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Legende. Fest steht nur, dass, nachdem seit 1743 die Beziehungen Frankreichs und Russlands vollständig abgebrochen waren und der englische Einfluss am Petersburger Hofe ausschliesslich herrschte, d'Eon den Chevalier Douglas, der als französischer Diplomat die Aufgabe hatte, die freundschaftlichen Beziebungen zwischen jenen beiden Staaten wiederherzustellen, auf seiner Mission nach St. Petersburg begleitete, und dass es allerdings wesentlich der Gewandtheit und Geschicklichkeit des ersteren sowohl unter Douglas, als unter seinem Nachfolger, dem Marquis de l'Hopital zuzuschreiben war, dass Russland sich dem englischen Einflusse entzog und dem Versailler Vertrage vom 1. Mai 1856 beitrat, den Frankreich und Oesterreich gegen Preussen geschlossen hatten. Später war d'Eon am englischen Hofe zunächst GesandtschaftsSekretär und dann Gesandter selbst, fiel aber einer Hofintrigue zum Opfer, die auch den Befehl, Frauenkleider fortan zu tragen, nach sich zog.

In diesen Gaillardetschen Memoiren wird nun folgendes mitgeteilt:

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Zur selben Zeit mit der Anschlusserklärung der Kaiserin Elisabeth an den Vertrag von Versailles über„brachte der Chevalier d'Eon ein wertvolles Dokument, ,dessen Entdeckung er seinen überaus vertrauten Be„ziehungen und unbeobachteten Nachforschungen in dem Geheimarchiv der russischen Kaiser verdankte. Dieses „Dokument, von dem alle Welt seitdem gesprochen hat „und dessen Existenz zwar bekannt war, das aber niemand ,besass und produzieren konnte, wurde zugleich mit einer „Specialarbeit über Russland vom Chevalier d'Eon im „Jahre 1757 dem Abbé Bernis, damaligen Minister des „Auswärtigen und Louis XV. selbst vertraulich übergeben. „Es ist eine getreue und wörtliche Abschrift des von Peter ,dem Grossen seinen Nachkommen und Nachfolgern auf ,dem russischen Thron hinterlassenen Testaments."

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Die copie du plan de domination européenne laissé par Pierre le Grand à ses successeurs au trône de la Russie et déposé dans les archives du palais de Peterhoff près Saint

Petersbourg, die Gaillardet sodann giebt, lautet in der Uebersetzung 10) wie folgt:

Im Namen der hochheiligen und unteilbaren Dreieinigkeit! Wir Peter, Kaiser und Selbstherrscher aller Reussen u. s. w. an alle unsere Nachkommen und Nachfolger auf dem Thron und in der Regierung der russischen Nation.

Der grosse Gott, dem wir unsere Existenz verdanken und der uns beständig erleuchtet hat mit seinem Licht und uns seinen göttlichen Beistand geliehen hat u. s. w.

Peter stellt nunmehr den Satz auf, dass seiner Meinung nach, die er für diejenige der göttlichen Vorsehung hält, das russische Volk berufen sei zur zukünftigen Herrschaft über ganz Europa. Er geht davon aus, dass die europäischen Nationen grösstenteils in ein Stadium der Greisenhaftigkeit getreten sind, das nahe an völlige Schwäche grenzt, oder dass sie diesem Zustande stark entgegeneilen. Daraus folgert er, dass sie leicht und zweifellos der Eroberung durch ein junges und frisches Volk anheimfallen müssen, sobald dies seine ganze Kraft und Reife erreicht haben wird. Der russische Herrscher sieht diese zukünftige Unterjochung der Länder des Westens und Ostens durch den Norden als eine periodisch wiederkehrende, im Rate der Vorsehung beschlossene Bewegung an, die auf diese Weise bereits das römische Volk durch die Invasion der Barbaren regeneriert habe. Er vergleicht diese Wanderung der Nordländer mit der Nilüberschwemmung, die zu gewissen Zeiten mit ihrem Schlamm die ausgedörrten Ländereien Egyptens befruchtet. Er fügt hinzu, dass Russland, welches er einem „Bache" gleichend vorgefunden habe und das er als einen „Strom" hinterlassen werde, unter seinen Nachfolgern ein gewaltiges Meer" werden müsse, dazu bestimmt, das heruntergekommene Europa zu befruchten und dass die Wogen desselben trotz aller Dämme, die schwache Hände ihm werden ziehen können, diese überfluten werden, wenn seine Nachfolger es verstehen, ihrem

10) Der französische Text folgt im Anhang.

Lauf die erforderliche Richtung zu geben. Deswegen hinterlasse er ihnen die hier im Wortlaut folgenden Unterweisungen und empfiehlt sie ihrer sorgfältigen Beachtung, gerade so wie Moses die Befolgung der zehn Gebote dem jüdischen Volke. I.

Das russische Volk ist in einem beständigen Kriegszustande zu erhalten, damit der Soldat stets kriegsgewohnt und in beständiger Erregung bleibt. Ruhe ist dem Reich nur zu gönnen zur Verbesserung seiner Finanzen und zur Erneuerung seiner Heere, worauf dann die geeigneten Momente zu neuem Angriff auszuwählen sind. Auf diese Weise muss immer der Frieden dem Krieg und dieser dem Frieden dienen im Interesse der Vergrösserung und des zunehmenden Gedeihens Russlands.

II.

Von den fortgeschrittensten Völkern Europas sind mit allen nur möglichen Mitteln Heerführer während des Krieges und Gelehrte während des Friedens heranzuziehen, damit das russische Volk der Vorteile anderer Nationen teilhaftig wird, ohne bei sich selbst etwas einzubüssen.

III.

Russland hat sich in alle europäischen Angelegenheiten und Wirren jeglicher Art zu mischen, insbesondere aber in diejenigen Deutschlands, an dem es als nächsten Nachbarn auch das meiste Interesse hat.

IV.

Polen muss geteilt werden, indem man Unruhe und Eifersucht gegen einander dort beständig wach hält. Die Mächtigen müssen durch Geld gewonnen, die Reichstage beeinflusst und bestochen werden, um die Königswahl leiten zu können. Anhänger Russlands müssen gewählt und dann von ihm in Schutz genommen werden. Seine Truppen müssen dann einmarschieren und sich so lange aufhalten, bis Veranlassung sich bietet, sie ganz dort zu lassen. Bereiten die Nachbarmächte Schwierigkeiten, dann muss man durch Zerteilung des Landes sie zufrieden stellen, bis man ihnen wieder nehmen kann, was man ihnen gegeben hat,

V.

Schweden muss soviel Land als möglich abgenommen und es dahin gebracht werden, dass es Russland angreift, damit man dann einen Vorwand zu seiner Unterjochung hat. Zu diesem Zweck sind Dänemark und Schweden von einander zu isolieren und sorgsam in gegenseitiger Rivalität zu erhalten.

VI.

Die Gattinnen der russischen Fürsten sind stets aus der Zahl der deutschen Prinzessinnen zu wählen, um durch die Vervielfältigung der Familienbeziehungen gleichzeitig auch die Interessengemeinschaft zu fördern und auf diese Weise Deutschland selbst zu schaden, indem der russische Einfluss daselbst verstärkt wird.

VII.

Mit England ist hauptsächlich ein Handelsbündnis zu suchen, da es für seine Marine Russlands am meisten bedarf und andrerseits zur Aufschliessung des letzteren am nützlichsten sein kann. Russlands Holz und andere Produkte müssen gegen sein Geld ausgetauscht und zwischen seinen Kaufleuten und Matrosen und den russischen beständige Beziehungen hergestellt werden, um letztere für Schiffahrt und Handel heranzubilden.

VIII.

Es ist die beständige Ausbreitung im Norden längs der Ostsee und im Süden längs des schwarzen Meeres anzustreben.

IX.

Soweit als möglich muss man sich Constantinopel und Indien nähern. Wer dort herrschen wird, wird der wahre Herr der Welt sein. Folgeweise sind beständig Kriege heraufzubeschwören, bald den Türken, bald den Persern. Werften sind am schwarzen Meere zu errichten, dessen man sich allmählich zu bemächtigen hat, eben so wie der Ostsee; denn beides bildet ein notwendiges Moment zum Gelingen des Plans. Persiens Verfall muss beschleunigt und bis zum persischen Golf vorgedrungen werden. Wenn

es möglich ist, muss die alte levantiner Handelsstrasse durch Syrien wiederhergestellt und bis Indien vorgegangen werden, welches das Entrepot der Welt ist. 1st man einmal dort, dann kann man Englands Gold entbehren.

X.

Sorgfältige Anknüpfung und Pflege des Bündnisses mit Oesterreich, indem man äusserlich zwar seine Ideen einer zukünftigen königlichen Herrschaft über Deutschland unterstützt, unter der Hand aber die Eitersucht der Fürsten gegen dasselbe wach ruft. Es ist dahin zu streben, dass der eine oder der andere Teil bei Russland Hilfe sucht, damit so eine Art von Protektorat über Deutschland ausgeübt werden kann, das die zukünftige vollständige Beherrschung vorbereitet.

XI.

Oesterreich ist für die Verjagung der Türken aus Europa zu gewinnen, indem man gleichzeitig seine Eifersucht wegen der Eroberung Constantinopels dadurch wirkungslos macht, dass man ihm entweder einen Krieg mit den alten europäischen Staaten auf den Hals ladet, oder ihm einen Teil der Eroberung giebt, den man ihm später wieder nimmt.

XII.

Alle nichtunierten oder schismatischen Griechen, sowohl in Ungarn, als in der Türkei, als in Südpolen sind an Russland anzuschliessen und um dasselbe zu scharen. Dieses muss ihr Mittelpunkt und ihre Stütze sein und für alle Zeit sich als allgemeine Vormacht durch eine Art geistliches Königtum oder Regiment geltend machen. In jenen Griechen wird dann Russland so viel Freunde haben, als jemand im Lager seiner Feinde nur finden mag. XIII.

Ist Schweden zerstückelt, Persien besiegt, Polen unterjocht und die Türkei erobert, sind die Armeen gesammelt und sowohl das schwarze Meer als die Ostsee durch unsere Flotte geschützt, dann gilt es ganz heimlich zuerst dem Versailler und dann dem Wiener Hof, jedem besonders,

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