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Ich finde hinlängliche Entschädigung in dem Gefühl, Euch helfen zu können. Benutzen Sie alles, was ich habe; sehen Sie mein Haus und meinen Garten als den Ihrigen an." So kurzweg und ab, wie ein Kaiser oder König spricht, wenn eingefaßt in Würde die Güte hervorblickt. Denn nicht nur die hohe fürstliche Geburt und Großmut, sondern auch die liebe, häusliche Demut gibt, s ohne es zu wissen, bisweilen den Herzen königliche Sprüche ein, Gesinnungen ohnehin.

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er nannte

Jezt führte er sie freudig, wie ein Kind, in der Stadt bei seinen Freunden herum und machte Staat mit ihnen. Der Kalender hat jezt nimmer Zeit und Raum genug, alles Gute zu rühmen, was er seinen Freunden erwies. So sehr sie zufrieden waren, so wenig war er es. Jeden Tag erfand er neue Mittel, ihnen den unangenehmen Zustand der Kriegsgefangenschaft zu 10 erleichtern und das fremde Leben in Asien angenehm zu machen. War in der lieben Heimat ein hohes Geburts- oder Namensfest, es wurde am nämlichen Tage von den Treuen auch in Asien mit Gastmahl, mit Vivat und Freudenfeuer gehalten, nur etwas früher, weil dort die Uhren falsch gehen. Kam eine frohe Nachricht von dem Vorrücken und dem Siege der hohen Alliierten in Deutschland an, der Schneider war der erste, der sie wußte, und seinen Kindern 18 sie nur noch seine Kinder mit Freudentränen zubrachte, darum, daß sich ihre Erlösung nahte. Als einmal Geld zur Unterstüßung der Gefangenen aus dem Vaterlande ankam, war die erste Sorge, ihrem Wohltäter seine Auslagen zu vergüten. „Kinder“, sagte er, verbittert mir meine Freude nicht." „Vater Egetmeier“, sagten sie, „tut unserem Herzen nicht wehe!" Also machte er ihnen zum Schein eine kleine Rechnung, nur um sie nicht zu betrüben, und um das 20 Geld wieder zu ihrem Vergnügen anzuwenden, bis die lezte Kopeke aus seinen Händen war. Das gute Geld war für einen anderen Gebrauch zu bestimmen, aber man kann nicht an alles denken. Denn als endlich die Stunde der Erlösung schlug, gesellte sich zur Freude ohne Maß der bittere Schmerz der Trennung, und zu dem bitteren Schmerz die Not. Denn es fehlte an allem, was zur Notdurft und zur Vorsorge auf eine so lange Reise in den Schrecknissen des russischen Winters 25 und einer unwirtbaren Gegend nötig war, und ob auch auf den Mann, solange sie durch Rußland zu reisen hatten, täglich dreizehn Kreuzer verabreicht wurden, so reichte doch das wenige nirgends hin. Darum ging in diesen lezten Tagen der Schneider, sonst so frohen, leichten Mutes, still und nachdenklich herum, als der etwas im Sinne hat, und war wenig mehr zu Hause. „Es geht ihm recht zu Herzen“, sagten die rheinländischen Herren, und merkten nichts. Aber auf 30 einmal kam er mit großen Freudenschritten, ja mit verklärtem Antlig zurüd: „Kinder, es ist Rat. Geld genug!" Was war's, die gute Seele hatte für zweitausend Rubel das Haus verkauft. "Ich will schon eine Unterkunft finden", sagte er, wenn nur ihr ohne Leid und Mangel nach Deutschland tommt."

O du heiliges, lebendig gewordenes Sprüchlein des Evangeliums und seiner Liebe! „Ver= 85 kaufe, was du hast, und gib es denen, die es bedürftig sind, so wirst du einen Schaß im Himmel haben." Der wird einst weit oben rechts zu erfragen sein, wenn die Stimme gesprochen hat: „Kommt, ihr Gesegneten! Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist, ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet, ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt euch meiner angenommen.“ Doch der Kauf wurde, zu großem Trost 40 für die edlen Gefangenen, wieder rückgängig gemacht. Nichtsdestoweniger brachte er auf andere Art noch einige hundert Rubel für sie zusammen, und nötigte sie, was er hatte von kostbarem russischem Pelzwerk, mitzunehmen, um es unterwegs zu verkaufen, wenn sie Geldes bedürftig wären, oder einem Unglück widerführe. Den Abschied will der Hausfreund nicht beschreiben. Keiner, der dabei war, vermag es. Sie schieden unter tausend Segenswünschen und Tränen des 45 Dankes und der Liebe, und der Schneider gestand, daß dieses für ihn der schmerzlichste Tag seines Lebens sei. Die Reisenden aber sprachen unterwegs unaufhörlich und noch immer von ihrem Vater in Pensa, und als sie in Bialystod in Polen wohlbehalten ankamen und Geld antrafen, schickten sie ihm dankbar das vorgeschossene Reisegeld zurück.

Das war das Gotteskind, Franz Anton Egetmeier, Schneidermeister in Asien. Der Haus50 freund wird im künftigen Kalender noch ein freudiges Wort von ihm zu reden wissen, und es wäre nimmer der Mühe wert, einen Kalender zu schreiben, wenn sich die geneigten Leser nicht auf sein Bildnis freuen wollten, was er ihnen zu stiften verspricht.

9. Die konfiszierten Baken. August 1750.
Bon . Kugler.

Geschichte Friedrich des Großen. Leipzig 1876. S. 445.

Als ich zum ersten Male im Jahre 1766 nach Berlin kam, wurden mir bei Visitierung meiner Sachen auf dem Packhofe 400 Reichstaler Nürnberger ganze s Bazen weggenommen. Der König, sagte man mir, hätte schon etliche Jahre die Bazen ganz und gar verschlagen lassen, sie sollten in seinem Lande nichts gelten, und ich wäre so fühn und brächte die Bazen hierher, in die königliche Residenz, - auf den Packhof! - Konterbande! Konterbande! Das war ein schöner Willkommen! Ich entschuldigte mich mit der Unwissenheit: käme aus Thüringen, 10 viele Meilen Weges her, hätte mithin ja unmöglich wissen können, was Se. Majestät in Dero Ländern verbieten lassen.

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Der Packhofsinspektor: Das ist keine Entschuldigung. Wenn man in eine solche Residenz reisen und daselbst verbleiben will, so muß man sich nach allem genau erkundigen und wissen, was für Geldsorten im Schwange gehen, damit man nicht durch 18 Einbringung verrufener Münze Gefahr laufe." Ich:,,Was soll ich denn anfangen? Sie nehmen mir ja unschuldig die Gelder weg! Wie und wovon soll ich denn leben?" Backhofsinspektor: Da muß Er zusehen, und ich will 3hm sogleich bedeuten, wenn die Sachen auf dem Packhofe visitiert worden, so müssen solche von der Stelle geschafft werden."

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Es wurde ein Schiebkärrner herbeigerufen, meine Effekten fortzufahren; dieser brachte mich in die Jüdenstraße, in den Weißen Schwan, warf meine Sachen ab und forderte vier Groschen Lohn. Die hatte ich nicht. Der Wirt kam herbei, und als er sah, daß ich ein gemachtes Federbett, einen Koffer voll Wäsche, einen Sad voll Bücher und andere Kleinigkeiten hatte, so bezahlte er den Träger und wies mir 25 eine kleine Stube im Hofe an. Da könnte ich wohnen, Essen und Trinken wolle er mir geben; und so lebte ich denn in diesem Gasthofe 8 Wochen lang ohne einen blutigen Heller, in lauter Furcht und Angst. In dem Weißen Schwan spannen Fuhrleute aus und logieren da, und so kam denn öfters ein gewisser Advokat B. dahin und hatte sein Werk mit den Fuhrleuten; mit diesem wurde ich bekannt und so flagte ihm meine unglücklichen Fata. Er verpflichtete sich, meine Gelder wiederherbeizuschaffen, und ich versprach ihm für seine Bemühung einen Louisdor. Den Augenblic mußte ich mit ihm fortgehen und so kamen wir in ein großes Haus; da ließ B. durch einen Bedienten sich anmelden, und wir famen in continenti vor den Minister. Der Advokat trug die Sache vor und sagte unter anderm: „Wahr ist es, 35 daß der König die Bazen hat ganz und gar verschlagen lassen; sie sollen in seinem Lande nicht gelten; aber das weiß der Fremde nicht. Ohnehin extendiert sich das Edikt nicht soweit, daß man den Leuten ihre Bazen wegnehmen soll" u. s. w. Hierauf fing der Minister an zu reden: „Monsieur, seid Ihr der Mann, der meines Königs Mandate durchlöchern will? Ich höre, Ihr habt Lust auf die Hausvogtei! 40 Redet weiter, Ihr sollt zu der Ehre gelangen" 2c. Was tut mein Advokat? Er submittierte sich und ging zum Tempel hinaus; ich hinter ihm her, und als ich auf die Straße tam, so war B. über alle Berge; und so hatte er denn meine Sache ausgemacht bis auf die streitigen Punkte.

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Endlich wurde mir der Rat gegeben, den König supplicando anzutreten; das 46 Memorial aber müsse ganz kurz, gleichwohl aber die contenta darinnen sein. Ich konzipierte eins, mundierte es und ging damit mit dem Aufschluß des Tores, ohne nur einen Pfennig Geld in der Tasche zu haben (o, der Verwegenheit!), in Gottes Namen nach Potsdam, und da war ich auch so glücklich, sogleich den König zum ersten Male zu sehen. Er war auf dem Schloßplage beim Ererzieren seiner 50 Soldaten. Als dieses vorbei war, ging er in den Garten und die Soldaten auseinander; vier Offiziere aber blieben auf dem Plage und spazierten auf und nieder.

Ich wußte vor Angst nicht, was ich machen sollte, und holte die Papiere aus der Tasche. Das war das Bittgesuch, zwei Zeugnisse und ein gedruckter thüringischer Paß. Das sahen die Offiziere, kamen gerade auf mich zu und fragten, was ich da für Briefe hätte. Ich teilte solche willig und gern mit. Da sie gelesen hatten, 5 so sagten sie: „Wir wollen Ihm einen guten Rat geben. Der König ist heute extragnädig und ganz allein in den Garten gegangen. Gehe Er ihm auf dem Faße nach, Er wird glücklich sein." Das wollte ich nicht; die Ehrfurcht war zu groß; da griffen sie zu. Einer nahm mich beim rechten, der andere beim linken Arm. Fort, fort in den Garten! Als wir nun dahin kamen, so suchten sie den König auf. Er 10 war bei einem Gewächse mit den Gärtnern, bückte sich und hatte uns den Rücken zugewendet. Hier mußte ich stehen, und die Offiziere fingen an, in der Stille zu kommandieren:,,Den Hut unter den linken Arin! Den rechten Fuß vor! - Die Brust heraus! - Den Kopf in die Höhe! Die Briefe aus der Tasche! - Mit der rechten Hand hochgehalten! So steht!" Sie gingen fort und saben sich 16 immer um, ob ich auch so würde stehen bleiben. Ich merkte wohl, daß sie beliebten, ihren Spaß mit mir zu treiben, stand aber wie eine Mauer, voller Furcht.

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Die Offiziere waren kaum aus dem Garten hinaus, so richtete sich der König auf und sah die Maschine in ungewöhnlicher Positur dastehen. Er tat einen Blick auf mich; es war, als wenn mich die Sonne durchstrahlte; er schickte einen Gärtner, 20 die Briefe abzuholen, und als er solche in die Hände bekam, ging er in einen andern Gang, wo ich ihn nicht sehen konnte. Kurz darauf kam er wieder zurück zu dem Gewächse, hatte die Papiere in der linken Hand aufgeschlagen und winkte damit, näherzukommen. Ich hatte das Herz und ging gerade auf ihn zu. O wie allerhuldreichst redete der große Monarch mich an:,,Lieber Thüringer! Er hat zu Berlin durch fleißiges Informieren der Kinder das Brot gesucht, und sie haben 3hm beim Visitieren der Sachen auf dem Packhofe sein mitgebrachtes Thüringer Brot weggenommen. Wahr ist es, die Bazen sollen in meinem Lande nichts gelten; aber sie hätten auf dem Packhofe sagen sollen: Ihr seid ein Fremder und wisset das Verbot nicht. Wehlan, wir wollen den Beutel mit den Bazen versiegeln; gebt solche wieder 30 zurück nach Thüringen und lasset Euch andere Sorten schicken', aber nicht wegnehmen. Gebe Er Sich zufrieden: Er soll Sein Geld cum interesse zurückerhalten. Aber, lieber Mann, Berlin ist schon ein heißes Pflaster; sie verschenken da nichts; Er ist ein fremder Mensch; ehe Er bekannt wird und Information bekommt, so ist das bißchen Geld verzehrt, was dann?" Ich verstand die Sprache recht gut; die 35 Ehrfurcht war aber zu groß, daß ich hätte sagen können:,,Ew. Majestät haben die allerhöchste Gnade und versorgen mich."-Weil ich aber so einfältig war und um nichts bat, so wollte er mir auch nichts anbieten. Und so ging er denn von mir weg, war aber kaum sechs bis acht Schritte gegangen, so sah er sich nach mir um und gab ein Zeichen, daß ich mit ihm gehen solle. Und so ging denn das Examen 40 an: Wo hat Er studiert?",,Ew. Majestät, in Sena." -,,Unter welchem Prorektor ist Er inskribiert worden?" ,, Unter dem Professor theologiae Dr. Förtsch." Was waren denn sonst noch für Professoren in der theologischen Fakultät?"- ,Buddäus, Danz, Weißenborn, Walch.",,Hat Er denn auch fleißig Biblica gehört ?“ ,, Beim Buddäo.",,Das ist der, der mit Wolffen 45 soviel Krieg hatte?" - ,,Ja, Ew. Majestät. Es war ... Was hat Er denn sonst noch für nütliche Collegia gehört?" -,,Ethica et Exegetica beim Dr. Förtsch, Hermeneutica et Polemica beim Dr. Walch, Hebraica beim Dr. Danz, Homiletica beim Dr. Weißenborn, Pastorale et Morale beim Dr. Buddäo.“ ,,Ging es denn zu Seiner Zeit noch so toll in Jena her, wie ehedem, da die Stu50 denten sich ohne Unterlaß miteinander fagbalgten, daher der bekannte Vers kommt: , Wer von Jena kommt ungeschlagen, Der hat von großem Glück zu sagen?""

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Diese Unsinnigkeit ist ganz aus der Mode gekommen, und man kann dort anjeßt so wohl als auf anderen Universitäten ein stilles und ruhiges Leben führen, wenn man nur das dic cur hic? observieren will. Bei meinem Abzuge schafften die Durchl. Nutritores Academiae (ernestinischer Linie) die sogenannten Renommisten aus dem Wege und ließen sie zu Eisenach auf die Wartburg in Verwahrung seßen; 6 da haben sie gelernt ruhig sein."

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Und da schlug die Glocke eins.,,Nun muß ich fort“, sagte der König,,,sie warten auf die Suppe." Und da wir aus dem Garten kamen, waren die vier Offiziere noch gegenwärtig auf dem Schloßplate, die gingen mit dem Könige ins Schloß hinein, und kam keiner wieder zurück. Ich blieb auf dem Schloßplate stehen, 10 hatte in 27 Stunden nichts genossen, nicht einen Dreier in bonis zu Brote und war in einer vehementen Hiße vier Meilen im Sande gewatet. Da war's wohl eine Kunst, das Heulen zu verbeißen. In dieser Bangigkeit meines Herzens kam ein Kammerhusar aus dem Schlosse und fragte:,,Wo ist der Mann, der mit meinem Könige in dem Garten gewesen?" Ich antwortete: „Hier!" Dieser führte mich 15 ins Schloß, in ein großes Gemach, wo Pagen, Lakaien und Husaren waren. Der Husar brachte mich an einen kleinen Tisch, der war gedeckt, und stand darauf: eine Suppe, ein Gericht Rindfleisch, eine Portion Karpfen mit einem Gartenfalat, eine Portion Wildbret mit einem Gurkensalat. Brot, Messer, Gabel, Löffel und Salz war alles da. Der Husar präsentierte mir einen Stuhl und sagte:,,Die Essen, die so hier auf dem Tische stehen, hat Ihm der König auftragen lassen und befohlen, Er sell Sich satt essen, Sich an niemand kehren, und ich soll servieren. Nun also frisch daran!" 3ch war sehr betreten und wußte nicht, was zu tun sei; am wenigsten wollte mir's in den Sinn, daß des Königs Kammerhusar auch mich bedienen sollte. Ich nötigte ihn, sich zu mir zu setzen; als er sich weigerte, tat ich, wie er gesagt 25 hatte, und ging frisch daran, nahm den Löffel und fuhr tapfer ein. Der Husar nahm das Fleisch vom Tische und setzte es auf die Kohlenpfanne; ebenso kontinuierte er mit Fleisch und Braten und schenkte Wein und Bier ein. Ich aß und trant mich recht satt. Den Konfekt, dito einen Teller voll großer, schwarzer Kirschen und einen Teller voll Birnen packte mein Bedienter ins Papier und senkte mir so solche in die Tasche, auf dem Rückwege eine Erfrischung zu haben. Und so stand ich benn von meiner königlichen Tafel auf, dankte Gott und dem Könige von Herzen, daß ich so herrlich gespeist worden. Der Husar räumte auf. Den Augenblick darauf trat ein Secretarius herein und brachte ein verschlossenes Resfript an den Packhof, nebst meinen Testimoniis und dem Passe zurück, zählte auf den Tisch fünf Schwanz- z dukaten und einen Friedrichsdor: „Das schicke mir der König, daß ich wieder zurück nach Berlin kommen könnte." Hatte mich nun der Husar ins Schloß hineingeführt, so brachte mich der Secretarius wieder bis vor das Schloß hinaus. Und da hielt ein königlicher Proviantwagen mit sechs Pferden bespannt; zu dem brachte er mich hin und sagte: „Ihr Leute, der König hat befohlen, ihr sollt diesen Fremden mit nach Berlin fahren, 40 aber fein Trinkgeld von ihm nehmen." 3ch ließ mich durch den Secretarium noch einmal untertänigst bedanken für alle königliche Gnade, seyte mich auf und fuhr davon.

Als wir nach Berlin kamen, ging ich sogleich auf den Packhof, gerade in die Expeditionsstube und überreichte das königliche Reskript. Der Oberste erbrach es; bei Lesung desselben verfärbte er sich bald bleich, bald rot, schwieg still und gab es 45 dem zweiten. Dieser nahm eine Prise Schnupftabak, räusperte und schneuzte sich, seßte eine Brille auf, las es, schwieg still und gab es weiter. Der leßte endlich reate sich, ich sollte näher kommen und eine Quittung schreiben, daß ich für meine 400 Reichstaler ganze Bazen soviel an Brandenburger Münzsorten, ohne den mindesten Abzug, erhalten. Meine Summe wurde mir sogleich richtig zugezählt. 60 Darauf wurde der Schaffner gerufen, mit der Order: er sollte mit mir auf die Jüdenstraße in den Weißen Schwan gehen und bezahlen, was ich schuldig wäre und

verzehrt hätte. Dazu gaben sie ihm 24 Taler, und wenn das nicht zureichte, solle er kommen und mehr holen. Das war es, daß der König sagte:,,Er soll seine Gelder cum interesse wiederbekommen", daß der Packhof meine Schulden bezahlen mußte. Es waren aber nur 10 Taler 4 Groschen 6 Pfennige, die ich in 8 Wochen s verzehrt hatte, und so hatte denn die betrübte Historie ihr erwünschtes Ende.

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10. Aus dem Leben Friedrichs des Großen.
Von O. Falch und W. Schwarz.
a. Friesel Bissen.

D. Falch, Was sich die Schlesier vom Alten Friß erzählen. Glogau o. J. S. 9.

Von einem Dorfe in der Liegnitzer Gegend hatte der König durch den Landrat gehört, daß daselbst die Bauern schon wiederholentlich in Strafe genommen werden wären, weil sie sich durchaus weigerten, Kartoffeln anzubauen, wie durch den Minister Schlabrendorf angeordnet war, indem sie behaupteten, man bekäme von den Kartoffeln das Friesel (Fieber), weshalb sie solche auch Frieselbissen nannten. Friedrich 16 hatte darauf dem Landrat, dem General Anhalt und anderen Personen in Liegnit aufgegeben, nicht nur die Bauern eines Besseren zu belehren, sondern auch für ihre Haushaltungen Kartoffeln zu verbrauchen, damit das dumme Volk solchen Beispielen nachfolge. Das alles aber hatte nichts geholfen.

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Nach den Hungerjahren 1771 und 1772 passierte der König einst dies Dorf 20 und war erstaunt, in dessen Nähe viele schöne Kartoffelfelder zu sehen. Er ließ halten, machte das Buch zu, in dem er, wie gewöhnlich unterwegs, gerade las, und sagte zu den versammelten Bauern: „Na, ihr Hundsfötter, hat euch der Hunger endlich zu Verstande gebracht? Schmecken euch die Frieselbissen jett?" Ach ja!" riefen dumm lächelnd die Bauern. Hat schon einer das Friesel davon 25 gekriegt?" - ,Nee!" war die Antwort. -,,Na, da merkt's euch, daß ich euch nichts Schädliches anrate, sondern es gut mit euch meine, und folgt fünftig beizeiten." Er schlug das Buch wieder auf und ließ weiterfahren. Die Bauern aber sagten:,,A hot olles am Buche stiehn, was passiert is! A wiß halt emol olles!"

Überall veranlaßte der große König die Vorgesetzten in Stadt und Land, fleißig 80 Kartoffeln auf ihren Tisch zu bringen, ja er tat dies selbst zum guten Beispiele für das Volk auf seinen Reisen. So mußte bei seiner Anwesenheit in Brieg stets ein Biertel Kartoffeln gekocht werden. Er selbst aß einige davon, und seine Gäste und Diener mußten ebenfalls welche essen. Ja einigemal ließ er die dampfenden Kartoffeln auf den Balkon des Kommandantenhauses in Brieg (jezt Sperrsche 85 Apotheke) bringen und aß hier einige vor den Augen des Volkes.

b. Der Schulze in Mois bei Löwenberg.

Ebendas., S. 16.

Auf einer Reise in den vierziger Jahren kam der König auch in die Gegend von Löwenberg. Da von Kunststraßen in damaliger Zeit noch keine Rede, das Wetter so längere Zeit schlecht gewesen und die allgemeine Heerstraße, als die beste, so grundlos geworden war, daß schwere Wagen kaum fortzukommen vermochten, so war es kein Wunder, daß auch für den großen König die Reise dadurch oft sehr erschwert wurde, indem außer den schlechten Wegen auch die Postpferde damals in höchst miserablem Zustande waren. So geschah es, daß Friedrich II. auf dieser Reise bei 45 Mois mit seinem schwerbepackten Wagen im Kote stecken blieb. Soviel auch die Postillone ihre Pferde antrieben, so war es ihnen doch nicht möglich, den schweren Wagen, welcher bis an die Achsen im Kote versunken war, herauszuziehen. Endlich, da keine Aussicht zum Fortkommen auf diese Weise war, entschloß sich ein Postillon, den König zu bitten, ein kleines halbes Stündchen so im Wagen auf der Straße zu to halten, indem er auf einem Pferde schnell nach Mois reiten und Vorspann holen

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