ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Auf der leichenbedeckten Wahlstatt bestieg der deutsche Feldherr ein Gerüst, und sprach die Ehren der Sieger, das Loos der Besiegten aus. Zuerst ward an Altären, in dem nahen Gehölz errichtet, das Blut der gefangenen Obersten und vordersten Hauptleute vergossen; dann litten die übrigen, die am ärgsten an den Deutschen gefrevelt hatten, vor: nehmlich Geschäftsleute, theils unter dem Richtschwerte, theils an zahl. reichen Galgen, die Strafe ihrer Missethat. An Bäumen um den Wahlplas wurden, zu Siegeszeichen, erschlagener Pferde Häupter aufgesteckt; die Adler an geweihten Stätten, einer in dem Lande der Bructeren, der andere bei den Marsen, eingegraben, wo nachher Germanicus, im Durchzuge, sie entdeckt und wiedergewonnen hat, die Fahnen aber feierlich aufgehängt in den heiligen Hainen. Unter die Genossen der siegreichen Heerfahrt wurde mit viel und herrlicher Beute, an Geschmeid und Waffen, die Menge der Gefangnen vertheilt; und mancher hochge. borne Jüngling, der etwa zu Rom über tausend Knechte gebot, nach Deutschland aber, das Regieren zu lernen, gekommen war, mußte nun mehr, als Leibeigener, eines deutschen Wehrmannes Hütte oder dessen Schafe oder Hunde hüten. Etlichen dieser Elenden wurde bald nachher, etlichen erst nach vierzig Jahren, zu entkommen Gelegenheit.

Die Stämme der Deutschen, von welchen solchergestalt das Heer, so ihnen Knechtschaft gedroht, auf's Haupt erlegt wurde, sind vornehm lich diese: Cherusken, rechts der Weser, da, wo jest Hannover; Bructeren, an der Lippe; Marsen, wo nun Münsterland; Catten, jezo Hessen genannt. Den Siegeruhm aber legten Alle Hermann bei; hochgefeiert scholl sein Name durch die deutschen Lande, und das Heldenlied fang den Enkeln seine That *).

Friedrich von Roth.

*) Ueber den Tod Hermanns, welcher nicht durch Fremde, sondern durch seine eigenen Anverwandten ermordet wurde, nachdem er in fortdauerndem Kampf der Deutschen Freiheit gegen Nom vertheidigt hatte, spricht der nämliche Schriftsteller: »>Als er, nun erledigt seiner äußeren Gegner, eingedenk aber der Gefahren des nur abgebrochenen Kampfes, darauf fann und arbeitete, daß er die Kraft seines Volkes, welche, nach Art der Stammverfassung, lose und unstät verbunden, ihm den Angriff und selbst den Widerstand so schwer gemacht hatte, fester und lenkbarer vereinte, rotteten sich die, welchen ihre Ungebundenheit die Freiheit war, gegen ihn zusammen, und, ohne Zweifel aufgereizt, auch untersüßt von den Römern, befehdeten sie ihn, als stre bend nach Alleinherrschaft.

Da aber ein großer Theil der Landsleute standhaft zu ihm hielt und zweifelhaft die Gewalt der Waffen war, griffen Hermann's Gegner, darunter seine Blutsfreunde, zum Mordanschlage. So endigte im sieben und dreißig. sten Jahre seines Lebens der Held, welchem Deutschland verdankt, allein unter

Folgen der Kreuzzüge für die Industrie in Europa*). (,,Versuch einer Entwickelung der Folgen der Kreuzzüge für Europa." Hi storische Werke von A. H. L. Heeren. 2. Th. Göttingen, 1821.)

Die Untersuchung über die Folgen der Kreuzzüge für die Industrie ist ihrer Natur nach von einem so unermeßlichen Umfange, daß auch bas schärfste Auge dies Feld nicht übersehen kann. Es ist noch keines. wegs gehörig ins Licht geseßt, welche Kunstfertigkeiten der Occident dem Orient alle verdankt? inwieweit er sie ihm verdankt? und wiederum, inwiefern in der Periode der Kreuzzüge sie nach Europa kamen? Wollte man hier in ein ängstliches Detail gehen, so würde dies specielle Untersuchun gen erfordern, welche die Grenzen einer Abhandlung weit überschreiten würden, und die schwerlich ohne den Apparat orientalischer Sprachge lehrsamkeit sich anstellen ließen. Aber gesezt auch, eine solche Untersu chung wäre im Einzelnen durchgeführt, so wäre damit doch noch der Gegenstand gar nicht erschöpft; sondern die Frage von dem Einflusse der Kreuzzüge auf die Industrie würde nur erst einseitig beantwortet seyn. Denn dieser Einfluß beschränkte sich gar nicht auf die Einführung bisher im Occident unbekannter Kunstfertigkeiten; er breitete sich nicht weniger auf die Belebung der schon bekannten, und dem Occident eigen thümlichen, aus. Aber jener Gewinn wer kann ihn angeben? Wer

allen Ländern, auf deren Eroberung die römische Macht ausging, unerobert zu sein; der, obgleich sein Andenken nur feindländische Schriftsteller unvollkommen auf uns gebracht haben, klar ist als einer der Größten aller Zeiten; als der, ein Jüngling, an der Spize unbotmäßiger Völkerschaften, ihren Ungestüm zu dem weiseßten Anschlage zu lenken gewußt, und mit derselben roher Kraft erst eine tiefe Wunde der Weltherrschaft geschlagen, sodann ihrer gesammelten Macht unablässig Troß geboten, nachher im Ost eine undeutsche Macht gebrochen, und bis an sein Ende, ungebeugt durch der Gattin und des Sohnes Verlust (sie befanden sich in römischer Gefangenschaft), allein dem Vaterlande hold, in Feindschaft wider die Römer ausgeharrt. Und dies ist eine Herrlichkeit des deutschen Volkes, vor allen andern, im Anbeginne unserer Geschichte, und nicht aus Sagen und Dichtungen, nein, auf's Gewisseste bezeugt, solch ein Mann.“

*) Siehe S. 40 der Auff. Heeren entwickelt in der bezeichneten Abhandlung außerdem noch die Folgen der Kreuzzüge für die Hierarchie, der Macht der Fürsten, den Adel, Städte und Bürgerstand, Bauernstand, für den See und den Landhandel, für die classische Literatur und Philosophie, für die Nationalliteratur, Geschichte und Poesie, für die Naturwissenschaften. und Medicin.

gar ihn berechnen? So wird sich also unsere Untersuchung auf diejeni. gen Zweige der Industrie beschränken müssen, die der Occident nicht nur ungezweifelt dem Orient durch die Kreuzzüge verdankte, sondern welche auch auf das Schicksal der Nationen einen bedeutenden Einfluß gehabt haben.

Unter diesen stehen die Webereien, und zwar die Seiden. webereien, oben an! Die Geschichte hat uns über ihre Einführung in Italien, während der Kreuzzüge mehrere Data erhalten. Sie war eine Folge der Verhältnisse der Normannen mit dem Byzantischen Reich; und aus den Kriegen sproßte der Segen auf. Als König Roger II. von Sicilien im Jahr 1148 Corinth, Theben und Athen, erobert hatte, und so wie in der Hauptstadt des Morgenlandes die Seidenmanufaktu. ren blühten, führte er die Griechischen Kunstverständigen nach Palermo, und ließ hier seinen Unterthanen durch sie Unterricht darin er. theilen. So ward zuerst diese Kunst aus Griechenland nach Italien verpflanzt, wie sie schon in großer Vollkommenheit war; und in PaTermo mit Erfolg getrieben. Die Werkstätte waren hier an dem könig lichen Pallast, (sie scheinen also Monopol des Hofs geblieben zu seyn); und Gewänder mancherlei Art, mit den glänzendsten Farben und schön. sten Goldstickereien wurden hier verfertigt, und bereicherten Palermo. Unter den Städten des Continents von Italien war Lucca die erste, welche sich durch die Aufnahme dieser Manufakturen bereicherte, nach dessen Plünderung 1314 sie sich über die andern Städte Florenz, Mailand, Bologna u. a. verbreiteten. Wer kennt nicht die Folgen, welche diese Manufakturen für mehrere jener Städte, besonders für Florenz, hatten! Wäre ohne sie ein Mediceisches Zeitalter gereift? Erst in spätern Zeiten wurden sie auch diesseits der Alpen verpflanzt; und wenn Colbert's Genie in ihnen ein Mittel zum Aufblühen seines Vaterlandes fand; so bleibt den Kreuzzügen das Verdienst, dieses Mit tel ihm vorbereitet zu haben.

Mit der Verbreitung der Webereien steht fast immer die der Fär. bereien in einer unauflöslichen Verbindung. Daß der Orient mit den Stoffen dazu auf das reichlichste versehen ist; daß Europa sie von dort her erhielt: ist eben so wenig einem Zweifel unterworfen, als daß die Kreuzzüge darauf einwirkten; aber die erste Einfuhr läßt sich nicht im mer von der bloßen Verbreitung unterscheiden. So kam ums Jahr 1300 die Färberei mit Orseille aus dem Orient nach Florenz; so soll durch die Kreuzzüge der Safran nach Europa gekommen seyn; so ver danken wir ihnen den Alaun, und vielleicht auch den Indigo.

Fast von noch größerer Wichtigkeit für den Welthandel und für die Schicksale ganzer Länder und Völker ward die Verpflanzung des Zuk.

kerrohrs aus der Levante nach dem Occident. Wenn gleich die kri tische Geschichte seiner Verbreitung noch sehr im Dunkeln ist, so kann es doch keinem Zweifel unterworfen seyn, daß die Kreuzzüge die Veran lassung wurden, daß es aus den Ländern, wo es in Menge wächst, nach dem Westen verpflanzt wurde. Schon bei dem ersten Zuge lern ten es die Kreuzfahrer in der Gegend von Tripolis kennen und schäßen; und noch vor der Mitte des zwölften Jahrhunderts ward es schon in Sicilien in Menge gebaut; von wo es nach Madera, und so weiter jenseits des Oceans nach Brasilien, und von dort weiter nach 2 est. indien verpflanzt wurde. Es wäre überflüssig, die Folgen, die dessen dortiger Anbau gehabt hat, zu entwickeln. Aber schon im vierzehnten Jahrhundert war die Consumtion des Zuckers in Italien unermeßlich groß; da der Geschmack an Confituren so überhand genommen hatte, daß sie die gesuchtesten aller Leckereien waren. Wird einst der Geschichts. schreiber aufstehen, der es philosophisch zu entwickeln versteht, welchen Einfluß die Verbreitung einzelner Gewächse auf die Schicksale der Völker und Staaten gehabt hat; welchen Raum wird in seinem Werke die Geschichte des Zuckers einnehmen?

Statt einer ängstlichen Aufsuchung anderer kleiner Gewinne, welche die Industrie durch die Kreuzzüge erhalten haben mag, sei es uns erlaubt, diese Untersuchung mit ein paar allgemeinen Bemerkungen zu schließen.

Erstens: Der unermeßliche Gewinn, den Europa durch sie aus der Belebung der Industrie und des Handels zog, hatte nicht sowohl seinen Grund in der Einführung neuer Producte der Kunst und der Na. tur, als in der allgemeinen Verbreitung derselben. Seidene Kleider, Gewürze und Räucherwerke des Orients kamen auch im Karolin. gischen Zeitalter nach Europa; allein sie wurden nur an die Höfe, oder einzelne Site der Großen gebracht. Wie ganz anders war es jest, wo die Städte die Sise des Wohllebens geworden waren; und Tausende und Hunderttausende der Gegenstände bedurften, deren sonst nur Ein. zelne bedurft hatten? Die gänzliche Umänderung des häuslichen Lebens, nicht blos in der höhern, sondern in der mittlern Klasse der Gesellschaft war davon die Folge; die besonders seit dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts allgemein ward, und sich auf eine veränderte Kochkunst und Kleidertracht nicht weniger als Bauart und Einrichtung ausdehnte.

Zweitens: Das Wohlthätige dieser Veränderung lag aber nicht in dem erhöhten Wohlleben, sondern in der dadurch beförderten Jn. dustrie. Man rechnete bei der Einführung der Produkte der Fremde damals nicht ängstlich, ob das Geld aus dem Lande gehe; man zog keine Handelsbilanzen; aber man fühlte es, daß man um zu genießen

arbeiten müsse; und die Kunstprodukte Italiens, Deutschlands, der Niederlande fanden bald ihren Weg so gut nach dem Orient, als die des Orients nach diesen Ländern. Und doch war keins dieser Völker, das verarmt wäre; ihre Reichthümer stiegen mit ihrem Handel. Man ließ sie machen; und sie wußten selber am besten, was ihnen frommte.

Endlich wird es jezt keines weitern Beweises bedürfen, wie der so gewaltig verbreitete Handel, und der dadurch geschaffene Wohlstand, die Stüßen der bürgerlichen Freiheit wurden; die in den Communen, wie oben gezeigt ist *), sich entwickelt hatte. Seitdem sich in ihnen das Gefühl des Wohlstandes, des Reichthums, mit dem der Freiheit ver. band, war auch diese gesichert; denn man hatte die Mittel, wodurch man sie vertheidigen konnte, wenn die Noth dazu zwang.

Arnold Hermann Ludwig Heeren.

J. Cäsars Tod**).

(v. Chr. 44.)

(Historisches Lesebuch, enthaltend Erzählungen und Schilderungen aus den Quellenschriftstellern entlehnt und für die Jugend bearbeitet von K. F. W. Lanz. I. Erzählungen aus der alten Geschichte. Leipzig, 1838.)

Nach Beendigung aller Bürgerkriege stand Julius Cäsar auf der Höhe seines Glückes mit Glanz und Macht bekleidet, wie keiner vor ihm. Senat und Volk überhäuften ihn mit Ehrenbezeugungen ohne Maaß und Ziel, und während man ihn als unumschränkten Herrscher anerkannte und fürchtete, beeiferten sich die angesehensten Männer, seine Gunft zu gewinnen. Ohne Sorge mehr vor einem äußeren oder inneren Feind dachte er nur noch darauf seinen Sieg dauernd zu machen, und durch Weisheit und Milde zu behaupten, was er durch das Glück der Waffen gewonnen hatte. Die Machtfülle, welche ihm die immerwährende Dictatur, die Imperatorwürde, die freie Verfügung über den öffentlichen Schaß und alle die übrigen Würden und Rechte, die man ihm übertrug, gewährten, konnte wohl alle Wünsche der Herrschsucht befriedigen; dennoch trachtete der immer höher strebende Sinn, die

*) S. 203 a. a. D. „über die Folgen der Kreuzzüge für Städte und Bürgerstand."

**) Nach Plutarch (Brut. 1–19.) S. auch K. W. Böttiger, die Weltgeschichte in Biographieen. Bd. 2. Berlin, 1839 S. 239 ff.,,Cäsars Macht und Fall.".

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »