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differenziert, ist Tammuz;* gegenüber dem weisen, ordnenden und belebenden Prinzip, wie es Marduk darstellt, ist er die Vergötterung des üppigen Naturlebens selbst, die personifizierte sinnliche Lebens- und Zeugungskraft. Ebenso ist Marduk weit verschieden 5 von dem die tierische Fruchtbarkeit darstellenden Ea-bani.** Mit diesen beiden verwandt ist Gira, der Gott der Tiere des Feldes, der ebenso wie Tammuz jährlich einmal stirbt.***

Am meisten entfaltet Marduk seine Tätigkeit als Gott der Beschwörung. Diese wird regelmässig im Namen Eas und Marduks 10 ausgeführt, wenn auch noch andere Götter dabei angerufen werden, ja selbst wenn sich die Beschwörung an diese zuerst richtet. Die Beschwörung ist ein Reinigen" und Neubeleben". Sünde, Krankheit und Tod, Reinheit, Heiligkeit und Leben sind dem Babylonier ebenso wie dem A. T. korrelative Begriffe, vgl. dazu bes. No. XXI u. 15 XXII. Marduk ist der Sohn von Eridu, der hl. Stadt Eas, und als solcher im Besitze des Wassers der reinen Beschwörung (agubbu) und des reinen Wortes (šiptu = KA,KA.MA= Wort, Sprechen) der Beschwörung (ina šiptika elliti ša balați IV R 19, 12/13, Šurp VII, 86). Er ist für den Kranken der hilfsbereite „Arzt“ (K 9595, 8– 20 No. XX). Die Krankheit ist Verwirrung, Störung der rechten Ordnung, das Werk finsterer Unheilsdämonen, Aufgabe des Lichtgottes, der in seiner Weisheit" die Welt geordnet hat, ist es, die Harmonie wieder herzustellen und das Unheil wieder gut zu machen. In derselben Weise wie die Krankheit auf dem physischen, ist die 25 Sünde Unordnung auf dem moralischen Gebiete; ihre Folge ist die Krankheit, daher sind für den Babylonier Heilung und Entsündigung unzertrennlich. Bei der Beschwörung kommt es immer auf das Wissen" an. Es bildet einen stereotypen Teil der Beschwörung, dass Marduk nach der Schilderung der Leiden des Kranken 30 durch den ašipuf-Priester hingeht und seinem Vater Ea die Qualen, welche der arme Mensch erdulden muss, schildert. Zugleich bittet er den „Herrn der Weisheit", ihm zu sagen, was zu tun sei. Z. B. Šurp. V/VI (IVR 7 f., ZIMMERN, BR S. 25 ff.): „Ein böser Fluch hat

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*Sein Name ist Dumu-zi-abzu II R 56, 33 aplu kinu ša apsî, der echte (wahre) 35 Sohn des Abgrundes vgl. JENSEN, KB VI I S. 560; ZIMMERN, KAT3 S. 397. **JENSEN, KB VI 1 S. 425. *** vgl. JENSEN, KB VI 1 S. 463 u. 426. Über die Funktionen des ašipu-Priesters vgl. ZIMMERN, BR S. 91f. Durch Hersagen der Beschwörungsformel (luḥḥušu Flüstern) vollzieht sich unter bestimmten Riten (darunter auch Blutsprengung) die Entsündigung. Seine eigentl. Tätigkeit ist 40 darum kuppuru Sühnen. JENSEN, KB VI I S. 462 f. erklärt ašâpu reinigen. Der âšipu wäre dann Reiniger als Äquivalent von ramku und pašišu, falls nicht ašipu zu lesen und als „Gereinigter, Reiner" zu fassen ist. pašiš apsî (MEIss., AP No. 98 Z. 27 ff.) ist nach JENSEN a. a. O. S. 463 ein mit Wasser aus dem Weltmeer Gesalbter, sodass man also dieses Wasser als hl. Symbol benutzt hätte, vgl. nava.

wie ein Teufel den Menschen befallen, Jammer, Schmerz hat ihn befallen, unseliger Jammer hat ihn befallen, ein böser Fluch, der Bann, die Kopfkrankheit. Selbigen Menschen schlachtete der böse Fluch wie ein Lamm dahin, sein Gott wich von ihm (wörtlich: von seinem Leibe), seine fürsorgende Göttin stellte sich abseits, Jammer, Schmerz 5 bedeckte ihn wie ein Kleid, vernichtete ihn. Da erblickte ihn Marduk, zu seinem Vater Ea trat er ins Haus und sprach: Mein Vater! ein böser Fluch hat wie ein Teufel den Menschen befallen', zum zweitenmal sagte er es ihm. Was selbiger Mensch getan hat, wodurch er genesen wird, weiss ich nicht. Ea antwortet seinem Sohne 10 Marduk: Mein Sohn, was wüsstest du nicht, was sollte ich dir hinzufügen, Marduk, was wüsstest du nicht, was könnte ich dir noch mehr sagen? Was ich weiss, weisst auch du.* Gehe, mein Sohn Marduk, bringe ihn zum Hause der reinen Besprengung, seinen Bann brich, seinen Bann löse!" Darauf gibt Ea die Mittel an, durch welche der 15 Bann zu lösen ist. Die dritte Šurpu-Tafel beginnt mit den Worten (ZIMMERN, BR S. 12): „Bann jeder Art, der einen Menschen, ein Kind seines Gottes erfasst, löst der Priester unter den Göttern, Marduk." (Ebenso beginnt die Unterschrift von Surp. II, ZIMMERN, BR S. 10 Z. 192 f. [IV R 52, IV, 22]). Es folgt dann eine Aufzählung aller mög- 20 lichen Vergehen, durch welche man sich den Bann zugezogen haben kann, und immer wird hinzugefügt, dass Marduk ihn löst. Ea und Marduk werden darum sehr oft als mašmaš ilâni, als Oberpriester, Bannlöser unter den Göttern bezeichnet z. B. Maql. IV, 6—8:

lipšur "Ea mašmašu,

lišbalkit kišpikunu

“Šiliglušar mašmaš ilani mâr "Êa apkallu.

lispuh

Maq. III, 168 f.: ša šittakunu êpušu zumurkunu liḥmuṭ illatkunu mâr Êa mašmašu Maq. II, 144; V, 180–183; VII, 9 f. 104. 111; K 8961, 1 (No. XVII); IV R 57, 19b (No. XIV, 88).

Marduk ist mit Ea der bêl ašipûti, der Herr der Beschwörung Maq. I, 62 (IV R 49, 60a): [ana] li-it amêl kaššapi-ià u šalkaššapti-ià Silig-lu-šár bêl a-ši-pu-ti iš-pur-an-[ni]; Maq. I, 72; II, 157 f.; VI, 58; VII, 20; IV R 56, II, 13; das. III, 49: lid-din-ki maš-maš a-ši-pu "Šilig

lù-šár.

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Wie eng in der Beschwörung Marduks Reinigung und Neubelebung mit einander verknüpft waren, mag an folgenden Beispielen illustriert werden: Šurp. VIII, 71–73: Ina ki-bit maš-maš ilâni apkalli ilani Marduk bêl balâți [i]tti mê ša zumri-ka u mu-sa-a-ti ša kata-ka liš-ša-hi-it-ma irși-tim [lim]-hur an gam-lum a-ra-an-ka 40 ma-[mit-ka]; dazu IV R 15* I, 12/13; IV R 28, 3, 15b; IV R 30*, 3,

*vgl. PEISER ZA II S. 102 f., aber auch ZIMMERN, KAT3 S. 372 Anm. 3.

Vorders. 21/22; IV R 29, 1, Vorders. 21 ff.; K 3418 Vorders. 2 f. (No. IX); K 8961, 1. 11 (No. XVII); K 9918, 11. 7 (No. XIX); K 9595, 9 (No. XX); K 2333 Rücks. 29 ( Šurp. IV 78) "Šilig-lu-šár mašmaš ilani rabûti ša ina šipti-šu mîta i-bal-lu-tu; Maq. VII, 107. 114; Šurp. V/VI, 162 f. 5 (IV R 8, III, 4041).

Der Beschwörungspriester ist der Bote Eas und Marduks Šurp. V/VI, 173-175 (IV R 8, III, 51/52. IV, 1): šangamaha-ku-ma at-tapah i-ša-ta, kinûnu at-ta-pah, at-ta-din pi-šír-tu, ra-am-ku ellu ša "1Ê-a apil šip-ri ša "Šilig-lú-šár a-na-ku ,,Ich der höchste Ober10 magier zünde das Feuer an, zünde das Kohlenbecken an, werfe die Lösung hinein, der heilige (reine) Priester Eas, der Bote Marduks bin ich."

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Das Wasser spielt als das ,,reine Wasser der Besprengung" in der Beschwörungstätigkeit Marduks eine Hauptrolle; es ist nicht 15 bloss Mittel der Reinigung, sondern auch Symbol des Lebens wie aus der Bedeutung des Ideogr. für Wasser Sohn (eig. semen genitale) hervorgeht. Im A. T. „brütet der Geist Gottes über den Wassern“, aus ihnen entsteht also das Leben, wie ja auch in der Natur das Wasser neben der Wärme das Lebenselement bildet. In der Vor20 stellung des Babyloniers entsprechen sich also: Haus der Weisheit (ZU.AB), Reinheit, Heiligkeit, Leben einerseits - apsi Wassertiefe, Haus des Wassers (-a), Besprengung mit dem Wasser der Reinheit und des Lebens anderseits; das Wasser ist Symbol der Weisheit, und die Weisheit ist es eigentlich, welche die Torheit, aus welcher 25 die Sünde und deren Folge, die Krankheit, hervorgeht, heilt. Das scheint der Zusammenhang zwischen der Wassertiefe und der Weisheit zu sein.* A.ZU der Wasserkundige", daraus dann asû Arzt, vgl. ZIMMERN, BR S. 86 f. (A.ZU nach ZIMMERN a. a. O. S. 87 vielleicht auch einfach „der Kundige“, vgl. arab. Weiser, Arzt). Maq. VII, 31 ff. ist vom „Öl Marduks" die Rede; nach Z. 37 ist es šaman balați „Lebensöl" und deshalb dem Lebenswasser nahe verwandt. Der barû-Priester wird auch NI.ZU zubenannt, „Ölkundiger" ZIMMERN, BR S. 86.

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Marduk wird wiederholt als bêl nubatti ** bezeichnet, z. B. Maq. 35 II, 157; VII, 19 f. Da nubattu „Wehklage“, „Trauer“, „Busse" bedeutet, so dürfte dieses Epitheton daher zu erklären sein, dass man sich in Not und Krankheit, vielleicht auch bei der Trauer- und Gedächtnisfeier für die Toten an Marduk wandte. Marduk ist ja der

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* Über das Lebenswasser vgl. ZIMMERN, KAT3 S. 524; JENSEN, KB VI 1 S. 367 f. ** Dazu HW S. 446a; JENSEN, KB VI 1 S. 446; ZIMMERN, KAT3 S. 371; MEISS., Suppl. S. 63a. JENSEN a. a. O. leitet das Wort von nabû „rufen“ ab.

bêl balați, der „Herr des Lebens" Šurp. VIII, 71, der „Barmherzige, der es liebt, Tote lebendig zu machen" rîmênû, ša miti bulluta irammu IV R 29, 1, 23/24a, der muballit mîti KB VI 1 S. 34 Z. 14 das ihm geweihte Frühjahrsfest ist das Auferstehungs (tabû)-Fest! JENSEN, KB VI 1 S. 306; ZIMMERN, KAT3 S. 371. Beachtenswert sind 5 in dieser Hinsicht auch die an Marduk gerichteten Bussgebete und Litaneien (vgl. No. XXI, XXII).

Wenn wir Marduks Tätigkeit als Beschwörer mit der anderer Gottheiten nach dieser Richtung vergleichen, so ergeben sich charakteristische Unterschiede. In der Beschwörungsserie Maqli tritt vor 10 allem der Feuergott GIŠ.BAR* auf. Dieser Gott, die Personifizierung der brennenden und versengenden Sonnenglut, wird deshalb angerufen, weil es sich um die Vernichtung der Hexerei und des Spukes handelt. Das Feuer kommt also nicht als belebende Wärme, sondern als verzehrende Glut in Betracht Maq. I, 110-121 (IV R 15 49, 23-34):

Du, o Feuergott, bist es, der Hexenmeister und Hexe verbrennt, der vernichtet den Bösen, den Samen des Hexenmeisters und der Hexe,

ja du bist es, der die Bösen zugrunde richtet, ich rufe dich an 20 wie Šamaš den Richter:

Schaffe Recht, entscheide die Entscheidung,** verbrenne Hexenmeister

und Hexe,

friss meine Feinde, verzehre, die mir Böses tun!***

Dein furchtbarer Sturm† möge sie einholen,

wie Wasser des Schlauches mögen sie hingegossen werden! †† Wie gesprengte Steine mögen ihre Finger abgehauen werden! Auf deinen erhabenen Befehl, der nicht geändert wird,

und deine feste Zusage,

vgl. dazu I, 115; II, 96 ff.,

115 ff.; Šurp. VVI 60 f.

welche nicht unwirksam gemacht wird.**†

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120 f., 130 f., 185; III, 25 ff.; IV, 6 ff., 94 ff., 30 (IV R 7, 51 f.),,Wie diese Zwiebel abge

*Nach JENSEN, KB VI I S. 8, ZIMMERN, KAT3 S. 417 f. ist GIŠ.BAR zu lesen Girru resp. Kirru, die andere Lesung ist nach JENSEN Bilgi.

** vgl. ZIMMERN, BR S. 88.

*** limnutia.

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Zu ûmu vgl. JENSEN, KB VI I S. 310.

††ina tiķi liķtû HW S. 712: gleich den Wassern eines Schlauches mögen sie durch Ausschüttung zugrunde gehen.

Eigentl.: Wie zur Sprengung von Steinen, HW S. 714b.

*† Zu annu kệnu ZIMMERN, Šurp. S. 53; BR S. 88 Anm. 4, wo er sich der Mei- 40 nung JENSENS anschliesst, dass ein annu,,Gnade" überhaupt nicht existiert.

**Nach JENSEN, KB VI 1 S. 315 hat enû nur die Bedeutung „ändern“.

schält und ins Feuer geworfen wird, der lodernde Feuergott sie verzehrt u. s. w.“ vgl. das. 73 f., 83 f., 93 f., 103 f., 113 f., 130 f.

Dagegen erscheint Marduk mit seinem Vater Ea auch in Maqlû regelmässig als „Herr des Lebens“, vgl. VII, 107. 114 und als „Herr 5 der Beschwörung“ I, 62. 72; II, 158; VI, 58; VII, 20; als „Obermagier" IV, 8; V, 182; VII, 111. Die Beschwörung wird auch hier im Namen Eas und Marduks ausgeführt, während die anderen Götter nur nach ihren besonderen Eigentümlichkeiten zu Hilfe gerufen werden.

Wenn auch Nusku, der Feuergott, ,,Spross des Abgrundes, Er10 zeugnis Eas"** genannt wird, so erklärt sich das aus seinem Wesen als Sonnen- und Lichtgott. Wenn auch von ihm gesagt wird Šurp. IV, 83: „Es trete auf Nusku, der Bote des Tempels der Verheissung und Gnade, belebe den Kranken", so ist dieses Beleben als Befreiung von dem bösen Spuk zu fassen, wie das Šurp. IV, 84 von dem 15 mit Nusku sogar identifizierten Gotte Gibil (Bilgi) ausspricht.

Im Baru-Ritual, *** das Anweisungen für die Bestimmung der Zukunft aus den Vorzeichen enthält, spielt Šamaš die Hauptrolle. Die Anführung Marduks im Baru-Ritual möchte ZIMMERN als eine Konzession an den Marduk-Kultus erklären. Der Wechsel ist nicht 20 auffallend, da ja Marduk sowohl wie Šamaš Lichtgottheiten sind und ersterem oft das Hauptepitheton des letzteren dajjanu beigelegt wird. In den von KNUDTZON herausgegebenen Gebeten an den Sonnengott kommt neben Samaš nur Marduk vor.

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c) Die Namen Marduks.

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Das gebräuchlichste Ideogramm für Marduk ist AMAR. UD, nach VR 43, 54 ff. = Sonnenkind, Sonnensohn. Der Name Marduk selbst. ist noch nicht erklärt. Ich möchte vermuten, dass mar Abkürzung aus amar = Sohn ist (dem semitischen mâru Sohn entsprechend wesentlich ist jedenfalls bei Marduk das Sohnes-Verhält30 nis!), duk dugga gut, also Marduk der gute (Gutes erweisende) Sohn. Da du, dug auch Glosse für KA=pû, amâtum „Wort“ ist (V R 39, 30-36ab) und Marduk der pû apsî, das „Wort“ des Abgrundes, so liesse sich auch darauf der Name Marduks zurückführen, vgl. die unten dargelegten Beziehungen Marduks zum „Worte" 35 Gottes und zur alttest. „Weisheit". In den Beschwörungstexten steht in der sumerischen Zeile gewöhnlich "Šilig-lù (gal) -šár= Machthaber (zuotos?) der Menschheit insgesamt.

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*vgl. TALLQ., Maq. S. 24.

** Maq. I, 124.

*** vgl. ZIMMERN, BR S. 89f.

JENSEN, KB VI 1 S. 562; ZIMMERN, KAT3 S. 370.

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