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schen Bekenntnisses (Zeichen der Zeit, II. 127 flg.). Auch Hamann sah das römisch- wälsche Papstthum als die leibliche Mutter des deutschen Lutherthums" an (Flieg. Brief an Niemand den Kundbaren). Aber schon das Weim. Sonntagsbl. 1856 (Nr. 34) trat Bunsen's Einschränkung des Sinnes nicht bei; das Distichon enthalte vielmehr die Klage des Dichters über unlautre Elemente beider Zeitepochen, und ebenso deutete F. Vischer die Stelle auf Luther selbst und seine Zeit (1858 im Augustheft des Litt.-Bl. zum Kunstblatt über Strauß's Hutten). Vergl. Scherer's Litteraturgeschichte (S. 377) über die Rohheit des 16. Jahrhunderts.

69 und 70 aus Goethe's Nachlaß treffend eingeschoben; sie fanden sich auf demselben Blatte mit sieben Distichen des XenienAlmanachs, und zwar Nr. 69 überschrieben: Demüthigung, und Nr. 70: Versteckte Absicht (Xenien-Manuskr., S. 132). Der stolzeste Mann" ist, mit Boas, auf Reichardt zu beziehn. Das deutsche Revolutionsspielen war dem Dichter besonders zuwider (vgl.. seinen Bürger-General) und Gegenstand vieler Xenien (Nr. 158, 215, 216, 232 flgg.). In Nr. 70 ein Wortspiel mit Pöbel und populus (vgl. V. 10 der Elegie Hermann und Dorothea"). Die neuere historische Forschung bestätigt, daß damals Pöbel und Volk, auch in Frankreich, sich nicht deckten, wie schon Körner an Schiller 1797 schreibt, daß „die Pariser Werkzeuge der kämpfenden Faktionen nicht die französische Nation ausmachen." So auch Schiller's Votivtafel Majestas Populi:

„Majestät der Menschennatur! Dich soll ich beim Haufen suchen?" 71. Partheygeist", Nr. 94 der Xenien. -- 72, Zusah v. J. Vgl. Zahme Xenie (II): „O Freiheit füß der Preffe“ zu

1800. Ende.

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73. Väterlichster Rath". Im Almanach besonders unter Goethe's Namen, wie die folgenden Nummern. Eine leise Ironie schon in der Überschrift und im Rath selbst. Denn es ist keine leichte Aufgabe, etwas Rechtes zu lernen", wie der Schüler im Faust (1, V. 1525: Möchte gern was Rechts hieraußen lernen") und „genüg= sam" zu bleiben. Freilich steht Jedem diese Unabhängigkeit offen. Aber nur die philosophisch angelegten, die Diogenes-Naturen, als deren klassisches Muster Spinoza gelten kann, werden dem Rath folgen, die affektvolleren Thatmenschen, gleich dem raschen Sohn des Philippus für die Lehre zu groß“ (oben S. 162), dem Väterlichsten antworten wie der Adler in der Fabel: „O Weisheit, du redst wie

eine Taube!" Auch hat Goethe selbst seines Vaters: „Nie blicke nach oben hinauf!“ (Dichtung und Wahrheit, Thl. III, S. 186 flg.: Procul a Jove, procul a fulmine) nicht befolgt. — Verspottet 1796 im Hamb. Unparth. Correspondenten.

74.,,Der Biedermann" (Nr. 67 in 3), verkörpert in manchen Figuren Goethe's, z. B. in Lothario, welcher keine Güter steuerfrei besizen wollte (Lehrj. VIII, 2), in der Gräfin der „Aufgeregten“ (III, 1): ,3u keiner Ungerechtigkeit will ich mehr schweigen" u. s. w. und im Dichter selbst. Vgl. den Brief an Schiller Nr. 186:,,So werde ich immer gerne incognito reisen, das geringere Kleid vor dem bessern wählen und in der Unterredung mit Fremden oder Halbbekannten den unbedeutenderen Gegenstand oder doch den weniger bedeutenden Ausdruck vorziehen."

in 3).

75.,,Würde des Kleinen", sich anschließend an Nr. 59 (Nr. 68

76 und 77.,,Das Heilige und Heiligste", als ein Gedicht im Musenalmanach (S. 41) unter Goethe's Namen. Den Seelen (V. 151) die Geister (V. 153), der Seelengemeinschaft die geistige gegenübergestellt, welche die Wissenschaft, um nur ein Wort zu gebrauchen, über die Schranken der Religionen, Nationalitäten und Jahrhunderte hinweg begründet. Es winken sich die Weisesten aller Zeiten (oben das 1. Kophtische Lied). Zum Heiligsten wird id, quod semper, quod ubique et quod ab omnibus creditum est. Binsenwahrheit (V. 152, nicht bei Grinım) im Sinne von Gemeinplay.

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78. Der Würdigste", folgt im Musenalmanach unmittelbar der Nr. 75. Vergl. unten Nr. 89 und ausgeführter im Vorspiel von 1807 (XI, 1, S. 96, 1. Ausg.):

„Du hast mit wenig Worten
Ausgesprochen, was die Städte
Bauet, was die Staaten gründet:
Bürgersinn."

79.,,Der Erste", als Wortspiel mit Fürst, sprachlich dem „Ersten" (engl. the first).

In der Form scherzhafter Tautologie ausgesprochen, daß nicht die Geburt, sondern erworbne Eigenschaften den Fürsten machen: Herrschaft wird Niemand angeboren, und der sie ererbte, muß fie so bitter gewinnen als der Eroberer" (Goethe an Lavater im Okt. 1780 vom Herzog Karl August). Dem „ein Fürst sein" ent

Goethe 1.

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gegengesetzt das Fürst sein" (bei Luther, 3, 325: wo aber ein Fürst... fich dünken laßt, er sei ... Fürst“), wie in der spätern Zahmen Xenie von den Napoleoniden (III, 288, 1. Ausg.): „Wären's Könige gewesen!" Vgl. Mann sein (Grimm, Mann 3, d u. f, auch 11, d). Fr. Schlegel fand (Minor's Fr. Schlegel, II. 24) hier „eine von denjenigen Wahrheiten, die sich von selbst verstehen, aber doch erst aus langer Erfahrung erlernt zu werden pflegen."

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80. Ultima ratio". Bildlich: die Kanonen. Nach Vorgängen der französischen Revolution vom äußern Kriege auf den innern übertragen. Sich verbindend mit Nr. 83.

81. Wer will die Stelle." Die Überschrift genau passend auf die republikanische Verfassung der Vaterstadt Goethe's. Auch in das alte Venedig hatte er 1786 und 1790 einen Einblick gewonnen. Das Distichon ward von der französischen Republik mit ihrem Verfassungswechsel hervorgerufen.

82 und 83. „Zum ewigen Frieden“ und „Zum ewigen Krieg“. Boas (Schiller und Goethe im Xenienkampf, I. 262) hat bereits nachgewiesen, daß Kant's Schrift „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf" (1795, 2. A. 1796), ursprünglich Schiller's Horen zugedacht, die Distichen weckte. Kant wollte die Kriege föde= rativ, durch Bündnisse nach Art, obschon nicht im Geiste der spätern Heiligen Allianz beseitigen, Goethe fie durch Entwicklung des allgemein Menschlichen wenigstens mildern (XXIX, 779, 1. Ausg. und an Carlyle den 20. Juli 1827).

84 und 85. „Unterschied“ und „Ursache". V. 168 sich ausprägend einerseits im Parlament, Reichstage, Landtage, andrerseits im Geheimen Rath des Fürsten: dort öffentliches, hier geheimes Verfahren. Goethe nimmt die Sprüche aber allgemein. Der Fürst steht dem Freunde der Xenie Nr. 239 „Ausnahme" gleich. Johann Jacoby's Wort:,,Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen", mußte, weil in öffentlicher Audienz fallend, nothwendig abprallen. Aus demselben Grunde sollte vormals sich „Pharao's Trot verstocken, Weil die Plagen ihm einst öffentlich Moses gesandt", meinte spöttisch der Hamburger unpartheyische Correspondent (1796, Stück 3, antigenistisch). Der Einzelne unter Vielen zieht dagegen nur das Lob, nicht die Vorwürfe auf sich. Ein drastisches Beispiel gab schon Gellert in seinem Amtmann: „Ihr Ochsen, die ihr alle seid, Euch Flegeln geb' ich den Bescheid“ u. s. w.

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86. An den Selbstherrscher". Anwendung des Grundfakes: Le roi règne et ne gouverne pas.

87. „Der Minister." Eigenschaften des Steuermanns. Hier der Kluge, wie in Nr. 78 und 89 der Biedre und Wackre. An Minister der absoluten Monarchien des vor. Jahrh. zu denken, nicht an Richelieu, an Pitt, an For, eher an Kauniß und Herzberg. V. 174 „sein und bleiben“ verstärkende Formel für „sein“; so Logau (Nr. 113 bei Eitner): „Weiß wohl, daß ich über Manches dennoch Eigner bleib und bin", und Goethe im Schluß der zu Nr. 57 der Venet. Epigramme oben S. 452 mitgetheilten Verse.

88. „Der Hofmann“, ist so charakterisirt, weil, sagt Jean Paul (Unsichtb. Loge 1, 169), „ein Hofmann und ein Demant, außer der Härte, noch eine Farbenlosigkeit haben müssen, um fremde Farben treuer nachzustrahlen." V. 175 dem klärsten", wie Leffing im Laokoon (Blümner 207, 7) aus der klärsten Stelle", Goethe an Schiller Nr. 411 und sonst.

89. Der Rathsherr"; s. oben Nr. 78. Jm Toast zum Landtage" (II, 446, 1. Ausg.): „Den guten Wirth beruft man zum Berather", und im Vorspiel 1807: „Wer dem Hause trefflich vorsteht, ... macht sich werth, mit Andern Dem gemeinen Wesen vorzustehen."

90. „Der Nachtwächter“, als der Unterste der städtischen Hierarchie. Seine Funktionen find eminent öffentliche, damit ist er eine populäre Gestalt wie der Thurmwächter. „Vom Bürgermeister bis zum Nachtwächter grüßt euch die Stadt“, heißt es in der Bühnenbearbeitung des Göß II, 5 (Dünker). In den Dichtern, also auch in unserm Dichter selbst (Martin), findet der Nachtwächter zahlreiche Genoffen (V. 180), und dies bestätigt Dingelstedt mit seinem „kosmopolitischen Nachtwächter“.

91. Unfre Herbstsprüche" (Fischart's Gargantua 17 a) bieten vielleicht nicht immer schwellende Früchte", aber dann doch unverwelfliche Blätter. Die Hoffnung auf Besseres, wie hier, in Nr. 82 der Venet. Epigramme und in V. 29 der Elegie „Hermann und Dorothea“.

Winter (S. 256-258).

Erster Druck: Schiller's Musenalm. auf 1797, S. 143–146 u. d. T.: Die Eisbahn mit Goethe's Unterschrift; unter jeßigem Titel seit 3.

Varianten des 1. Drucks: V. 183 die Welle st. der Fluß; V. 188 schlich nur tief unten im Grund; V. 193 Alles gleitet unter einander, die; V. 197 Pfuschers, Verkleinerer des Meisters, euch wünscht ich; V. 198 Blaß und im Ohnmachtsgefühl stumm; V. 205 Fällt auf dem Eise der rüstigste Läufer, so; V. 206 Taback sich über Feldherrn erhebt; V. 213 Schw. nur hin d. m. Sch.! und.

Auch diese Distichen hatten ursprünglich Überschriften, welche Schiller (Schreiben v. 28. Juli 1796, Nr. 199) bei ihrer Verbindung zu einem Gedicht wegließ. Wir kennen sie nicht; nur Nr. 94 muß, nach seinen Worten, als Mittelalter" und Nr. 98 als „Individualität" bezeichnet gewesen sein; beide Distichen hatte er ans Ende gestellt (s. Goethe's Schreiben vom 13. Aug., Nr. 210). Boas glaubte irrig, die jene Überschriften tragenden Sprüche seien ganz weggeblieben. Zur Litteratur des Winters s. außer Martin W. A. im Morgenblatt von 1855, Nr. 13.

V. 192 der zur Bahn hergerichtete glattere Theil der Eisfläche wie in V. 199. Mit dem Umlaut auch der Superlativ V. 175. V. 197 Präconen, nach Klopstock's Gebrauch (Dünger) = Lobredner („Präconifirungen des großen Beust" Grenzboten 26, 1, 33). Uns ist Homer der praeco des Achill (Cic. pro Arch. p. 10, 23). Nr. 102 in Claudius' „Urian's Nachricht“ (S. 15) parodirt: „So fällt hier der Schiller wie der Meister." Mit V. 206 vgl. Faust I, V. 510 flg. V. 210 „Blick der Sonne"; der Genitiv verstellt wie V. 142 von „Aleris und Dora" nach berechtigter, freilich schon von Horaz verspotteter, poetischer Licenz (Sat. I, 4, V. 58 ff.). In Nr. 106 die umgekehrte Folge wie in der 2. Strophe des verwandten Gedichts „Am Fluffe“ (Parabolisch). Nr. 107 zugleich als „Tröpflein Wahrheit" (Martin), ein diesen Dichtungen auf die Reise mitgegebner Wunsch.

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