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bestimmt war? .. Religion und Naturlehre ward seine erste Sprache ... Und in welcher sinnlichen, schönen Ordnung? Wer kann sich eine gehendere Methode, als den Fortgang der Morgenröthe über die ganze Welt hinaus denken! Und in welcher harmonischen Abtheilung? Gott lässt sich selbst hinab, ihm zu winken! von Himmel zu Erde, von Erde zu Himmel! ... Und mit welchem Mafse für seine Sinne! ... mit jeder Stufe wächst auch die Annäherung an den Menschen, die Lebhaftigkeit des Gefühls und die Bedürfnifs des Ausdrucks. Licht, Himmel, Erde sind noch so einfach, so entfernt; aber die Kräuter, die Sonne, die Thiere, der Mensch selbst, was ist ihm näher? Wird also fernher geführt, dafs ihn das Gefühl nicht übertäube! höret zuerst im Antlitz grofser, stiller, bleibender, angenehmer Geschöpfe den Sprachunterricht Gottes: ehe das wimmelnde Heer sein Ohr und Auge stört, oder das eigene Interesse ihn hinreifst Die Sinne des Menschen werden harmonisch zum Concert einer Sprachschöpfung angeklungen und gerührt!"

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Der Inhalt des hier Gesagten ist derselbe wie der der Abhandlung; ein Fortschritt liegt darin, dafs die Kraft der Besonnenheit im Menschen hier als durch Gott, die letzte Kraft, sollicitirt dargestellt wird. Und auch dies ist schon in der Abhandlung, wenn auch allerdings ohne Nachdruck, als unbedeutendes Zugeständnifs, gesagt. (S. 147.): „Der Mensch kam aus den Händen der Natur im frischesten Zustande seiner Kräfte und Säfte und mit der besten nächsten Anlage, vom ersten Augenblicke sich zu entwickeln. Ueber die ersten Momente der Sammlung mufs freilich die schaffende Vorsicht gewaltet haben." (S. 63.) „Nur, alsdann hat Gott durchaus für die Menschen keine Sprache erfunden, sondern diese haben immer noch mit Wirkung eigener Kräfte, nur unter höherer Veranstaltung, sich ihre Sprache finden müssen."

Diese Veranstaltung wurde in den soeben aus der „Aeltesten Urkunde des Menschengeschlechts" angeführten Wor

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der Leser sage sich selbst, wie? des Breitern beschrieben. Folgerecht aber war es, da einmal die Besinnung als Kraft gefafst war, sie sollicitiren zu lassen und zwar, da es die erste Kraft des Menschen ist, nicht durch menschliche, sondern durch göttliche Kraft. Im Anfange der Abhandlung wollte Herder die Kraft als einer Anregung nicht bedürfend auffassen (S. 49.), will eine unwirksame Fähigkeit nicht zugestehen, den scholastischen Unterschied von actus primus und secundus läugnen. Er kann aber diese Auffassung nicht durchführen und unterscheidet ausdrücklich S. 146. Besonnenheit von Besinnung wie Möglichkeit oder Fähigkeit von Wirklichkeit.

So hat Herder weder die Entstehung der Sprache, trotz eines guten psychologischen Anlaufes, besser als die Alten zeigen, noch ihre Bedeutung tiefer erfassen können. Sagt nicht auch Aristoteles, das Wort sei Zeichen für einen Seeleneindruck?

Für Humboldt dagegen ist die Sprache Geist, Selbstzweck, Idee, Entelechie des Denkens, Seele der Seele.

Auch Humboldt bedient sich des Ausdrucks Kraft, aber in eigenthümlicher Bedeutung. Bei ihm ist der Geist, wie wir an einem andern Orte gesagt haben (Classification S. 18.), Kraft ohne Substrat; sein Sein ist selbst Kraft (S. LVII.). Dies erhebt Humboldt über Herder. Während Dieser Gott zum physikalischen Wesen herabsetzt, zur Kraft, welche andere Kräfte sollicitirt, ist Humboldts Geist ewige Selbserregung, die ihren Impuls in sich hat, also unendlicher Zweck Idee.

Hamann, der Magus im Norden,

ist als diese Persönlichkeit eine höchst interessante Erscheinung. Tief, kernig und derb - lutherisch an Frömmigkeit und Humor; aber zerfahren und ohne Gestaltungskraft. Bestimmt zu Kampf und Opposition und immer bereit dazu; aber unfähig wahrhaft Neues zu schaffen. Wie Herder ein Vorläufer und Verkünder einer neuen Zeit, eines höhern Bewusstseins, voll von stärkstem Freiheitsdrang, echt deutsch, Aufklärung und Despotie, die beide aus Frankreich kamen, als das Böse hassend. Hier geht uns nur seine Ansicht über den Ursprung der Sprache an; aber eine so stark ausgebildete Eigenthümlichkeit wie die Hamanns, offenbart sich in jedem Gegenstande, welches sie ergreift, ganz unzweideutig.

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Er stellt Herders „platonischen Beweis," wie er ihn nennt, mit dessen eigenen Worten so dar (Hamanns Schriften IV, S. 50.): „Die Menschen-Gattung steht über den Thieren nicht an Stufen des Mehr oder Weniger, sondern an Art (Herder S. 40.), weil es gesichert ist, dafs der Mensch den Thieren an Stärke und Sicherheit des Instincts weit nachstehe, ja, dafs er das, was wir bei so vielen Thieren angeborne Kunstfertigkeiten und Kunsttriebe nennen, gar nicht habe (S. 31.), jedem Thier hingegen Sprache, so wie Sinne, Vorstellungen und Triebe angeboren und unmittelbar natürlich sind (S. 37.). Dieser Mangel eines Instincts, der alle Kräfte dunkel auf einen Punkt hinreifst (S. 45.) und auf einen Punkt einschliefst,

wird bei dem Menschen durch die Besonnenheit ersetzt, welche in einer, seiner Gattung eigenen, Richtung aller Kräfte (S. 47.) und in ihrer Mäfsigung auf diese Richtung (S. 48.) besteht, wodurch der Mensch ein Geschöpf wird, dessen positive Kraft sich in einem gröfsern Raume, nach feinerer Organisation, heller und freier wirkend (S. 47.) äussert. Der Mensch in den Zustand von Besonnenheit gesetzt, der ihm eigen ist, und mit dieser Besonnenheit zum erstenmal frei wirkend, hat Sprache erfunden (S. 52.). Sprache ist der wirkliche Unterscheidungscharakter unserer Gattung von aufsen, wie es die Vernunft von innen ist (S. 72.). Sprache ist das natürliche Organon des Verstandes, ein solcher Sinn der menschlichen Seele, wie sich die Sehkraft jener sensitiven Seele der Alten das Auge, und der Instinct der Bienen die Zellen baut (S. 73.)").

Hiergegen bemerkt Hamann sogleich, was den Unterschied zwischen Mensch und Thier betrifft (S. 40.): „Der Begriff von Stufen und Art bezieht sich auf sehr willkürliche Aehnlichkeiten, und der Gegensatz dieser Verhältnisse hat wenig Einfluss in die Kenntnifs der Dinge selbst."

Ferner aber sagt er (S. 52.): „Der platonische Beweis vom menschlichen Ursprung der Sprache besteht aus zwei Theilen, einem negativen und positiven. Der erste enthält Gründe, dafs der Mensch gar kein Thier sei, und der zweite enthält Gründe, dafs der Mensch dennoch ein Thier sei." (S. 54.): „Weil es mein gegenwärtiges Interesse nicht erfordert, den negativen Theil des Beweises zu rügen, so gebe ich mit beiden Händen zu, dafs der Mensch kein Thier sei und gar keinen Instinct habe; um so mehr da der neueste Apologist des menschlichen Sprachursprungs bei jedem Thier einen Instinct so wesentlich vorauszusetzen scheint, als das Genie bei jedem, der wenigstens ein Schriftsteller ist, wodurch freilich der Instinct eine conditio sine qua non jedes Thieres wird, um den Menschen aus der Sphäre der Thiere

') Wer wird durch diesen Satz nicht an Beckers,,Organism" erinnert?

mit desto mehr Stärke und Sicherheit in eine an Art und nicht an Stufen sich unterscheidende höhere Ordnung der Geschöpfe zu erheben und zu versetzen“1).

„Ohngeachtet aller positiven Kraft, ihrer Richtung, der Mäfsigung aller Kräfte auf die Hauptrichtung, ohngeachtet des gröfsern Raums, der feinern Organisation u. s. w. und aller der schweren Unkosten, die auf den negativen Theil des platonischen Beweises verschwendet worden, zerspringt doch alle Herrlichkeit des Menschen und seiner Gattung durch den positiven Theil auf unserm Wege unvermuthet dahin. Denn was sagt der ganze positive Theil des platonischen Beweises positiver und ausdrücklicher, als dafs der Mensch aus Instinct denke und rede, dafs die positive Kraft zu denken und zu reden ihm angeboren und unmittelbar natürlich sei; dafs sie, wie der Instinct der Thiere, auf den Punkt eines Merkmals hingerissen, hingezogen oder hingelenkt werde (Herder S. 145. 146.); dass mit dem ersten Worte die ganze Sprache erfunden worden, trotz dem Gesetze der ewigen Progression; dafs die Erfindung der Sprache dem Menschen eben so wesentlich sei, als der Spinne ihr Gewebe, der Biene ihr Honigbau; und dafs nichts mehr dazu gehöre, als

1) Da es uns hier darauf ankommt, Hamann in seiner charakteristischen Weise auftreten zu lassen, so wollen wir wenigstens in der Anmerkung die Stelle mittheilen, welche oben im Text ausgelassen ist, weil sie den Zusammenhang stört: „In der Geschichte unsers jetzt laufenden Jahrhunderts leuchtet mehr als ein Beispiel vor Augen, ein nicht an Stufen, sondern an Art über diejenigen Thiere, welche man im gemeinen Leben Unterthanen nennt, stehendes, liegendes, sitzendes, oder auch hin und her wandelndes Geschöpf zu sein, das wegen seiner freier wirkenden positiven Kraft ein Tyrann oder Erdgott nach Verschiedenheit der Himmelszonen, Zungen und Zeiten heifst, dessen Charakter in der gänzlichen Bestimmung aller höhern Kräfte nach Verhältnifs der untern Kräfte, deren sämmtliche Psychologie aber in den neuern Zeiten jämmerlich verwüstet worden, durch die leidige Schuld einiger rothwelschen Philosophen und ihrer allemannischen Brüder es leuchtet uns, sag' ich, aus der Geschichte des lebenden Jahrhunderts vor Augen, dafs nichts unter der Sonne leichter ist, als ein solches Geschöpf zu sein, und zu machen; dafs es aber blutsauer wird, selbiges zu erhalten und zu ernähren, besonders wenn es neugebacken und pflückjung ist.“

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