130 Aber wer nicht kam, war das Mädchen. So hab' ich von Rothstrumpf immer gehaßt und Violetstrumpf dazu. 140 Dunkel brennt das Feuer nur augenblicklich und dampfet, Wenn das Wasser die Gluth stürzend und jählings verhüllt; 145 Aber sie reinigt sich schnell, verjagt die trübenden Dämpfe, Neuer und mächtiger dringt leuchtende Flamme hinauf. 150 7. O, wie fühl ich in Rom mich so froh! gedenk ich der Zeiten, Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank. 160 Ach! hier lieg' ich und strecke nach deinen Knieen die Hände Irrte die Schöne? Vergieb! Lass mir des Irrthums Gewinn! 165 Deine Tochter Fortuna, sie auch! Die herrlichsten Gaben 170 Theilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut. Bist du der wirthliche Gott? O dann, so verstoße den Gastfreund Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab! Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich später 8. Wenn du mir sagst, du habest als Kind, Geliebte, den Nicht gefallen, und dich habe die Mutter verschmäht, 175 Bis du größer geworden und still dich entwickelt, ich glaub' es: Gerne denk' ich mir dich als ein besonderes Kind. Fehlet Bildung und Farbe doch auch der Blüthe des Weinstocks, 180 9. Herbstlich leuchtet die Flamme vom ländlich geselligen Herde, Und die erwärmete Nacht wird uns ein glänzendes Fest. 185 Morgen frühe geschäftig verläßt ste das Lager der Liebe, Weckt aus der Asche behend Flammen aufs neue hervor. Denn vor andern verlieh der Schmeichlerin Amor die Gabe, Freude zu wecken, die kaum still wie zu Asche versank. 10. Alexander und Cäsar und Heinrich und Friedrich, die Großen, 190 Gäben die Hälfte mir gern ihres erworbenen Ruhms, Könnt' ich auf Eine Nacht dies Lager jedem vergönnen; 11. 195 Euch, o Grazien, legt die wenigen Blätter ein Dichter Trocken schauet Minerva herab, und Hermes, der leichte, Blicke der süßen Begier, selbst in dem Marmor noch feucht. 205 Seiner Umarmung gedenket sie gern und scheinet zu fragen: Sollte der herrliche Sohn uns an der Seite nicht stehn? 210 12. Hörest du, Liebchen, das muntre Geschrei den Flaminischen Schnitter sind es, sie ziehn wieder nach Hause zurück, Die statt Eicheln zur Kost goldenen Weizen verlieh. 220 Fern entwich der Profane; da bebte der wartende Neuling, Goethe, 1. 12 Wunderlich irrte darauf der Eingeführte durch Kreise Seltner Gestalten; im Traum schien er zu wallen: denn hier Wanden sich Schlangen am Boden umher, verschlossene Kästchen, Reich mit Ähren umkränzt, trugen hier Mädchen vorbei, 225 Vielbedeutend gebärdeten sich die Priester und summten, Ungeduldig und bang harrte der Lehrling auf Licht. 230 Erst nach mancherlei Proben und Prüfungen ward ihm ent hüllet, Was der geheiligte Kreis seltsam in Bildern verbarg. Und was war das Geheimniß! als daß Demeter, die große, Sich gefällig einmal auch einem Helden bequemt, Als sie Jasion einst, dem rüstigen König der Kreter, Ihres unsterblichen Leibs holdes Verborgne gegönnt. Da war Kreta beglückt! Das Hochzeitbette der Göttin Schwoll von Ähren, und reich drückte den Acker die Saat. 235 Aber die übrige Welt verschmachtete; denn es versäumte Über der Liebe Genuß Ceres den schönen Beruf. 240 Voll Erstaunen vernahm der Eingeweihte do Märchen, 13. Amor bleibet ein Schalt, und wer ihm vertraut, ist betrogen! Dankbar erkenn' ich es wohl, meiner Verehrung geweiht. 250 Einziger Künstler, die stets ich in der Werkstatt besucht. Diese Gestalten, ich formte sie selbst! Verzeih mir, ich prahle Diesmal nicht; du gestehst, was ich dir sage, sei wahr. 255 Nun du mir lässiger dienst, wo sind die schönen Gestalten, Wo die Farben, der Glanz deiner Erfindungen hin? Griechen Blieb noch offen, das Thor schlossen die Jahre nicht zu. Ich, der Lehrer, bin ewig jung und liebe die Jungen. 260 Altflug lieb' ich dich nicht! Munter! Begreife mich wohl! War das Antike doch neu, da jene Glücklichen lebten! Lebe glücklich, und so lebe die Vorzeit in dir! Stoff zum Liede, wo nimmst du ihn her? Ich muß dir ihn geben, Und den höheren Stil lehret die Liebe dich nur.“ 265 Also sprach der Sophist. Wer widerspräch' ihm? Und leider Bin ich zu folgen gewöhnt, wenn der Gebieter befiehlt. Nun, verrätherisch hält er sein Wort, giebt Stoff zu Gesängen, Ach! und raubt mir die Zeit, Kraft und Besinnung zugleich; Blick und Händedruck und Küsse, gemüthliche Worte, 270 Silben köstlichen Sinns wechselt ein liebendes Paar. Da wird Lispeln Geschwäß, wird Stottern liebliche Rede: 275 Du erscheinest mir nun als seine Freundin und weckest 280 Mich an seinem Altar wieder zum festlichen Tag. Find' ich die Fülle der Locken an meinem Busen! Das Köpfchen 285 Einen Druck der Hand, ich sehe die himmlischen Augen 290 Wieder offen. nein, lass't auf der Bildung mich ruhn! Bleibt geschlossen! Ihr macht mich verwirrt und trunken, ihr raubet Mir den stillen Genuß reiner Betrachtung zu früh. |