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hin und wieder in seinem Palast Wagenräder habe malen lassen, die ihn an seine Herkunft unaufhörlich erinnerten. Und wir wissen, daß ge. wisse Leute, um die Sterblichkeit nie zu vergessen, statt des Blumentopfes den Todtenkopf in ihr Arbeitszimmer aufstellten; und selbst an den Wänden der einsamen Klostermauern schien das Memento mori nicht überflüssig.

Wenn aber jene Gesinnung, die wir mit dem Namen der Religiosität bezeichnen, nichts Anderes als ein stetes Andenken an Gott ist, wenn sie wenigstens aus ihm unaufhörlich neues Leben, neue Nahrung, neue Kraft gewinnt, und ohne dasselbe nicht gedenkbar ist, sie die den Geist in allen Zerstreuungen und Versuchungen sich selbst und seiner Bestimmung bewahrt, fie die alle himmlische Tugenden in sich vereinigt und verklärt, sie die allen Wünschen, Vorfäßen und Grundlagen Einheit, Würde und Adel gibt, dann darf ich kühn die Frage aussprechen: wel cher Lebensberuf mehr als der Ackerbau das Gemüth durch stete Erin. nerung im Andenken an das höchste Wesen zu erhalten geeignet sei.

Zwar der Ewige, dessen allmächtiges Wirken das ganze Weltall durchdringt, hat sich keinem seiner vernünftigen Geschöpfe verborgen. Ein geheimer Zug des Herzens führt zu ihm. Es will religiös seyn, ehe es weiß, daß es soll. Die Vernunft selbst ist eine innere, lebendige und unerschöpfliche Quelle seiner Erkenntniß; und der aufmerksame Beobachter dessen, was ihn umgibt, hat nicht nöthig Landwirth zu seyn und den Pflug zu führen, um im Auftauchen der Sonne, im Sternen. heer, das die Nacht durchschimmert, im Gewittersturm, in der Blume des Feldes, in dem weisen Zusammenhang aller Dinge Den zu schauen, zu bewundern, anzubeten, den das Herz so geheimnißvoll ahnet, und die Vernunft so unausweichbar erkennt. Allein es ist doch nicht zu läugnen, daß von den unzähligen Berufsarten und Geschäften, in welche sich das bedürfnißreiche Geschlecht der Sterblichen theilt, das eine weniger, das andere mehr von der Anschauung der großen herrlichen Natur und dem. Andenken an ihren Urheber abziehe, und daß der Landmann mehr als jeder Andere in ihm festgehalten werde. Wohin er das Auge wendet, wird er an den Schöpfer und Erhalter aller Dinge, an den Allmächtigen, Allweisen, Allessegnenden erinnert, und seiner unsichtbaren Gegen. wart nahe gestellt.

Ich würde die Zeit nicht finden, wenn ich alle Denkmale der Allmacht und Güte und Weisheit aufzählen wollte, die ihn in allen Tages. zeiten, in allen Jahreszeiten, vom Morgenroth des ersten Frühlingstages bis zum lezten duftenden Herbstabend in allen seinen Geschäften unauf. hörlich umgeben. Der Berg und das Thal, der Grashalm, die Blume des Feldes zeugen von ihnen. Im Gesang der Lerche, im Säuseln des

Abendwindes, im Rollen der Gewitter vernimmt er ihren Preis. Aus allen Blumenkelchen steigen Weihrauchdüfte ihnen empor. Wohin er seine Blicke wendet, begegnet ihm sein Gott. Die ganze Natur wird ihm zum Tempel des Vaters aller Wesen, in dessen Händen sein Schick. fal ruht. Welche andere Berufs art erinnert so unaufhörlich, so unaus. weichlich an die Abhängigkeit von Gott, an die engen unverrückbaren Verhältnisse zwischen dem Sterblichen und ihm?

Zwar gestehen wir gerne zu, daß jeder Mensch in jedem Alter, auf jeder Stufe des Glückes, in jedem Beruf Gelegenheit genug findet, wenn er auf seine Gefahren achten will, seiner Ohnmächtigkeit sich bewußt zu werden, und den Lenker seiner Schicksale über den Sternen zu suchen, und zu vernehmen.

Ich will nicht zu der ersten Frage zurückgehen. Wem verdankt der König wie der Bürger, der Gelehrte und der Garbenbinder sein Daseyn? Aber wen flehen wir alle um Genesung an, wenn Schmerz und Krank heit in unsern Gliedern wüthet? Zu wem heben alle das thränenvolle Auge empor, wenn ein geliebtes Wesen mit dem Tode ringt? Wer erkennt nicht in seinen Schicksalen eine unzerstörbare Verflechtung in dem großen Zusammenhang aller Dinge, der nur von der guten Vorsehung geboten ist? Wahrlich, der Unglückliche stände nicht mehr hoch über dem Gottesläugner, wenn er nicht in seinem Glück und in seinem Miß. geschick, in seinen erfüllten und in seinen verwickelten Hoffnungen das Walten einer höhern Macht erkennte.

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Eben so wenig läßt es auf der andern Seite sich läugnen, daß oft genug auch das Wünschen, Streben und Hoffen des Landmanns von menschlicher Willkühr und Uebermacht durchkreuzt wird. Auch er ist Mensch wie alle, und Bürger wie alle, und allen Gefeßen und Bedingungen unterworfen, von denen alle geleitet werden. Das brennende Haus des Nachbarn ergreift auch das seinige; der Dieb findet auch zu seiner Thüre den Eingang; — Hader und Zwietracht, Friede und Liebe wohnt auch unter den Dächern der Dörfer; und der Krieg zerstört seine blühenden Saaten, die Frucht seiner Arbeit, wie er die Werkstätte des fleißigen Handwerkers zertrümmert, die Magazine des Kaufmanns plündert, und die Paläste der Fürsten verödet. O, er wäre glücklicher, als die Erde beglücken kann, wenn er über alle Berührungen mit menschlicher Willkühr, über allen Zwang der Umstände erhaben nur mit seinem Gott in unmittelbarer Berbindung stände.

Allein dies Alles zugestanden, steht doch die ackerbauende Volksklasse noch in einem besonderen Verhältniß zu dem Herrn der Natur, und wird öfter und lebhafter als jede andere an ihre Abhängigkeit von ihm erinnert. Der Landmann darf die Fruchtbarkeit des Erdreichs, dem er

seine Saaten anvertraut, von keinem Menschen erwarten, von keinem Günstling des Glückes erschmeicheln, er bedarf keiner Laune eines Köni ges dazu. Sie ist durch das ewige wirksame Wort des Schöpfers gegeben, ausgebreitet, unvertilgbar, unerschöpflich, und wartet nur auf seine fleißige Hand.

Oder wer führt ihm die Sonne am heiteren, blauen Himmel her. auf, daß sie die Keime seiner Saaten entwickle? Wer überzieht den Himmel mit Wolken, daß er zu rechter Zeit seine Pflanzung begieße? Oder wer weigert Beides, und bleibt stumm zu seinen Bitten? Oder wer zerstört die Hoffnung des Glücklichen durch Hagelschlag den Tag vor der Ernte? Nennt mir den Menschen, der einen Regentropfen in dem Dunstkreis zusammenziehen, der die Millionen von Weizenkörnern, die der Garbenbinder sammelt, um eines vermehren kann? Da wird alle Weisheit der Gelehrten, da alle Fertigkeit des Künstlers, da alle Macht der Könige zu Schanden.

Nur zu dem Ewigen kann der Sämann beten, wenn er seine Saat auf den Acker trägt, nur ihm der Schnitter danken, wenn reiche schwere Halme unter der Sichel fallen, nur demuthsvoll und vertrauend sprechen: Dein Wille geschehe, wenn alle seine Hoffnungen er ver nichtet sicht. So wahr ist es, wenn wir sagen, daß der Landmann unaufhörlich an Gott und an seine Verhältnisse zu ihm erinnert werde; und so ist sein Beruf, wenn er nur will, mehr als jeder andere eine Schule der Religiosität.

I. P. Hebel.

Von den Uebeln in der Welt.

(Gottfried Benedict Funk's Schriften. Th. 2. Berlin 1821.) Es giebt manche Dinge in der Welt, welche uns unangenehme und schmerzhafte Empfindungen verursachen können.

Sowohl das Gefühl eigner, als der Anblick fremder Leiden macht die meisten Menschen mißvergnügt und unzufrieden mit ihrem Zustande, oder verleitet sie wohl gar, die Werke Gottes zu tadeln; und doch ist Alles, was Gott geschaffen hat, an sich selbst gut.

Daß überhaupt weit mehr Glückseligkeit in der Welt sey, als Leiden, läßt sich leicht einsehen. In dem Leben der allermeisten Menschen sind der gesunden Tage weit mehr, als der Tage, in denen sie krank sind; es giebt weit mehr Jahre,, in denen die Früchte wohl gerathen, als solche, in denen wir über eigentlichen Mißwachs zu klagen haben; es giebt weit mehr Gewächse und Thiere, welche uns unmittelbar nütlich

find, als solche, die uns schädlich werden können. Derjenigen Menschen, denen es wenn sie arbeitsam und begnügsam sein wollen - an nichts fehlt, was zu einem zufriedenen Leben erforderlich ist, sind weit mehr, als derer, welche ohne ihre Schuld Mangel an den nothwendigen Lebensbedürfnissen leiden; und so ist es in allen übrigen Dingen. Da aber neben dem vielen Guten auf der Erde Manches vorhanden ist, was wir Uebel nennen, so müssen wir über den Ursprung und über den Nusen desselben richtig urtheilen lernen.

1.

Alle Leiden lebendiger Geschöpfe sind, ihrem ersten Ursprunge nach, eine Folge von der nothwendigen Natur der Dinge.

Sollten die Dinge in der Welt überhaupt da seyn, und sollten sie Das seyn, was sie sind, so mußten sie neben ihren Vollkommenheiten auch gewisse Einschränkungen und Unvollkommenheiten haben. Sollte unser Körper nicht, wie ein Stein, unbiegsam, und ohne Leben, ohne Gefühl und Empfindung seyn, so mußten wir durch ihn auch Schmerz empfinden können. Das Eine ist nicht möglich, ohne das Andere. Aber gesezt, es wäre möglich, so ist doch die Fähigkeit, Schmerz zu empfinden, zu unserm Wohlseyn höchst nöthig und unentbehrlich.

Würde das Kind sich wohl hüten vor Verbrennung durch Feuer, vor gefährlichem Fallen, vor Anstoßen an harte Körper, vor Verwundung mit scharfen und mit spißigen Werkzeugen, vor Beschädigungen von Thieren und von vielen andern Dingen wenn es sich nicht vor dem daraus entstehenden Schmerze fürchtete? - Gewiß nur sehr wenige Kinder würden ihr Leben bis zu den reifen Jahren bringen, und auch diese wenigen würden elende Krüppel seyn.

Woher würden wir wissen, wenn allzu große Hiße oder Kälte uns schädlich oder gar tödtlich werden müßte, wofern die Empfindung des Schmerzes uns nicht gleichsam davon benachrichtigte? Woher würden wir wissen, zu welcher Zeit unser Körper Essen und Trinken bedarf, und wie viel er dessen bedarf, wenn das unangenehme Gefühl des Hungers und des Durstes uns nicht darüber belehrte? Ja, wie mancher faule und arbeitscheue Mensch würde aus Mangel an Nahrung sterben, wenn die schmerzliche Empfindung des Hungertodes ihn nicht unwiderstehlich zwänge, sich von ihr zu befreien?

Woher würden wir es wissen können, wenn in unsern Eingeweiden eine gefährliche Entzündung, ein Geschwür, ein krebsartiger Schaden, oder ein anderes tödtliches Uebel entstände, wofern der Schmerz es uns nicht offenbarte; wofern er nicht durch seine Heftigkeit einen Jeden, selbst den Trägen, den Nachlässigen und Sorglofen, mit Gewalt zwänge,

sich schnell, und ehe es zu spät ist, nach Hülfe umzusehen: Erst durch den Tod des Menschen würden die Lebenden erfahren, daß der Verstorbene krank gewesen wäre.

Laft uns Gott danken, daß er uns den Schmerz gleichsam zum Wächter und Hüter unsers Lebens und unserer Gesundheit gegeben hat.

Aber so wie es sich mit dem Körperschmerze verhält, eben so ver. hält es sich mit allen andern Dingen, welche wir Uebel zu nennen pflegen.

Soll das Feuer Das sein, was es ist, soll es uns allen den Nugen leisten, welchen es leistet, so muß es am unrechten Orte auch Scha. den anrichten können. Soll eine Arzenei die Kraft besißen, auch die stärkste Krankheit zu überwältigen, so muß sie für gesunde Menschen ein Gift seyn. Sollen die Gewächse, welche dem Viehe zum Futter dienen, sich von selbst, ohne Zuthun des Menschen, überall in Menge fortpflanzen, so müssen sie sich auch, vermöge dieser ihrer Natur, häufig auf den Saatfeldern verbreiten; und sollen sie, ihrer Natur nach, auf dem Anger, auf dem Hügel, auf der Wiese, kurz in jedem unbearbeiteten und ungedüngten Boden von selbst fortkommen, so müssen sie ja nothwendig auf einem gut bestellten Felde, wo man sie Unkraut nennt, mit einem noch weit stärkern Triebe wachsen.

Kurz, es ist noch kein einziges Ding auf der ganzen Erde gefunden worden, welches geschaffen wäre, um Schaden zu thun. Gegentheils lernen wir immer mehr und mehr den großen Nußen auch solcher Dinge kennen, welche seit vielen Jahrhunderten von den meisten Menschen für unnüß oder gar für schädlich gehalten worden sind.

Aber sollte nicht wenigstens dieses ein Uebel seyn, daß der Mensch 3. E. Neigung hat, des Wohlgeschmackes wegen über die Gebühr zu essen, oder zu trinken? Wäre es nicht besser, wenn er gar keinen Reiz hätte unmäßig zu seyn? oder wenn es ihm unmöglich gemacht wäre, eine so schädliche Neigung zu befriedigen? Antw. Wenn das erstere feyn sollte, so müßte der Mensch nicht so geschaffen seyn, daß Essen und Trinken ihm angenehm schmeckte; und wenn das Andere Statt hätte, so müßte er keinen freien Willen haben; das heißt: er würde kein Mensch seyn.

Ist Gott nicht sehr gütig, daß er den Genuß des Essens und Trinkens mit angenehmen Empfindungen verbunden hat, und daß er uns unsern Willen frei läßt? Sind unmäßige Menschen nicht selber Schuld an dem Schaden, den sie sich thun? Hat Gott uns nicht mit Vernunft begabt, die uns lehret, was gut, und was schädlich ist? Hat er uns nicht durch einen Willen, welcher zu nichts gezwungen werden kann, in den Stand gesett, jeder schädlichen Neigung zu widerstehen?

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