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konstante Seitenabweichung oder Derivation unserer gezogenen Geschütze nach rechts. Dieselbe wird gemeinsam durch die Richtung des Ganges der Züge im Rohre, ob Rechtsdrall oder Linksdrall und durch die GeschossKonstruktion bedingt. Ein aus unseren rechtsläufig“ gezogenen Rohren unter nicht zu steilen Erhöhungen abgeschossener Cylinder würde eine Derivation nach links zeigen, denn bei ihm schneidet die Luftwiderstands-Resultante die Längenaxe hinter dem Schwerpunkte.

Der etwas seitlich wirkende, die Derivation bedingende Luftdruck wird dann auch die Ursache, dass sich die Geschossspitze mehr und mehr senkt, der wechselnden Lage der Tangente nahezu folgend. Es tritt also schliesslich pfeilartige Senkung der Spitze ein, trotzdem anfänglich der Luftwiderstand sie zu heben suchte.

Den Schluss des Vortrages bildete eine Besprechung der wichtigen Versuche, welche Professor Kummer in Berlin behufs Ermittelung der Lage der Luftwiderstands-Resultante angestellt hat. Sie sind in einem im Jahre 1875 in Berlin in der Akademie der Wissenschaften gehaltenen Vortrage niedergelegt, welcher gedruckt und mit einem Nachtrage vom Jahre 1876 versehen ist.

Ohne höhere Rechnung lässt sich erkennen, dass bei einem Cylinder die Luftwiderstands-Resultante in jeder Lage durch den Schwerpunkt gehen müsste. Dass dies thatsächlich nicht der Fall, erkannte schon Professor Magnus, als er mit einem Cylinder experimentierte, dessen Höhe das Vierfache des Kreishalbmessers war. War der Winkel, den der Luftstrom mit der Längenaxe bildete, kleiner als 25°, so neigte sich der vordere Teil in die Richtung des Luftstromes, d. h. die Resultante griff hinter dem Schwerpunkte an. Bei einem grösseren Winkel als 25° richtete sich der Cylinder senkrecht auf, d. h. die Resultante griff vor dem Schwerpunkte an. Es würde also bei einem derartigen Cylinder die Resultante nur dann durch den Schwerpunkt gehen, wenn die Richtung des Luftstromes mit der Längenaxe einen Winkel von etwa 25° beträgt.

Die Erklärung für diese Erscheinungen beruht auf der ungleichen Dichte der einzelnen Luftstrahlen. Wird eine ebene horizontale Fläche unter einem Winkel von Luftstrahlen getroffen, so kann die Luft leichter in den stumpfen als in den spitzen Winkel abfliessen; hier tritt eine Stauung ein. Bestreut man die Fläche mit Sand, so kann man den Vorgang leicht verfolgen.

Das Charakteristische der Kummerschen Versuche besteht nun darin, dass kein Luftstrom gegen den ruhenden Körper gerichtet wird, sondern dieser selbst sich gegen die ruhende Luft bewegt. Es besitzt nämlich jeder durch ein Gebläse erzeugte Luftstrom dort, wo er aus dem Gebläse austritt, die grösste Geschwindigkeit. Diese nimmt nun mehr und mehr ab, so dass also ein solchem Luftstrom ausgesetzter Körper an den dem Ventilator näher liegenden Teilen der Oberfläche einen stärkeren Druck erleiden würde, was ein reines Versuchs-Ergebnis ausschliesst.

Der aus Papier hohl gefertigte Körper ist auf zwei entgegengesetzten Längsseiten mit je einem Zinkstreifen versehen; diese letzteren haben eine Anzahl Löcher für das Durchstecken einer Nadel, die als Queraxe dienen soll. Damit hierbei der Schwerpunkt stets in die jeweilige Queraxe gelangt, wird der Papierkörper innerlich durch angeklebte Wachsscheiben oder Geldstücke equilibriert, und dann durch eine lose eingesetzte Kreisscheibe hinten geschlossen. Nun verbleibt er in jeder Lage, die ihm gegeben wird.

Vermittelst besonderen Apparates findet nun die Bewegung des Körpers statt, im Kreise und mit einer nur mässigen Geschwindigkeit, die nicht über 8 m gebracht werden konnte. Das Papier-Geschoss stellt sich nun von selbst derart, dass die Luftwiderstands-Resultante durch den Schwerpunkt geht, denn sonst würde es ja seine Lage noch weiter ändern. Der Winkel, den dabei die Längsaxe mit der horizontalen bildet, wird vermittelst eines hinten am Geschoss sitzenden Zeigers auf einem dahinter befindlichen Gradbogen abgelesen. Man weiss dann, dass bei diesem Winkel die

Resultante die Geschossaxe gerade dort schneidet, wo die Queraxe eingelegt war.

Die hier erörterten Verhältnisse haben auch insofern allgemeine praktische Bedeutung, als nunmehr erhellt, dass Windfahnen nicht immer die genaue Richtung des Windes anzeigen. Sie werden um so grössere Fehler bedingen, je grösser die vor dem Drehpunkte, also an der Pfeilspitze belegene Fläche der Fahne ist.

Anwesend waren 61 Mitglieder und 7 Gäste.

Am 13. März 1893 hielt der Sprachphysiologe Herr Otto Meyer aus Hamburg im Ressourcensaale einen Vortrag über die physiologischen Vorgänge bei dem sogenannten

Bauchreden".

Zu diesem Vortrage waren die Mitglieder der Philomathie mit ihren Familienangehörigen durch Zirkular eingeladen worden und so zahlreich erschienen, dass der Saal fast gefüllt war. Der Vortrag sowohl wie die vorgeführten Proben des sogenannten Bauchredens fanden allseitigen Beifall.

Der Direktor des physiologischen Instituts der Berliner Universität, Herr Geheimer Medizinalrat Professor Dr. DuboisReymond, hat am 16. Dezember 1887 dem Vortragenden folgendes Empfehlungsschreiben ausgestellt:

„Herr Meyer aus Hamburg hat die Güte gehabt, heute Abend der unter meinem Vorsitz versammelten Berliner physiologischen Gesellschaft einen Vortrag über die von ihm geübte Kunst des sogenannten Bauchredens zu halten und denselben mit Proben seiner Leistungen und Demonstrationen zu begleiten. Es war für die Gesellschaft sehr dankenswert, die Ueberzeugung zu gewinnen, dass die althergebrachte Meinung, das Bauchreden geschehe durch den Inspirationsluftstrom, völlig unbegründet sei, da vielmehr Herr Meyer den Expirationsstrom ganz auf die gewöhnliche Weise benutzt. Höchst interessant erschien mir die schon von Herrn Professor Brücke in einem Herrn Meyer ausgestellten Schriftstück genau geschilderte Stellung des Gaumensegels mit dem Zäpfchen, wodurch in Verbindung mit dem gewählten Register des Kehl

kopfes unstreitig die hohle und gedämpfte Klangfarbe der Stimme und somit die Täuschung über deren Herkunft zustande kommt. Die Art, wie die Uvula nach hinten und oben zurückgeschlagen ist, so dass sie vollständig verschwindet, ist dabei ganz besonders auffällig und fordert zu näheren Untersuchungen des Vorganges auf.

Die Gesellschaft sprach sich in hohem Grade befriedigt durch Herrn Meyers Leistungen und dankbar für die von ihm gegebenen Aufklärungen aus."

Am 5. April 1893 feierte die Philomathie das Fest ihres 55 jährigen Bestehens und zugleich das 25jährige PhilomathenJubiläum ihres gegenwärtigen Sekretärs. Erschienen waren 89 Mitglieder und 7 Gäste. Herr Geheimrat Professor Dr. Poleck aus Breslau, Ehrenmitglied der Philomathie, übernahm den Vorsitz und richtete zunächst eine Ansprache an die Versammlung, in welcher er den Bestrebungen und der Thätigkeit der Philomathie im Namen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur hohe Anerkennung zollte; mit ebenso warm empfundenen Worten gedachte er der philomathischen Thätigkeit des Sekretärs und schloss mit den herzlichsten Glückwünschen. Hierauf ergriff Herr Superintendent Schumann das Wort und brachte dem Sekretär im Namen der Philomathie den innigsten Dank für seine Bemühungen um das Blühen und Gedeihen der Gesellschaft dar und schloss daran ebenfalls die innigsten Wünsche für sein ferneres Wohlergehen.

Den Festvortrag hielt Herr Geheimrat Poleck „über die Struktur chemischer Verbindungen" unter Erläuterung der Kekuléschen Modelle:

Es war am 11. März 1890, als in Berlin in dem reich geschmückten Festsaal des Rathauses und in einer grossen glänzenden Versammlung, in welcher die Staatsbehörden durch den Herrn Kultus-Minister von Gossler und andere hervorragende Männer, die Naturwissenschaften, insbesondere die Chemie durch ihre Koryphäen vertreten waren, ein eigen

artiges Fest gefeiert wurde, der 25jährige Geburtstag einer chemischen Theorie und zwar in Gegenwart ihres Schöpfers, des Professors August Kekulé, der jetzt noch in jugendlicher Frische des Geistes, in ungeminderter Schaffensfreude und Schaffenskraft seinen chemischen Lehrstuhl in Bonn inne hat.

Der Präsident der deutschen chemischen Gesellschaft, der im vorigen Jahre leider viel zu früh durch den Tod der Wissenschaft entrissene Professor A. W. von Hofmann, nannte in den Worten, womit er die Versammlung eröffnete, das Fest ein Benzolfest" und der Festredner, der älteste Schüler Kekulés und Nachfolger Liebigs auf dessen Lehrstuhl in München, Professor von Baeyer, bezeichnete am Schluss seiner Rede, in der er die fundamentale Bedeutung der Kekuléschen Hypothese für die wissenschaftliche und industrielle Entwicklung der Chemie charakterisierte, die Feier als das Richtfest der Strukturchemie."

Von der Bedeutung dieses Festes gab Kunde die warme Teilnahme der gesamten chemischen Welt. Die London chemical Society hatte ihren Sekretär, Sir Henry Armstrong, zur Beglückwünschung entsandt, ihm folgten die Vertreter der italienischen, russischen und amerikanischen chemischen Gesellschaften; die chemische Gesellschaft von Paris hatte eine Adresse gesandt, ebenso die Schweiz, zahlreiche Telegramme von Akademien, unter ihnen die alte berühmte Reale Academia dei Lyncei in Rom und von Trägern berühmter Namen aller Länder bekundeten das wärmste Interesse an diesem Fest. Die deutschen Teerfarbenfabriken huldigten dem Gefeierten, indem sie ihm sein von Angeli gemaltes Brustbild überreichten, welches dann in der National-Gallerie in Berlin seine dauernde Aufstellung finden soll. Kekulé lehnte teils in ernster, teils in humorvoller Rede diese Huldigungen ab, die weit über das Mass dessen hinausgingen, was er für seine Person sich als Verdienst anrechnen dürfe. „Die seiner Hypothese zu Grunde liegende Idee habe bereits in der chemischen Atmosphäre jener Zeit gelegen, er habe sie eben nur zuerst ausgesprochen und ihre Konsequenzen

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