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78.

155 Wer ist das würdigste Glied des Staats? Ein wackerer Bürger; Unter jeglicher Form bleibt er der edelste Stoff.

160

79.

Wer ist denn wirklich ein Fürst? Ich hab' es immer gesehen:
Der nur ist wirklich Fürst, der es vermochte zu sein.

80.

Fehlet die Einsicht oben, der gute Wille von unten,
Führt sogleich die Gewalt, oder sie endet den Streit.

81.

Republiken hab' ich gesehn, und das ist die beste,

Die dem regierenden Theil Lasten, nicht Vortheil gewährt.

82.

Bald, es kenne nur jeder den eigenen, gönne dem andern
Seinen Vortheil, so ist ewiger Friede gemacht.

83.

165 Keiner bescheidet sich gern mit dem Theile, der ihm gebühret, Und so habt ihr den Stoff immer und ewig zum Krieg.

170

84.

Zweierlei Arten giebt es, die treffende Wahrheit zu sagen:
Öffentlich immer dem Volk, immer dem Fürsten geheim.

85.

Wenn du laut den Einzelnen schiltst, er wird sich verstocken,
Wie sich die Menge verstockt, wenn du im Ganzen sie lobst.

86.

Du bist König und Ritter und kannst befehlen und streiten:
Aber zu jedem Vertrag rufe den Kanzler herbei.

87.

Klug und thätig und fest, bekannt mit allem, nach oben
Und nach unten gewandt, sei er Minister und bleib's.

88.

175 Welchen Hofmann ich ehre? Den flärsten und feinsten! Das

180

andre,

Was er noch sonst besißt, kommt ihm als Menschen zu gut.

89.

Ob du der Klügste seist, daran ist wenig gelegen;

Aber der Biederste sei, so wie bei Rathe, zu Haus.

90.

Ob du wachst, das kümmert uns nicht, wofern du nur fingest.
Singe, Wächter, dein Lied, schlafend, wie mehrere thun.

91.

Diesmal streust du, o Herbst, nur leichte, welkende Blätter;
Gieb mir ein ander mal schwellende Früchte dafür.

Winter.

92.

Wasser ist Körper und Boden der Fluß. Das neuste Theater
Thut in der Sonne Glanz zwischen den Ufern sich auf.

93.

185 Wahrlich, es scheint nur ein Traum! Bedeutende Bilder des Lebens

190

Schweben lieblich und ernst über die Fläche dahin.

94.

Eingefroren sahen wir so Jahrhunderte starren,

Menschengefühl und Vernunft schlich nur verborgen am Grund.

95.

Nur die Fläche bestimmt die kreisenden Bahnen des Lebens;
Ist sie glatt, so vergißt jeder die nahe Gefahr.

96.

Alle streben und eilen und suchen und fliehen einander;
Aber alle beschränkt freundlich die glättere Bahn.

97.

Durch einander gleiten sie her, die Schüler und Meister
Und das gewöhnliche Volk, das in der Mitte sich hält.

98.

195 Jeder zeigt hier, was er vermag; nicht Lob und nicht Tadel Hielte diesen zurück, förderte jenen zum Ziel.

200

· 99.

Euch, Präkonen des Pfuschers, des Meisters Verkleinerer

wünscht' ich

Mit ohnmächtiger Wuth stumm hier am Ufer zu sehn.

100.

Lehrling, du schwankest und zauderst und scheuest die glättere

Fläche.

Nur gelaffen! Du wirst einst noch die Freude der Bahn.

101.

Willst du schon zierlich erscheinen und bist nicht sicher? Ver

gebens!

Nur aus vollendeter Kraft blicket die Anmuth hervor.

102.

Fallen ist der Sterblichen Loos. So fällt hier der Schüler
Wie der Meister; doch stürzt dieser gefährlicher hin.

103.

205 Stürzt der rüstigste Läufer der Bahn, so lacht man am Ufer, Wie man bei Bier und Tabak über Besiegte sich hebt.

210

104.

Gleite fröhlich dahin, gieb Rath dem werdenden Schüler,
Freue des Meisters dich und so genieße des Tags.

105.

Siehe, schon nahet der Frühling; das strömende Wasser verzehret
Unten, der sanftere Blick oben der Sonne das Eis.

Goethe, 1.

17

106.

Dieses Geschlecht ist hinweg, zerstreut die bunte Gesellschaft;
Schiffern und Fischern gehört wieder die wallende Fluth.

107.

Schwimme, du mächtige Scholle, nur hin! Und kommst du als
Scholle

Nicht hinunter, du kommst doch wohl als Tropfen ins Meer.

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Ballade.
Betrachtung und Auslegung.*)

Die Ballade hat etwas Mysterioses, ohne mystisch zu sein; diese lezte Eigenschaft eines Gedichts liegt im Stoff, jene in der Behandlung. Das Geheimnißvolle der Ballade entspringt aus der Vortragsweise. Der Sänger nämlich hat seinen prägnanten Gegenstand, seine Figuren, deren Thaten und Bewegung so tief im Sinne, daß er nicht weiß, wie er ihn ans Tageslicht fordern will? Er bedient sich daher aller drei Grundarten der Poesie, um zunächst auszudrücken, was die Einbildungskraft erregen, den Geist beschäftigen soll; er kann lyrisch, episch, dramatisch beginnen und, nach Belieben die Formen wechselnd, fortfahren, zum Ende hineilen oder es weit hinausschieben. Der Refrain, das Wiederkehren ebendeffelben Schlußklanges, giebt dieser Dichtart den entschiedenen lyrischen Charakter.

Hat man sich mit ihr vollkommen befreundet, wie es bei uns Deutschen wohl der Fall ist, so sind die Balladen aller Völker verständlich, weil die Geister in gewissen Zeitaltern, entweder contem= poran oder successiv, bei gleichem Geschäft immer gleichartig verfahren. Übrigens ließe sich an einer Auswahl solcher Gedichte die ganze Poetik gar wohl vortragen, weil hier die Elemente noch nicht getrennt, sondern wie in einem lebendigen Urei zusammen sind, das nur bebrütet werden darf, um als herrlichstes Phänomen auf Goldflügeln in die Lüfte zu steigen.

Zu solchen Betrachtungen gab mir die Ballade des vorigen Heftes Gelegenheit; sie ist zwar keineswegs mysterios, allein ich konnte doch beim Vortrag öfters bemerken, daß selbst geistreich-gewandte Personen nicht gleich zum ersten Mal ganz zur Anschauung der dargestellten Handlung gelangten. Da ich nun aber nichts daran ändern

*) Goethes Erklärung der,Ballade vom vertriebenen und zurückkehrenden Grafen' oben S. 101 flag. vom Jahre 1821, Bd. III, Heft 1 S. 49 bis 55 der Zeitschrift, Kunst und Alterthumʻ.

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