ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

die Sparsamkeit in Absicht auf unser Vermögen das größte Einkommen fei: so kann man auch sagen, daß es die Demuth für unsre Gemüths. ruhe sei. Sie lehrt uns, mit wenigem zufrieden seyn, weil wir auch das Wenige nicht ganz verdienen; und sie erfreut sich des Ueberflusses um desto mehr, je weniger sie ihn als eine schuldige Belohnung ihres einigen. Werthes ansicht. Der Stolz erschafft sich tausend selbst ersonnene Be dürfnisse, die er nicht befriedigen kann. Er ist niemals so geehrt, so begütert, so gesund, so beliebt, als er zu seyn verdienet. Die Demuth verhindert die thörichten Wünsche, die aus einer abgöttischen Meinung von uns selbst ihre Nahrung zichen; und deswegen ist ein demüthiges Herz ruhiger und glücklicher.

Eben diese Tugend hat einen vortrefflichen Einfluß auf das gesellschaftliche Leben. Sie tritt in dieses mit Gefälligkeit und Leutselig keit ein; so wie der Stolz mit Selbstliebe und Geringschäßung Andrer auf dem Schauplage erscheint. Sie läßt sich gegen Geringere ohne Zwang herab, schäßt das kleine Verdienst an Andern, und macht Andre auf gewisse Weise sich selbst gleich, indem sie ihres eignen Vorzugs vergist, oder durch Bescheidenheit seinen Glanz so mildert, daß er Niemanden blendet. Sie braucht ihren hohen Verstand, mit Dankbarkeit gegen Gott als ein Geschenk von ihm, ohne damit zu prahlen, und der Gerin gere am Geiste fühlt in ihrem Umgange seine Schwäche nicht. Sie leiht ihm den ihrigen, und er verwundert sich, daß er so richtig denkt. Sie übersieht die Fehler des Nächsten, indem sie die ihrigen vor Augen hat, und ehrt auch in dem niedrigsten Menschen die kleinen Gaben, weil sie die Hand der Vorschung ausgetheilet hat. Sie findet an jedem noch einen Vorzug, den sie nicht besist, weil sie aufrichtig urtheilet, und zicht ihn hervor, weil sie nicht durch Eigenliebe abgehalten wird. Eie will in Gesellschaft nicht mehr scheinen, als sie ist. Unbekümmert um ihren eignen Vorzug, handelt sie freimüthig, und denkt an Andre, weil sie wenig an sich denkt. Der Stolze ist der beschwerlichste Gesellschafter. Er wird alle Augenblicke beleidiget, und theilet seinen Verdruß und Unmuth aus Nache der Gesellschaft mit. Der Bescheidene giebt Andern keine Gelegenheit zum Unwillen; und weil man selten seinen geringen Anspruch auf Hochachtung kränkt, so ist er immer der Freund der Men schen. Der verdienstvolle Mann mit Demuth ist zugleich der angenehmste für den Umgang. Die Demuth entzieht dem Verdienste das Gebieterische der Miene, des Tones und der Sprache, das in Gesellschaft so beschwer lich fällt. Es ist wahr, daß man sich bescheiden durch Kunst bilden fann; allein man merkt auch der feinsten Kunst den Zwang der Verstel lung bald an. Hingegen wo das Herz bescheiden ist, da theilt es unsern äußerlichen Handlungen den, der Bescheidenheit eignen Liebreiz un

bemerkt in allen Fällen mit, und macht den geringsten Dienst der Freundschaft und Geselligkeit durch die Art groß, mit der es ihn erzeigt, und den größten durch eben diese Art, mit der es seine Wichtigkeit verbirgt, noch liebenswürdiger. Der Eigensinn im Umgange, der gemeiniglich den Stolz begleitet, findet sich an dem Demüthigen nicht, und seine Tugend gefällt uns, weil sie keine Unterwürfigkeit von uns fordert, die sie doch fordern könnte. Der Demüthige und Bescheidne kann mit seinen Ver diensten des Geistes und mit seinen Gaben des Glücks weit mehr nüßen. Von ihm läßt sich der Unwissende gern lehren; denn er lehret, als lehrte er nicht. Der Ungesittete läßt sich gern von ihm erinnern; denn er mildert das Harte des Vorwurfs durch Leutseligkeit. Man vertraut sich dem bescheidnen Verdienste gern an, so wie man sich vor dem stolzen Verdienste scheut. Jenes öffnet sich den Zutritt bei den hohen und Niedrigen zugleich: dieses verschließt sich den Zutritt der Großen, und verachtet den Zutritt zu den Niedrigen. Das Verdienst des Bescheidnen erwirbt sich willige Nachahmer; und die Vorzüge des Stolzen bringen den Menschen wider das Verdienst selbst auf. Vor einem bescheidenen Helfer verbirgt sich die leidende Unschuld nicht, und von einem demüthi gen Retter läßt sich auch das störrige Laster am liebsten retten.

Die Demuth ist der sicherste Weg zur Hochachtung der Klugen, zur Liebe der Rechtschaffnen und, wie schon erinnert worden, selbst zum Beis falle der Stolzen. Ist unser Vorzug geringe, so zernichtet ihn der Stolz; die Bescheidenheit dagegen giebt ihm einen Werth in den Augen der Welt. Ist unser Vorzug groß, so schändet ihn der Stolz, aber die Demuth vermehrt die Hochachtung gegen denselben und verwandelt sie in Bewunderung.

Welcher Schaß des Geistes muß nicht die Demuth seyn, wenn diese Betrachtungen ihre Richtigkeit haben! Alles vereinet sich zur Empfeh lung und Liebe dieser Tugend. Sie ist dem Himmel und der Erde an genehm. Sie wird von Vernunft und Religion gebilliget und befohlen. Sie beruhiget das Herz und verschönert seine Tugenden. Sie erweckt uns, immer besser zu werden, indem sie uns keinen erdichteten Werth verstattet. Sie hat die glücklichsten Einflüsse auf das Vergnügen und Beste der Welt. Sie macht unsre Berdienste schäzbarer und unsre Feh ler verzeihlicher, unsre guten Eigenschaften nüßlicher und brauchbarer für Andre, und Andrer gute Eigenschaften liebenswerther und nüßlicher für uns. Sie belohnet uns, über ihren eigenthümlichen Werth für das Herz, noch mit Beifall und Liebe, mit Hochachtung und Bewunderung.

Alles hingegen ist wider den Stolz. Der Himmel und die Erde, die Vernunft und die Religion. Alles erklärt ihn für Lügen und Dieb. stahl, für Unsinn und Plage. Er verderbt unser Herz und blendet un

sern Verstand. Er schadet unsrer Ruhe und der Ruhe der Welt. Er vereitelt die Geschicklichkeiten, die wir haben, und hindert uns, die zu er langen, die wir haben sollten. Er ist nach der Vernunft ein Abfall von der Wahrheit, und nach der Religion ein Abfall von Gott. Wenn nichts das Verderbniß der Menschen bewiese, so würde es der Stolz allein beweisen. Wie ist er in ein Geschöpf eingedrungen, das sich nicht selbst gemacht hat, und nicht selbst erhält? das sich eben so wenig rüh men kann, aus eigner Kraft eine Hand zu bewegen, als den Lauf des Himmels zu regieren? Sollte diese Leidenschaft nicht ein Unkraut seyn, das von einem Feinde der menschlichen Natur auf unser Herz gesäet worden? Der Stolz ist die schändlichste Leidenschaft, und die Demuth die nüglichste Tugend; und gleichwohl, warum sind wir so ungern de müthig und so gern hochmüthig? Rochefoucault hat einen Ausspruch, der widersprechend scheint, und doch wahr ist:,,Viele, sagt er, wollen ,,fromm seyn und Niemand will demüthig seyn." Sich schämen, von Gott in allen Kräften und in ihrer Erhaltung abzuhängen, und doch nicht leugnen können, daß man durch Gott ist, läßt sich gar nicht erklä ren. Eben der Stolz der Natur, der so viele Menschen aufbläht, ist unstreitig eine von den mächtigsten Ursachen, warum viele die christliche Religion verachten oder hassen. Sie nimmt uns unser eignes Verdienst, unsre Würdigkeit und Gerechtigkeit, die wir uns durch eigne Kräfte er. schaffen wollen, und lehret uns, daß wir des Ruhms mangeln, den wir so gern haben wollen, daß wir Sünder sind, die sich aus eigner Kraft nicht bessern und nicht heiligen können, daß wir einer göttlichen Gerech tigkeit bedürfen, daß wir aus Gnaden selig werden. Aber der Mensch möchte sich gern selbst selig durch seine Werke machen und lieber stolz durch die beschwerlichen äußerlichen Pflichten sich von Gott den Himmel verdienen, als in Demuth die Gerechtigkeit des Glaubens und die Se. ligkeit als ein freies und unverdientes Geschenk der Gnade Gottes annehmen. Man frage nur sein Herz, wie sehr sich der Stolz oft durch die christliche Religion beleidiget findet. Der Stolze würde oft lieber das Leben verlieren, als zugeben, daß die Welt seine Irrthümer und begangenen Thorheiten, seine Fehler, seine unedlen und kindischen Neigungen, seine kriechenden Absichten und seine heimlichen Laster erführe; und gleichwohl vergöttert sich dieser Mensch selbst? Er würde trostlos seyn, wenn die Welt nur einen Theil seiner Mängel und das leere Schat. tenspiel seines Hochmuths sähe; und gleichwohl fordert er von der Welt den Tribut der Ehre und Bewunderung? Er würde, wenn er die Ver nunft auch nur wenig brauchte, erkennen, daß der gemeine Stolz auf Geburt, Reichthum, Schönheit, Stärke und ererbte Macht die unförm lichste Mißgeburt der Ehrbegierde sei; und gleichwohl ernährt er sie in

seinem Herzen? Doch der Stolz ist nicht etwa nur ein Antheil unverständiger Seelen und kleiner Geister. Er schleicht sich in die besten und edelsten Gemüther ein. Er entspringt oft auf dem Grunde und Boden der eifrigsten Tugend, und wir fangen an, auf den frömmsten Gedanken, auf den heiligsten Sieg über eine böse Leidenschaft, auf den besten Dienst, den wir der Welt geleistet, ingeheim stolz zu werden, und diese Geschöpfe der Tugend in Götter unsers Herzens zu verwandeln und uns in ihnen anzubeten. Ein gewisser sehr frommer Mann sagte: „Ich fürchte mich ,,mehr vor meinen Tugenden, als vor meinen Fehlern und Vergehungen. ,,Jene verleiten mich leicht zum Stolze, diese lehren mich Demuth." Lassen Sie uns insonderheit auf diesen Tugendstolz Acht haben. Wer zu Grunde gehen will, dieses gilt auch von der Tugend, der wird zuvor stolz *). Wenn wir alles gethan haben, seliges Gebot der Schrift! so laßt uns bedenken, wir sind unwürdige Knechte, wir haben gethan, was wir schuldig waren**). Wenn wir uns durch den Stolz dafür belohnen, warum sollte uns Gott belohnen? Wer hat dich vorgezogen? So du es aber empfangen hast, was rühmest du dich, als hättest du es nicht empfangen ***)? Wenn hat ein Weltweiser so gründlich den Stolz widerlegt, als ein demüthiger Apostel? Aber darum verlieren unsre guten Thaten ihren Werth nicht, auch nach der Religion nicht, wenn sie uns gleich vor Gott kein Verdienst ertheilen. ,,Daß darum," sagt der vortreffliche Luther,,,gute Werke nichts seyn sollten, wer hat es je gelchret, oder ge,,höret? Ich wollte meiner Predigten eine, meiner Lectionen eine, mei,,ner Schriften eine, meiner Vater unser eins, ja wie klein Werk ich ,,immer gethan habe, oder noch thue, nicht für der ganzen Welt Güter ,,geben, ja ich achte es theurer, denn meines Leibes Leben, das doch ,,einem jeden lieber seyn soll, als die ganze Welt. Denn ist's ein gut ,,Werk, so hat's Gott durch mich und in mir gethan. — Ob ich nun ,,wohl durch solch Werk nicht fromm werde (welches allein durch Christi ,,Erlösung und Gnade ohne Werk geschehen muß), dennoch ist's Gott ,,zu Lobe und Ehren geschehen, und dem Nächsten zu Nuß und ,,Heil, welches keines man mit der Welt Gut bezahlen oder vergleichen ,,kann."

Was ist also des Menschen wahre Hoheit? Die Demuth.

Was ist des Menschen Nuhm, des Klugen wahre Größe?
Die Kenntniß seiner selbst, die Kenntniß seiner Blöße.

*) Sprüchw. 16, 18.

**) Luc. 17, 10.

***) 1. Korinth. 4, 7.

Ein redendes Gefühl, das laut im Herzen spricht:
So viel ich hab' und bin, hab' ich's von mir doch nicht;
So wenig ich empfing, will ich's mit Dank besißen,
Mich seiner täglich freu'n, und unverdient es nüßen.
Und ist dein Ohr, o Freund, vor dieser Stimme taub:
So schleiche tief gebückt, und krümme dich im Staub,
Und predige das Nichts der äußerlichen Ehren:

Du wirst den gröbsten Stolz doch noch im Staub ernähren.

C. F. Gellert.

Der Ackerbau, eine vorzügliche Schule der Religiosität. (I. P. Hebel's sämmtliche Werke. Bd. 8. Vermischte Aufsätze. Carlsruhe. 1838.)

Der Ackerbau hat von jeher seine Lobredner gefunden. Ich will nicht Virgil's Bücher vom Landbau, nicht die gepriesene Ode des Horatius ich will Keinen nennen. Denn wer preis't nicht die Wichtigkeit und Wohlthätigkeit dieser Beschäftigung aus eigener Ueberzeugung? In dem Ackerbau erkennen wir die Grundlage aller bürger. lichen Geselligkeit und Ordnung, in ihm die sicherste, wenn auch nicht immer die reichste Quelle des Wohlstandes im Staat und in den Familien, in ihm die treue Hut vaterländischer Tugenden, - in ihm endlich eine vorzügliche Schule einer frommen gottergebenen Ge sinnung, die wir unter dem schönen Namen der Religiosität begreifen.

[ocr errors]

Ich verweile einige Augenblicke bei dieser Seite des Gegenstandes, weil sie vielleicht diejenige ist, die man sonst am wenigsten ins Auge faßt.

Ich nenne den Ackerbau eine vorzügliche Schule der Religiosität, weil diejenigen, welche sich mit ihm beschäftigen, mit den mannigfaltig. sten und erhabensten Denkmalen des Daseyns und der Vollkommenheiten des Unendlichen öfter und näher als Andere umgeben sind, und weil sie durch ihren Beruf öfter und unausweichbar an ihre Verhältnisse zu ihm erinnert werden.

Bald durch Geschäfte und Sorgen, bald durch Lockungen zum Genuß und unaufhörlich durch wechselnde Erscheinungen in der Sinnenwelt hin und hergezogen, und in sich selbst getheilt, bedarf das menschliche Gemüth öfterer Erinnerungen, ich möchte sagen, Anschauung dessen, was in allen Zerstreuungen ihm nie verloren gehen und allen seinen Gefin nungen und Handlungen Einheit, Würde und Adel ertheilen, was den Geist über sich selbst und über die Erde erheben soll. Man erzählt, daß ein Bischof von Mainz, er war eines armen Wagners Sohn, um in seiner höhern geistlichen Würde die Demuth nicht zu verlieren,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »