30 35 40 45 50 Da klopfte mir hoch das Herz, ich dacht': Jüngling. Ach, leider! trat ich auch einst hinein Und ging verführt im Stillen: Ach, Süßchen! lass' mich zu dir ein Mit Willen! Doch gleich entstand ein Lärm und Geschrei; Zigeunerin. Kommt nun dieselbige Stunde zurück, Ich armes Mädchen, ich war zu jung! Der Dichter. So ging das schwarze Weib in das Haus, Sie wusch sich heftig die Augen aus, Ward Aug' und Gesicht, und weiß und klar Müllerin. Ich fürchte fürwahr dein erzürnt Gesicht, Du Süßer, Schöner und Trauter! Sag' ich von Schmerz und Liebe dir 55 Und will zu deinen Füßen hier Nun leben oder auch sterben. 60 65 70 75 5 Kannst du, schöne Pächt'rin ohne gleichen, Unter dieser breiten Schattenlinde, Wo ich Wandrer kurze Ruhe finde, Labung mir für Durst und Hunger reichen? Sie. Willst du, Vielgereister, hier dich laben: Sauren Rahm und Brod und reife Früchte, Nur die ganz natürlichsten Gerichte, Er. Ist mir doch, ich müßte schon dich kennen, Sie. Ohne Wunder findet sich bei Wandrern Er. Heute nicht, fürwahr, zum ersten Male Sie. Freut es dich, so kann es wohl geschehen, Daß man deinen Märchenscherz vollende: Purpurseide floß von ihrer Lende, Da du sie zum ersten Mal gesehen. Er. Nein, fürwahr, das hast du nicht gedichtet! Konnten Geister dir es offenbaren? Von Juwelen hast du auch erfahren. Und von Perlen, die ihr Blick vernichtet. Sie. Dieses eine ward mir wohl vertrauet: 35 40 45 50 55 Er. Trieben mich umher doch alle Winde! Sucht' ich Ehr' und Geld auf jede Weise! Doch gesegnet, wenn am Schluß der Reise Ich das edle Bildniß wiederfinde! Sie. Nicht ein Bildniß, wirklich siehst du jene Er. Aber diese herrlichen Gefilde, Kann sie der Besizer selbst vermeiden? Sie. Ist er doch in alle Welt entlaufen! Er. Wohl zu kaufen ist es, meine Schöne! Sie. Konnt' uns Glück und Höhe nicht vereinen! Wirkung in die Ferne. Die Königin steht im hohen Saal, Sie spricht zum Pagen: „Du läufst einmal Er liegt zur Hand Auf meines Tisches Rand." Der Knabe, der eilt so behende, War bald an Schlosses Ende. Und neben der Königin schlürft zur Stund' Da brach ihr die Tasse so hart an dem Mund, Ums Prachtkleid ist's gethan! Der Knabe zurück zu laufen kam Und o des Glücks, Des günst'gen Geschicks! Sie warfen mit Brust sich zu Brüsten Doch endlich beide sich reißen los; Der Page drängt sich zur Königin groß Das Westchen befleckt: Für sie war nichts unerreichbar, Und sie die Hofmeisterin rufen läßt: Goethe, 1. 9 |