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34.

155 Oft erklärtet ihr euch als Freunde des Dichters, ihr Götter!
Gebt ihm auch, was er bedarf! Mäßiges braucht er, doch viel:
Erstlich freundliche Wohnung, dann leidlich zu essen, zu trinken
Gut; der Deutsche versteht sich auf den Nektar wie ihr.
Dann geziemende Kleidung und Freunde, vertraulich zu schwagen,
Dann ein Liebchen des Nachts, das ihn von Herzen begehrt.
Diese fünf natürlichen Dinge verlang' ich vor allem.

160

Gebet mir ferner dazu Sprachen, die alten und neu'n, Daß ich der Völker Gewerb' und ihre Geschichten vernehme; Gebt mir ein reines Gefühl, was sie in Künsten gethan. 165 Ansehn gebt mir im Volke, verschafft bei Mächtigen Einfluß, Oder was sonst noch bequem unter den Menschen erscheint.

170

Gut

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schon dank' ich euch, Götter; ihr habt den glücklichsten Menschen

Ehstens fertig: denn ihr gönntet das meiste mir schon.

35.

Klein ist unter den Fürsten Germanien's freilich der meine,
Kurz und schmal ist sein Land, mäßig nur, was er vermag.
Aber so wende nach innen, so wende nach außen die Kräfte

Jeder, da wär's ein Fest, Deutscher mit Deutschen zu sein.
Doch was priesest du ihn, den Thaten und Werke verkünden?
Und bestochen erschien' deine Verehrung vielleicht;
175 Denn mir hat er gegeben, was Große selten gewähren,

180

Neigung, Muße, Vertraun, Felder und Garten und Haus.
Niemand braucht' ich zu danken als ihm, und manches bedurft' ich,
Der ich mich auf den Erwerb schlecht als ein Dichter verstand.
Hat mich Europa gelobt, was hat mir Europa gegeben?

Nichts! Ich habe, wie schwer! meine Gedichte bezahlt.
Deutschland ahmte mich nach, und Frankreich mochte mich lesen.
England! freundlich empfingst du den zerrütteten Gast.
Doch was fördert es mich, daß auch sogar der Chinese

Malet mit ängstlicher Hand Werthern und Lotten auf Glas? 185 Niemals frug ein Kaiser nach mir, es hat sich kein König Um mich bekümmert, und er war mir August und Mäcen.

36.

Eines Menschen Leben, was ist's? Doch Tausende können
Reden über den Mann, was er und wie er's gethan.

Goethe, 1.

15

190

Weniger ist ein Gedicht; doch können es tausend genießen, Tausende tadeln. Mein Freund, lebe nur, dichte nur fort! 37.

Müde war ich geworden, nur immer Gemälde zu sehen, Herrliche Schäße der Kunst, wie sie Venedig bewahrt. Denn auch dieser Genuß verlangt Erholung und Muße; Nach lebendigem Reiz suchte mein schmachtender Blick. 195 Gauklerin! da ersah ich in dir zu den Bübchen das Urbild, Wie sie Johannes Bellin reizend mit Flügeln gemalt, Wie sie Paul Veronese mit Bechern dem Bräutigam sendet, Dessen Gäste, getäuscht, Wasser genießen für Wein.

200

38.

Wie, von der künstlichen Hand geschnißt, das liebe Figürchen,
Weich und ohne Gebein, wie die Molluska nur schwimmt!
Alles ist Glied und alles Gelenk und alles gefällig,

Alles nach Maßen gebaut, alles nach Willkür bewegt.
Menschen hab' ich gekannt und Thiere, so Vögel als Fische,
Manches besondre Gewürm, Wunder der großen Natur;
205 Und doch staun' ich dich an, Bettine, liebliches Wunder,
Die du alles zugleich bist und ein Engel dazu.

210

39.

Kehre nicht, liebliches Kind, die Beinchen hinauf zu dem Himmel;
Jupiter sieht dich, der Schalk, und Ganymed ist besorgt.

40.

Wende die Füßchen zum Himmel nur ohne Sorge! Wir strecken
Arme betend empor, aber nicht schuldlos wie du.

41.

Seitwärts neigt sich dein Hälschen. Ist das ein Wunder? Es

träget

Oft dich Ganze; du bist leicht, nur dem Hälschen zu schwer. Mir ist sie gar nicht zuwider, die schiefe Stellung des Köpfchens; Unter schönerer Last beugte kein Nacken sich je.

42.

215 So verwirret mit dumpf willkürlich verwebten Gestalten,

Höllisch und trübe gesinnt, Breughel den schwankenden Blick;

220

So zerrüttet auch Dürer mit apokalyptischen Bildern,
Menschen und Grillen zugleich, unser gesundes Gehirn;
So erreget ein Dichter, von Sphinren, Sirenen, Centauren
Singend mit Macht, Neugier in dem verwunderten Ohr;
So beweget ein Traum den Sorglichen, wenn er zu greifen,
Vorwärts glaubet zu gehn, alles veränderlich schwebt:
So verwirrt uns Bettine, die holden Glieder verwechselnd;
Doch erfreut sie uns gleich, wenn sie die Sohlen betritt.

43.

225 Gern überschreit' ich die Grenze, mit breiter Kreide gezogen. Macht sie Bottegha, das Kind, drängt sie mich artig zurück.

230

44.

„Ach! mit diesen Seelen, was macht er? Jesus Maria!
„Bündelchen Wäsche sind das, wie man zum Brunnen sie

trägt.

„Wahrlich, sie fällt! Ich halt' es nicht aus! Komm, gehn wir!
Wie zierlich!
„Sieh nur, wie steht sie, wie leicht! Alles mit Lächeln und

Lust!"
Altes Weib, du bewunderst mit Recht Bettinen! Du scheinst mir
Jünger zu werden und schön, da dich mein Liebling erfreut.

45.

Alles seh' ich so gerne von dir, doch seh' ich am Liebsten,
Wenn der Vater behend über dich selber dich wirft,

235 Du dich im Schwung überschlägst und nach dem tödtlichen

240

Sprunge

Wieder stehest und läufst, eben ob nichts wär' geschehn.

46.

Schon entrunzelt sich jedes Geficht; die Furchen der Mühe,
Sorgen und Armuth fliehn, Glückliche glaubt man zu sehn.
Dir erweicht sich der Schiffer und klopft dir die Wange; der
Säckel

Thut sich dir kärglich zwar, aber er thut sich doch auf,
Und der Bewohner Venedigs entfaltet den Mantel und reicht dir,
Eben als flehtest du laut bei den Mirakeln Antons,

Bei des Herrn fünf Wunden, dem Herzen der seligsten Jungfrau,
Bei der feurigen Qual, welche die Seelen durchfegt.

245 Jeder kleine Knabe, der Schiffer, der Höke, der Bettler

250

Drängt sich und freut sich bei dir, daß er ein Kind ist wie du.

47.

Dichten ist ein lustig Metier, nur find' ich es theuer:

Wie dies Büchlein mir wächst, gehn die Zechinen mir fort.

48.

„Welch ein Wahnsinn ergriff dich Müßigen? Hältst du nicht inne?
Wird dies Mädchen ein Buch? Stimme was Klügeres an!"
Wartet, ich singe die Könige bald, die Großen der Erde,
Wenn ich ihr Handwerk einst besser begreife wie jezt.
Doch Bettinen sing' ich indeß; denn Gaukler und Dichter
Sind gar nahe verwandt, suchen und finden sich gern.

49.

255 Böcke, zur Linken mit euch! so ordnet künftig der Richter, Und ihr Schäfchen, ihr sollt ruhig zur Rechten mir stehn! Wohl! Doch eines ist noch von ihm zu hoffen; dann sagt er: Seid, Vernünftige, mir grad' gegenüber gestellt!

260

50.

Wißt ihr, wie ich gewiß zu Hunderten euch Epigramme
Fertige? Führet mich nur weit von der Liebsten hinweg!

51.

Alle Freiheits-Apostel, sie waren mir immer zuwider;
Willkür suchte doch nur jeder am Ende für sich.
Willst du viele befrein, so wag es, vielen zu dienen.

Wie gefährlich das sei, willst du es wissen? Versuch's!

52.

265 Könige wollen das Gute, die Demagogen desgleichen,

Sagt man; doch irren sie sich: Menschen, ach, sind sie wie wir. Nie gelingt es der Menge, für sich zu wollen, wir wissen's. Doch wer verstehet für uns alle zu wollen, er zeig's.

53.

Jeglichen Schwärmer schlagt mir ans Kreuz im dreißigsten Jahre; 270 Kennt er nur einmal die Welt, wird der Betrogne der Schelm.

54.

Frankreichs traurig Geschick, die Großen mögen's bedenken,
Aber bedenken fürwahr sollen es Kleine noch mehr.

Große gingen zu Grunde; doch wer beschütte die Menge
Gegen die Menge? Da war Menge der Menge Tyrann.

55.

275 Tolle Zeiten hab' ich erlebt und hab' nicht ermangelt, Selbst auch thöricht zu sein, wie es die Zeit mir gebot.

56.

Sage, thun wir nicht recht? Wir müssen den Pöbel betrügen. Sieh nur, wie ungeschickt, sieh nur, wie wild er sich zeigt! Ungeschickt und wild sind alle rohen Betrognen; 280 Seid nur redlich und so führt ihn zum Menschlichen an.

57.

Fürsten prägen so oft auf kaum versilbertes Kupfer
Ihr bedeutendes Bild; lange betrügt sich das Volk.
Schwärmer prägen den Stempel des Geists auf Lügen und

Unsinn;

Wem der Probierstein fehlt, hält sie für redliches Gold.

58.

285 Jene Menschen find toll, so sagt ihr von heftigen Sprechern, Die wir in Frankreich laut hören auf Straßen und Markt. Mir auch scheinen sie toll; doch redet ein Toller in Freiheit Weise Sprüche, wenn, ach! Weisheit im Sklaven verstummt.

290

59.

Lange haben die Großen der Franzen Sprache gesprochen,
Halb nur geachtet den Mann, dem sie vom Munde nicht floß.
Nun lallt alles Volk entzückt die Sprache der Franken.

Zürnet, Mächtige, nicht! Was ihr verlangtet, geschieht.

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