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der Geschichte. Hier erfahren sie neue Umwandlungen, und zwar treffen diese die äufsere und innere Sprachform in verschiedener, ja entgegengesetzter Weise. Die Lautform, dieser äufsere Bau, ist in fortwährendem Verfall. Die innere Form bleibt hiervon nicht unberührt; was sie aber hierdurch für Abbruch erleidet, ersetzt sie, einmal von der Lautform unabhängiger, in sich selbständiger und freier geworden, vielfach durch eine eigene Entwicklung auf rein geistigem Boden. Dieser Punkt ist schon von Hrn. Jacob Grimm meisterhaft entwickelt und bedarf darum keiner weitern Ausführung.

Die letzte Aufgabe also, welche mit der Frage nach dem Ursprunge der Sprache gegeben ist, wäre die, die Gesetze der Geschichte der Sprachen aufzufinden; zu bestimmen, in welcher Weise die einheitlichen Sprachstämme sich in Familien und diese in Dialekte zerspalten, in welchem Verhältnisse das Gemeinsame, Ursprüngliche, zum Eigenthümlichen, neu Entwickelten steht; ob eine positive, wirkliche Ursprache für jeden Stamm und dann für jede Familie anzunehmen sei, oder inwiefern solche gemeinsame Ursprachen nur duvάue existirt haben mögen.

Bekannt ist die Auflösung der synthetischen Sprachen in analytische. Es wäre genau zu bestimmen, wie viel die letztern in ihrer äufsern und innern Form verlieren und gewinnen; wie sie sich besonders von den einsylbigen Sprachen unterscheiden.

Nicht die Geschichte irgend eines Sprachstammes wäre zu geben; sondern die Grundsätze, nach denen alle Sprachen sich entwickeln, müfsten dargestellt werden. Es wäre also zu prüfen, ob es wahr ist, dafs innerhalb jedes Stammes sich nur ein Verfallen des äufserlichen Sprachbaues zeigt. Ist dies auch rücksichtlich des indoeuropäischen Stammes anerkannt, so scheint von allen übrigen Sprachstämmen das Gegentheil wenigstens insofern statt zu haben, als die eine Familie einen reichern Formbau zeigt als die andere - einen Reichthum, den sie nicht ererbt, sondern, schon losgerissen vom gemeinsamen Stamme, sich eigens erworben hat, während die andere sich

mit dem Gute der Väter begnügt zu haben scheint. Oder es müfste nachgewiesen werden, dafs z. B. der Reichthum des Arabischen, nicht die Armuth des Chaldäischen, der ursprüngliche semitische Sprachbesitz sei. Dafs aber andererseits dieses Wachsthum des Sprachbaues mit einem gewissen Verfall Hand in Hand gehe und von ihm durchkreuzt werde, ist eben so gewils; und noch gewisser ist, dafs selbst auf dieses Wachsen der Familie dann endlich doch der Verfall eintritt. Diese verschiedenen Verhältnisse von Steigen und Sinken wären allseitig zu erwägen, zu sondern und zu begründen.

Endlich wären die Gränzen zu bestimmen oder die Grade von Verschiedenheit und Gleichheit, durch welche ein Stamm, eine Familie und endlich eine Sprache als diese einheitliche Gruppe redender Individuen zusammengeschlossen werden.

Sehen wir noch, wie sich unsere Identität von Sprache und Geist von der Humboldtschen unterscheidet. Während Humboldt Denk- und Sprachkraft als gleichförmig individualisirt aus dem einigen Sein des menschlichen Geistes fliefsen läfst: nehmen wir Sprechen als dasselbe was der Geist ist, so dafs dieser durchaus nicht jenseits der Sprache liegt. In diesem Sinne ist uns zwar Denken und jede Thätigkeit des Geistes ebenso wie die Sprache der Geist selbst. Das Auszeichnende der Sprache liegt aber darin, dafs sie die erste unmittelbare That des Geistes, seine Selbstschöpfung ist, wonach jede andere erst möglich wird.

Herder.

Wir haben im Vorhergehenden den Sinn dargelegt, welchen uns die Frage nach dem Ursprunge der Sprache für die Gegenwart zu haben scheint. Wir sind hierbei von Humboldt ausgegangen nnd haben dessen Ansicht besonders scharf gegen die Anschauung vergangener Jahrhunderte in Gegensatz stellen wollen. Wir haben eben darum der vermittelnden Stellung Herders und Hamanns kaum gedacht und geben hier nachträglich eine ausführliche Darstellung der Ansichten dieser beiden hervorragenden Männer. Sie bezeichnen beide mehr eine Gährung als ein productives Wachsthum. Hamann kannte sein Wesen wohl, wenn er in sich eine geistige Verwandtschaft mit Bruno, dem Vorläufer des Cartesius und Spinoza fand.

Was Herder und Hamann von ihren Vorgängern scheidet, besteht, wie wir voraus bemerken wollen, darin, dafs sie die Sprache nicht mehr als blofses Mittel zur Aeufserung des Gedankens zu fassen streben, nicht als blofse Handhabe des Gedächtnisses, nicht als Werkzeug zur Erkenntnifs (welches letztere Kratylos that); vielmehr sehen sie die Einheit der Sprache mit der Erkenntnifs selbst; sprechen ist ihnen erkennen. Hiermit nähern sie sich Humboldt. Indem es ihnen aber nicht gelungen ist, den Begriff der innern Sprachform zu finden, so fallen auch sie in den Fehler ihrer Zeit, in die falsche Identität von Denken und Sprechen; und so ist doch wieder Sprechen blofses Tönen.

Wie Herder überhaupt seine Stellung in der Geschichte der Ideen dadurch erlangt, dafs in ihm zuerst der Begriff der Humanität lebhaft hervortritt, so ist auch seine „Abhandlung über den Ursprung der Sprache" viel bedeutender als was vor ihm über diesen Punkt gesagt wurde, und seine Schrift ist heute, obwohl der Geschichte anheimgefallen und nicht mehr von gegenwärtigem Interesse, doch immer noch mit Nutzen zu lesen, was von den gleichartigen Schriften seiner Vorgänger keineswegs gesagt werden kann. Während wir also letztere, ihrer Trivialität wegen mit Stillschweigen übergehen, wollen wir hier die Grundzüge der Herderschen Schrift darlegen. Die Vergleichung derselben mit dem Vorangeschickten, aus Humboldt Entwickelten, überlassen wir dem aufmerksamen Leser. Uebereinstimmungspunkte mit Ansichten der Alten werden wir kurz angeben, dann aber vorzüglich Hamanns gegnerische Bemerkungen folgen lassen.

Herder will die Möglichkeit der Spracherfindung durch den Menschen nachweisen und bespricht in zwei Theilen zuerst das Ob? dann das Wie?; oder die abstracte Möglichkeit und die Weise der Verwirklichung. Bei der Haltbarkeit oder Unhaltbarkeit dieser Scheidung wollen wir uns nicht aufhalten. Wir wollen aber Herder so viel wie möglich selbst reden lassen '):

(S. 3.): „Schon als Thier hat der Mensch Sprache. Alle heftigen und die heftigsten unter den heftigen, die schmerzhaften Empfindungen seines Körpers, alle starke Leidenschaften seiner Seele äufsern sich unmittelbar in Geschrei, in Töne, in wilde unartikulirte Laute. Ein leidendes Thier sowohl als der Held Philoktet, wenn es der Schmerz anfället, wird wimmern! wird ächzen! und wäre es gleich verlassen, auf einer wüsten Insel, ohne Anblick, Spur und Hoffnung eines hülfreichen Nebengeschöpfes Es ist, als obs freier athmete, indem es dem brennenden, geängstigten Hauche Luft giebt:

1) Ausgelassene Wörter deuten wir durch Punkte . . . an; die übrigen Zeichen sind von Herder selbst. Getrennte Stellen scheiden wir durch wiederholte Anführungszeichen; also durch “.

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es ist, als obs einen Theil seines Schmerzes verseufzte, und aus dem leeren Luftraum wenigstens neue Kräfte zum Verschmerzen in sich zöge, indem es die tauben Winde mit Aechzen füllet. So wenig hat uns die Natur als abgesonderte Steinfelsen, als egoistische Monaden geschaffen! Selbst die feinsten Saiten des thierischen Gefühls, ... deren Klang und Anstrengung gar nicht von Willkür und langsamen Bedacht herrührt, ... sind in ihrem ganzen Spiele zu einer Aeufserung auf andere Geschöpfe gerichtet. Die geschlagene Saite thut ihre Naturpflicht: sie klingt sie ruft einer gleichfühlenden Echo; selbst wenn keine da ist, selbst wenn sie nicht hoffet und wartet, dafs ihr eine antworte." (S. 5.) Das war gleichsam der letzte, mütterliche Druck der bildenden Hand der Natur, dafs sie allen das Gesetz auf die Welt mitgab: empfinde nicht für dich allein; sondern dein Gefühltöne!“ (S. 23.), Ton der Empfindung soll das sympathetische Geschöpf in denselben Ton versetzen!" (S. 6.) „Es gibt also eine Sprache der Empfindung, die unmittelbares Naturgesetz ist: (S. 23.) das Naturgesetz einer empfindsamen Maschine."

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Herder tadelt aber diejenigen, die aus dieser Sprache der Empfindung den Ursprung der menschlichen erklären wollen. (S. 24.): „Man bilde und verfeinere und organisire dies Geschrei, wie man wolle; wenn kein Verstand dazu kommt, diesen Ton mit Absicht zu brauchen, so sehe ich nicht, wie nach dem vorigen Naturgesetz je menschliche, willkürliche Sprache werde." Das wufsten auch Aristoteles und die Stoiker. Die Sprachstimme sei μετὰ φαντασίας τινός, sagt jener; ἀπὸ διαvoias, so drücken es diese aus.

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(S. 31.): Dafs der Mensch den Thieren an Stärke und Sicherheit des Instincts weit nachstehe, so dafs er das, was wir bei so vielen Thiergattungen angeborne Kunstfähigkeiten und Kunsttriebe nennen, gar nicht habe, ist gesichert; nur so wie die Erklärung dieser Kunsttriebe bisher mifsglücket ist, so hat auch die wahre Ursach von der Entbehrung dieser

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