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Einiges dürfte Ihnen in dieser Tabelle mehr gefallen als in der frühern. Besonders steht jetzt das Chinesische seiner Stammverwandtschaft gemäfs neben dem Hinterindischen, aber doch gänzlich isolirt. Von den afrikanischen Sprachen sind drei mit Fragezeichen versehen, weil mir vorzüglich zweifelhaft ist, ob sie nicht in die Reihe der formlosen gehören. Am auffallendsten aber wird es Ihnen sein, dafs ich jetzt jede Classe nur mit zwei Merkmalen bezeichne. Dies hängt zusammen mit meiner Ansicht über zwei Punkte, die Sie auch in Ihrer Kritik zur Sprache gebracht haben, nämlich zunächst das Verhältnifs der morphologischen Merkmale zu den physiologischen, woran sich aber weiter die Frage schliefst nach dem Verhältniss der genealogischen zur physiologischen Classificirung der Sprachen.

Ich möchte behaupten, wiewohl ich es nicht für alle Fälle beweisen kann, dafs in beiden Verhältnissen beide Seiten sich vollständig decken, dass also jede physiologische Verschiedenheit sich morphologisch offenbare, folglich auch genealogisch. Sonach müsste eine physiologische Gruppirung an sich selbst auch eine genealogische sein. Diese ideale Forderung ist heute nicht zu erfüllen. Aus dieser Unmöglichkeit folgt aber nur, dafs man keine vollkommne, entweder keine vollständig bestimmenden Merkmale enthaltende oder keine die volle Zahl der Sprachen der Erde umfassende Classification geben kann; dass man sich vielmehr mit einer unvollkommnen, also nicht hinlänglich scharf bestimmenden oder nicht alle Sprachen umfassenden, begnügen müsse. Eine Classification aber, welche jene Forderung verletzte, wäre eine, ganz oder theilweise, falsche und mufs zurückgewiesen werden. Diese Voraussetzung schien mir bei Abfassung meiner Classification so natürlich und allgemein anerkannt, dass ich nicht für nöthig hielt, sie besonders auszusprechen; auch habe ich nicht gesagt, Sie meinten, beide Classificationsweisen dürften neben einander laufen; aber faktisch geschieht es bei Ihnen. Andererseits aber folgt aus jener Forderung auch, dafs die genealogische Classification nicht blofs auf die Einheit des Sprachstoffes begründet, sondern auch in Einklang mit der physiologischen Verwandtschaft gebracht werde. Nun behaupte ich, dafs die von mir gegebene Classification zwar eine höchst unvollkommene ist, der gedachten Forderung

aber in keinem Punkte widerspricht, d. h. die genealogische Gliederung fällt mit ihr vollständig zusammen, und auch das andere könnte ich hinzufügen, dafs Physiologie und Morphologie sich, freilich nur mit einer gleich zu erwähnenden Beschränkung decken. Sie dagegen machen mir „völlige Ausserachtlassung des genealogischen Princips" zum Vorwurf - ein Ausdruck, der jedenfalls übertrieben ist, da ich an verschiedenen Orten meiner kurzen Schrift das Verhältnifs jener beiden Principien erörtert habe.

Es würde aber aus der obigen Forderung folgen, dass jeder besondere Sprachstamm ein besonderes physiologisches und morphologisches Princip habe, eine besondere Classe bilde. Man hat bisher viel etymologisirt und genealogisirt; aber was ist ein Sprachstamm? eine Sprachclasse. Negativ ausgedrückt liegt hierin ein Doppeltes: 1) weder darf eine Classe zwei Stämme umfassen, 2) noch ein Stamm in zwei Classen getheilt werden. Rücksichtlich des zweiten Punktes bin ich unangreifbar, weil wir uns in einem Zirkel bewegen. Wenn man mir vorwirft, dafs ich einen Stamm, den Altai-Uralischen in drei Classen zerreifse, so behaupte ich dagegen, man fasse drei Classen gewaltsam zusammen. Nur werde ich zugestehen müssen, dass jede Sprachclasse nicht zu jeder andern in gleicher Fremdheit stehe, weder physiologisch noch genealogisch. Meine IV., V. und VI. Classe, d. h. Mandschu, Türkisch und Finnisch stehen einander näher als etwa die III., das Congo, dem erstern und VII., Chinesisch, dem letztern. Auf der, in diesem Sendschreiben gegebenen Tabelle habe ich dieser genealogischen Verwandtschaft so starke Rücksicht geschenkt, dafs ich Sie, verehrtester Herr, hiermit vollkommen zu befriedigen hoffe. Darum habe ich mir aber andererseits noch eine andere Scheidung erlauben zu dürfen geglaubt, welche der altai-uralischen ganz ähnlich ist, nämlich die des malayischpolynesischen in eine polynesische oder östliche und malayische oder westliche Hälfte. Ich stütze mich hierbei auf Humboldt.

Gegen das erstere der eben genannten zwei Verbote habe ich vielleicht in meiner ersten und neunten Classe gefehlt, indem ich in jener die hinterindischen Sprachen, in dieser die nordamerikanischen zu einer Classe zusammenfafste, obgleich

ich die Verwandtschaft des Anamitischen mit den andern hinterindischen und chinesischen Sprachen für höchst zweifelhaft halten musste und noch mufs. Die nordamerikanischen Sprachen aber habe ich in meiner gegenwärtigen Tabelle in zwei Classen geschieden, wie sie auch gewiss etymologisch zu scheiden sein werden. Aber in beiden Fehlern glaube ich nur eine Ungenauigkeit begangen zu haben, keinen Verstofs gegen obige Forderung: indem ich zwei der Verwandtschaft und Physiologie nach geschiedene Classen zu einer gemacht habe. Doch kann ich auch heute noch nicht angeben, wie sich das Anamitische in seinem morphologischen und physiologischen Principe vom Barmanischen scheide. Es existirt also entweder zwischen beiden Sprachen ein Unterschied, der sich mir entzieht, oder sie haben vielleicht dennoch etymologische Verwandtschaft, die noch nicht erkannt ist.

Wenn ich ferner dasselbe morphologische Merkmal zwei Classen zueigne, sowohl auf der alten, als auf der neuen Tabelle, wo agglutinirend" von vier Classen ausgesagt wird, so ist das wieder eine Ungenauigkeit, indem wir in ihnen vier Arten der Agglutination scheiden müssen, weil jede Art Ausdruck einer andern innern Form ist. Hat man sich aber hierüber verständigt, so wird der Grundsatz der völligen Angemessenheit des physiologischen und morphologischen Princips, wonach man nur das eine zu nennen und das andere implicite mit genannt hätte, und wonach ich auch bei meiner neuen Tabelle verfahren bin, nicht verletzt, da es gleichgültig ist, ob ich die Unterschiede innerhalb des einen mit einfachen besondern Namen bezeichne, oder die Besonderung durch Combination des allgemeinern morphologischen und allgemeinern physiologischen Namens ausdrücke. Das halte ich fest, dafs zwei Sprachclassen oder Stämme nicht in derselben Weise agglutiniren; nur ist zuweilen der Unterschied morphologisch unausdrückbar. So nehmen wir das physiologische Merkmal zu Hülfe. Durch ihre Zusammenfassung wird ihre Bedeutung modificirt, und es entsteht ein eben so einfacher Begriff, wie durch jedes echte Compositum.

Sie haben Recht, verehrtester Herr, es sind noch viele Fragen zu beantworten rücksichtlich der wahren Classification. Nach unserer Auffassung aber schliefst diese ja auch die ganze

Sprachwissenschaft in sich. In meiner Schrift habe ich gewifs so viel berührt und so weit erörtert, als nur immer von einem Erstlingsversuch, selbst nach Humboldt, billiger Weise zu erwarten stand; nur muss in meiner so gedrängten Schrift jeder Satz beachtet werden. Sie fragen z. B. „ob der physiologische Trieb in der Sprache je, man begreift schwer wodurch, zu so feindseliger Stärke gegen sich selbst vermag anzuwachsen“, dafs er ein völlig anderer wird? Diese Frage hatte ich mir rücksichtlich des Finnischen vorgelegt. Meine hierauf bezügliche Anstrengung (S. 76. 78. 81. 87. 88.) können Sie nicht übersehen haben, wie auch nicht, dafs ich diese Frage nicht gelegentlich, sondern im Verlauf der principiellen Erörterung betrachtet habe. Ich habe drei Punkte zur Beantwortung hingestellt. Erstlich dafs in Wahrheit das Finnische durch die Macht seines Triebes noch gar nicht in eine entgegengesetzte Bahn geführt wurde, sondern trotz allem keine Formsprache geworden ist. Man hat sich hier vor zwei Uebertreibungen zu hüten: wenn einerseits derjenige, welcher das Finnische mit dem Mandschu in eine Classe bringt, völligen Mangel an Sinn für Sprachunterschiede bekundet, so ist es andererseits noch lächerlicher, wenn Schleicher das Finnische höher stellt als unsere „verschlissenen" Flexionssprachen. Was sagt wohl hierzu Grimm, der das Englische die vollkommenste Sprache nennt! Auf Humboldts Zustimmung hätte aber Schleicher noch viel weniger zu rechnen. Zweitens aber ist zuzugestehen, dafs allerdings dennoch im Finnischen eine geniale Erhebung vorliege, die nie ganz zu erklären, aber doch immerhin mit Rücksicht auf innere und äufsere Revolutionen theilweise begreiflich wird; und drittens habe ich ganz bestimmt auf indogermanischen Einfluss hingedeutet, also auf ein neues, von aufsen gekommenes Moment. Auf die Analogie der Sprachen mit den organischen Naturwesen werden Sie nichts begründen wollen, verehrtester Herr, da jede Analogie die Consequenz zurückweist.

Ich beabsichtigte, meiner Schrift noch einen schon ausgearbeiteten Abschnitt über die weitere Unterordnung der Classen nach Familien, Gattungen und Arten beizugeben. Hier fand ich aber so wenig vorgearbeitet (ich gab darin die Kritik der Ansicht Giese's über die griechischen Dialekte), dass

ich zu keinen so zuverlässigen Ergebnissen gelangte, dass ich sie hätte veröffentlichen mögen.

Jetzt wissen Sie, verehrtester Herr, wie ich über Ihre Kritik denke, für die ich schliesslich noch einmal von Herzen danke. Ich werde Niemanden böse, der mir Bitteres sagt, sobald er mir beweist, dafs er sich mit der Sache Mühe gegeben hat. Nur den Leichtsinn gegen die Sache und den daraus entspringenden Hochmuth halte ich für züchtigungswerth.

Sie haben Recht, verehrtester Herr, ich, so leidenschaftlich für die Wissenschaft eingenommen, bedarf der Aufmunterung von aufsen nicht. Fahren Sie fort, mir wohlwollend Zaum anzulegen; ob ich je lernen werde mich zu zügeln, weiss ich nicht. Nur bitte ich, ein wenig meine Mühe zu berücksichtigen, um mir nicht eine Gesinnung zuzuschreiben, die mir zu fern ist. Vielleicht, dafs wenn ich älter und alt geworden sein werde, ich auch vorsichtiger sein und ruhiger schreiben werde. Was thut aber diese Aeufserlichkeit? Wenn wir nur immer für die Sache frisch bleiben!

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