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Aber wer nicht kam, war das Mädchen. So hab' ich von
Herzen

Rothstrumpf immer gehaßt und Violetstrumpf dazu.
Denn ihr Mädchen bleibt am Ende doch die Betrognen",
Sagte der Vater, wenn auch leichter die Mutter es nahm.
Und so bin ich denn auch am Ende betrogen! Du zürnest
Nur zum Scheine mit mir, weil du zu fliehen gedenkst.
135 Geh! Ihr seid der Frauen nicht werth! Wir tragen die Kinder
Unter dem Herzen, und so tragen die Treue wir auch;
Aber ihr Männer, ihr schüttet mit eurer Kraft und Begierde
Auch die Liebe zugleich in den Umarmungen aus!“
Also sprach die Geliebte und nahm den Kleinen vom Stuhle,
Drückt' ihn küssend ans Herz, Thränen entquollen dem Blick.
Und wie saß ich beschämt, daß Reden feindlicher Menschen
Dieses liebliche Bild mir zu beflecken vermocht!

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Dunkel brennt das Feuer nur augenblicklich und dampfet, Wenn das Wasser die Gluth stürzend und jählings verhüllt; 145 Aber sie reinigt sich schnell, verjagt die trübenden Dämpfe, Neuer und mächtiger dringt leuchtende Flamme hinauf.

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7.

O, wie fühl ich in Rom mich so froh! gedenk ich der Zeiten,
Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,
Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,
Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes

Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.
Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne;
Phöbus rufet, der. Gott, Formen und Farben hervor.
155 Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,
Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.
Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum' ich? Empfänget
Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast?

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Ach! hier lieg' ich und strecke nach deinen Knieen die Hände
Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich!
Wie ich hereingekommen, ich kann's nicht sagen; es faßte
Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran.
Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?

Irrte die Schöne? Vergieb! Lass mir des Irrthums Gewinn! 165 Deine Tochter Fortuna, sie auch! Die herrlichsten Gaben

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Theilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut. Bist du der wirthliche Gott? O dann, so verstoße den Gastfreund

Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab!
Dichter! Wohin versteigest du dich?" - Vergieb mir; der hohe
Capitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp.

Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich später
Cestius' Mal vorbei, leise zum Orkus hinab.

8.

Wenn du mir sagst, du habest als Kind, Geliebte, den
Menschen

Nicht gefallen, und dich habe die Mutter verschmäht,

175 Bis du größer geworden und still dich entwickelt, ich glaub' es: Gerne denk' ich mir dich als ein besonderes Kind.

Fehlet Bildung und Farbe doch auch der Blüthe des Weinstocks,
Wenn die Beere, gereift, Menschen und Götter entzückt.

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9.

Herbstlich leuchtet die Flamme vom ländlich geselligen Herde,
Knistert und glänzet, wie rasch! sausend vom Reisig empor.
Diesen Abend erfreut sie mich mehr; denn eh' noch zur Kohle
Sich das Bündel verzehrt, unter die Asche sich neigt,
Kommt mein liebliches Mädchen. Dann flammen Reisig und
Scheite,

Und die erwärmete Nacht wird uns ein glänzendes Fest. 185 Morgen frühe geschäftig verläßt ste das Lager der Liebe,

Weckt aus der Asche behend Flammen aufs neue hervor. Denn vor andern verlieh der Schmeichlerin Amor die Gabe, Freude zu wecken, die kaum still wie zu Asche versank.

10.

Alexander und Cäsar und Heinrich und Friedrich, die Großen, 190 Gäben die Hälfte mir gern ihres erworbenen Ruhms,

Könnt' ich auf Eine Nacht dies Lager jedem vergönnen;
Aber die Armen, sie hält strenge des Orkus Gewalt.
Freue dich also, Lebend'ger, der lieberwärmeten Stätte,
Ehe den fliehenden Fuß schauerlich Lethe dir neßt.

11.

195 Euch, o Grazien, legt die wenigen Blätter ein Dichter
Auf den reinen Altar, Knospen der Rose dazu,
Und er thut es getrost. Der Künstler freuet sich seiner
Werkstatt, wenn sie um ihn immer ein Pantheon scheint.
Jupiter senket die göttliche Stirn, und Juno erhebt sie,
200 Phöbus schreitet hervor, schüttelt das lockige Haupt;

Trocken schauet Minerva herab, und Hermes, der leichte,
Wendet zur Seite den Blick, schalkisch und zärtlich zugleich.
Aber nach Bacchus, dem weichen, dem träumenden, hebet
Cythere

Blicke der süßen Begier, selbst in dem Marmor noch feucht. 205 Seiner Umarmung gedenket sie gern und scheinet zu fragen: Sollte der herrliche Sohn uns an der Seite nicht stehn?

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12.

Hörest du, Liebchen, das muntre Geschrei den Flaminischen
Weg her?

Schnitter sind es, sie ziehn wieder nach Hause zurück,
Weit hinweg. Sie haben des Römers Ernte vollendet,
Der für Ceres den Kranz selber zu flechten verschmäht.
Keine Feste sind mehr der großen Göttin gewidmet,

Die statt Eicheln zur Kost goldenen Weizen verlieh.
Lass uns beide das Fest im Stillen freudig begehen!
Sind zwei Liebende doch sich ein versammeltes Volk.
215 Hast du wohl je gehört von jener mystischen Feier,
Die von Eleusis hieher frühe dem Sieger gefolgt?
Griechen stifteten sie, und immer riefen nur Griechen
Selbst in den Mauern Rom's: „Kommt zur geheiligten
Nacht!"

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Fern entwich der Profane; da bebte der wartende Neuling,
Den ein weißes Gewand, Zeichen der Reinheit, umgab.

Goethe, 1.

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Wunderlich irrte darauf der Eingeführte durch Kreise

Seltner Gestalten; im Traum schien er zu wallen: denn hier Wanden sich Schlangen am Boden umher, verschlossene Kästchen, Reich mit Ähren umkränzt, trugen hier Mädchen vorbei, 225 Vielbedeutend gebärdeten sich die Priester und summten, Ungeduldig und bang harrte der Lehrling auf Licht.

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Erst nach mancherlei Proben und Prüfungen ward ihm ent

hüllet,

Was der geheiligte Kreis seltsam in Bildern verbarg. Und was war das Geheimniß! als daß Demeter, die große, Sich gefällig einmal auch einem Helden bequemt, Als sie Jasion einst, dem rüstigen König der Kreter, Ihres unsterblichen Leibs holdes Verborgne gegönnt. Da war Kreta beglückt! Das Hochzeitbette der Göttin Schwoll von Ähren, und reich drückte den Acker die Saat. 235 Aber die übrige Welt verschmachtete; denn es versäumte Über der Liebe Genuß Ceres den schönen Beruf.

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Voll Erstaunen vernahm der Eingeweihte do Märchen,
Winkte der Liebsten Verstehst du nun, Geliebte, den Wink?
Jene buschige Myrte beschattet ein heiliges Pläßchen!
Unfre Zufriedenheit bringt keine Gefährde der Welt.

13.

Amor bleibet ein Schalt, und wer ihm vertraut, ist betrogen!
Heuchelnd kam er zu mir: „Diesmal nur traue mir noch.
Redlich mein' ich's mit dir: du hast dein Leben und Dichten,

Dankbar erkenn' ich es wohl, meiner Verehrung geweiht.
245 Siehe, dir bin ich nun gar nach Rom gefolget; ich möchte
Dir im fremden Gebiet gern was Gefälliges thun.
Jeder Reisende klagt, er finde schlechte Bewirthung;
Welchen Amor empfiehlt, köstlich bewirthet ist er.
Du betrachtest mit Staunen die Trümmern alter Gebäude
Und durchwandelst mit Sinn diesen geheiligten Raum.
Du verehrest noch mehr die werthen Reste des Bildens

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Einziger Künstler, die stets ich in der Werkstatt besucht. Diese Gestalten, ich formte sie selbst! Verzeih mir, ich prahle Diesmal nicht; du gestehst, was ich dir sage, sei wahr. 255 Nun du mir lässiger dienst, wo sind die schönen Gestalten,

Wo die Farben, der Glanz deiner Erfindungen hin?
Denkst du nun wieder zu bilden, o Freund? Die Schule der

Griechen

Blieb noch offen, das Thor schlossen die Jahre nicht zu. Ich, der Lehrer, bin ewig jung und liebe die Jungen. 260 Altflug lieb' ich dich nicht! Munter! Begreife mich wohl! War das Antike doch neu, da jene Glücklichen lebten!

Lebe glücklich, und so lebe die Vorzeit in dir!

Stoff zum Liede, wo nimmst du ihn her? Ich muß dir ihn

geben,

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Und den höheren Stil lehret die Liebe dich nur.“ 265 Also sprach der Sophist. Wer widerspräch' ihm? Und leider Bin ich zu folgen gewöhnt, wenn der Gebieter befiehlt. Nun, verrätherisch hält er sein Wort, giebt Stoff zu Gesängen, Ach! und raubt mir die Zeit, Kraft und Besinnung zugleich; Blick und Händedruck und Küsse, gemüthliche Worte,

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Silben köstlichen Sinns wechselt ein liebendes Paar.

Da wird Lispeln Geschwäß, wird Stottern liebliche Rede:
Solch ein Hymnus verhallt ohne prosodisches Maß.
Dich, Aurora, wie kannt' ich dich sonst als Freundin der Musen!
Hat, Aurora, dich auch Amor, der lose, verführt?

275 Du erscheinest mir nun als seine Freundin und weckest

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Mich an seinem Altar wieder zum festlichen Tag.

Find' ich die Fülle der Locken an meinem Busen! Das Köpfchen
Ruhet und drucket den Arm, der sich dem Halse bequemt.
Welch ein freudig Erwachen, erhieltet ihr, ruhige Stunden,
Mir das Denkmal der Luft, die in den Schlaf uns gewiegt!
Sie bewegt sich im Schlummer und finkt auf die Breite des
Lagers
Weggewendet, und doch läßt sie mir Hand noch in Hand.
Herzliche Liebe verbindet uns stets und treues Verlangen,
Und den Wechsel behielt nur die Begierde sich vor.

285 Einen Druck der Hand, ich sehe die himmlischen Augen

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Wieder offen. nein, lass't auf der Bildung mich ruhn! Bleibt geschlossen! Ihr macht mich verwirrt und trunken, ihr raubet

Mir den stillen Genuß reiner Betrachtung zu früh.
Diese Formen, wie groß! Wie edel gewendet die Glieder!
Schlief Ariadne so schön, Theseus, du konntest entfliehn?

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