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wenigstens keiner hat mit dem, was vielleicht in ihm lag, so der Mensch. heit gewuchert, wie Luther. Das bekannte Wort:,,Es ist nicht genug, ein großer Mann zu sein; man muß auch zur rechten Zeit geboren werden," spricht ohne Zweifel eine tiefe Wahrheit aus, wie bedenklich auch alle Aussprüche über das, was hätte geschehen können, alle hypo thetischen Urtheile über die Geschichte sein mögen. Man hat vielfach die französische Revolution mit der deutschen Reformation verglichen, aber hat jene einen Mann, der mit Luther zu vergleichen wäre? Alle Männer der Revolution drängte endlich Napoleon in den Hintergrund -Luther ließ sich nie in den Hintergrund drängen; wenn aber Napo. leon selbst mit Luther wollte zusammengestellt werden, so wäre dies eine Vergleichung so ganz und im Innersten ungleichartiger Männer, daß das Charakteristische und Persönliche Beider ganz aufgeopfert werden müßte und nur ihre Bedeutung für die Geschichte, gleichsam ihre Grö Een verglichen werden könnten. Die anderen Reformatoren aber, Zwingli und Calvin, haben nie die historische Bedeutung gewonnen wie Luther. Wollte man vielleicht glänzende Namen der Literatur und Humanität mit ihm messen? Dürfen der in sich selbst zerrissene Rousseau und der Alles zerreißende und auflösende Voltaire wegen ihres ungeheuren Ein. flusses auf ihre Zeit, als Vorbereiter der Revolution und einer neuen Epoche der Geistesbildung neben ihn gestellt werden? Aber wie viel wird von diesen Männern nach drei Jahrhunderten noch erhalten sein, und darf überhaupt eine so negative Wirksamkeit, wie die ihrige großen, theils war, den begeisternden und belebenden Einflüssen, die von Luther ausgingen, mit Recht sich vergleichen? Luther ist auf eine solche Weise mit dem Andenken der Deutschen, die sich noch hinsichtlich ihrer Con fession nach ihm benennen, vereinigt und verschmolzen, daß die ungeheu ren Veränderungen in Geschichte, Bildung, Ansichten und Meinungen seinen Namen und sein Andenken nicht im Munde und im Herzen seines Volkes haben entwurzeln können. Um von Vielem nur Eines zu nennen: das Buch, das wohl in wenigen Häusern des protestantischen Deutschlands fehlt, wenn es auch in vielen das einzige sein mag, das für den Deutschen ist, was für den Griechen Homer, und noch viel mehr als Homer, in dem das Kind lesen lernt und aus dessen vergriffenen Blättern der Greis den lezten Trost des Lebens sammelt, die Bibel, von Luther so verdeutscht, daß jede andere Uebersetzung verschmäht würde, verewigt seinen Namen, sein Gedächtniß *) Was diesen Mann so außer

*) »Zwar hat das sechszehnte und siebzehnte Jahrhundert nur wenige große Schriftsteller in deutscher Sprache hervorgebracht, aber diese wenigen sind desto merkwürdiger. Wie die alte Nitterpoesie und die Kunst des Mittelalters in

ordentlich macht, ist eben dies, daß das Können und die Durchführung feinem Wollen so entsprach. Mag man dies Zufall, Glück oder Vorsehung nennen und so hat er, der die Religion, den Glauben wieder auf die Reinheit der Schrift zurückführte, auch selbst die Schrift zum Forschen und Prüfen in die Hand des Volkes gegeben.

Eine Biographie Luthers muß auf manche Reize und Ausschmückungen verzichten, welche in der Lebensgeschichte anderer berühmter Männer wie Helden und Könige, sich darbieten; die Schilderungen weltlicher Pracht und Größe, die belebten Bilder glänzender, großer Thaten, die Schilderungen festlicher Höfe alles jenes Beiwerk, womit häufig das Streben und Handeln des Geistes umkleidet, wovon es oft gehemmt wird und was durch Abwechslung auch den höher gebildeten Sinn er freut und ergött: alles dies ist ausgeschlossen von der Lebensgeschichte eines Mannes, der, ein schlichter und nüchterner Mönch, dem stolzen

den Streitigkeiten des sechszehnten Jahrhunderts in Vergessenheit gerathen, wie in den Bürgerkriegen dieses und des siebzehnten Jahrhunderts selbst die Sprache verwildert sei, das ist schon erwähnt worden. Was noch ein Gegenmittel gegen diese einreißende Verwilderung gewährte und einen Ersaz für den Verlust alles Alten wenigstens in der Sprache, das war die deutsche Bibelübersehung. Es ist bekannt, daß alle gründlichen Sprachforscher diese als die Norm und den Grundtert eines in hochdeutscher Sprache classischen Ausdrucks ansehen, und nicht bloß Klopstock, sondern noch viele andere Schriftsteller von der ersten Größe haben ihren Stil vorzüglich nach dieser Norm gebildet, und aus dieser Quelle geschöpft. Es ist bemerkenswerth, daß überhaupt in keine neuere Sprache so viele biblische Wendungen und Ausdrücke aufgenommen worden und ganz ins Leben übergegangen sind, wie in die deutsche. Ich stimme denjenigen Sprachforschern vollkommen bei, welche dies für sehr glücklich halten, und glaube eben daher einen Theil von der fortdauernd sich erhaltenden geistigen Kraft, dem Leben und der Einfalt herleiten zu müssen, die das Deutsche in unsern besten Schriften vor allen andern neuern Sprachen so sichtbar auszeichnet.

Zwar gehört die Bibelübersetzung nicht eigentlich Luthern allein an, sie ist bekanntlich nur durch Auswahl des Besten aus so vielen schon vor ihm vorhandenen Uebersezungen entstanden, wobei ihm, was die Erklärung selbst betrifft, noch mancher seiner gelehrten Freunde, besonders Melanchthon, beigestanden. Nichts desto weniger bleibt ihm selbst, was die Kraft der Sprache, und den eigenen Geist, diese große und starke Art des deutschen Ausdrucks betrifft, ein unverkennbares Verdienst. Denn auch in seinen eignen Schriften findet sich eine Beredsamkeit, wie sie im Lauf der Jahrhunderte unter allen Völkern nur selten in dieser Kraft hervortritt.<<

Friedrich v. Schlegel (Geschichte der alten und neuen Literatur.
N. A. Berlin. 1841.)

Vergl. auch Marheinecke, Ph. Konr., Ueber den religiösen Werth der deutschen Bibelüberseßung Luthers. Berlin. 1815.

Prunk weltlicher Päbste den Krieg ankündigte, der die in Weppigkeit und Weltlust versunkene Geistlichkeit des angemaßten Purpurs und der eiteln Ehren zu entkleiden strebte, dessen Heldenthum in kühnem frei müthigem Bekenntniß der Wahrheit und unerschütterlicher Standhaftig. keit bestand, dessen Schwert das Wort, dessen Rüstung sein Gottver trauen, dessen Stolz seine Armuth war. Er kann nicht der Mann der jenigen sein, welche über irdische Herrlichkeit die geistige Macht, über äußerlich sichtbaren Erfolgen die innere Größe, über dem Schein die Wahrheit zu übersehen gewohnt sind, und sich gelangweilt und verdrieß. lich abwenden, wo es sich um Interessen handelt, die nicht augenfällig und handgreiflich sind.

Dagegen aber hat das Leben Luthers vor dem andrer großer Mán. ner das unbestreitbar voraus, daß, während uns die äußere Größe und Macht, worin wir oft solche Männer gehüllt sehen, gleichsam märchen. haft gemahnt und wenn auch der Einbildungskraft gefällig, doch das Gemüth ihnen einigermaßen entfremdet, daß Luthers einfaches, schmuck. loses Leben uns ihm vertraulich befreundet, und die Betrachtung dessel. ben uns stärkt und erhebt, weil wir uns bewußt werden: die Gesinnung, welche ihn auszeichnete, wenigstens annähernd auch uns aneignen zu können; während die Betrachtung äußerlicher Größe uns mehr oder we niger innerlich kränken oder demüthigen kann, weil jene Gaben und Auszeichnungen des Glücks und Zufalls uns versagt sind. Glanzlos im Aeußern ist Martin Luthers Leben verflossen; aber dafür darf ihm auch das Urtheil der Nachwelt nicht erst, wie so vielen andern berühmten Männern, die schimmernden, blendenden Flitter abstreifen, um seine wahre Gestalt, sein ächtes Selbst zu erkennen, und so lange die Tiefe der Frömmigkeit, das freie Bekenntniß und standhafte Festhalten der Ueberzeugung und die Treue der Gesinnung Freunde und Bewunderer ha. ben wird: so lange werden die mit Luthers Namen ihre Confession be zeichnenden Deutschen und wohl auch von andern Confeffionen die Vorurtheilsfreien und Unpartheiischen mit Dankbarkeit sein Gedächtniß ehren und mit edlem Stolz fich freuen, daß er ein Deutscher war.

Gustav Pfizer.

Der Ausspruch des Apostels „daß wir dem Herrn leben oder sterben" betrachtet als unser Wahlspruch bei dem Eintritt in ein neues Jahr unsers Lebens *). (Friedrich Schleiermachers sämmtliche Werke. Bd. 3. Berlin. 1835.) Text. Röm. 14, 7. 8.

Denn unser keiner lebt ihm selber, und keiner stirbt ihm selber. ́ Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.

M. a. Fr. Der unmittelbare Zusammenhang, in welchem der Apostel diese Worte geschrieben hat, steht in gar keinem Bezug mit der besondern Abzweckung des heutigen Tages. Er redet in diesem Ab schnitte jenes Briefes von dem Unterschied der Christen in Absicht auf die größere Freiheit des Geistes oder die größere Aengstlichkeit und Ge bundenheit des Gewissens; und indem er hierüber nur die Regel giebt, daß beides recht sei und gut, wenn nur jeder das was er thut, thue mit Rücksicht auf den Herrn, welchem wir alle angehören: so faßt er dies hernach zusammen in diesem großen allgemeinen Ausspruch, welchen wir mit einander vernommen haben. Das m. a. 3. beweiset recht die besondere Kraft der heiligen Schrift, daß sie so oft von dem, was einzeln ist und unbedeutend erscheint, unmittelbar übergeht zu dem größten schwersten und inhaltreichsten. Aber so gebührt es auch einem solchen Werk des göttlichen Geistes; denn wie vor Gott selbst es keinen Unter schied giebt zwischen groß und klein: so auch hier. In dem Maaße als wir durch den Geist Gottes erleuchtet die menschlichen Dinge sehen, verschwindet dieser Unterschied auch für uns, und von dem kleinsten können wir zu dem größten, von dem größten zu dem kleinsten in demselben Sinn und Geist mit Leichtigkeit übergehen. Indem nun der Apostel dort geredet hatte von zwei verschiedenen Handlungsweisen der Christen, noch dazu in Beziehung auf äußerliche und minder bedeutende Dinge, und doch nun seiner Rede die Krone dieses eine so allgemeine Anwendung zulassenden Ausspruches auffeßt: wie sollten wir diesen nicht eben mit einander betrachten können als unseren Wahlspruch bei dem Eintritt in dieses neue Jahr unseres Lebens. Ja, daß wir dem Herrn leben oder sterben, das sei unser Wahlspruch, den wir immer im Auge haben, sowohl in Beziehung auf das, was uns begegnen kann in diesem neuen Abschnitt unseres Lebens, und das sei der erste Theil

* Diese Predigt wurde gehalten am Neujahrstage 1832.

unserer Betrachtung; als auch in Beziehung auf dasjenige, was uns vorhanden kommt zu thun, und das sei der zweite.

I. Wenn wir, m. a. Fr., sagen, diese Worte des Apostels, daß, wir mögen leben oder sterben, beides dem Herrn geschehe, sollen unser Wahlspruch sein in Beziehung auf alles dasjenige, was uns begegnen kann: so meine ich damit zum Unterschied von dem, was ich als den zweiten Theil unserer Betrachtung im Voraus, angezeigt habe, alles, was in unserm Leben, sei es nun, überhaupt nicht von menschlicher Thätigkeit abhängt, oder doch wenigstens nicht von der un frigen. Und wir mögen wohl sagen, wie der Apostel hier Leben und Sterben einander gegenüberstellt, so befaßt dieses beides alles, was uns von dieser Art begegnen kann; denn das eine und das andere hängt nicht ab von unserem eigenen Willen und Thun. Die Fortdauer unse. res Lebens, wie lang oder kurz, sie hängt an den ewigen Ordnungen Gottes, wie sie sich in dem einzelnen Leben von seinem ersten Keime an entwickeln. Wenn es zu Ende geht, so ist das ebenfalls nichts anderes als auch ohne unser eigenes Thun die Vollendung des göttlichen Rath. schlusses an unserm zeitlichen Leben. Und so können wir denn unter diesem Wahlspruch alles, was uns die Zukunft im eigentlichen Sinne bringen kann, getrost zusammenfassen.

Was ist aber nun, in diesem Umfang gedacht, der Sinn diefer Worte des Apostels, daß, wir mögen leben oder sterben, solches dem Herrn ge schieht? Kein anderer wohl als der, daß eben jene göttlichen Ordnun gen in dem gesammten Gebiet der menschlichen Dinge ganz und gar auf Christum gestellt sind, auf dieses Heil, welches Gott den Menschen durch ihn gegeben hat. Unsere heutige Sonntagsepistel *) m. a. Fr. ist gewiß deswegen für diesen heutigen Tag gewählt, um uns das recht zur Anschauung zu bringen; denn da sezt der Apostel aus einander, wie der gemeinsame frühere Zustand der Menschen, alles was darin groß und wichtig gewesen, seine Beziehung gehabt habe auf den, der da kommen sollte. Das Gesez, sagt er, ist unser Zuchtmeister gewesen auf Chriftum, darunter sind wir beschlossen gewesen, damit hernach die Verheißung käme durch den Glauben, der da sollte geoffenbaret werden; und alles, was dem voranging, das hatte nur den Sinn und die Bedeutung, wie er an einem anderen Orte desselben Briefes **) sagt, daß die Zeit erfüllet wer den sollte auf die von Gott bestimmte Weise, in der er seinen Sohn senden wollte, geboren von einem Weibe und unter das Gefeß gethan. Hat sich nun vorher alles auf den bezogen, der da kommen sollte: wie sollte fich

*) Cal. 3, 23-29.

**) Cal. 4, 4.

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