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ihn nicht bestimmen kann, von seiner oben ausgesprochenen Ansicht über das Verhältniß dieses Mannes und seiner Kritik zu Strauß und dessen Kritik abzugehen. Nur bes dauern kann er aber, und dies Gefühl theilen gewiß Viele mit ihm, daß der Streit von beiden Seiten nicht ohne bittere Leidenschaftlichkeit geführt wird, daß Dr. Baur von Jesuitismus spricht, bei einem Gegner, dessen Benchmen er von seinem Standpuncte eher aus einem unverständigen Eifer, als aus der durch jene famose Bezeichnung angedeuteten boshaften und trügerischen Gesinnung herleiten könnte, und daß auf der andern Seite der Verfass ser jener Erklärung und mit ihm der Herausgeber der evangelischen Kirchenzeitung selbst einen Mann, der im Mittelpunkte des protestantischen Glaubens zu stehem gewiß nicht heuchlerischer Weise behauptet und die GrundLehren des Protestantismus wenigstens theilweise zur gerechten Freude und Befriedigung jedes evangelischen TheoLogen so kräftig gegen papistischen Angriff in. Schuß genommen hat, daß er einen solchen Mann mit demjenigen, welcher das Fundament des ganzen Christenthums untergraben möchte und in entschiedenem Gegensaße gegen unsern ganzen Christenglauben erscheint, in Eine Classe sezt, und zwar aus dem Grunde, weil er in seinem kritischen Verfahren eine ungewöhnliche Kühnheit zeigt, was doch auch. von Luther für seine Zeit gesagt werden kann. - Möchte man nicht beiden Theilen zu dem unverkennbar guten Willen und zu der reichen christlichen Erkenntniß (Röm. 15, 14.), gleichsam als ein weiteres xάqiμa пvɛvμatizóv (Röm. 1, 10.), das áîyðeveiv év áyάay wünschen? In eis ner Zeit, wo um Seyn oder Nichtseyn: des Christenthums gekämpft wird, thut es fürwahr Noth, daß eben so das Wort: des Herrn beachtet wird: Wer nicht wider mich ist, der ist für mich; als das andere: Wer nicht für mich ist, der ist wider mich.

3.

Ueber die

Abweichungen im Gebete des Herrn
nach dem

Lutherischen und nach dem Heidelberger Katechismus.

Von

Dr. Rienäder,
Domprediger in Halle.

Bekanntlich gibt der Heidelbergische Katechismus und

schon vor demselben der Katechismus Calvin's eine andere Abtheilung des Dekalogus, als der Katechismus Luther's. Hierüber ist erst neulich auf eine lehrreiche und interessante Weise in dieser Zeitschrift gesprochen (Jahrg. 1836 §. 1.). Wenn nun bei der Gelegenheit gesagt wird, daß diese · Sache nur in eregetischer und historischer Hinsicht zu beachten und allenfalls in Beziehung auf Volksunterricht von Bedeutung sey, so gilt dies in einem noch viel höhern Maße von den Verschiedenheiten, welche sich in den erwähnten beiden Katechismen im Gebete des Herrn finden. Ja daß es für Lehre und Erbauung durchaus unwesentlich sey, ob man ,,Vater unser," oder „Unser Vater," „Erlöse uns vom Uebel," oder „Erlöse uns vom Bösen" bete, daß ein evangelischer Christ sich könne gefallen lassen, wenn er jeßt das Eine, dann das Andere hört, darüber wollen wir kein Wort verlieren und nur noch erinnern, daß auch nach vollzogener Union der beiden protestantischen Confessionen der Gebrauch, wie er in den einzelnen Gemeinen üblich geworden, um so unbedenklicher, wenn es rathsam gefunden wird, entweder bleiben, oder wechseln kann, als ja in jeder evangelischen Gemeine hierüber der Schulun

terricht das Nöthige mittheilt. Die Sache hat allerdings nur ein sehr untergeordnetes, nämlich ein historisches und sprachliches Interesse. Dies nun haben die folgenden Bemerkungen im Auge, denen wir in Beziehung auf unser Vater und Vater Unser lieber noch, als Gellert's bekanntes verwahrt," oder „bewahrt" das Licht, die Worte Göthe's voranschicken :

Das Unser Vater ein schön Gebet,
Es dient und hilft in allen Ndthen,
Wenn einer auch Vater Unser fleht,
In Gottes Namen, laß ihn beten.

Gothe's Werke
2. B. S. 227.

Die, welche Vater Unser beten, haben darin den ältern Gebrauch für sich, die, welche Unser Vater beten, haben für sich die Lutherische Uebersehung der Bibel. Denn sowohl Matth. 6, V. 9, als Luc. 11, V. 2. hat Luther das nátɛo juæv durch Unser Vater überseßt a), und in allen, auch den ältesten Abdrücken der Lutherischen Bibelübersehung findet es sich so. Emser in seinen poles mischen Anmerkungen über Luther's neues Testament bemerkt zu Matth. 6, V. 9. Folgendes: „In dem Sechsten Kapitel verkert Luther das teglich Gebet und Vater Unser an drey, oder vier Stellen, denn erstlich kert er die ersten tzwey Worth gleich umb und verdollmetschet sie nicht, wie im Evangelio steht und wir Leutschen länger, denn tauset Jahr gebetet haben, Vater Unser, sondern Unser Vater, damit er alleyn allen Dingen das Hynder herfürkere." Diese Worte beweisen deutlich, daß, wenigstens nach Emser's mit großer Sicherheit ausgesprochener Meinung, die man aber auch wirklich durch fast

a) Darauf macht auch die preussische Agende aufmerksam. Ch. 1. G. 10. Anmerk.

Theol. Stud. Jahrg, 1837.

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alle altdeutsche Bibelüberseßungen bestätigt findet a), der frühere Gebrauch gewesen sey, Vater Unser zu beten, daß aber Luther bereits im ersten Abdrucke seiner Ueberseßung - und gegen diese sind die Emser'schen Anmerkungen gerichtet Unser Vater überseßt habe. Jenes Aeltere, welches in der deutsch-katholischen Kirche, ja auch in allen spätern, selbst den neuesten b) von Katholiken abgefaßten Bibelübersehungen geblieben, und auch in der Lutherischen Kirche bisher immer üblich gewesen, ist unstreitig aus einer sklavischen Nachahmung des lateinischen pater noster entstanden. Auf diesen Ursprung wird schon hingedeutet in der im Jahre 1720 unter Vorsiß von Jac. Fr. Ludovici, Prof. der Rechte in Halle, durch Chr. Leyssner vertheidigten Dissertation de mala grammatica. In derselben heißt es p. 26 §. 22:,,Idem Vagedes in decade quaestionum philosophicarum et historicarum quaest. III. ostendit, quaenam

a) S. Augufti's Einleit. in die beiden Haupt-Katechismen per evangelischen Kirche S. 157 in der Note. Vergl. aber auch Adelung's Mithridat 2ter Th., woselbst die mitgetheilten oberdeutschen Formeln vom Gebete des Herrn das Wort Vater dem Pronomen voranstellen, die niederdeutschen aber es meistens nachsegen.

b) Nur etwa Scholz ausgenommen, bei welchem Matth. 6, 9. Unser Vater steht; dagegen hat Allioli wieder Vater unser. Beide indeß lassen Luc. 11, 2. unser weg wie Vulg. y. X., auch Emser, dessen Anmerkungen sagen:,,Luther vorkert abermain dem Euangelisten seyne Worth, vnd legt mehr darzu, dann er geschryhen, vnd vnser oder der kriechisch Text mit bringt. Dann örftlich so stehet hye nicht vnser vatter, noch vater vnser, sonder alleyn vater.” Und allerdings dürfte nμæv bei Luc. aus dem text. rec. zu streichen seyn, wie von Griesbach u. A. geschehen, auf Grund des trefflichen Cod. Vatic. 1209. (B.) u. a. codd., namentlich auch mit Rücksicht auf das innere Verhältniß des Textes bei Luc. zu dem beis Matth., obwohl Scholz gegen seine Uebersehung in der Ausgabe des griech. N. T. es beibehält (wie auch Lachmann) und de Wette in der Uebers. es nur als sehr verdächtig bezeichnet.

sit origo huius discriminis, quod alii orationem dominicam a Vater Unser, alii ab Unser Vater exordiantur. Scilicet rudioribus adhuc saeculis apud Germanos oratio dominica e lingua Latina ita ad amussim transferebatur, ut, ubi in Latino vox adiectiva postponitur, idem tenor situsque in Germanico retineretur. Ita pater noster vertebatur Vater Unser, sanctificetur nomen tuum: Wihi Namun dinan, adveniat regnum tuum: Queme Riche din, fiat voluntas tua: Werde wille din u. s. w." In der Uebersetzung des N. L. von Uls philas heißt es Matth. 6, 9. atta unsar und da dieselbe unmittelbar aus dem Griechischen geflossen, so dürfte hier die Ableitung aus dem pater noster wegfallen; allein gefeßt auch, daß dem Ulphilas das pater noster, das er doch wohl kannte, nicht im Sinne lag, so erklärt sich die ers wähnte Wortfolge aus der sklavischen Treue, mit der U. in der Weise überseßte, daß er nicht bloß dieselbe Zahl von Wörtern liefert, wie sein Lert, sondern sie auch in derselben Ordnung folgen läßt und unter Andern dɛov slui viós, gewiß gegen die übliche Sprachweise seines Volkes, übersetzt: Goth's im sunus, Gottes bin Sohn. Vergl. Adelungs Mithridat 2ter Th. S. 184. Für die Hers leitung des V. U. aus dem Lateinischen erklärt sich auch Adelung, siehe dessen deutsche Sprachlehre, 2te Auflage S. 355. §. 644, Lehrgeb. der deutschen Sprache, 2ter B. S. 324 u..346, Mithridat 2ter Th. S. 185, Wörterbuch unter dem Worte Unser, vergl. auch Tholuck's Auslegung der Bergpredigt S. 394. Anmerk. 2. Für dieselbe spricht auch die gleiche Umstellung von Hauptwort und Pronomen in den slavischen Sprachen (otsche nasch ist das latein. pater noster, vergl. Adelung's Mithrid. 2ter Theil S. 691), vielleicht auch der Umstand, daß, während sie in den ältern Formen des Englischen angetroffen wird, sie in den neuern immer mehr zurücktritt. Hieraus erklärt sich, wie Luther, der selbst das Gebet des Herrn so oft in lateinischer Sprache gebetet und von seiner Jugend ́an

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