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dieser Thatsache dadurch abzufinden, dass er betreffs einiger Völker, die heute schriftlos sind, z. B. der nordamerikanischen Indianer und zahlreicher Negerstämme, den Nachweis führt, dieselben hätten früher eine Schrift besessen, welche indessen verloren gegangen sei. Dieser Beweis ist aber nur für einen geringen Bruchteil der schriftlosen Völker bis zu einem gewissen Grade gelungen.

Die ersten Versuche des Menschen, Begriffe und Gedanken äusserlich zum Zwecke der Mitteilung zu fixieren sind 1) die Knotenschnur, 2) die Muschelschnur, 3) das Kerbholz, 4) die Rune, 5) die bildliche Darstellung.

Eigentlich kann jedem Dinge oder Zeichen nach vorausgegangener Verabredung ein bestimmter Sinn gegeben werden; auch heute noch soll diese oder jene Blume, so oder so angesteckt bezw. getragen, diese oder jene mehr oder minder angenehme Botschaft überbringen. So können wir uns nicht wundern, wenn z. B. auf Sumatra kleine Stückchen Salz, Cayennepfeffer, Betel u. dergl. unter den Kundigen Liebe, Eifersucht, Empfindlichkeit, Hass u. s. w. bedeuten sollen. Durch solche Zeichen erklärten sich afrikanische Stämme den Krieg, und noch neuerdings kursierten bei Aufständen in China und Indien dergleichen Botschaften unter dem Volke. Was nun zunächst die Knotenschnüre anlangt, so finden sich dieselben noch heute fast in allen Weltteilen; unser Knoten im Taschentuch ist ein Ueberbleibsel der Knotenschnur. Am verbreitetsten war der Gebrauch der geknüpften Schnüre in Peru. Diese Knoten hiessen Quipu, welches Wort sowohl knüpfen als auch Knoten bezeichnet. Wir besitzen eine Anzahl solcher Knotenschnüre durch den Schweizer Tschudi, welcher in Peru dieselben ausgegraben hat; Tschudi lernte auch den Gebrauch der Quipus bei den dortigen Hirten kennen. Solch eine Knotenschnur besteht aus einem Hauptstrang, von welchem andere Schnüre mit Knoten herabhängen. Der erste Nebenstrang bedeutet die Stiere, deren Zahl durch Knoten in dieser Schnur angegeben ist; der zweite Strang giebt die Anzahl der Kühe an, und

zwar teilen sich diese in solche, welche Milch geben, und solche, welche keine Milch geben; die folgenden Stränge enthalten die Kälber nach Art und Geschlecht, dann kommen die Schafe in mehreren Unterabteilungen, die Zahl der getöteten Füchse, die Menge des verbrauchten Salzes und zuletzt das gefallene Vieh. Auf anderen Quipus ist der Ertrag der Herden an Milch, Käse, Wolle u. s. w. vermerkt; die verschiedenen Rubriken werden durch verschieden gedrehte Schnüre oder durch bestimmte Farben angezeigt. Auf ähnliche Weise wurden in früherer Zeit die Kriegsheere gezählt und Schlachtenberichte abgefasst. Auf Kriegsquipus bezeichnete der einfache Knoten 10, der doppelt verschlungene 100, der dreifache 1000; zwei einfache Knoten eng nebeneinander bedeuteten 20. Die Mannigfaltigkeit der Verwendung dieser Schnüre machte oft einen mündlichen Kommentar zur Erklärung der Knotenschnurbotschaften notwendig.

Eng verwandt mit diesen Quipus sind die Wampunoder Muschelgürtel der nordamerikanischen Indianer. Sie bestehen aus weissen, braunen, violetten oder schwärzlichen Muschelschalen, welche in kleine, oval geschliffene Stücke geschnitten sind; die letzteren werden durchbohrt und auf einen oder mehrere Fäden oder dünne Lederriemen aufgereiht. Diese Muscheln waren einst so geschätzt, dass sie in einigen Ländern sogar als Zahlungsmittel dienten; noch heute ist in der chinesischen Schrift das Bild der Muschel das Schriftzeichen für Reichtum. Seit der Entdeckung Amerikas hat der Handelsgeist der Engländer die Indianer mit solchen sauber polierten Muscheln versorgt, sodass der Wert derselben sehr zurückgegangen ist. Mehrere Muschelschnüre wurden zu einem Gürtel vereinigt; einige solcher Gürtel haben eine Länge von fünf Ellen. Die Farbe der Muscheln hatte eine bestimmte Bedeutung; dunkle Muscheln gaben Bedenklichkeit zu erkennen; schwarze, braune und violette warnten vor Gefahr oder enthielten eine ernste Mahnung; weisse Muscheln zeugten von Wohlwollen, rote verkündeten den Krieg. Solche Wampungürtel sandten die Stämme einander zu; sie beglaubigten damit das Wort des Botschafters;

denn ohne mündliche Erklärung waren die Muschelgürtel ebenso wie die Quipus oft unverständlich. Sammlungen

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solcher Gürtel bildeten die Bibliothek" eines Volksstammes, welche von Zeit zu Zeit von älteren Personen der jüngeren Generation erklärt wurde.

Ein ähnliches Mittel, Botschaften zu senden oder das Gedächtnis zu unterstützen, ist das Kerbholz. Der Gebrauch des Kerbholzes findet sich sehr früh bei fast allen Hauptvölkern Europas; noch heute findet dasselbe Verwendung bei einigen afrikanischen Stämmen (den Bonny), ferner bei den Aïnos, d. i. der zurückgedrängten Urbevölkerung Japans, bei den finnischen Stämmen und bei den Arnauten in der Türkei. Dem Kerbholz verwandt sind die Gesandtschaftsstäbe, durch welche ein Volk seine Boten beglaubigte. Es wurde ein Stab in zwei Teile zerbrochen, und jeder Stamm behielt einen Teil; der Gesandte des einen Stammes brachte nun zu seiner Beglaubigung das eine Stück des Holzstabes mit, welches zu dem anderen Stücke genau passen musste. Dieses Zusammenstellen der beiden Teile hiess bei den Griechen συμβάλλειν, jeder einzelne Teil hiess σύμβολον; die Grundbedentung des Wortes Symbol ist also ,,äusseres Erkennungszeichen".

Die Rune kommt hauptsächlich bei den altgermanischen Völkerschaften vor; doch giebt es auch slavische Runen. Ueber das eigentliche Wesen der Rune und ihren Ursprung sind verschiedene Behauptungen aufgestellt worden. Faulmann hat über die Runen interessantes Material verbreitet und erblickt in denselben die Uranfänge der Buchstabenschrift, eine Ansicht, welche wenig Anklang gefunden hat. Runa ist ein im Norden Europas heimischer Name für Schriftzeichen einfachster Art; das Wort run bedeutet im Gotischen ,,Geheimnis, Beratung, Ratschluss"; die Wurzel dieses Wortes hat sich im neuhochdeutschen Worte,,raunen" erhalten. Die Runen waren wohl ursprünglich Zauberzeichen, welche in Gerätschaften, Schwerter, Steuerruder u. s. w. eingegraben wurden, wodurch diese Gegenstände geweiht oder Geister in gewisse Orte, Bäume und Körper gebannt werden sollten.

So soll z. B. das Kreuz, welches die Hausfrau über den Brotlaib vor dem Anschneiden macht, nicht das christliche Symbol, sondern die alte Rune X sein, welche,,Vermehrung“ bedeutet und welche von dem Rechenkünstler Stifel als Multiplikationszeichen in die Mathematik eingeführt wurde. Die Runen waren ursprünglich nicht Lautzeichen, sondern vieldeutige Begriffszeichen mit einem geheimen Sinn, der nur den Eingeweihten verständlich war. Zur Erforschung der Zukunft wurden auch Baumzweige durcheinander geworfen, unter denen man drei auswählte, aus deren Lage man die Zukunft zu deuten suchte. Die Bedeutung der ältesten Runen kennen wir nicht; was uns von Runen überliefert ist, sind Zeichen mit phonetischem oder Buchstabenwert. Das älteste uns bekannte Runenalphabet ist ein nordisches; dasselbe führt nach den ersten sechs Lautzeichen den Namen Futhork; die 16 Zeichen desselben sind folgende:

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Noch einfacher und nur aus 15 Zeichen bestehend sind die sog. Helsingsrunen. Ein jüngeres Runenalphabet hat uns Rhabanus Maurus erhalten; aus einer Bemerkung dieses Gelehrten geht hervor, dass die Runen für urgermanische Zeichen angesehen und zu jener Zeit nur von denjenigen angewendet wurden, welche noch dem Heidentum ergeben waren, dass ferner altgermanische Gedichte, Zaubersprüche

und Weissagungen in Runenschrift dargestellt wurden. Auch Grimm hat aus sehr alten Handschriften einige jüngere Runenalphabete zusammengestellt.

Die allgemeinste Art der Versinnbildung von Gedanken ist die Bilderschrift. Zeichen dieser Art finden wir teils in rohen teils in feiner ausgeführten Formen bei einigen nordamerikanischen Indianerstämmen, bei den Azteken, d. i. den von den Spaniern im 16. Jahrhundert vorgefundenen Bewohnern Mexikos, bei den Chinesen, deren heutige Schrift aus zahlreichen Bilderschriftzeichen entstanden ist, bei den Egyptern, deren Hieroglyphen aus Bildern mannigfachster Art bestehen, bei den Eskimos, welche früher ihre Bilder auf Walfischknochen einzeichneten, bei den Bewohnern Polynesiens, die aber nur Figuren geometrischer Art kennen, endlich bei den Assyriern und Babyloniern, deren Keilschrift, obschon sie nur aus senkrechten, wagerechten und schrägen keilförmigen Zeichen besteht, doch die Bilderschrift zur Grundlage hat. Die Zeichen der Bilderschrift wurden in frühester Zeit in Stein, Holz oder Knochen eingeritzt. Die Methode, mit ätzenden, d. h. unverwischbaren Farben zu malen, soll vom Tätowieren ausgehen; nach Wuttke, der eine Geschichte der Schrift geschrieben hat, soll überhaupt die Tätowierkunst die Vorläuferin der Aetzschrift sein.

Es entsteht nun die Frage: aus welcher der erwähnten Arten, Gedanken schriftlich zu fixieren, hat sich unsere Bilderschrift entwickelt? Die gewöhnlichste Ansicht ist diejenige, wonach die Bilderschrift die Grundlage der Buchstabenschrift sein soll. Zunächst hatten die Bilder ideographischen Wert, d. h. sie stellten Ideen, nicht Lautgruppen dar; da aber nicht jede Idee und jede Beziehung sich ideographisch darstellen liess, so machte sich das Bedürfnis nach einer phonetischen, d. h. Laute darstellenden Schrift mit dem Fortschreiten der Kultur immer mehr geltend. Gewisse ideographische Zeichen erhielten mit der Zeit phonetischen Wert; eine Anzahl phonetischer Zeichen erhielt allmählich Silbenwert und schliesslich Buchstabenwert; so entstand das Buchstabenalphabet.

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