brüdern, ja von Christen selbst den Muhamedánern verrathen, in die Hände des grausamen und verruchten Muhameds ge allen (29. Mai 1453), welcher in schändlicher grauenvoller Luft unter den überwundenen Griechen wüthete, dem Christenthume Hohn sprach,

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