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Lösung I. Heller 1863 und 1864 (N. Jahrb. f. Philol. und Pädagogik) nur zu weit gegangen zu sein scheint. Nicht allein die römischen Elegiker, die Triumvirn der Liebe (V. 112), namentlich Properz, mit dem man schon im April 1789 Goethe in Weimar identifizirte (an Karl August Nr. 59), sondern vor allen Homer liehen den Ton für unsre Gedichte. Goethe selbst ward sich früh, wohl im Gespräch mit Wieland, ihrer Bedeutung für die deutsche Poesie bewußt (An Denselben Nr. 60). Wider die Meinung Herder's und seines Herzogs, der in einem Briefe an Schiller sogar von gueulées sprach, wagte er daher 1795 damit in den Horen, unter Zurückhaltung von nur zwei, auch seitdem verborgen gebliebenen Elegien (Nr. 2 und 16; s. Briefe an Schiller Nr. 63 u. 67), hervorzutreten. An A. W. Schlegel fand er den empfänglichsten Kritiker (Allg. Litt.Zeitg., 4.-6. Jan. 1796), der den elegischen Gedichts-Charakter nicht in den „Seufzer der Wehmuth", sondern in die metrische Form und die sich daraus ergebende Behandlung der verschiedenartigsten Stoffe sezte. Die „Wiederherstellung der echten Gattung" betonte ebenso Schelling in seinen Vorlesungen (Winter 1802 auf 1803): die Elegien besängen den höchsten Reiz des Lebens und der Luft, „aber auf eine wahrhaft epische Weise, mit Verbreitung über den großen Gegen= stand der Umgebung" (Werke 1, V, 661). Am tiefsten empfand ihren Werth Schiller, den Goethe sogleich im Anfange ihrer Ver= bindung damit bewirthete; ich weiß nichts darüber, selbst unter Ihren eignen Werken", schreibt er ihm noch am 20. Febr. 1802 und nennt sie in der Abhandlung „Über naive und sentimentalische Dichtung": "poetisch, menschlich und naiv", wie Tied allgemein von den Elegien und den Venetianischen Epigrammen urtheilt: „ihr Übermuth ist wahrhaft unschuldig wie die alte Zeit“ (Krit. Schr., II. 284). Die Gegnerschaft von Fuß, ihrem Überseßer, und Gruppe hat Dünger erörtert (Komm., III. 52—54). Zur Litteratur: der Körner-Schiller'sche Briefwechsel, III. 274, der Humboldt-Schiller'sche, S. 117 u. 129; Platen's Tagebuch, S. 53; Schäfer's Kleine Schriften 1864, Nr. 12; Hillebrand's Litt.-Gesch., II. 208 flg.; Rosenkranz' Vorlesungen, S. 238 und S. 278–283. Die Übertragungen in italiänische versi sciolti von Guerrieri-Gonzaga, nach K. Hillebrand „wahre Meisterwerke", auch von Teza (Pisa 1877), ins Lateinische von J. D. Fuß, 1824 und 1837 (Poemata latina, Lüttich) und von Emil Taubert (Berlin 1872).

Der Vorspruch erst 1815 hinzugesezt (Werke I, 237 u. Ge

dichte I, 159); den ruhigen Stunden" war es geglückt, „das Denkmal der Lust" zu erhalten (V. 280).

1. Genius (V. 2), der des Ortes. V. 4 Ewig heißt Rom bei Virgil, Ovid, Horaz u. f. w. und auf Münzen: Romae Aeternae (unter Antoninus Pius und Hadrian). Nach Byron: She who was named Eternal (Child. Har. IV, 84).

2. Nach Burkhardt (Arch. f. Litt.-Gesch., II. 511 flgg.) lautete diese Elegie in der ursprünglichen Handschrift:

Fraget nun, wen ihr auch wollt! Mich werdet ihr nimmer erreichen, Schöne Damen und ihr, Herren der feineren Welt!

Ob denn auch Werther gelebt? ob denn auch alles fein wahr sey?
Welche Stadt sich mit Recht Lottens, der Einzigen, rühmt?
Ach, wie hab' ich so oft die thörigten Blätter verwünschet,

Die mein jugendlich Leid unter die Menschen gebracht.
Wäre Werther mein Bruder gewesen, ich hätt' ihn erschlagen,
Kaum verfolgte mich so rächend sein trauriger Geist.
(Dann folgen V. 23 bis 26.)

Glücklich bin ich entflohn! sie kennet Werther und Lotten,

Kennet den Namen des Manns, der sie sich eignete, faum. Sie erkennet in ihm den freyen rüstigen Fremden,

Der in Bergen in Schnee hölzerne Häuser bewohnt. Auch lautete V. 15 in der Handschrift (Dünger's Komm., III. 57): Fraget, wen ihr auch wollt! Mich sollt ihr lange nicht haben.

V. 25 Napel, wie auch Herder in den Briefen aus Italien, und Schlegel-Tied im „Sturm“, nach der neuern Namensform. V. 23-26. Goethe schreibt Verona, den 17. September 1786: „Das Liedchen von Marlborough hört man auf allen Straßen“ (Werke XXIV, 43. 537). Durch Beaumarchais' Hochzeit des Figaro war dies schon ältre Spottlied allgemein verbreitet. Marlborough, une dérision de la guerre, une ironie innocente par laquelle le pauvre peuple de Louis XIV se revengeait de ses revers (Michelet, Henri IV et Richelieu, p. 2). Goethe kannte es bereits aus Nr. 43 des Tiefurter Journals von 1783; 1814 benußte es Beethoven zur Charakterisirung der Franzosen in seiner Schlacht von Vittoria". Noch heute kommnt in Italien, besonders in Neapel „fast jedes Jahr ein neues Lied auf, das dann die Herrschaft erhält, Tag und Nacht gesungen wird, in die Umgebung dringt, nach Apulien und bis hinab nach Reggio in Kalabrien" (Kaden, Skizzen und Kulturbilder aus Italien, 1882, S. 212). Jn V. 21 und 22 sowie in V. 27, in der „neuen Märe"

des V. 33 zeigt sich der spätre Einfluß der Bewegung, welche die französische Revolution hervorrief und Goethe bestimmte, die ursprüngliche, seinem wirklichen Leben in Italien mehr entsprechende Fassung aus 1789 (s. Bd. XXIV, 131, 309, 445) durch die jetzigen Verse zu ersetzen. V. 36 gibt das Bild wieder, welches man sich in Neapel von Deutschland machte: Sempre neve, case di legno, gran ignoranza, ma danari assai (Brief v. 25. Febr. 1787. Bd. XXIV, 174).

3. V. 53 die Endymionsage, schon oben (S. 31) in „An Luna" und spät noch im Faust II, V. 1897 berührt. V. 60, wie auch Berlin in Schubart's Hymne von 1786 Als ich ein Knabe noch war" der Städte Fürstin" heißt.

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4. V. 65 u. 66. In der Italiänischen Reise (Velletri, 22. Febr. 1787) erwähnt der Dichter „Ägyptische Gözen, aus dem härtesten Steine gebildet". Die Römischen Sammlungen enthalten Statuen von Basalt, schwarzem ägyptischen Granit, rothem Porphyr, Alabaster u. s. w. (marmo bianco e nero di Egitto, biancho e nero anticho, alabastro orientale à vena ed à occhi, Africano nero). Schalkhaft V. 71 seit der Ausgabe letter Hand 1827 adverbial zu „munter“, in den frühern Ausgaben durch ein Komma getrennt, also gleichge= stelltes Adjektiv. In V. 74 u. 75 Anspielung auf Orest, Sisyphus und Prometheus. Zu den V. 61 genannten Dämonen, als Untergöttern, Mittelwesen zwischen Gott und Mensch, gehört die Göttin Gelegenheit des Verses 77. Von demselben an benußte Goethe einen ältern, „Edelknabe und Wahrsagerin“ überschriebenen, leider nur in ungenauer Abschrift zugänglichen Entwurf (Hirzel'sche Sammlung; s. Arch. für Litt.-Gesch., VII. 538), lautend:

Kennt ihr die Dirne mit lauerndem Blick und raschen Geberden?
Die Schalkin, sie heißt Gelegenheit; lernt sie nur kennen!
Sie erscheinet euch oft, immer in andrer Gestalt.

Gern betrügt sie den Unerfahrnen, den Blöden,

Schlummernde neckt sie stets, Wachende flieht sie eilends,

Und die Unschuld bethört sie, der kömmt sie am leichtsten.

Einst erschien sie dem Knaben, ein bräunliches Mädchen, die Arme, Nacken und Busen und Leib nicht allzu fittig verhüllt.

Zukünft'ges deutend, zeigte ihr Finger nach oben,

Bog ihren Hals sie nach vorn;

Ungeflochtnes Haar krauste vom Scheitel sich auf;

Lockend war ihre Miene; doch schaute der Bube nicht auf,

Wie sehr sie sich mühte des Harmlosen Auge zu fangen,

Er hört sie nur halb,

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Dacht' an sein Lieb. Doch stille! Die Dirne ist weg -
Degen und Schärpe verschwunden, die ihm die Liebste gab.

In V. 85 find das „bräunliche Mädchen“, die Zigeunerin, ebenso ihr ungeordnetes Haar V. 88 geblieben, die übrigen Beziehungen auf fie und den Edelknaben getilgt und dafür in V. 79 und 80 klassische Reminiscenzen (nach Odyss. IV, 456 flgg. und Ovid's Metam. I, 220 flgg.) eingefügt; auch ist die Gelegenheit in eine benußte umgewandelt. V. 82 Wachende als Erwachende, mit Dünger, zu verstehn, wäre ein Fehler; allgemeiner Gegensah nach dem Spruche: Gott hat's ihm im Schlafe gegeben. Auch an das lateinische Fronte capillata est, post haec occasio calva, oder das deutsche: „Gelegenheit hat vorn langes, hinten kurzes Haar" und ähnliche Sprichwörter speziell vom Haar der Gelegenheit ist nicht zu denken, eher an allgemeine, wie: „Wenn die Gelegenheit Einen grüßt, soll er ihr danken" (Lehmann's Blumengarten, S. 162) oder an Herder's: „Bild, wer bist du? Der mächtige Gott der Gelegenheit bin ich“ (Zerstr. BI., II. 103). Daß grade des Dichters anfänglicher Verkehr mit Christiane Vulpius, der die „römischen Flechten" V. 92 angehören, vor allen der Göttin Ge= legenheit viel schuldete, lag in den Verhältnissen. A. W. Schlegel fand einige Verworrenheit am Schlusse, ohne von der Benußung des ältern Entwurfs, welcher fie verursachte, zu wissen.

V. 95 „den Rath“, den des Horaz (Ars poet. 269): Vos exemplaria Graeca Nocturna versate manu, versate diurna.

5. V. 102 die oculatae manus schon in Erasmus' Sprichwörtern (168). Mit V. 107 werden metrische Mängel entschuldigt in Franz v. Kleist's Vermischten Gedichten vom Jahre 1797 (S. 140): Er zählte ja auf seines Mädchens Rücken

Die Silben ab und kam bei diesem Akt
Natürlich manchmal aus dem Takt.

Eine Nachahmung in Dingelstedt's: „Ich wollte dichten in ihrem Arm." V. 109 auf dem Rücken" (früher auf den") wie in Taubert's Übertragung: modum hexametri in tergo numerans. Amor's Triumvirn V. 112 wurden von Anfang an auf die Römischen Elegiker bezogen, von A. W. Schlegel 1796 auf Properz, Tibull und Ovid, und nach Joseph Scaliger's: hi tres sunt triumviri amoris, auf Catull, Tibull und Properz von Fr. Schlegel 1808 (Heidelb. Jahrb., auch in Nr. 283 des Morgenblatts von 1813). Merkwürdigerweise hatte Fuß 1824

diese klare Beziehung übersehn und von den beiden politischen Triumviraten Rom's gesprochen (Fecit idem Crassis quum Lepidisque suis), so daß M. Bernays sich bewogen fand, ihn unter Hinweis auf Goethe's eigne Worte in der Italiänischen Reise (XXIV, S. 467, 1. Ausg.) von den geistlichen Herren, „die sich mit dem Amor jener Römischen Triumvirn nicht einlassen durften," und von dem Gegensage derselben gegen Dante und Petrarca als die Vertreter der platonischen Liebe, zu berichtigen, zugleich den Schluß der Elegie mit ihrem Anfang verbindend (Allg. Zeitg. 1865, Beil. zu Nr. 203). Taubert übertrug finngemäß 1872:

Interim Amor nutrit memor aevi lampada, quo par

Regibus officium praestitit iste suis.

Aber noch 1880 erklärte ein Herr F. rhetorisch, grimmig, ironisch" (Allg. Zeitg., Beil. zu Nr. 58) es für moderne Hypergelehrsamkeit“, unter jenen Triumvirn drei römische Lyriker zu verstehn!

6. V. 126 u. 127 die Falconieri und Albani nur nach Römischen Familiennamen, ohne persönliche Beziehungen. Ostia V. 128 außerhalb, die quatro fontane innerhalb Rom's am Quirinal. Der Rothstrumpf V. 130 vom Kardinal, der Violetstrumpf von den nächst= folgenden geistlichen Würdenträgern, den päpstlichen Prälaten. Die hier V. 118 und V. 139 eingestreuten individuellen Züge nur zur Belebung der Darstellung, wie vorher V. 41 und später V. 174, 305, 308 u. 353. Das Bild V. 144 wie in Ovid's Heroiden (Ep. XVII): Flamma recens parva sparsa recedit aqua, und Goethe's „Flamme der Wahrheit, durch Schulasche zugedeckt" (Bd. XXXVI, 342, 1. Ausg.). Einige Stellen der 6. Elegie hatte Schiller als erklärungsbedürftig bezeichnet (Goethe an ihn den 17. Mai 1795).

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7. Ein quo me Bacche rapis? gleich Schiller's späterer Dithyrambe (Besuch) (Dünßer's Komm., II. 72, u. D. Jacoby, GoetheJahrb., III. 182):

Götter, was kann euch der Sterbliche geben?

Hebet zu eurem Olymp mich empor!

Die Freude, sie wohnt nur in Jupiter's Saale. V. 155 und 160 werden belegt durch Stellen aus Goethe's Italiänischer Reise, z. B. vom 16. und 30. Juli 1787.

Dem Jupiter Xenius V. 160 (unlateinische Form, nach Odyss. IX, 271, dem Xévios) weihte in den zwanziger Jahren auch Waiblinger seine Gedichte. V. 172 Cestius' Mal, ein antikes Grabdenkmal beim protestantischen Friedhof zu Rom, wo seit 1830 des Dichters einziger Sohn ruht, von Goethe kurz vor seinem Abgang von Rom gezeichnet.

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