193. Der Sommerabend. (1801.) Bon P. Hebel. Alemannische Gedichte, ins Hochdeutsche übertragen von R. Reinid. Leipzig 1858. 6. 07. 1. O sieh, wie ist die Sonne müd', 3. Manch Blümlein hat sie ausstaffiert, Mit Farben so scharmant geziert. Dem Bienchen gab sie seinen Trunk Und sagt zu ihm: Hast auch genung ?" 10 Kam noch ein Käferchen in Eil', Gewiß bekam es auch sein Teil. 4. Manch Samenhülschen sprengt sie auf Und holt den Samen draus herauf. Wie bettelten die Vögelchen, 25 Wie wezten sie die Schnäbelchen! Und keins geht hungrig doch zu Bett', Das nicht sein Teil im Kröpfchen hätt'. 5. Der Kirsche, die am Baume lacht, Hat rote Backen sie gemacht. so und wo im Feld die Uhre schwankt, Und wo am Pfahl die Rebe rankt, Gleich kümmert sich die Sonne drum, Hängt ihnen Laub und Blüten um. 6. Und auf der Bleiche, seht doch an! 35 Macht sie sich Arbeit, wo sie kann. Das hat dem Bleicher schon behagt, 8. Drum ist sie jest so schrecklich müd' 9. Da ist sie weg! Behüt dich Gott! 10. Die gute Frau, wie schade drum, 11. Er macht solang', der närr'sche Wicht, 12. Ich denk', wir gehen auch ins Neft. 194. Hoffnung. (1797.) Bon F. v. Schiller. Sämtliche Schriften. Historisch-kritische Ausgabe von K. Goedele Stuttgart 1867. TL XI, S. 261 1. Es reden und träumen die Menschen viel Bon bessern künftigen Tagen, 45 Nach einem glücklichen, goldenen Ziel Sieht man sie rennen und jagen, Die Welt wird alt und wird wieder jung, Doch der Mensch hofft immer Verbesserung! 2. Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein, 50 Sie umflattert den fröhlichen Knaben, Den Jüngling locket ihr Zauberschein, Sie wird mit dem Greis nicht begraben. 3. Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn, 195. Wandrers Nachtlieder. Bon W. v. Goethe. Berle. Rach den vorzüglichsten Quellen revidierte Ausgabe. Berlin 1868. TL. L. (Gedichte. Herausgegeben von 8. Strehlte.) S. 62. 63. Sämtliche Werle. Herausgegeben von Chr. Th. Schwab. Stuttgart und Tübingen 1846. Bd. I (Gedichte und Hyperion), S. 96. Ringsum ruhet die Stadt, still wird die erleuchtete Gasse, Wohl zufrieden zu Haus'; leer steht von Trauben und Blumen, Still in dämmriger Luft ertönen geläutete Glocken, Und, der Stunden gedenk, rufet ein Wächter die Zahl. Jetzt auch kommet ein Wehn und regt die Gipfel des Hains auf. 197. Ich sah den Wald sich färben. Von E. v. Geibel. Gesammelte Werke. Stuttgart 1883. 1. Ich sah den Wald sich färben, 2. Durchs Feld vom Herbstgestäude 3. Dein Lenz, der blütenvolle, Bd. II (Juniuslieder), S. 67. 4. Da vlöglich floß ein klares Getön in Lüften hoch: Ein Wandervogel war es, Der nach dem Süden zog. 5. Ach, wie der Schlag der Schwingen, Das Lied ins Ohr mir kam, Fühlt' ich's wie Trost mir dringen Zum Herzen wundersam. 6. Es mahnt' aus heller Kehle 15 20 25 30 36 40 45 50 198. Zwei Lieder. Lieder. (Herausgegeben von C. Schlüter.) Paderborn und Münster 1887. a. Die Bäume. (1821.) [8. 111.] 1. Wohl alle Werke meines Herrn 2. Sie lehren mich manch heilsam Stück 10 Für meinen Pilgerlauf, Und ziehn wohl oftmals meinen Blick 3. Die alte, hohe Eiche spricht: 4. Die Linde sagt: „Sei mild gesinnt, Sei friedlich, sonder Harm, Und breite jedem Mäden lind so Den schattenreichen Arm." 9. Ihr lieben Bäume, mahnet noch Recht oft mein irdisch Herz Und wendet meine Seele doch In Sehnsucht himmelwärts. b. Aufforderung. (Wiedenbrück 1867.) (S. 141.] 1. Hörst du der Vöglein Weisen Lieblich im grünenden Hain 80 2. Grüßt dich der farbige Bogen. 36 45 3. Winkt dir der Obstbäume Segen, Wogen dir nahe und fern Goldene Saaten entgegen: 4. Siehst du die Sternlein erglühen, 5. Schwinge dich auf aus dem Staube, Der dich belastend umgibt; Liebe und hoffe und glaube, Daß Gott als Vater dich liebt. 199. Hoffen und Bangen. (April 1832.) Bon F. Rückert. Gesammelte poetische Werke. Frankfurt a. M. 1868. Bb. VII, S. 382. 1. Etwas wünschen und verlangen, Etwas hoffen muß das Herz, Etwas zu verlieren bangen, Und um etwas fühlen Schmerz. 2. Deine Lust und deine Wonne 3. Gleich von unbegrenztem Sehnen, 204. Menschenlos. Für das Haus. Liedergabe. Leipzig 1862. S. 229. 1. Ob dir ein Pfühl, ob karges Moos 2. Ob eine Träne mich begrüßt, 15 20 25 80 35 40 Wir kamen hilflos, schmerzenvoll. 3. Und wie und wo wir immer gehn, 4. Dem zucht der Schmerz im Angesicht, 205. Meeres abend. Von M. Graf Strachwik. Gedichte. Gesamtausgabe. Breslau 1853. S. 248. 1. Sie hat den ganzen Tag getobt 2. Und drüber zittert der Abendwind, Ein mildes, heiliges Wehn, Das ist der Atem Gottes, Der schwebet ob den Seen. 3. Es füßt der Herr aufs Lockenhaupt Und spricht mit fäuselndem Segen: 206. Aufmunterung zur Frende. (1776.) Ben L. Höltn. Gedichte. Herausgegeben von K. Halm. Leipzig 1870. S. 134. (Gekurzt.) 1. Wer wollte sich mit Grillen plagen, 2. Die Freude winkt auf allen Wegen, 6. O, wunderschön ist Gottes Erde, 207. Lied vom Rhein. (1839.) Von J. Mazerath. Zuerst in: Deutscher Musenalmanach von Th. Echtermeyer und A. Ruge. Berlin 1840. S. 918. 1. Mein Heimatland, o du herrlicher Rhein, Du Perle des Westens, grüngoldige Flut, Deine Männer sind stark, deine Frauen sind gut, 48 Es ist eine Lust, dein Kind zu sein! 2. Wie blauet dein Himmel so tief und so flar! Wie wallet in goldenen Ühren das Land, Auf den Hügeln, zu Tal, an der Ebene Rand, 60 Wie schwillest von Segen du wunderbar! |