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einmal, fich emporrichtend, aus:,, Mutter, welches Leiden bereite ich dir!" Nach diesen Worten empfing er den Todesstreich. Als Friedrich von Oestreich das Haupt seines Freundes fallen sah, schrie er in unermeßlichem Schmerze so gewaltsam auf, daß alle anfingen zu weinen. Aber auch sein Haupt fiel, auch das des Grafen Gerhard von Pisa. Vergeblich hatte Graf Galvan Lancia für sich und seine Söhne 100000 Unzen Goldes als Lösungssumme geboten: der König rechnete fich aus dem Einziehen aller Güter der Ermordeten einen größern Ge winn heraus; auch überwog sein Blutdurst noch seine Habsucht. Denn er befahl jest ausdrücklich, daß die beiden Söhne des Grafen Galvan in dessen Armen, und dann erst er selbst getödtet werde! Nach dies fen mordete man noch mehrere: wer von den Beobachtern hätte aber ihre Namen erfragen, wer kaltblütig zählen sollen? Nur im Allgemeinen findet sich bezeugt, daß über Tausend allmählig auf solche Weise ihr Leben verloren. Die Leichen der Hingerichteten wurden nicht in ge weihter Erde begraben, sondern am Strande des Meeres, oder, wie andere erzählen, auf dem Kirchhofe der Juden verscharrt.

Zu all diesen herzzerreißenden Thatsachen, die man nach genauester Prüfung als geschichtlich betrachten muß, hat Sage und Dichtung noch manches hinzugefügt, was den schönen Sinn Theilnehmender bekundet, aber mehr oder weniger der vollen Beglaubigung ermangelt. Ein Adler, so heißt es z. B., schoß nach Konradins Hinrichtung aus den Lüften herab, zog seinen rechten Flügel durch das Blut und erhob sich dann aufs neue. Der Henker ward, damit er sich nicht rühmen könne, folche Fürsten enthauptet zu haben, von einem Andern niedergestoßen. Die Stelle des Richtplates ist, ein ewiges Andenken der thränenwerthen Er. eignisse, seitdem immer feucht geblieben. Konradins Mutter eilte nach Neapel, ihren Sohn zu lösen, kam aber zu spät und erhielt bloß die Erlaubniß, eine Kapelle über seinem Grabe zu erbauen; mit welcher Erzählung unvereinbar andere jedoch wiederum berichten, daß die Kar. meliter aus Mitleid oder für Lohn den Leichnam Konradins nach Deutsch. land gebracht hätten u. s. w.

So viel ist gewiß, daß eine starke Säule von rothem Porphyr und eine darüber erbaute Kapelle, mögen sie nun später von reuigen Königen, oder theilnehmenden Bürgern, oder auf Kosten Elisabeths auf. gerichtet worden seyn, — Jahrhunderte lang die Blutstelle bezeichneten, bis in unsern, gegen Lehren und Warnungen der Vorzeit nur zu gleich. gültigen Tagen die Säule weggebracht, die Kapelle zerstört und an ihrer Stelle ein Schenkhaus angelegt wurde!

König Karl, reich geworden durch unzählige Gütereinziehungen, bot jest, damit er doch auch einmal dankbar erscheine, seinem Retter Erard

von Valery *) die Städte Almasi und Sorrent; aber dieser antwortete: ,,ich mag nichts von euren Gütern; was ich that, that ich aus Liebe zu meinem Könige, dem frommen Ludwig, und zu Ehren meines Vaters landes.". Dahin kehrte er, einen Lehnsherrn wie Karl verschmähend, unverzüglich zurück. Dieser ließ auf dem Schlachtfelde von Skurkola eine Abtei, Maria della Vittoria, erbauen und mit französischen Mönchen beseßen. Aber die Gottheit schien seinen Dank zu verwerfen: denn ein furchtbares Erdbeben stürzte die Gebäude so darnieder, daß kaum einzelne Bruchstücke der Mauern stehen blieben.

Am 29sten November 1268, genau einen Monat nach der Hinrich. tung Konradins, starb Papst Klemens IV. Daß er zu jenem Frevel durch ein schlechtes Witwort:,,der Tod Konradins ist das Leben Karls!" gerathen habe, ist nicht allein unwahr; sondern man kann auch auf den Grund seiner früheren Ermahnungsschreiben und anderer Zeugnisse annehmen, daß er des Königs Verfahren durchaus mißbilligte. Zweifelhaft bleibt es dagegen: ob er von Karls nichtswürdigem Vorsaße so früh unterrichtet war, daß er zur Hintertreibung desselben irgend ges nügende Mittel anwenden konnte, oder ob er dieselben aus Furcht und Schwäche anzuwenden unterließ. Wie dem auch sei, so war seine Freude über den Fall der Hohenstaufen gewiß nicht ungetrübt: er mußte wissen und fühlen, daß ein so herbei geführter und so benußter Sieg weder die Freiheit der Kirche gründen, noch ihre Würde unverlegt erhalten, noch ihre Heiligkeit bezeugen könne.

In ganz Europa war über König Karls Benehmen nur ein und dasselbe Gefühl des Mitleids, des Zornes und der Verachtung. Selbst sein eigener Bruder, König Ludwig, tadelte ihn streng, und der König von Aragonien schrieb ihm: er sei grausamer als Nero, und habe Un schuldigen nicht einmal so viel Milde widerfahren lassen, als er in Egypten unter Ungläubigen gefunden. Den größten Eindruck machten diese schrecklichen Ereignisse natürlich in Deutschland: aber zur Bestrafung des Ur. hebers fehlte es an Einheit der Kräfte und des Willens; die schmerz. lichen Klagen der unglückseligen Mutter Konradins und Friedrichs blie ben ohne Erfolg, und mancher hielt den völligen Untergang des einst so mächtigen Hauses, wo nicht heilsam für das Wohl des Ganzen, doch für seinen nächsten angeblichen Vortheil. Was irgend von hohenslaufischem Allode und Reichsgut übrig war, wurde rücksichtslos von allen Seiten in Besit genommen **).

Friedrich von Raumer.

*) Dessen Rath er den Sieg bei Skurkola verdankte.

**) »Schon auf dieser Erde sollte Karl von Anjou nicht ungestraft bleiben, das Maaß seiner Sünden war voll. Am 30sten März 1282 brach in Palermo das

Ueber die nothwendige Verbindung geistiger Bildung und sittlicher Gesinnung *).

(Tzschirner's Predigten, aus dessen hinterl. Handschriften, herausgeg. von E. D. Goldhorn. Bd. 3. 2. Aufl. in 4 Bde. Leipzig, 1829.)

Gebildet zu seyn, und für gebildet zu gelten, wünschen in dieser Zeit alle, die etwas seyn und gelten wollen, und zur Ehre pflegen wir es uns anzurechnen, daß wir einem gebildeten Zeitalter und Volke angehören, und an einem Orte wohnen, wo wissenschaftliche und gesellschaftliche Bildung namentlich einheimisch geworden ist. Allgemein wird die Bildung geschäßt, und darum auch allgemein gesucht, so daß Niemand roh und unwissend erscheinen will, und wer nur irgend regern. Geistes ist und durch sein äußeres Verhältniß einigermaßen begünstigt wird, Kenntnisse sich erwirbt, gefällige Sitten sich aneignet und auf das Merkwürdige merket. Wie nun, m. Fr., ist dieser Fortschritt der Bildung ein Gewinn für die Welt, und befißt, wer sie erworben hat, ein wahres Gut? - Allerdings ist der Besit eines bereicherten und durch Nachdenken geübten Geistes, eines erweiterten Gesichtskreises, eines feinen Sinnes für das Schickliche und Schöne, und einer Ge. fälligkeit und Gewandtheit im Umgange, welche die Menschen zu ge

furchtbare Blutbad aus, welches unter dem Namen der ficilianischen Vesper bekannt ist, fast allen Franzosen auf der Insel das Leben kostete, und die Herrschaft in die Hände Konstanzens, der Tochter Manfreds, und ihres Ge mahls brachte. Vergebens sezte König Karl alles in Bewegung, Sicilien wieder zu erobern; am 23sten Junius 1284 ward seine Flotte von dem tapfern Aragonesen Robert von Loria gänzlich geschlagen, sein frevelnder Feldherr L'Etendart, ja sein Sohn Karl gefangen und von den Einwohnern Messina's, mit Rücksicht auf Manfreds und Konradins Schicksal, zum Tode verurtheilt! Konstanze aber, so viel Veranlassung sie auch gehabt hätte Rache zu üben, oder der Nachsucht anderer freien Lauf zu lassen, erinnerte sich jener höhern Vorschrift: »vergilt nicht Böses mit Bösem,« und rettete den Sohn ihres ärgsten Feindes vom Tode. Diese Schicksale hatten bei König Karl, wenn nicht Reue und Besserung, doch Trübsinn und Gewissensangst erzeugt und seine Gesundheit angegriffen; er starb am siebenten Januar 1285. Jm nächsten Jahre zerstörte der Sicilianer Bernhard von Sarriano, Astura; wobei, die Strafe des Himmels blieb also auch hier nicht aus ein Sohn des Berräthers Johann Frangipani niedergestoßen wurde. «<

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Raumer.

*) Predigt gehalten am 1. Advent 1824 über Römer 13, 11-14. Auch einzeln erschienen »daß die sittliche Gesinnung nur der Geistesbildung den wahren Werth und die rechte Richtung gebe.« Leipzig, 1824. Vergleiche damit Schleiermacher »daß Vorzüge des Geistes ohne sittliche Gesinnungen keinen Werth haben.« Predigten, Bd. 1. N. A. Berlin, 1834.

winnen und zu ergößen weiß, allerdings ist die Bildung, worein wir fie immer sehen mögen, ein Vorzug und eine Zierde des Menschen, ein Gut, dessen er sich freuen darf. Allerdings ist das Wachsthum der Bildung für einen großen Gewinn zu achten. Denn mit ihr ver gehet die Rohheit, die jezt als wilde Lust, jest als beleidigender Uebermuth sich äußert, und indem sie die mildere Sitte bringt und den feineren Genuß, verschönert und erheitert sich, das Leben. Wie aber? Erlangen wir mit der Bildung des Geistes auch das Höchste, was wir erreichen können? Wird mit ihr auch die Weisheit und die Tugend erworben? Bringt die feinere und gefälligere Sitte auch die sittliche Gesinnung in die Herzen der Menschen? Nein, das dürfen wir nicht von ihr rühmen. Man kann ein gebildeter, und doch ein schlech. ter, selbst ein verworfener Mensch seyn; niedrige Leidenschaften und entehrende Laster werden bei gebildeten wie bei rohen Völkern, und in den Kreisen, wo die Bildung einheimisch ist, nicht weniger als ander. wärts gefunden; und auch der geistreiche Thor ist doch nur ein Thor. Ein großer Unterschied ist zwischen einem gesitteten und einem sittlich. guten, zwischen einem gebildeten und einem durch das Evangelium gebesserten und geheiligten Menschen. Die Weisheit und die Tugend wird damit noch nicht erworben, daß man seinen Verstand übt und seine Kenntnisse erweitert, und ohne diese höheren Vorzüge doch ist alle Bildung ein Gut von zweideutigem Werthe nur, und kann selbst die Veranlassung zu Verirrungen werden, denen der rohe Sohn der Natur leichter entgeht. Die rechte Richtung und den wahren Werth kann der Bildung des Geistes nur die sittliche Gesinnung geben.

Ganz entsprechend dem sittlichen Geiste des Evangeliums ist daher der Sas: daß nur die sittliche Gesinnung der Geistesbil. dung den wahren Werth und die rechte Richtung gebe, auf welchen ich eure Aufmerksamkeit lenke, damit ihr der Ermahnung des Apostels, die Waffen des Lichtes anzulegen und ehrbarlich zu wan. deln, um so williger folgen möget.

Das erste Merkmal der Bildung ist der Besiß eines durch Nachdenken geübten, und durch Unterricht bereicherten Geistes, welcher nach Kenntnissen und nach der Beschäftigung mit Gedanken verlangt. Der gebildete Mensch hat seine Geisteskraft geübt, und findet darum Wohl gefallen an geistiger Thätigkeit; er hat sich unterrichtet, und darum ergößt es ihn, an die erworbenen neue Kenntnisse zu knüpfen; er hat mit Geistern verkehrt, und darum sucht er die Werke der Wissenschaft, daß er unablässig sich bereichere, und durch die fremden die eigenen. Gedanken wecke. Wahren Werth nun hat diese Fähigkeit und Geneigt. heit zu geistiger Thätigkeit nur dann, wenn sie auf den doppelten

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Zweck, theils zur Selbstverständigung über sein Daseyn und seine Stel lung in der Welt zu gelangen, theils die Einsicht und Kenntniß zu erwerben, durch welche man von seinem Standpunkte aus der Welt zu nüßen hofft, bezogen wird. Die fittliche Gesinnung nur kann diese doppelte Richtung ihr geben. Nur wer der Geseße des Rechtes und der Pflicht klar und innig sich bewußt ist, hat etwas Sicheres und Feststehendes in seinem Gemüthe, so daß er an Wahrheit glaubt und seinem Geiste vertraut, und sich nicht überreden läßt, daß das ganze Menschenleben eine lange Lüge nur, und alles Denken ein bedeutungsloses Spiel mit nichtigen Schatten und leeren Bildern nur sei. Daher bedingt die sittliche Gesinnung die Liebe zur Wahrheit; denn wie kann man sie lieben und suchen, wenn man nicht glaubt, daß sie ist und gefunden werden kann? Nur die sittliche Gesinnung ferner macht den Menschen der Ahnung des Göttlichen und der Achtung des Rechtes fähig; und darum wird nur der von ihr durchdrungene und geleitete Geist vor allem auf den Zweck, über sich selbst und seine Stellung in der Welt sich zu verständigen, sein Nachdenken beziehen; denn er nur verlangt, wie nach sicheren Regeln für sein Verhalten, so nach der Glaubenszuversicht, die das Herz still und fest macht. Nur der sittliche Mensch endlich erkennt und fühlt sich den Menschen verpflichtet, und darum wird nur er die Einsicht und die Kenntniß mit uneigen. nüsigem Eifer und ausdauerndem Fleiße zu erwerben streben, durch welche er von seinem Standpunkte aus zu nügen und der Welt seine Schuld zu bezahlen hofft. — Ohne die Leitung der sittlichen Gesinnung wird der bereicherte und gebildete Geist nur darum Kenntnisse suchen, weil ihr Besit ihn ergöst, und darum nur denken und forschen, weil er an geistiger Thätigkeit Wohlgefallen findet. Blos ein Mittel des Genusses wird ihm die Wissenschaft, blos ein ergößendes Spiel wird die Uebung der Geisteskraft ihm seyn; und auch das Spiel mit Gei danken ist doch nur ein Spiel. Und wenn statt der sittlichen Gesin. nung Sinnlichkeit und Selbstsucht, Eitelkeit, Ruhmsucht und Dünkel in der Seele wohnen, wie oft wird dann nicht die Klarheit der Ansicht getrübt, das Urtheil bestochen und die Wissenschaft und Kenntniß zu kleinlichen, selbst zu verwerflichen, Zwecken gemißbraucht werden! Was zur Weisheit führen soll, wird dann nur ein Mittel zu eigener oder fremder Bethörung. Wer zählet die Irrthümer, welche geist. und kenntnißreiche, aber der Achtung des Heiligen und dem sittlichen Ernste entfremdete Menschen in der Welt ausgestreut, wer ermißt das Unheil, das sie gestiftet haben? Die fittliche Gesinnung nur kann die Fähig keit und Geneigtheit zu geistiger Thätigkeit zu der Wahrheitsliebe erhe ben, welche das Heilige und das Recht suchet und findet, und das,

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