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Semitische Lehnwörter im Elamischen.

Von

G. Hüsing.

Dass man in Elam Fremdwörter semitischer Herkunft gekannt 5 und verwendet haben werde, war von vornherein als selbstverständlich anzunehmen. Die Achamanidentexte lieferten die Wörter čalma, tippi und mannat, und die Form des letzteren bewies, dass die Entlehnung schon in älterer Zeit stattgefunden hatte. Aber čalmu kehrte in den Mal-Amir-Texten wieder, war also auch nicht erst in 10 der Perserzeit entlehnt. Und in Mal-Amir II 23 lesen wir: tipira, akka čalmu pera-ma-n-ra, d: h. „Der Schriftgelehrte, welcher die Stele liest", was wieder die Vermutung nahe legt, dass auch tippa, tippe in diesem Sinne zu fassen seien. Die bisher bekannten „altelamischen" Texte strotzten im übrigen auch nicht gerade von 15 Wörtern, die semitisch ausgesehen hätten.

So muss es denn auffallen, dass die von SCHEIL herausgegebenen neuen Texte auf einmal von semitischen Brocken wimmeln sollen. Treten wir also der Frage näher, wieviele von den Semitismen SCHEILS sich halten lassen, und zwar ohne voraufgestellte Disposition 20 wie es der Stoff am leichtesten gestattet.

SO

S. 86 bemerkt SCHEIL zu ma-al-ši-in-ni: „rappele elmêšu et surtout ". Dass das von vornherein einleuchtend wäre, wird wohl niemand behaupten wollen. Die Ähnlichkeit liegt weit mehr in der Bedeutung (,,Alabaster"),* die freilich gesichert scheint, als in 25 der Form des Wortes. Die Lesung aber ist durchaus nicht sicher, denn wenn auf ma-al ein ši folgt, liegt es nahe, dieses vielmehr als lim zu fassen. Dazu gehört der Nachweis, dass ši auch in Elam den. Wert im habe. Und dazu brauchen wir einen kleinen Exkurs.

Eine Aufeinanderfolge von u-e in einem Worte ist im Elamischen 30 nirgends belegt und so unglaublich wie nur möglich. Und doch würde es einen Ausnahmefall geben, wenn das Zeichen 96 bei WEISSBACH als el zu lesen wäre. Denn so erhielten wir zweimal ein Wort

* Vgl. übrigens auch ?

u-el-manni (worin ein Ausdruck für eine Örtlichkeit, vermutlich ein Gebäude stecken muss, und welchem der wagerechte Keil voraufgeht); ferner in MA I9 (und 11?) ein ku-el, in MA II 15 ein ru-el (vgl. II 26) und MA I 13 ein ebenso unglaubliches sa-el, während in MalAmir bereits sil als si-ul geschrieben auftritt, ein Konsonantenzeichen 5 / also bereits wie in den Achamanidentexten aus ul entwickelt

ist, neben dem kein el in gleicher Geltung zu erwarten wäre.

Schon auf Grund der Achamanidentexte hat WEISSBACH den Lautwert el vermieden und hat es mit ur versucht (Zeichen 83 bei DELITZSCH, Gram.). Als aber WEISSBACH an die älteren Texte heran- 10 trat, stimmte deren Zeichenform doch zu wenig zu den für ur zu erwartenden, als dass er die Lesung hätte aufrecht halten können. So kehrte er denn zum Zeichen el zurück; der Weg war richtig, trotz der Unmöglichkeit der Lesung, denn das Zeichen ist jetzt in semitischen Wörtern und Texten aus Susa tatsächlich auch 15 für Elam in dieser Bedeutung wohl so gut wie gesichert.

Dafür muten uns die neuen Texte neben dem schon bekannten pe-EL und einem pi-li-im in LXXIII nun auch ein sehr unwahrscheinliches pi-El zu, während ich ein eventuelles Gegenstück mi-el-ki i-la-a-ni-me in XVI 3 wenn so zu lesen und zu fassen! als ein- 20 malige Schreibung eines Fremdwortes gegenüber dem öfter belegten pi-EL nicht in Betracht ziehen möchte. Nehmen wir aber getrost diesen Fall als sicher an, er beweist nichts gegen die Unwahrscheinlichkeit eines pi-el. Dafür bestätigt SCHEIL die betreffenden Lesungen von Mal-Amir, und in der Stele des Šutruru (2, 39) umschreibt SCHEIL 25 pe-lam-ma, wo förmlich eine Zwischenform zwischen neuelamischen EL und neubabylonischen lam zu stehen scheint: so ähnlich sind einander die beiden Zeichen! Mit dem gleichen lam ist aber Zeile 5 auch hi-lam geschrieben.

m

Dann hatte Kutir-Nahhunte also ein hilam (, ) der La- 30 gamar zu Susa wiederhergestellt, Sutruk-Nahhunte aber ebenda ein hijan der Gottheit Inšušinak gebaut. Der Wechsel von und n könnte nicht stören, der an sich so begreifliche Übergang von in j ist zudem durch Allapirti und Ajapirra belegt. So erscheint also hi-lam als etymologische, hi-ja-an als lautrechte Schreibung des 35 gleichen Wortes, und der spätere Lautwert des obigen Zeichen wäre als jan anzusetzen. Da der Übergang von m in n und der von 7 in j voraussichtlich nicht ganz gleichzeitig erfolgten, wären zwei Zwischenstufen der Entwickelung denkbar: hijam oder hilan. Ich glaube letzterer den Vorzug geben zu sollen, da sie mir im Bît-hilani vor- 40 zuliegen scheint. Dem Bit-šilâni würde also ein ši-lam entsprechen.

*Kurz vorher der Schreibfehler si-ja-ja(!)-an!

Es steht in MA II 25. Der Name Šilâni-Šukamuna ist also abgekürzt aus Šak-šilani-Šukamuna oder Ähnlichem. Zusammenhang mit sijan ist nicht ausgeschlossen. Statt Bit ist E zu lesen. Dem E-šit-lam entspricht das E-hi-it-la-an-ni des Tiglatpilesar III, mit seinem t. 5 Da ich über die entsprechenden Wörter an anderem Orte handele,* will ich hier nur darauf hinweisen, dass die etymologische Schreibung von li-ja-an demgemäss ein li-lam sein würde. So ist in Mal-Amir I 8 wohl zu lesen für še-el; ich vermute, es werde,,Thron" bedeuten. Wenn es nun möglich war, dass lam die Bedeutung jan 10 bekommen konnte, so liegt dies jedenfalls noch unvergleichlich näher für ein lim. Und wenn es an sich sehr möglich ist, dass ein jan später wie jen geklungen habe, so wissen wir, dass ein altes i die Neigung hat, in e hinüberzuklingen. Es wäre also begreiflich genug, wenn an Stelle des lam auch ein lim aufträte, d. h. das Zeichen ši, von dem 15 wir ausgegangen sind.

20

Da steht nun in XLVII Z. 40 Šu-še-en-ni li-lim-e čunkirmani. Man beachte das Šušen statt Šušan; wir haben es hier mit einer anderen Orthographie zu tun. čunkirmani muss ungefähr Basileveiv bedeuten, also lijen-e,,sein Thron"?

Das mag nicht unwahrscheinlich klingen, ist aber nur Vermutung. Ist sie richtig, dann bedeutet kitti vermutlich nicht „Thron". Mit neuelam. kat hat es jedenfalls nichts zu tun, denn dieses ist Lehnwort aus dem Iranischen. Die Bestätigung, dass lijan wirklich auch lijen ausgesprochen wurde, bieten die neuen Texte LXXXVI und LXXVI 25 mit ihren li-en, li-en-ra, Li-e-en la-ha-ak-ra neben den bekannten li ja-an-ra, Li-ja-an la-ha-ak-ra. (Vgl. meine Bemerkung in OLZ 1904 Sp. 113, die vor dem Erscheinen der neuen Texte geschrieben wurde.) Die Sutruru-Stele (LXXXVI) liefert aber (in 2, 13) die hochwichtige Variante li-li-en, die den Übergang von / in j belegt; wenn dieser 30 inlautend zwischen Vokalen stattfand, so begreift sich um so leichter, dass man an dieser Stelle ein lim schrieb, wenn das erhalten ge

blieben war.

Eine andere Gleichung aber liefert so ziemlich den Beweis, dass šilim ist und schafft zugleich wieder einen „,Semitismus" bei35 seite. In dem neuelamischen Texte Sutur-Nahhuntes III Z. 4 (SCHEIL 57) steht ein gi-ši-ir-ra, das SCHEIL sich natürlich beeilt aus dem Semitischen abzuleiten. Es ist höchst wahrscheinlich kelirra zu lesen, das aus Mal-Amir II 12 (kelirra) und 22 (kelira) bereits bekannt ist. In dieser Orthographie bedeutet ši also geradezu li, und im gleichen 40 Texte steht ma-al-ši-ja, d. h. mallija! - Ebenso werden wir in LXIX wohl Pa-li(m)-ip-pi-ti zu lesen haben.

* Vgl. OLZ 1903 Sp. 370, 1904 Sp. 88.

Einer Schreibung li-lim für li-ja-an müsste nun ein hi-ŠI für hi-ja-an entsprechen. Das steht in den Texten Silhak-Inšušinaks, welche die alten Fürsten von Susa erwähnen, ist aber mit dem folgenden e zu verbinden und wirklich hi-ši-e (wofür auch hi-še) zu lesen, und zwar bedeutet es ,,sein Name". Damit fällt wieder ein 5 Semitismus, denn SCHEIL verfehlt nicht, das Wort (S. 39) als hi-šu für semitisch zu erklären. Die vorerwähnten pi-EL und kitti sind in XI 2 verbunden: pi-lam ki-it-ti-im-ma

a ke, wobei ke die Verbalform der ersten Person ist; dabei ist zunächst zu beachten, dass schon in der Formel dieser Texte des ,,Untaš-Rišari" — 10 so ist nach LXXVII Col. VII 2 offenbar zu lesen das auslautende hin ah und heh verschwindet! Der König schafft also ein pilam kittimma (vielleicht eine künstlich ciselierte Prunktüre?) herbei. Dazu bemerkt aber SCHEIL: „Piel ne peut se raccorder à kitti pour donner un mot sémitisant melkitti, ....... Piel pourrait être une pré- 15 position". Abgesehen davon, das pilam Objekt ist und wir bisher keine Präpositionen im Elamischen kennen und keine zu erwarten haben, scheint mir die Bemerkung doch wohl zu zeigen, dass SCHEIL förmlich nach Semitismen sucht. Zwischen Objekt und Prädikat steht nun unter anderem noch ein hi-en-ka; darin steckt zwar keine 20 Verbalform *kah, denn in XX 4 geht das Prädikat in · ke(h) unmittelbar voran und hi-en-ga enthält wohl die Ortsbestimmung für das „Herbeibringen“, mit pn aber, wie SCHEIL (S. 22) versucht hat es gewiss nichts zu tun. Zu N. XVI findet sich die Variante pi-lam ki-it-ti, die kein Schreibfehler zu sein braucht, und in XVIII pi-lam 25 ki-it-ti-ma; dazu gehört die Apposition na-a-me lu-uk-ra (etwa „Glanz (oder Heil) besitzend), worauf in XVIII unmittelbar hi-en-ka in-ti-ikka a ke folgt, also kein neues Objekt. Dafür steht schon vor pilam ein ta-ak-meu-me tu-ur hi-h_si-it-me · u-me šu-ul-lu-me-ka. Statt tu-ur dürfte tu-lik zu lesen sein und zu konstruiren: „dieses mein 30 sitme-tulik"; šullume-ka, das in diesem Zusammenhange ohne Veränderung des Sinnes auch fehlen kann, mag mit neuelamischen šillaka zusammengehören als Abstraktum auf me mit Suffix ka (etwa „in Gesamtheit“). Nach SCHEIL würde in šullume „très probablement“ wieder ein semitisches Wort stecken, sodass die ganze Phrase pour 35 la benediction de ma vie" (-ga ist Genetivpartikel) übersetzt werden kann.

Im gleichen Texte wird ein Nur-kibrat gebaut. Sollte das ein ,,(Turm der) vier Weltgegenden" sein? Wir kennen bisher nur das Zahlwort für „I“ (kir), das nachgestellt wird, aber immer nur is 40 bedeutet, obwohl es ein Zahlwort sein wird. Es würde nicht auffallen, wenn das Zahlwort im eigentlichen Sinne voranstünde und kibrat der Genetiv" wäre. SCHEIL sieht ein Zahlwort versuchsweise in

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pu-ur (S. 79), das er als „,10" annimmt, weil es rappelle le bur < des syllabaires babyloniens, avec la valeur 10“. Die Formen kir, nur, pur könnten zusammen stimmen. Dann wäre von „10" maratika aus čubar (Kupfer) die Rede, aber die Vermutung ist vielleicht schon 5 wegen der Singularform maratika bedenklich. Neben čubar kommt čabar vor, und SCHEIL erinnert an ZABAR (UT-KA-BAR) und siparru. Man wird auch an cuprum und Verwandte wie an die kaukasischen Formen hir, cur, sür, zir denken dürfen, wie die grusischen aguri, angura und das abchasische angur soviel wie „Ziegel" bedeuten.

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Das im selben Texte (N. LIV) kurz vorherstehende sinkih, dass aus WEISSBACHS Incert. I bereits bekannt ist, und das ich als zu sunkamana, čunkirmani, sunkik usw. gehörig anspreche, hat, einerlei, ob meine Vergleichung zutrifft, seine Verwandten offenbar im elamischen Sprachgute, ist jedenfalls sicher nicht semitisch! Derartige 15 Streifzüge hin und her würden noch so manches angebliche semitische Lehnwort als der elamischen Sprache entstammend erweisen. Zu miširmana, das SCHEIL (S. 48) von herleitet, vergleiche man OLZ 1900 Sp. 9: die dort von BORK gegebene Erklärung ist jetzt durch analoge Formen als richtig erwiesen. Dass rappah nichts. 20 mit rabu (S. 83) zu tun hat, konnte SCHEIL aus WEISSBACHS Wörterbuche wissen. Aus u-n-lina wird ullina, aus n-lina ein enlina, inlina, illina; u heisst mir" (kann daher auch fehlen), n ist die bekannte,,wiederaufnehmende" Partikel, deren Beziehung mir hier noch nicht ganz klar ist. Als Rest bleibt li-na, das auch allein steht oder 25 durch li-ma-nu ersetzt wird; als Stamm bleibt also ein li oder vermutlich lik. SCHEIL (S. 13) verbindet das Wort mit sem. ullanu. Ferner hat ir-kinti gewiss nichts mit arkatu (posterité") zu tun; bezeichnend ist aber wieder SCHEILS Nachsatz zu seiner Vermutung: „Je n'en serais nullement étonné“ Seine Bemerkungen zu „ipri“

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30 (S. 37), qabru“ (S. 41), talluh (S. 54), „qazzalu“ (S. 91) musste SCHEIL zurücknehmen, da falsche Lesungen im Spiele waren, desgleichen die zu pahir (S. 63), hiši (S. 39); es werden aber weiter fallen die zu sijan (S. 5), ain (S. 29) Šutur und lipak (S. 40), hanik (S. 41), suhmutu (S.41), rutu (S. 64), šurur (S.65), čana (S. 75), muhtu (S. 80), hamit (S. 84).

35

Es hätte aber wenig Wert, hier eine vollständige Sammlung geben zu wollen, wie es andererseits verfrüht wäre, die wirklichen Lehnwörter zusammenzustellen, bei denen es oft noch sehr fraglich sein wird, ob sie sumerisch oder semitisch sind. Mit Sicherheit ist ausser den bisher bekannten čalmu, tippi und mannat noch kein 40 einziges Lehnwort aus dem Semitischen nachweisbar. Der durch SCHEIL erweckte Eindruck verkehrt sich also in sein gerades Gegenteil und es ist an der Zeit, darauf hinzuweisen, weil durch SCHEILS irrige Annahme schon andere zu falscher Auffassung verleitet sind.

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