Aber den Göttern so leicht, doch schwer zu ertragen den Menschen, Ward nun ihr Schlummer uns Schlaf, ward nun ihr Schlaf uns zum Tod. Beitmah. Eros, wie seh' ich dich hier! In jeglichem Händchen die Sanduhr! Wie? Leichtsinniger Gott, missest du doppelt die Zeit? Langsam rinnen aus einer die Stunden entfernter Geliebten; Gegenwärtigen fließt eilig die zweite herab." Warnung. Wecke den Amor nicht auf! Noch schläft der liebliche Knabe; Wenn ihr Knäbchen entschläft, denn es erwacht nur zu bald. Einsamkeit. Die ihr Felsen und Bäume bewohnt, o heilsame Nymphen, Gebet jeglichem gern, was er im Stillen begehrt! Schaffet dem Traurigen Trost, dem Zweifelhaften Belehrung Und dem Liebenden göunt, daß ihm begegne sein Glück. 5 Denn euch gaben die Götter, was sie den Menschen versagten, Jeglichem, der euch vertraut, tröstlich und hülflich zu sein. Erkanntes Glück. Was bedächtlich Natur sonst unter viele vertheilet, Erwählter Fels. Hier im Stillen gedachte der Liebende seiner Geliebten; Jedem Felsen der Flur, die mich, den Glücklichen, nährt, 5 Jedem Baume des Walds, um den ich wandernd mich schlinge: Denkmal bleibe des Glücks! ruf' ich ihm weihend und froh. Doch die Stimme verleih' ich nur dir, wie unter der Menge Einen die Muse sich wählt, freundlich die Lippen ihm küßt. Ländliches Glück. Seid, o Geister des Hains, o seid, ihr Nymphen des Flusses, Eurer Entfernten gedenk, eueren Nahen zur Lust! Weihend feierten sie im Stillen die ländlichen Feste; Wir, dem gebahnten Pfad folgend, beschleichen das Glück. 5 Amor wohne mit uns! Es macht der himmlische Knabe Gegenwärtige lieb und die Entfernten euch nah. Philomele. Dich hat Amor gewiß, o Sängerin, fütternd erzogen; Geweihter Plak. Wenn zu den Reihen der Nymphen, versammelt in heiliger Sich die Grazien heimlich herab vom Olympus gesellen, Goethe, 1. 11 Der Park. Welch ein himmlischer Garten entspringt aus Öd' und aus Wüste, Wird und lebet und glänzt herrlich im Lichte vor mir! Wohl den Schöpfer ahmet ihr nach, ihr Götter der Erde! Fels und See und Gebüsch, Vögel und Fisch und Gewild. 5 Nur daß euere Stätte sich ganz zum Eden vollende, Fehlet ein Glücklicher hier, fehlt euch am Sabbat die Ruh. Die Lehrer. Als Diogenes still in seiner Tonne sich sonnte, Und Calanus mit Lust stieg in das flammende Grab, Welche herrliche Lehre dem raschen Sohn des Philippus, Wäre der Herrscher der Welt nicht auch der Lehre zu groß! Versuchung. Reichte die schädliche Frucht einst Mutter Eva dem Gatten, Ach! vom thörichten Biß kränkelt das ganze Geschlecht. Nun, vom Heiligen Leibe, der Seelen speiset und heilet, Kostest du, Lydia, fromm, liebliches büßendes Kind! 5 Darum schick' ich dir eilig die Frucht voll irdischer Süße, Daß der Himmel dich nicht deinem Geliebten entzieh'. Ungleiche Heirath. Selbst ein so himmlisches Paar fand nach der Verbindung sich ungleich: Psyche ward älter und flug, Amor ist immer noch Kind. Heilige Familie. , des süßen Kindes und o, der glücklichen Mutter, Wie sie sich einzig in ihm, wie es in ihr sich ergeht! Welche Wonne gewährte der Blick auf dies herrliche Bild mir, Stünd' ich Armer nicht so heilig wie Joseph dabei! Entschuldigung. Du verklagest das Weib, sie schwanke von einem zum andern! Tadle sie nicht: sie sucht einen beständigen Mann. Ferne. Königen, sagt man, gab die Natur vor andern Gebornen Eines längeren Arms weithinaus fassende Kraft. Doch auch mir, dem Geringen, verlieh sie das fürstliche Vorrecht: Denn ich fasse von fern, halte dich, Lida, mir fest. Weichet, Sorgen, von mir! Süße Sorgen. Doch ach! den sterblichen Menschen Läiset die Sorge nicht los, eh' ihn das Leben verläßt. Soll es einmal denn sein, so kommt ihr, Sorgen der Liebe, Physiognomische Reisen. Die Physiognomisten. Sollt' es wahr sein, was uns der rohe Wandrer verkündet, Ganz allein uns lüge, daß wir, was edel und albern, 5 Eitele Thoren sind, betrogne, betrügende Thoren? Ach! wir sind auf den dunkelen Pfad des verworrenen Lebens Wieder zurückgescheucht, der Schimmer zu Nächten verfinstert. Der Dichter. Hebet eure zweifelnden Stirnen empor, ihr Geliebten, Und verdient nicht den Irrthum, hört nicht bald diesen, bald jenen! 10 Habet ihr eurer Meister vergessen? Auf, kehret zum Pindus, Fraget dorten die Neune, der Grazien nächste Verwandte! Ihnen allein ist gegeben, der edlen, stillen Betrachtung Vorzustehn. Ergebet euch gern der heiligen Lehre, Merket bescheiden leise Worte. Ich darf euch versprechen: 15 Anders sagen die Musen und anders sagt es Musäus. Der Chinese in Rom. Einen Chinesen sah ich in Rom; die gesammten Gebäude Alter und neuerer Zeit schienen ihm lästig und schwer. Ach, so seufzt' er, die Armen! Ich hoffe, fie sollen begreifen, Wie erst Säulchen von Holz tragen des Daches Gezelt, 5 Daß an Latten und Pappen, Geschniß und bunter Vergoldung Sich des gebildeten Augs feinerer Sinn nur erfreut. Siehe, da glaubt' ich im Bilde so manchen Schwärmer zu schauen, Der sein luftig Gespinst mit der soliden Natur 10 Ewigem Teppich vergleicht, den echten, reinen Gesunden Spiegel der Muse. Sich zu schmücken begierig, verfolgte den rinnenden Bach einst Früh die Muse hinab, sie suchte die ruhigste Stelle. Eilend und rauschend indeß verzog die schwankende Fläche Stets das bewegliche Bild, die Göttin wandte sich zürnend; 5 Doch der Bach rief hinter ihr drein und höhnte sie: Freilich Magst du die Wahrheit nicht sehn, wie rein dir mein Spiegel fie zeiget! Aber indessen stand fie schon fern am Winkel des Sees, Phöbos und Hermes. Delos' ernster Beherrscher und Majas Sohn, der gewandte, Rechteten heftig, es wünscht' jeder den herrlichen Preis. Hermes verlangte die Leier, die Leier verlangt auch Apollon, Doch vergeblich erfüllt Hoffnung den beiden das Herz; 5 Denn rasch dränget sich Ares heran, gewaltsam entscheidend, Schlägt das goldene Spiel wild mit dem Eisen entzwei. Hermes lacht unmäßig, der schadenfrohe; doch Phöbos Und den Musen ergreift inniger Schmerz das Gemüth. |