ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Die Citate mit römischen Zahlzeichen verweisen auf Wilhelm v. Humboldts „Einleitung in die Kawi-Sprache." Um die Stellen in dem besondern Abdrucke Ueber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues zu finden, hat man von der angegebenen Zahl 16 abzuziehen.

66

[ocr errors]

ASHMOLEAN

OXFORD

MUSEUM

Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrasse 18.

Die ie Frage nach dem Ursprunge der Sprache ist neuerdings von dem tiefen Philosophen Schelling wieder angeregt und von dem Meister der historischen Grammatik Jacob Grimm zum Gegenstande einer akademischen Abhandlung gemacht worden — eine Frage, deren Wichtigkeit sich schon einfach aus der Thatsache entnehmen läfst, dafs bei den Griechen von Pythagoras an jedes philosophische System die Beantwortung derselben versuchte. Die Lösungen dieses Problems fielen aber sehr verschieden aus, und nur sehr unbestimmt liefse sich der Streitpunkt durch die beiden Schlagwörter 9έou und qiσε angeben. Denn diese erhielten je nach der Eigenthümlichkeit der Weltanschauung jedes Systems auch eine ganz eigenthümliche Bedeutung, so dafs in der wechselnden Auffassung derselben sich die ganze Entwickelung der griechischen Philosophie abspiegelt.

Dafs aber die Griechen die wahrhafte Lösung nicht gefunden haben, geht aus einer andern Thatsache hervor, dafs nämlich dieselbe Frage im vorigen Jahrhunderte von neuem zu einem Kampfe Veranlassung gab. Während seit dem Wiedererwachen der Wissenschaften bis auf jene Zeit die Ansicht, die man aus dem Aristoteles las, die Sprache sei os entstanden, so sehr die herrschende war, dafs man nicht mehr begriff, oder wenigstens nicht zu würdigen vermochte, was für die entgegenstehende Ansicht sprach: machte sich jetzt in tief fühlenden Gemüthern, indem man die hohe Bedeutung der

[ocr errors]

Sprache für menschliches, geistiges Wesen theils erkannte, theils ahnte, das Bedürfnifs geltend, die Sprache nicht als freie Menschenerfindung, sondern als höhern Ursprungs anzusehen der menschlichen Spracherfindung setzte man eine göttliche Sprachschöpfung entgegen.

Wie lebhaft aber auch in jener Zeit der Kampf um die Weise der Entstehung der Sprache geführt wurde, es kam keine Ansicht zum Vorschein, die nicht schon einen hellenischen Vorkämpfer gefunden gehabt hätte. Selbst Herders Ansicht, welche auch von Grimm als zutreffend anerkannt wird, ist nur die stoische, während die seiner Vorgänger, besonders der französischen, die epikuräische ist, welche mehr einen thierischen als einen menschlichen Ursprung der Sprache annimmt. Der göttliche Ursprung war den Griechen nicht unbekannt, fand aber nur geringen Beifall und konnte erst neben der geoffenbarten Religion Anerkennung finden.

Wenn das abermalige Erwachen dieses Streites darauf hinweist, dafs die Griechen denselben nicht ausgefochten haben, so zeigt die Gleichheit der Fahnen, unter denen auch die Neuen wieder, wie die Alten, kämpften, dass das Princip der neuen Geschichte, das neue Bewusstsein der Menschheit über sich selbst, damals noch nicht wissenschaftlich erfafst war. Darum war dieser wiederholte Kampf ohne eigenthümliches Ergebniss und kann kein anderes Verdienst in Anspruch nehmen, als eine Frage angeregt zu haben, deren genügendere Lösung späterer Zeit vorbehalten bleiben sollte.

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts brach plötzlich die wissenschaftliche Reformation aus, in welcher sich das Selbstbewusstsein der Menschheit in noch nicht dagewesener Tiefe wissenschaftlich begriff. Dieser Umschwung der wissenschaftlichen Anschauungsweise machte sich auch sogleich in der Philologie, und insbesondere in der Sprachwissenschaft, durch völlige Neugestaltung geltend. Ja, wenn auf den übrigen Gebieten des Wissens doch nur umgestaltet und fortentwickelt ward, so wurde die Sprachforschung erst in unserem Jahrhundert als Wissenschaft begründet. Dies gilt wenigstens un

bedingt, wenn man, abgesehen von den Verdiensten der Philologen um die Syntax der griechischen und römischen Sprache, nur die Etymologie und die Metaphysik der Sprache berücksichtigt. Denn die Gründer der wissenschaftlichen Etymologie ist die hiesige Königl. Akademie der Wissenschaften so glücklich, zu ihren Mitgliedern zu zählen; und der Gründer der Metaphysik der Sprache, d. h. der Erforschung des Was, des Wesens oder des Begriffes der Sprache als dieser bestimmten Offenbarung des menschlichen Geistes im Allgemeinen, wie der Ergründung der besondern realen Principien, welche die Erscheinungsformen der einzelnen Sprachen bestimmen der Gründer dieser in die Verhältnisse des menschlichen Geistes so allseitig und tief eingreifenden Disciplin war ihr verstorbenes Mitglied, Wilhelm von Humboldt.

So scheint denn, wenn die Frage nach dem Ursprunge der Sprachen heute wieder zum Gegenstande der Erörterung werden soll, nichts natürlicher und nothwendiger, als zuvor zu untersuchen, ob dies nach Wilhelm von Humboldts Auftreten noch nöthig oder vielleicht auch erst wahrhaft möglich geworden ist. Denn es lässt sich wohl schon nach dem ungefähren Ueberschlag obiger allgemein anerkannter Thatsachen vermuthen, dass durch Humboldts Wirksamkeit für die Sprachwissenschaft auch jene Frage eine wesentlich veränderte Bedeutung erhalten habe. Nicht Herder, noch sonst ein Mann des vorigen Jahrhunderts, sondern Wilhelm von Humboldt ist der Boden, in welchem die Sprachwissenschaft Wurzeln zu schlagen, und von dem aus sie sich zu erheben hat.

Hiernach beabsichtige ich in gegenwärtigem Schriftchen, Humboldts Ansicht über den Ursprung der Sprache zu entwickeln und dann weiter zu zeigen, wie in seinem Sinne die Aufgabe rücksichtlich derselben sich gestalten, welche Richtung sie vorzeichnen, welches Bedürfnifs der Sprachwissenschaft ihre Lösung befriedigen würde. Man wird, hoffe ich, hierin keine Anmafsung in irgend welcher Weise finden, sondern lediglich die reine Absicht erkennen, so viel an mir ist, die Sprachwissenschaft, die ich liebe, zu fördern.

Wilhelm von Humboldt.

Wie die vorkantische Metaphysik Gott und die Seele unter der Kategorie des Dinges auffafste, so dass man ohne Scheu Gott eine res cogitans nannte, so sah man auch die Sprache als ein Ding an, als ein vorliegendes Mittel zur Bezeichnung der Vorstellungen. So konnte oder mufste man natürlich fragen, wo kommt das Ding her? wer hat das Ding, die Sprache, gemacht? Und hatte man einmal so gefragt, wie natürlich, dass die Antwort lautete: wer alle Dinge verfertigt hat, hat sich auch die Sprache gemacht, der Mensch, und er hat sie zur Befriedigung eines Bedürfnisses erfunden. Wenn Andere, z. B. Kratylos im gleichnamigen platonischen Dialoge, behaupten, die Wörter seien quos, so soll damit nur gesagt sein, die Namen seien bezeichnend gegeben, die Sprache sei also ein zweckmässig und gut eingerichtetes Ding, ein zur Erkenntnifs und Belehrung geeignetes Mittel. Wenn Andere die Sprache auf Gott zurückführten, so hatten sie darum keine tiefere Ansicht von dem Wesen und der Bedeutung der Sprache. Sie schätzten die Künstlichkeit der Sprache höher und meinten, ein so kunstvoll zusammengesetztes Ding könne kein Mensch geschaffen haben; etwa wie einige Rabbinen behaupteten, die erste Zange müsse nothwendig den Menschen von Gott gegeben sein; denn wie hätte sich der Mensch ohne Zange je eine solche schmieden können?

Dafs diese Betrachtung der Sprache als eines Dinges keine Sprachwissenschaft aufkommen liefse, sah Humboldt

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »