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nung kommen ließ. Unbedenklich stelle ich die Behauptung auf, daß von denen, welche meinen, Paulus habe hier jede Herausstellung der göttlichen Hoheit Jefu in seinem Era denleben geleugnet, sehr viele Stellen in dem Evangelium Johannis geradezu gestrichen werden müssen. Nur hinzudeuten brauche ich auf die vielen Aussprüche, wo der Herr seine Einheit mit dem Vater in den stärksten Ausdrücken hervorgehoben, und wo er dann seine Herrlichkeit auch durch die glänzendsten Thaten kund gethan hat. Ein Widerspruch zwischen Paulus und Johannes ist gar nicht einmal denkbar, da man es allgemein anerkennt, wie verwandt beide in ihrer Christologie sind; nicht zu erwähnen, daß Paulus, wenn die eben bestrittene Erklärung die wahre wäre, sich mit der frommen Ueberzeugung fast aller damaligen Christen, ja mit seinen eigenen anderweitigen Aussprüchen, vgl. z. B. 1 Tim. 3, 16. Röm. 9, 5. u. s. w. in Opposition gesezt haben würde.

Wir gehen endlich noch zu solchen Erklärungen über, welche man kurzweg als die mehr der Periode der Aufklärung angehörigen bezeichnen könnte. Die Bahn hat hier Martini, in der mehrmals angeführten Abhandlung, gebrochen. Er nennt nun zwar selbst seine Erklärung keine eigentlich neue S. 58., dennoch glauben wir mit guten Gründen ihn hier an die Spiße stellen zu können, um so mehr, da er sich schon in blos literarischer Hinsicht ein nicht geringes Verdienst erworben hat. Nach ihm, S.40., will der Apostel sagen: Christus habe sich bei aller seiner Gottähnlichkeit von aller Anmaßung der Gleichheit mit Gott weit entfernt gehalten. Das áλλ' vor kavtóv, welches dieser Erklärung etwas störend in den Weg zu treten scheint, wird auf folgende Art fortgeschafft:,,Ja vielmehr (ảλλά, quin potius) er lebte in einem niedrigen Zustande u. s. w."

Eine Bedeutung von állá, wie sie hier angenommen wird, auch nur mit einem Beispiele zu beweisen, ist dem

sonst gelehrten Verf. nicht eingefallen, sondern er begnügt sich zu zeigen, wie der von ihm angegebene Sinn sich ganz mit einer richtig verstandenen christlichen Lehre vers . trage.

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Minftatt in ben Bortent — ἐν μορφῇ θεοῦ ὑπάρχων mit den älteren Auslegern eine Gottgleichheit zu finden, findet Martini nur eine Gottähnlichkeit in ihnen. Eines seiner wichtigsten Argumente leitet der Verf. mit den Wors ten ein: In den drei ersten Jahrhunderten kannten die christlichen Lehrer keine andere Erklärung, als die: Chris stus maßte sich keine Gleichheit mit Gott an. Gibt man dem Verf. auch Alles zu, was zugegeben werden kann, daß nämlich die ältesten Kirchenlehrer in mancher Hins sicht, namentlich in Ansehung der Art des Offenbarwers dens und des göttlichen Wandelns unter den Menschen, einen Unterschied zwischen dem Vater und dem Sohn angenommen haben, vgl. Münscher's Dogmengeschichte 1. S. 376 ff. (1. Aufl.), so folgt hieraus lange noch nicht, was Martini daraus gefolgert hat. Jene Kirchenlehrer gehen größtentheils von einem polemischen Standpuncte aus, indem ihnen von ihren Gegnern eine Abgötterei vori geworfen ward, und sie deshalb bei der Vertheidigung ges gen diese zu manchem Mittel ihre Zuflucht nahmen, zu welchem sie unter anderen Umständen nicht ihre Zuflucht genommen haben würden. Außerdem bleibt auch bei jener Ansicht der Kirchenväter von der höheren Würde Jesu weit mehr übrig, als diejenigen übrig lassen, welche die Aehnlichkeit des Sohnes mit dem Vater auf eine bloße Uebereinstimmung des Willens, der Gesinnung u. f. w. beschränken. Alle jene ältesten Kirchenlehrer glauben an eine wirkliche Präeristenz der Natur Jesu, und auch dars um darf man das nicht aus ihren Behauptungen ableiten, was Martini daraus gefolgert hat, der uns den Gegenbeweis auch noch dadurch erleichtert, daß er nur einzelne

Lehrer namhaft gemacht, und andere, eben so wichtige, mit Stillschweigen übergangen hat.

Kraußhold, in der angef. Abhandlung, faßt den Sinn der Stelle so: Seyd gesinnet wie Christus, der, Ev μoo❤ñ Jɛov únάoxwv, es nicht für einen Raub an seinem Gotts gleichseyn hielt (scil. sich zu erniedrigen), sondern ernies drigte sich u. s. w. In der Hauptsache kommt diese Erklärung ganz mit der Martinischen überein, nur daß sie noch weit unbehülflicher ausgedrückt ist. Dann haben wir auch kaum nöthig, zu erinnern, wie wenig sich Erklärungen empfehlen, wo man mit einem scilicet u. s. w. nachhelfen muß, der groben Verstöße gegen den Sprachgebrauch ἀλλ' nicht zu gedenken, die wir bereits oben rügten.

Bei dieser Gelegenheit will ich noch mit einigen Worten auf die Erklärung von Schrader Rücksicht nehmen a). Er sagt: das Gottgleichseyn im Allgemeinen, d. i. das sich gleich Gott verehren, dienen lassen, betrachtete Chris stus nicht als Raub oder Beute, d. i. er hielt nicht dafür, daß die Gott gebührende Ehre etwas sey, was er rauben, erbeuten, an sich reißen dürfe, fiel nicht darüber als über eine Beute her u. s. w. Er wollte nicht eine Autorität für Andere seyn u. s. w.

Ich glaube die einzig richtige Erklärung der schwieris rigen Stelle nicht besser einleiten zu können, als wenn ich

a) Man findet fie in dem Werke: Der Upostel Paulus. Bd. 5. Leipzig 1836. S. 215. 16., von welchem wohl niemand unrichtig urtheis len möchte, wenn er behauptet, daß an die Stelle mancher früheren, sehr anregenden Gedankendarlegung oft nur ein tautologischer Wortschwall getreten ist. Die 1833 erschienene Ubhandlung von Schinz, über die christliche Gemeinde in Philippi, ist mir nicht zur Hand, und so viel ich mich aus Kritiken derselben ers innere, dürfte sie für meinen Zweck eben nichts Wesentliches darbieten. So kann es auch möglich seyn, daß unsere Stelle, als Perikope am Sonntage Palmarum, irgendwo einen tüchtigen praktischen Bearbeiter gefunden hat..

vor allen Dingen auf den Zusammenhang verweise. Allers dings kommen bei Paulus nicht selten allgemeine Sentenzen vor, welche, ob sie schon mit in den Zusammenhang des Ganzen gehören, doch auch eben so gut ohne Rücksicht auf einen solchen Zusammenhang erklärt werden können. Dieß ist jedoch bei der vorliegenden Stelle ganz und gar nicht der Fall, denn gleich die Worte des fünften Verses deuten es an, es sey jeßt dem Apostel darum zu thun, das Beispiel Jesu von einer Seite aufzufassen, wo es den Christen zu Philippi, in Beziehung auf eben geschilderte Verhältnisse, zur Nachahmung dienen könne. Ist dieses der höchste und einzige Zweck der apostolischen Ermahnung, so ergeben sich hieraus gleich mehrfache Folgerungen. Es ist zunächst keine dogmatische, auch keine apologetische Seite, an die wir bei Darlegung des Sinnes der schwies rigen Stelle denken, sondern vielmehr eine praktische, die wir lediglich im Auge behalten sollen. Wie indeß jedes praktische Moment in der christlichen Lehre als ein durch den Glauben vermitteltes erscheint, so darf auch hier keine Ermahnung vorausgeseßt werden, welche von dem Glaus ben abgelöst wäre; vielmehr muß sie, wenn sie die wahre seyn soll, auf ihn zurückgeführt, ́und mit ihm auf's innigste vereinigt werden können. *Ist diese Behauptung in der Wahrheit begründet, so muß die Stelle, die wir beleuchten, zuleßt auch eine dogmatische Bedeutung behalten, seý es auch nur die, daß wir zu zeigen vermögen, wie der Apostel, wenn er hier eine besondere Seite in der persönlichen Erscheinung Christi hervorhebt, doch damit eine andere keineswegs ausgeschlossen hat.

Einfacher läßt sich der Zusammenhang von Phil. 2,6. mit dem Vorhergehenden schwerlich darstellen, als wenn wir sagen, es sey dem Paulus `darum zu thun gewesen, in der Christengemeinde zu Philippi jeden falschen Ehrtrieb, und jedes Streben nach Selbstsucht zu unterdrücken. Am besten thut man, wenn man, um diesen Sinn in den Ers

mahnungen des Apostels zu finden, den Zusammenhang der ganzen Stelle nicht erst mit Kap. 2, 1. sondern schon mit 1, 27. angehen läßt. Von 1, 27. an bis mit 2, 4. wird die Einheit des Sinnes als das rechte Kennzeichen eines würdigen Wandels, 1, 27. empfohlen. Die Worte 2, 4. sind gewissermaßen der Schlußstein des Ganzen, wo das lette Streben nach eigener selbstsüchtiger Ehre zurückges wiesen wird. Da es nun bekannt ist, wie sehr sich die Ges meinde zu Philippi vor andern Gemeinden auszeichnete, so muß vor allen Dingen die Frage beantwortet werden: wie war es möglich, daß in einer solchen Gemeinde ein falscher Ehrtrieb erwachen, und sich geltend machen konnte? Auch diese Frage findet ihre richtigste Beantwortung im Zusammenhange unserer Stelle. Die Christen fühlten sich als solche in einer überaus erhabenen Stellung, wo sie die gewöhnliche Welt tief unter ihren Füßen erblicken mußten. Dabei nun zu sehen, wie eine solche Welt sich Kränkungen, Lästerungen und Verfolgungen, 1, 29. 30. gegen die Gemeinde des Herrn erlaube, das war in der That das Empfindlichste, was man erfahren, eine Versuchung, wo auch bessere Christen den Reiz zum Unmuth und zu eis ner lebhaften Vertheidigung ihrer Ehre nicht gleich übers winden konnten. Hier reichten denn auch die triftigsten Gründe nicht hin, welche einen solchen Unmuth in seiner Nichtigkeit darstellten, sondern hier bedurfte es vor allen Dingen der Hinweisung auf ein erhabenes und in seiner Art einziges Beispiel.

Es wird kaum noch nöthig seyn, darauf hinzuweisen, welche Seite an dem Beispiele Jesu unter so bewandten Umständen am meisten hervorgehoben werden mußte. Es war dieß keine andere, als diejenige, wo der Apostel mit leichter Mühe zu zeigen vermochte, wie auch Christus eine Ehre, die er leicht hätte an sich bringen können, dennoch nicht an sich gerissen habe. Sobald das, was die Worte des sechsten Verses aussagen, auf etwas anderes, als auf Theol. Stud. Jahrg, 1837.

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