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„Das alles ist nicht mein Bereich" u. s. w. (II. 327 u. 370, 1. Ausg.). Vischer findet im Liede „freie Bewegung in normaler Reinheit“ (Ästhet., III. 1352), ebenso K. Grün (Goethe vom menschlichen Standpunkte, S. 255), wogegen Mar Stirner den ersten Vers als atheistisches Motto benußte. In Jahn's Hochverraths - Prozesse ward das Singen des Liedes vom Gericht als „unangemessen“ ge= rügt, während die Untersuchungs-Kommission fragte, warum dieses naive Goethische Lied besonders unangemessen sein solle" (Allg. Zeit., 1863. Nr. 66, Beil.). Das Motto nach dem „Vanitas vanitatum et omnia vanitas" des Ecclesiastes (1, 2 und 12, 8) wie V. 48 nach Psalm 75, 9. Das vanitas vanitatum findet sich so schon bei Alberich von Besançon und Lamprecht zu Anfang des Alexanderliedes, und K. Frenzel nannte danach und in Erinnerung an Thackeray's Vanity Fair seinen ersten Roman (1860). Einer indischen Parallele be= gegnete R. Borberger (Arch. f. Litt.-Gesch., IV. 273). In Deutschland war Goethe's Vorgänger Bürde in seinem Liede: O vanitas omnia vana (Urania 1793. I, 1. S. 76), sein Nachfolger oder Opponent Eichendorff, dessen froher Wandersmann schließt: „Gott hat auch mein Sach aufs Best' bestellt", und Kurz-Bernardon, „Teutsche Arien“ 3, 384. In Musik gesezt von Zelter, grade am 14. Oktober 1806, auch von L. Spohr; ins Griechische übertragen von Richter 1870 (f. zum Erlkönig).

Mit Mädeln sich vertragen (S. 83).

In der Ausgabe von 1840 (I. 107) an dieser Stelle mit der nicht authentischen Überschrift: Frech und froh. Aus Goethe's Singspiel Klaudine von Villabella (die erste Strophe schon 1776, die andere 1788). Als „altes Commentlied" unter Goethe's Namen und mit Reichardt's Melodie seit Anfang dieses Jahrhunderts gesungen (Leipz. Kommersb. 1878. Nr. 42), jezt mit Strophe 3 aus Goethe's Soldatenliede zu Wallenstein's Lager:

Heut lieb' ich die Johanne
Und morgen die Susanne;
Die Lieb' ist immer neu,
Das ist Soldatentreu

und mit einigen Strophen fremden Inhalts. V. 5 u. 6 nach dem alten Spruch: Mit vielem hält man Haus, Mit wenigem kommt man auch aus (Zinkgreff's Apophthegmata, IV. 37, Harsdörffer's

Gesprächsspiele, II. 373, u. Michaelis' Apophth. 1414). V. 16 das A und Oder Offenbarung 1, 8. V. 17 dichten im allgemeinen Sinne = sein Wesen treiben, verrichten (Grimm unter dichten 2). V. 20 nach Luther's Überschrift zu Psalm 119 „der Christen gülden A. B. C.," wonach auch Faust II, V. 939, so auch Spee's Güldnes Tugendbuch und F. Roth's Aller christlichen Hausmütter ABC.

Kriegsglück (S. 84 u. 85).

Erster Druck: 1815 Werke I, 136-138 und Gedichte I, 89-91, zwischen Vanitas und dem folgenden Liede.

Nach Eckermann's Papieren am 12. Februar 1814 gedichtet (nach der Ausgabe 8 irrig zwei Tage später) als das Lied eines freiwilligen Jägers. S. Boisserée (I. 281) schreibt im September 1814: Dann las er [Goethe] mir ein Lied eines Freiwilligen, sehr hübsch, naiv und ironisch zugleich durch eine gewisse Selbstgefälligkeit." Vergl. Eckermann's Gespräche, I. 101. Die Kriege von 1806 und noch mehr von 1813 lieferten reichen Stoff für dies Gedicht. So ward der schöne Rittmeister Graf Schlick, zu Wien als General der Kavallerie im März 1862 verstorben, nach der Schlacht bei Leipzig im Hause des Hofmarschalls von Spiegel zu Weimar vier Monate hindurch, also bis in den Februar 1814 von zarten Händen gepflegt. Auch Blücher's Sohn Franz erwartete seine Herstellung in einem vornehmen Weimarischen Hause vom Oktober bis in den Dezember 1813. V. 16 Profoß von praepositus, prévôt, der Gewaltige, der Vollstrecker der Militärstrafen. V. 16-20 das Brummen, Knattern, Summen vom Baß der schweren und Diskant der kleineren Geschüße, f. R. Hildebrand's Kanonenconcert, Kanonenmusik und das Geschützconcert von 1512 in Uhland's Volksliedern S. 472 (Grimm's Wbch., V. 170).

Offne Tafel (S. 85-87).

Verglichen sind: a) Goethe's Handschrift in der hies. Kgl. Bibliothek, in Lateinischen Lettern, ohne Überschrift; b) die Kopie (Diktat) des Gedichts von der Hand der Fräulein Ulrich d. d. Weimar den 12. Oktober 1813, gleichfalls ohne Überschrift, in der Hirzel'schen Sammlung; c) das Facsimile, Berlin Mai 1832, nach a mit Zelter's Musik vom 26. Februar 1814 und feiner Überschrift: Das Gastmahl.

Erster Druck: 1815, Werke I, 139-141 und Gedichte I, 91–93; jezige Überschrift und Stelle.

Varianten: V. 41 Iud, b und c; in a anfangs winkt'; V. 43 ein b, c und die Drucke; in a gestrichen; V. 52 in a anfangs wird für will; b und c will; V. 53 nun nach den Drucken; in a, b und e nur, das den Vorzug verdient; V. 59 komme nach b; in a anfangs bleibe.

Dies Lied, aus den Tagen der Leipziger Schlacht, ist nach der Mittheilung Strehlke's (in unsrer 1. Ausgabe, I. 86, Note, ausgegeben im Dezember 1867) Nachbildung des Gedichts Les Raretés von de la Motte Houdard, aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. Der Refrain: Va-t'en voir s'ils viennent, Jean wird in Rameau's Neffen von Diderot (XXIX, 286. 1. Ausg.) als allgemein bekannt citirt. Goethe scheint sein Vorbild in den Oeuvres choisies von La Motte (1811) gefunden zu haben (f. Dünger's Komm., H. 210, der noch zwei andre Entdecker der Goethischen Quelle anführt). Goethe's Anfang fußt auf La Motte's erster Strophe:

On dit qu'il arrive ici
Une compagnie

Meilleure que celle-ci

Et bien mieux choisie.

Va-t'en voir s'ils viennent, Jean,

Va-t'en voir s'ils viennent!

und Goethe's zweite Strophe auf La Motte's vierter:

Une fille de quinze ans,

d'Agnès la pareille,

Qui pense que les enfans

Se font par l'oreille.

Va-t'en etc.

und Goethe's dritte und fünfte auf La Motte's fünfter:

Une femme et son époux,

Couple bien fidèle;

Elle le préfère à tous

Et lui n'aime qu'elle.
Va-t'en etc.

Das Übrige und die Verwendung jener Züge zu dem Schlusse ist Goethe allein eigen, der das biblische Gleichniß von den geladenen Gästen (Lucas 14, 17–23) von früh an poetisch zu verwenden liebte (f. Dichtung und Wahrheit, Buch X das unterdrückte französische

Spottgedicht und das Scherzgedicht Mamsell N. N. von 1774). Zu
Strophe 5 vergl. König's „Verkehrte Welt" (1746) von der Frau:
Daß sie mit dem Allen
Keinem Andern will gefallen,

Als dem Mann, der sie erhält,
Das ist die verkehrte Welt.

und Leffing's Einwohner des Mondes (I. 80). V. 43 u. 44 kehrten wieder im Divansgedicht: „Keinen Reimer wird man finden" (V. 2). Den Gedanken des ganzen Gedichts konnte der Dichter in einem morgenländischen Sprichwort finden, das er seinem Freunde Tischbein sandte (Alten, S. 117): „Ohne Freunde bleibt, wer fehlerIos wünschet die Freunde." W. Müller's: Jüngst als Hänschen Gäste lud" (Goedeke, Grdrß., III. 358, Nr. 59) nahm den Goethischen Ton wieder auf.

Rechenschaft (S. 87-90).

Erster Druck: 1810 Berlin, Rechenschaft, Lied mit Chor von Goethe und Zelter (danach in demselben Jahre in Zeit. f. d. elegante Welt, Nr. 95, und 1814 Damenkalender, S. 275–278). Dann 1815 Werke I, 142–145 und Gedichte I, 93–96, an jeßiger Stelle (V. 31 hat nach sämmtlichen authentischen Ausgaben, richtiger oder doch poetischer für ein heute Geschehenes als das unverbürgte hatt').

Goethe antwortete mit dem Gedicht auf Zelter's Worte vom 30. Dezember 1809 (Briefw., Nr. 142): Fast hätte ich aber auch Lust, die deutschen Poeten bei Ihnen zu verklagen, die sich in ihren Liedern gar zu ernsthaft ausgeben, und ich dächte, Sie redeten die guten Leute einmal fröhlich an, sich nicht gar zu pensiv und finster vernehmen zu lassen; man müßte ja wohl des Wimmerns und Äch = zens im gemeinen Leben sich voll ersättigen können." Zelter empfing das Lied am 14. Februar 1810, sette es sofort und ließ es in seiner Liedertafel am Geburtstage der Königin Luise — ihrem leßten —, dem 10. März singen. Goethe schlug den Titel „Pflicht und Frohfinn" vor (an Zelter den 6. März 1810); ob der gegenwärtige von ihm herrühre, läßt sich nicht feststellen. — V. 9 senkte sie für: sie senkte das Genick = ließ den Kopf hängen. V. 15 aus Zelter's obigen Worten die reimende Formel Ächzen und Krächzen gebildet; die Krächzer, der Nachtvogel Uhu und der Unglücksvogel Rabe, werden unterschieden von den Sing- und Schreivögeln. V. 29 Kegel nach

R. Hildebrand (Grimm's Wbch., V. 390) nicht nach der Formel Kind und Kegel, wie Dünger will, sondern = Bürschchen, Kerlchen. V. 33 Mannsen = Mannsbild, Mannsmensch, wie im Faust II (2. 1145) betrogne Mannsen (niederl. mans; s. Weigand, Wbch. der Synonymen, II. 1270). V. 35 der lange Hans nach Analogie vom großen Hans bei Luther und seinen Zeitgenossen (Faust I, V. 23 und Faust II, 2. 1146, f. M. Heyne in Grimm's Wbch., IV, 2, 456 sub a). Die Verse 53-60 Ausdruck der Abneigung des Dichters gegen alle Agitation, selbst wenn sie auf den von ihm verlangten Wiederaufbau (V. 60) abzielte; den Ehrentitel eines Patrioten gesteht er nur den Vorstehern und Berathern des Hauses und des gemeinen Wesens zu, wie er sie in seinem Vorspiel von 1807 schildert (Bd. XI, 1, S. 96 der 1. Ausg.). Diese Auffassung war ihm zu verzeihen, weniger dem Preußen Zelter die Verspottung des Wortes Patriot im Gesange durch sein scherzhaftes: Papapapa-patriot. V. 54 „verzeih mir Gott" als Bitte um Entschuldigung, daß der Versuch der Erneuerung dem Redenden so mangelhaft dünke. Blücher, der eine spanische Erhebung in Deutschland ersehnte, schrieb doch gleichzeitig (1811): „Das Achselzucken und Seufzen verräth fast allemal einen Schuft“ (Perk, Gneisenau's Leben, II. 154), ebenso später Fr. v. Raumer von der Art, mit Kümmerei und Achselzucken schädliche Unzufriedenheit und Undankbarkeit gegen Gott, Mitmenschen und öffentliche Einrichtungen zu veranlassen“ (Briefe über gesellschaftliche Fragen um 1850, S. 14). Kümmerei Schererei. V. 59 will v. d. Hagen für lösche den reinen Reim läsche, von lasch, wie erlasch für erlosch. V. 69 Druckser, der Hinterhaltige, von trucksen, zu keinem Entschluß kommen (Schmeller, 1. 476 und O. Schade, Sat. u. Pasq. I, 125, V. 524 drucksen und lausen), auch Goethe in Jery und Bätely: er klagt und druckst. Zu den sprichwörtlich gewordnen Versen 71 u. 72 vergl. Goethe's Worte im West-östlichen Divan von der Bescheidenheit als Selbstverleugnung: „Bescheidenheit aber ist immer mit Verstellung verknüpft und eine Art Schmeichelei,“ und die eines englischen Sittenlehrers: False modesty is the last refinement of vanity. B. 82, der ausstaffirte Schmerz eines krächzenden Dichters, rief später das Lied Gewohnt, gethan" hervor. Vergl. Filippo Neri, der in seinen Ricordi den Jünglingen zuruft: Allegri, allegri, io non voglio scrupoli né malinconie und Abraham a Sta. Clara: „Mir gefallen lustige Leute wohl, ist ein gewisses Anzeichen, daß Gott bei ihnen und in ihnen."

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