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Vita

S. Bonifatii, auctore Willibaldo.

Aus der Münchener Handschrift

neu herausgegeben und mit textkritischem Apparat

versehen

von

Dr. A. Nürnberger,

a. o. Professor der Theologie an der Universität Breslau.

Vorwort.

Die von Willibald verfasste Vita des heiligen Bonifatius ist in literarischer und geschichtlicher Hinsicht von hoher Bedeutung. In ersterem Betracht ist sie, wie bereits Simson') hervorgehoben hat, denkwürdig als „die erste auf deutschem Boden entstandene Biographie", in letzterer Hinsicht, weil sie nach der Bonifazschen Briefsammlung die älteste Quelle für die Geschichte des Apostels der Deutschen ist und weil sie sich durch eine eindringliche, tiefe Kenntnis der von dem Verfasser geschilderten Verhältnisse" auszeichnet.

1) Wilibald's Leben des heiligen Bonifazius nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae übersetzt und erklärt von Dr. Bernhard Ed. Simson, Berlin 1863, Seite 1.

Durch den Regensburger Mönch Othlonus erfuhr sie zwischen 1062 und 1066 eine Umarbeitung.') In dieser Form wurde sie i. J. 1549 zum ersten Male durch den Druck veröffentlicht, aber nur fragmentarisch. Was nämlich Cochlaeus in seinem „Speculum antiquae devotionis circa missam" etc. (Mogunt., Behem, 1549) als: „D. Bonifacii Vita Et Fidei Plantatio") unter der Aufschrift: „Incipit liber primus de vita · et virtutibus sancti Bonifacii archiepiscopi et martyris“ veröffentlichte3), ist das des Prologs entbehrende erste Buch dieser Bearbeitung, nämlich „Cum gens Anglorum" bis epistola 26 (mit den Briefen No. 12, 17, 21, 18, 19, 20, 26 der Jafféschen Ausgabe) ist: Jaffé, Bibl. rer. Germ. III Seite 487-489 und „At sanctus Praesul" ssq. 1. c. Seite 496, Zeile 14 bis Seite 498.

Im Jahre 1555 trug sich der kaiserliche Rat Caspar von Niedbruck') mit dem Gedanken, zugleich mit den Briefen des Bonifaz auch seine Vita zu veröffentlichen. Er war im Besitz zweier Gestalten derselben. 5)

In den Annalen des bairischen Historiographen Aventin sind ebenso wie im 8. Bande der Magdeburger Centurien

1) Vgl. meine Habilitationsschrift: De Sancti Bonifatii, Germanorum apostoli Vitis codicum manuscriptorum ope denuo edendis commentatio (im Folgenden Comm.) Vratisl. 1892, Seite 25.

2) Ich wurde auf dieses Werk durch Herrn Pfarrer Dr. Franz Falk in Klein-Winternheim bei Mainz aufmerksam gemacht.

3) In der Epistola nuncupatoria (Febr. 1549) sagt Cochlaeus Seite 332: (adiungam) Excerptum e duobus libris de vita s. Bonifacii, primi Moguntinae sedis archiepiscopi, quos ante XXX annos ex Italia reversus Nurenbergae excribi mihi curavi ex vetusto quodam codice cuiusdam ibi monasterii. Eos autem libros ex integro evulgare modo non possum propter brevitatem temporis, quod typographo superest ad proximum quadragesimae mercatum Francofordiense.

4) Schulte, Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Magdeburger Centurien. 19. Bericht der Philomathie, Neisse 1877, S. 69.

5) Siehe meine Abhandlung: „Zur handschriftlichen Ueberlieferung der Werke des heil. Bonifatius" im Programm des Gymnasiums in Neisse 1882,83, S. 13.

(1564) Bruchstücke aus Willibalds Werk veröffentlicht.') Desgleichen wurde es benützt für die zu Ingolstadt 1588 anonym erschienene deutsche Bonifatiusbiographie.2) Auch der Vater der Annalen kannte und verwertete es im 8. Bande (1600).

Nachdem der Kölner Karthäuser Laurentius Surius im Jahre 1570 im 3. Bande seines Hagiologiums die Bearbeitung der Vita von Othlonus vollständig mitgeteilt hatte, gab endlich im Jahre 1603 der Ingolstadter Professor Heinrich Canisius in „Antiquae lectionis" tom. IV, part. II, pag. 341 (Ingolstadii) zum ersten Mal das Werk Willibalds als Ganzes heraus (Comm. Seite 13, § 4, 1) und es folgten noch im selben 17. Jahrhundert drei weitere Ausgaben, von dem Jesuiten Nicolaus Serarius, von dem Benediktiner Mabillon, von dem Bollandisten Henschen (ebend. No. 2-4). Während im 18. Jahrhundert nichts für unsere Vita geschah, sah unser Jahrhundert drei neue Ausgaben, die von Georg Pertz in den Monumenta Germaniae (ebend. No. 6), die von dem Anglikaner Giles in den „Opera S. Bonifacii" (ebend. No. 7) und die von Philipp Jaffé in der „Bibliotheca rerum Germanicarum" (Berolini 1866, tom. III pag. 429).

Sonder Zweifel ist die letztere von allen die beste. Jaffé benützte die älteste der unser Werk überliefernden zahlreichen Handschriften, nämlich den im 13. Jahrhunderte der Freisinger Kathedralkirche angehörigen, jetzt auf der königlichen Bibliothek in München befindlichen Codex latinus 10863) (Comm. Seite 8, No. 1) und zwar in kritischer Weise. Aber bereits Holder - Egger1) hob gelegentlich hervor, dass die

1) Siehe meine Abhandlung „Die Bonifatiusliteratur der Magdeburger Centuriatoren im N. Archiv f. ä. d. G. Bd. XI, S. 13 und 15.

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2) Comm. Seite 15, § 5, c.

3) Auf dem vorderen Einbanddeckel ist ein Blatt aufgeklebt, auf welchem eine Hand des 13. Jahrhunderts, ähnlich wie auf fol. 1, bemerkt: Lib iste e sci corbī frisige. Darauf folgt: Incipt letnie. Scę Symon ora pro nobis. Sce Line u. s. w.

4) Mon. Germ. SS. tom. XV, part. 1, pag. 82, not. 8: Ne quis opinetur, in Vitis Willibaldi et Wynnebaldi sermonem latinum demum a scriba huius codicis tam corruptum esse, legat Vitam Bonifatii ab eodem

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Jaffésche Edition infolge der Glättung mancher scheinbaren Unebenheiten nicht ein vollständig treues Bild der ursprünglichen Gestaltung unseres Werkes bietet, wie dies Dümmler') auch in Bezug auf die Ausgabe der Bonifatiusbriefe andeutet. Nachdem die erste und wichtigste Arbeit geschehen, bleibt ja auf allen Gebieten des menschlichen Lebens den Nachkommenden immer noch Gelegenheit, eine bessernde Hand anzulegen und sie kann und soll angelegt werden, ohne dass dem Verdienste der Vorgänger zu nahe getreten wird.

Was nun die Jaffésche Edition betrifft, so findet sich in ihr eine kleine Zahl von Ungenauigkeiten beim Lesen, von denen die bedeutenste die Uebersehung des Namens gunduuachar" (S. 464, not. e) ist. Die Münchener Handschrift liesst: se seruitio, nicht seruitio se (S. 432, Z. 2), diriuatus, nicht diriuatur (S. 437, Z. 3), euangeli, nicht euangelii (S. 441, Z. 22), compus, nicht compos (S. 444, Z. 10), iari, nicht iar (S. 445, not. f), quia, nicht qui (S. 447, Z. 19), tum, nicht tunc (S. 449, Z. 25), quieuisset, nicht quieuissent (S. 450, Z. 6), consentit, nicht consensit (S. 450, Z. 18/19). Grösser ist die Zahl der Stellen, an denen Jaffé übersehen hat, dass die ursprüngliche Lesart durch eine weit spätere Hand, die ich mit R bezeichne, verändert wurde, z. B. ist die ursprüngliche Form conficerim, nicht confecerim (S. 429, Z. 13), bibliothicis, nicht bibliothecis (S. 430, Z. 24), paruitates, nicht paruitatis (S. 431, Z. 7), idulorum, dilubrorum, nicht idolorum (S. 441, Z. 15), delubrorum (S. 441, Z. 16), prumptus, nicht promptus (S. 443, Z. 11), das sind Aenderungen, welche Rangebracht hat. Ebenso ist an einigen Stellen unbeachtet geblieben, dass der durch seine grade Form und durch die

scriba exaratum, ubi sermonem multo emendatiorem inveniet, licet minus emendatum quam Jaffei editionem: qui haud bene ut mihi videtur non paucas lectiones codicis Frisingensis grammaticen offendentes ex duobas aliis codicibus, quorum tamen alter multo minoris, alter nullius pretii est, emendavit."

1) Mon. Germ. Epistol. tom. III (Berol. 1892), pag. 216, not. 1: „Jaffeum quoque quaedam sine iusta causa obliterasse recte monuit Traube (Karolingische Dichtungen), p. 133 adn. 1).“

Schwärze und den Glanz der Tinte sich kennzeichnende Abbreviationsstrich für m" in Endungen wie am, em von R herrührt. So stand ursprünglich geschrieben: utilitate, semita, rectitudine, uastitate, nicht . . . em . . . am (430, 15; 437, 9; 446, 22; 456, 11). Ebenso ist arduam (437, not. f), aggrediuntur (467, 5) Korrektur von R, es stand von erster Hand arduum, aggrediunt geschrieben. Desgleichen ist wiederholt unbeachtet geblieben, dass die ein ursprüngliches „e“ in „ae“ umwandelnde Cedille erst von R zugeschrieben wurde, z. B. prime, uere (430, 12 und 14). Ueber die Nichtbeachtung der Umänderung von „b" in "v" vergleiche meine „Dis„b“ quisitiones criticae in Willibaldi Vitam S. Bonifatii" (Programm des Matthiasgymnasiums in Breslau 1891/92) S. 5. Zahlreicher sind die Stellen, wo Jaffé den von ihm richtig gelesenen Text geändert hat. Ich verkenne durchaus nicht, dass es einen Unterschied macht, wenn ein Dokument als Bestandteil einer Sammlung erscheint, die literarische Produkte verschiedener Autoren und aus verschiedenen Jahrhunderten umfasst und auf die Eigenart der Verfasser nicht so sehr Rücksicht zu nehmen braucht. Aber hier herrscht in gewissen Punkten beim Autor eine solche Gleichmässigkeit, dass es einer Verletzung seiner Individualität gleichkommt, wenn in einer Sonderausgabe dieselben keine Berücksichtigung fänden.

Die von Jaffé in dieser Hinsicht vorgenommenen Aenderungen betreffen Fälle, in denen von ihm ein „i“ in „ii“ aufgelöst, das durch „b“ ausgedrückte „v“ restituiert, die Schärfung des „s“ nach vorausgegangenem Vokale aufgehoben und umgekehrt die ausgelassene Schärfung des „s“ ergänzt, die Uebergänge von „e“ und „i“, „0“ und „u“, „au“ und „u“ korrigiert, anscheinende Unregelmässigkeiten der Verbalkonjugation und des Gebrauchs der Modi planiert werden

z. B. die Formen prediceret (S. 448, not. a), precarentur (S. 454, not. 1), uisitaret (463, not. f) stehen alle drei in derselben Verbindung, sodass es sich hier um eine Eigenart des Schriftstellers handelt, nicht um ein Versehen, das durch Setzung der Indicative predicebat u. s. w. zu verbessern

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