ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

reichischerseits ja auch gerechnet war. Wie der König seine Pflichten gegenüber seiner Schwiegertochter auffasste, geht am besten daraus hervor, dass er im April 1769 - zu einer Zeit also, wo bereits der Hochzeitstermin feststand, trotz lebhaften Widerspruchs seitens des Herzogs von Choisenl, die Gräfin Dubarry (eigentlich Jeanne Vaubernier, und nur pro forma an den Grafen Dubarry verheiratet) feierlichst zur Favoritin erhob und in die alten Gemächer der Pompadour einführte. Dass die Brüder ihres Gatten der Dauphine keinen Halt bieten konnten, lag zunächst in deren Alter. Zudem war der Graf von Provence eine wenig lautere intrigante Persönlichkeit, von Ueberhebung und Antipathie gegen den Thronfolger erfüllt"), der Graf von Artois wiederum einem zügellosen und ausschweifenden Leben ergeben. Die Frauen dieser beiden Brüder beide savoyische Prinzessinnen, die kurze Zeit nach Marie Antoinette sich verheirateten nennt diese selbst in einem Briefe vom Jahre 1776 widerwärtig und reizlos und ist mit ihnen über ein rein konventionelles Verhältnis nicht hinausgekommen. Diejenigen Personen, zu denen sie sich am meisten hingezogen fühlte, waren mesdames les tantes, die unverheirateten Schwestern Ludwig XV.**), denen sich anzuschliessen Maria Theresia ihrer Tochter selbst lebhaft empfiehlt. Das gemeinsame Band zwischen ihnen und der Kronprinzessin bildet der Hass gegen die Dubarry, deren schamloses Treiben das sittliche Gefühl der jungen Fürstin beleidigte, und der, als Favoritin zu huldigen, ihrem Stolze widerstrebte. Aber gerade in diesem Punkte war Ludwig XV. äusserst empfindlich; eine der Palastdamen Marie Antoinettes, die Gräfin Grammont, die bei einer Theatervorstellung der später er

*) Mercy berichtet von einer Scene im Juni 1772, wo der Graf von Provence sich wegen einer zerbrochenen Vase am Dauphin thätlich vergreift und Marie Antoinette beide trennen muss.

**) Adelaide, Victoire, Sophie und Louise letztere fast stets im Carmeliterinnenkloster zu St. Denis. Louis XV. belegte sie mit den geschmackvollen Spitznamen: Graille, Chiffe, Coche und Loque (Carlyle: Die frz. Revolution I, 17).

scheinenden Dubarry nicht auf der vorderen Bank Platz machen wollte und andere Hofdamen beredet hatte, das Gleiche zu thun, verbannte er, ohne überhaupt der Kronprinzessin eine Mitteilung zu machen, sofort vom Hofe. Desswegen auch fast in jedem Berichte Mercys Andeutungen über die Gefährlichkeit der Haltung der Kronprinzessin und fast in jedem Brief Maria Theresias Ermahnungen an ihre Tochter, die Favoritin und damit den König nicht vor den Kopf zu stossen. Der ganze Unmut Marie Antoinettes kommt in einem Brief an ihre Mutter in der Frage zum Durchbruch, ob sie ihr denn zumuten wolle, sich vor einer solchen Person zu erniedrigen und es bedarf der ganzen mütterlichen Liebe und Autorität, um der Tochter begreiflich zu machen, dass sie nichts Erniedrigendes, sondern nur Vorsicht verlange. Ueberhaupt waren es gerade die Tanten, besonders Madame Adelaide, die die Kronprinzessin zu kleinen Intriguen auszunutzen suchten und ihr dadurch Unannehmlichkeiten und Verlegenheiten bereiteten. Mercy berichtet fortgesetzt von diesem unheilvollen Einfluss, so dass Maria Theresia nicht anders kann, als ihrer Tochter die Aufgabe der Intimität zu empfehlen und zwar um so mehr, als die Prinzessinnen infolge ihrer Bigotterien erbitterte Feinde des der Aufklärung zugeneigten Herzogs von Choiseul waren*). In welche Situationen Marie Antoinette durch ihre eigene grenzenlose Naivetät und die Indiskretion der Tanten gebracht wurde, beweist folgender Vorfall aus dem September 1770: Der Kronprinz will in einer Nacht das Schlafgemach seiner Gattin teilen. Diese erzählte es den Tanten, die nichts Eiligeres zu thun haben, als dies interessante Faktum weiterzuverbreiten. von ihnen versteigt sich sogar soweit, dem Dauphin gute Ratschläge zu geben. Dieser, aufs Aeusserste erzürnt, unterlässt natürlich sein Vorhaben, söhnt sich in seiner Gutmütigkeit aber bald mit seiner Gattin aus und will es einige Zeit später wiederholen. Und nun geschieht -es klingt fast un

Eine

*) Choiseul erhielt infolge der fortgesetzten Intriguen der Partei der Dubarry am 24. Dezember 1771 seinen Abschied in den ungnädigsten Formen.

glaublich dasselbe wie beim ersten Male. Wenn die Gatten sich trotzdem wieder zusammenfanden und der Dauphin sich nicht von der Dubarry auf ihre Seite hinüberziehen liess, obwohl sie es wiederholt durch Begünstigung seiner Jagdpassion versuchte, so ist dies nicht nur ein beredtes Zeugnis für den guten Charakter Ludwigs XVI., sondern auch für die persönliche Anziehungskraft Marie Antoinettes. In der That hebt Mercy in seinen Berichten wiederholt den Beifall rühmlichst hervor, den sie bei ihrem öffentlichen Auftreten errungen, ja, er hält es an einer Stelle nicht für ausgeschlossen (I, p. 615), dass, wenn die Kronprinzessin es über sich gewinnen könne, entgegen den Ratschlägen von mesdames les tantes dem Könige in ihrer ganzen Munterkeit und Ungezwungenheit zu begegnen, um ihn dadurch zu häufigeren Besuchen bei sich zu veranlassen, dieser sein bisheriges Leben (ses sociétés déréglées) aufgeben werde. Daneben laufen indes unausgesetzt Klagen über die Abneigung der Kronprinzessin gegen jede ernstere Beschäftigung, ihre Vergnügungssucht und Neigung zur Vernachlässigung äusserer Formen, und dementsprechend wieder Mahnungen und Tadelsworte der Mutter, die insbesondere darüber indigniert ist, dass Marie Antoinette trotz ihres gemessenen Befehls ihr fast niemals ein Verzeichnis ihrer Lektüre sendet und dass sie die Parforcejagden mitreitet, obwohl sie der Mutter versprochen hat, mit Rücksicht auf die Möglichkeit einer Schwangerschaft, dies zu unterlassen. Am drastischsten kommt der Unmut Maria Theresias in einem Briefe vom 6. Januar 1771 zum Ausbruch, in dem sie der Tochter vorwirft, dass sie es zu nichts gebracht habe, weder in der Musik, noch im Sticken, noch im Tanzen, noch im Malen oder einem anderen Wissensgebiete, wodurch man sich angenehm mache. Wenn die Kaiserin hier wohl auch zu weit geht, so ist dies doch ein wertvoller Beweis für die Richtigkeit des Vermondschen Urteils über die Dauphine. Und nun denke man sich diese Fürstin, jung und lebenslustig, innerlich unreif und ohne äusseren Anhalt, hin- und herschwankend zwischen den verschiedenen Parteien, bald im Glanze der

zukünftigen Königin erscheinend, bald gescholten und eingeengt wie ein unmündiges Kind, auf einmal frei von allen Fesseln, wie sie es thatsächlich durch den am 10. Mai 1774 eingetretenen Tod Ludwigs XV. wurde. Dass sie diese Freiheit in vollen Zügen genoss, dass sie im tollen Taumel des Spiels und der Vergnügungen lieber dem leichtsinnigen, ihr schmeichelnden Grafen von Artois folgte, als das stille Leben ihres von Regierungssorgen gequälten Gatten teilte, ist kaum zu verwundern. Leider vergisst die Königin in diesem Taumel oft vollständig, was sie dem Namen und der Ehre einer Königin, was sie der Nation in Betreff eines Thronfolgers schuldet. Wenige Monate nach der Geburt des ersten Kindes, der späteren Herzogin von Angoulème (20. Dezember 1778), fröhnt sie von neuem der Passion des Reitens derart, dass man allgemein darin ihre Abneigung erblickt, von neuem in andere Umstände zu kommen. So schwindet denn immer mehr ihre Popularität, deren sie sich anfangs in hohem Masse erfreute und die namentlich bei ihrem ersten feierlichen Entrée in Paris als Kronprinzessin sich in lebhaften Ovationen der Bevölkerung gezeigt hatte. Während noch im Januar 1775 bei der Aufführung von Glucks Iphigenie eine der Königin huldigende Textvariante frenetischen Beifall fand, so dass die Vorstellung unterbrochen werden musste, ist ihr Empfang im März desselben Jahres bei einem vom Grafen von Artois arrangierten Pferderennen seitens des Volkes erheblich kühler, und ebenso zeigt sich dasselbe bei der Grundsteinlegung eines Klosters im Oktober 1775 wenig eifrig mit seinen Beifallsbezeugungen. Im Dezember 1776 unterbleibt im Theater jede Huldigung und als im Februar 1779 der König und die Königin nach deren Entbindung ihren ersten feierlichen Einzug in Paris halten, kann Mercy nur von „mannigfachen“ Zeichen der Ergebenheit und Freude seitens der Menge berichten; dabei wird er, um Maria Theresia nicht zu sehr zu betrüben, wohl eher etwas schön gefärbt haben, als hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben sein.

Von den beiden Wünschen Maria Theresias hat sich keiner erfüllt. Das Ende der glänzenden Versorgung war

der Gang zum Schafott und der politische Plan, dem die junge Erzherzogin zum Opfer gebracht wurde, zerrann. So nachgiebig Ludwig XVI. sonst gegen seine Gattin sein mochte: ihn zu einer Politik zu bewegen, die Frankreich zu einem willenlosen Werkzeuge Oesterreichs machte, das beliebig, besonders in Deutschland, verwendet werden konnte, gelang weder der Königin, noch deren Bruder Joseph. Ein Glück für Frankreich wäre es gewesen, wenn der König auch in einem anderen Punkte die gleiche Festigkeit bewiesen hätte: als es sich nämlich um die Beseitigung Turgots handelte, des einzigen Mannes, der vielleicht die Monarchie zu retten im stande gewesen wäre. Dass zu seinem Sturz Marie Antoinette aus rein persönlichen Motiven wesentlich mitgewirkt hat, gehört zu den schwersten Versündigungen gegen ihre Pflichten als Königin.

Nach dem Vortrage fand ein Festabendbrot statt, an welchem sich 81 beteiligten. Bei demselben toastete Herr General Rotte auf Se. Majestät den Kaiser und Herr Superintendent Stadtpfarrer Schumann auf die Philomathie.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »