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und nicht zu verachten". Zu V. 31 flgd. wird als Parallele angeführt
Cronegk's Gedicht an Uz (V. 23 u. 24): „Wenn ich in dir [in der
Einsamkeit] mich vor der Welt verschließe, So leb' ich dann der Freund-
schaft nur allein“ (Imelmann, Symb. Joach., I. 151). Geibel zeigt
den Einfluß des Schlusses in Strophe 2 seiner „Nacht am Meer":
O, was in solcher stillen Nacht
Durch eine Menschenseele zieht,
Bei Tag hat's Keiner noch gedacht,

Und spricht es aus kein irdisch Lied.

Schon 1808 (S. 632) konnte die Allg. Musikalische Zeitung bei Besprechung der Musik zu unserm Gedicht von A. Harder bemerken: „es fei vielleicht von jedem deutschen Liederkomponisten geseht“, mit dem Hinzufügen: „Reichardt und Zumsteeg waren nicht glücklich damit." Am glücklichsten war Fr. Schubert (das Gedicht abgetheilt zu 3 Strophen von je 8 Versen, mit Weglassung der Strophen 5—7; Nachlaß, 47). Von Neueren nennen wir M. Hauptmann (op. 22, Nr. 5), Karl Rheinthaler und H. Ulrich (op. 8, 1863).

Einschränkung (S. 64).

Verglichen ist die Handschrift des ursprünglichen Gedichts: Dem Schicksaal, in der Hirzel'schen Sammlung (S. 185 des Katalogs) und Herder's Kopie, ohne Überschrift, doch mit dem Datum: Stüßerbach 3. August 76 auf dem Schloßberge.

Erster Druck: 1789 Schriften VIII, 159 in jeßiger Gestalt, vor der Ballade „Erlkönig“; an jeßiger Stelle seit 4.

In der ursprünglichen Fassung an Lavater 1776 gesandt mit den Worten: Hier ein paar Zeilen reinen Gefühls auf dem Thüringer Walde, geschrieben den 3. August Morgens unter dem Zeichnen (J. Goethe, III. 143):

Dem Schicksaal.

Was weis ich, was mir hier gefällt

In dieser engen kleinen Welt
Mit leisem Zauberband mich hält!
Mein Karl und ich vergessen hier

5 Wie seltsam uns ein tiefes Schicksal leitet
Und ach, ich fühl's, im Stillen werden wir
Zu neuen Scenen vorbereitet.

Du hast uns lieb, du gabst uns dies Gefühl:
Daß ohne dich wir nur vergebens sinnen,

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10 Durch Ungeduld und glaubenleer Gewühl
Voreilig dir niemals was abgewinnen.

Du hast für uns das rechte Maas getroffen
In reine Dumpfheit uns gehüllt,

Daß wir, von Lebenskrafft erfüllt,

15 In holder Gegenwart der lieben Zukunft hoffen.

Der Name des Herzogs V. 4, nur Lavater mitgetheilt, war für die übrige Welt früh Geheimniß; denn Herder's Abschrift liest schon: mein Freund und ich".

Auch nach Goethe's Tagebuch (Keil, Vor hundert Jahren, I. 76) zu Stüßerbach in der Nähe von Ilmenau an dem genannten Tage gedichtet: „Früh auf dem Schloßberg gezeichnet. Gesang des dumpfen Lebens. Der Herzog auf der Jagd."

Die Beziehung auf diesen ist in der Umbildung des „Gesangs“ für die Ausgabe von 1789 völlig getilgt; die erste Stufe des Verhältnisses beider war in ihm ausgeprägt, wie die ferneren in dem Gedichte „Ilmenau“ (Thl. II), dem Venetianischen Epigramm Nr. 35 und die legten in den Gedichten zum 3. September 1825. As ursprüngliches Schicksalslied ein Seitenstück zu dem Gedicht „Seefahrt" (Thl. II) aus dem folgenden Monat. Das Schicksal hier vom ruhigen und engen Hafen wie dort von der hohen See aus empfunden, daher die Überschrift Einschränkung. Dem entspricht V. 9 eingehüllt, vom Enospenartigen Zustande, wie eingelullt, „in reine Dumpfheit gehüllt“ (V. 13 der 1. Fassung), und im Gedicht „Ilmenau“ der Gegensak, das Enthüllen (kein liebevolles Wort kann seinen Geist enthüllen). Dumpfheit bedeutet in der Sprache jener Zeit einen träumerischen, mehr aus Instinkt als bewußt hervorbringenden Zustand der Seele, den „dunkeln Drang" des Faust (Prolog, V. 86). Beispiele bei Grimm (Wrbch., II. 1526). So Goethe an Merd den 18. März 1778: „Auch mach' ich manches in der Dumpfheit, das wohl das Beste ist“ und im Stoßseufzer" (Thl. II, Epigrammatisch). Wieland war das Wort ebenso geläufig.

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Von Reichardt (2. Fassung) in Musik gesezt.

Hoffnung (S. 64).

Verglichen ist Herder's Kopie mit der Überschrift: An mein Glück und den Varianten: V. 3 u. 4: Sei ein Bild der Garten hier.

Pflanzt' ich ahnungsvolle Träume;

V. 6 Geben einst noch Schatten mir.

Erster Druck: 1789 Schriften VIII, 160, in jeziger Fassung und an jeßiger Stelle.

Dem Glück gewidmet, der dyad rúzn nach des Dichters Tagebuch vom 25. Dezember 1776. Während der Zeit der ersten Anpflanzungen in seinem Garten (V. 3 der ersten Lesart) entstanden, frühestens im November 1776, wo er dort Linden pflanzte (Tagebuch). Auch im Briefe an Frau v. Stein vom 7. Nov. 1777 nennt der Dichter junggepflanzte Linden „Stangen“ (zu V. 5). Vergl. an Merck den 5. August 1778: „Bäume pflanz' ich jezt, wie die Kinder Israel Steine legten zum Zeugniß"; an seine Mutter den 11. August 1781, daß die „gepflanzten Bäume anfangen zu wachsen“, weshalb er sich durch Davongehen nicht um „Schatten, Früchte und Ernte" bringen wolle. Immer die Pflanzung als Symbol des „Tagwerks“ (V. 1), der in Weimar übernommenen Pflichten. Glücklich verweist Suphan (Zeitschr. f. d. Philol., VII. 218 fg.) auf die Verse vom 16. Dezember 1780: „Sag' ich's euch, geliebte Bäume, die ich ahndevoll gepflanzt"; auch hier ruft der Dichter: Bringet Schatten, traget Früchte!" Die Erfüllung, am Schlusse des Lebens, in den Worten an Knebel vom 14. Nov. 1827, daß seine Helena ihm ebenso wunderbar vorkomme, als daß die hohen Bäume in meinem Garten am Stern zu einer Höhe herangewachsen find, daß ein Wirkliches, welches man selbst verursacht, als ein Wunderbares, Unglaubliches, nicht zu Erlebendes erscheint". Dünger freilich hält nach Auffindung der ursprünglichen Lesart der Strophe fest an der innerlich unmöglichen Entstehung auf der Schweizerreise im Juni 1775 (Komm. zu Dichtung u. Wahrh. 1881, I. 108).

Sorge (S. 64).

Erster Druck: 1789 Schriften VIII, 160, nach dem vorigen Gedicht, aber vor „Muth“ (oben S. 43), in 4 vor „Stoßseufzer“ (Thl. II, Epigr.); seit 5 an jeßiger Stelle.

Auch diese Verse, im engen Anschluß an beide vorigen Gedichte, ein Stoßseufzer aus der ersten Weimarischen Zeit. Schöll und Viehoff nehmen das Jahr 1777 an. Die erste Überschrift der vorigen Strophe tehrt in V. 4, der Fluchtgedanke aus „Rastlose Liebe" (oben S. 53) in V. 5 wieder.

Eigenthum (S. 65).

Erster Druck: 1815 Werke I, 104 und Gedichte I, 67, an jeßiger Stelle.

Umbildung eines Wortes von Beaumarchais (p. 73 der Addition au Supplément du Mémoire à consulter, Paris 4o. 1774; von Dünger Komm. II, 165 nachgewiesen), eines Trostes in Fährnissen: „Assuré que rien ne m'appartient véritablement au monde que la pensée que je forme et le moment où j'en jouis," in J. G. Jacobi's Übertragung (Wieland's Merkur, August 1774, VII. 161): „Weiß ich nicht, daß nichts mir wirklich auf dieser Welt gehört als der Gedanke, den meine Seele hervorbringt, und der Augenblick, dessen ich genieße." Beaumarchais sagt: „und der Augenblick, wo ich seiner [d. h. des Gedankens] genieße", wo ich seiner inne werde, wo ich ihn denke. Ein unausgesprochener Hinweis auf Descartes und sein cogito, ergo sum, oder wortgetreu: ich bin, ich bestehe. Wie lange aber? Offenbar so lange, als ich dente" (Meditationes de prima philosophia II, 1641). Grade Jacobi's Mißverständniß zog Goethe an; dem Gedanken war das wahrhaft Erlebte, ganz im Sinne der neuern Philosophie, beigesellt. In dem, was wir unmittelbar erleben, zeigt sich nach Loße der volle Inhalt unsers Ich, der wechselnde Zustand unsers eignen Wesens: Beaumarchais ein ganz fremder, dem Dichter ein wesentlicher Besitz (siehe Sprüche i. Pr., Nr. 1037 und 1038). Bedeutungsvoll citirt Goethe im Briefe an Graf Reinhard vom 27. Februar 1825 den Spruch als Motto seiner gesammten Werke: diese Summe seines Gedachten und seines Erlebten war eben sein „Eigenthum“. Bei den Vorarbeiten seiner Lebensbeschreibung muß ihm Jacobi's Übertragung des französischen Memoires wieder in die Hände gefallen und dabei obige Stelle entgegengetreten sein. Denn sein Spruch erscheint zuerst in jener Zeit, als Stammbuchvers vom 28. Dez. 1813 (Frhr. v. Biedermann's Goethe und Leipzig, II. 291), dann im Februar 1814 in der Korrespondenz mit Zelter (II. 99), welcher damals den Spruch dreistimmig, wohl als Kanon, sette.

An Lina (S. 65).

Erster Druck: 1800, Neue Schriften VII, 8, zwischen den Gedichten „Musenfohn" und "An die Erwählte"; als Schluß der Lieder seit 4.

Die ursprünglich Angesungne, die genaue Zeit und der Anlaß der Entstehung sind nicht ermittelt. Doch wird das Gedicht in die Jahre unmittelbar vor dem ersten Drucke fallen, wo Goethische Lieder

in Reichardt's Melodien nach dem Klavier oder der Guitarre ge= sungen zu werden anfingen. Corona Schröter, welche selbst Goethische und Schiller'sche Lieder gesezt hat, sang solche seit früher Zeit noch bis 1801, sowie später Minna Herzlieb theils allein, theils zweistimmig mit Frau Frommann. In Jena ging der Impuls seit 1796 besonders von Gries aus, wo um dieselbe Zeit Frau Hufeland und ihre Schwester, Lotte Wiedemann, Goethe's Liedern Stimme liehen. Obiges Gedicht kennt nicht das übliche Singen nach einer vorgeschriebnen, in Noten gefaßten Melodie, nimmt vielmehr, echt poetisch, eine unmittelbare musikalische Eingebung der Singenden an, Orpheus, wie Arion sangen. Das Buch V. 6 ist Goethe's Buch, nicht ein Notenheft. Die Forderung V. 7 steht auf dem Boden der neuen, nach - Lessing'schen Auffassung der Lyrik. Klopstock verlangte nur das Sprechen statt des Lesens (Epigr. Nr. 58): „Laset es nur, saht also, weil ihr es nicht sprachet, durch einen Flor ein Gemälde", Herder dagegen schon das Singen (An Merck, 28. Okt. 1770): „Horchen Sie nur auf Ton und nicht auf Worte: Sie müssen nur singen, nicht lesen“ (s. Gervinus' Lit.-Gesch., IV. 431). Diese Forderung stellt Goethe's ganze Dichtung, sie will finnlichen Laut gewinnen, sie will tönen, und nach ihm die neuere Lyrik überhaupt. Glücklich traf sie zusammen mit dem hohen Aufschwunge der deutschen Musik. So schrieb auch F. Mendelssohn 1830 seiner Schülerin Josephine Lang in ein Exemplar von Goethe's Gedichten: „Nur nicht lesen, immer fingen, Und das ganze Buch ist dein“, und Holtei's „Deutsche Lieder" (Nr. 1) bitten: „Nur leset uns nicht, wie man Bücher liest, nein, singt uns!"

Eine Übertragung ins Italiänische erschien 1819 (von S. B.; Berliner Spener'sche Zeitung, Nr. 78) und Kompositionen für eine Singstimme von Tomaschek (op. 58) und 1850 von H. Wichmann (op. 13).

II. Gesellige Lieder (S. 67—96).

Diese Rubrik zuerst in der Ausgabe 1815 (Werke I, 107-160), auf der Grundlage des Taschenbuchs von 1804 (S. 87).

Der Vorspruch S. 67 auch seit 1815.

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