Schmetterlinge, die ihr noch von dem Duft der Blüten nascht, Herzen, schmeckend Lebenslust, Todeswonnen, lobt den Herrn! Auch des Tropfens, der am Halm hängt geronnen, lobt den Herrn! Die Bedürfnis seines Lobs hat ersonnen, lobt den Herrn! Die ihr sinnt, was niemals wird ausgesonnen, lobt den Herrn! Oder wenn ihr euch im Glanz habt versonnen, lobt den Herrn! Lobt mit allen rauschenden Schöpfungsbronnen, lobt den Herrn! Alle Seelen, in der Glut des Gebetes weihrauchgleich, Lobt mit allen brennenden Morgensonnen, lobt den Herrn! 238. Elegie. In den Ruinen eines alten Bergschlosses geschrieben. (1787.) Von F. v. Matthisson. Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt; 2. Hier auf diesen waldumkränzten Höhen, 3. Dort, wo um des Pfeilers dunkle Traurig flüsternd sich der Efen schlingt S. 39. Ihn umgürtend mit dem Heldenschwert; 5. Eine Donnerwolke, flog der Ritter Oft vom Söller nach des Tales Pfad: 30 35 40 45 50 7. Fröhlich hallte der Pokale Läuten, Dort, wo wild verschlungne Ranken sich Über Uhunester schwarz verbreiten, Bis der Sterne Silberglanz erblich; 6 Die Geschichten schwer erkämpfter Siege, Grauser Abenteu'r im heil'gen Kriege Weckten in der rauhen Heldenbrust Die Erinn'rung schauerlicher Luft. 10 8. O der Wandlung! Grau'n und Nacht umdüstern Nun den Schauplas jener Herrlichkeit, Schwermutsvolle Abendwinde flüstern, Wo die Starken sich des Mahls gefreut, Disteln wanken einsam auf der Stätte, 16 Wo um Schild und Speer der Knabe flehte, Wann der Kriegsdrommete Ruf erklang, Und aufs Kampfroß sich der Vater schwang. 9. Asche sind der Mächtigen Gebeine 10 Tief im dunkeln Erdenschoße nun! Kaum, daß halbversunkne Leichensteine Noch die Stätte zeigen, wo sie ruhn. Viele wurden längst ein Spiel der Lüfte, Ihr Gedächtnis sank wie ihre Grüfte; 25 Vor dem Tatenglanz der Heldenzeit Schwebt die Wolke der Vergessenheit. 10. So vergehn des Lebens Herrlichfeiten, So entfleucht das Traumbild eitler Macht! So versinkt im schnellen Lauf der Zeiten, Was die Erde trägt, in öde Nacht! Lorbeer'n, die des Siegers Stirn umkränzen, Taten, die in Erz und Marmor glänzen, Urnen, der Erinnerung geweiht, Und Gesänge der Unsterblichkeit! 11. Alles, was mit Sehnsucht und Ent- Hier am Staub ein edles Herz erfüllt, 12. Süße Liebe! Deine Rosenauen 239. Elegie bei dem Grabe meines Vaters. (1775.) Bon L. Hölty. Gedichte. Herausgegeben von K. Halm. Leipzig 1870. S. 44. 5. Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet, Den mir Gott aus seiner Urne gab, Schwebe, wann mein Todeskampf beginnet, Auf mein Sterbebett herab: 6. Daß mir deine Palme Kühlung wehe, Kühlung, wie von Lebensbäumen träuft; Daß ich sonder Graun die Täler sehe, Wo die Auferstehung reift; 7. Daß ich mit dir durch die Himmel schwebe, Wonnestrahlend und beglückt, wie du, Und auf einem Sterne mit dir lebe Und in Gottes Schoße ruh'! 8. Grün' indessen, Strauch der Rosenblume, Deinen Purpur um sein Grab zu streu'n! Schlummre, wie im stillen Heiligtume, Hingesäetes Gebein! Und andre die Dänen auf; 10 2. Darinnen liegt begraben Ein ganzes Volksgeschlecht 2), Bäter, Mütter, Brüder, Töchter, Kinder, Wir brachten mit müden Schritten Knaben, Zusammen Herr und Knecht. 3. Die rufen,, Weh" zum Himmel Aus ihrer stummen Gruft 4.,,Wir haben gewohnt in Frieden Zu Hamburg in der Stadt, 5.,,Er hat uns ausgestoßen Bweites 1. Zu Ottensen an der Mauer) Der Kirch' ist noch ein Grab, Darin des Lebens Trauer Ein Held gelegt hat ab. 2. Geschrieben ist der Namen Nicht auf den Leichenstein, Bis hieher unsern Lauf. 8.,,Wir konnten nicht weiter feuchen, Frost, Hunger, Elend und Seuchen, 9.,,Ein ungeheurer Knäuel, 10.,,Der bedt nun unsre Blöße, Man merkt des Jammers Größe 1) Ottensen, früher ein holsteinisches Dorf nahe bei Altona, ist jetzt Vorstadt Altonas. Auf bem Kirchhof zu Ottensen befinden sich die merkwürdigen Gräber. 18 20 25 80 2) Am 30. Mai 1813 rüdte Marschall Davoust mit zahlreichen französischen Truppen_in Hamburg ein. Durch die härtesten Maßregeln, die er schonungslos ins Werk seßte, saben sich so mehr als dreißigtausend Einwohner Hamburgs genötigt, die Stadt zu verlassen, und 1138 davon fanden in der Strenge des Winters ihr Grab in Ottensen. Das Denkmal dieser Unglücklichen befindet sich jetzt vor dem Dammtore in Hamburg, wohin es 1841 nebst den Gebeinen der darunter Rubenden versetzt wurde. Es ist ein antiker Sarkophag von Sandstein mit den bezüglichen Inschriften. *) Seit 1819 ruht der Herzog K. W. Ferdinand_von_Braunschweig nicht mehr an der Mauer der Kirche von Ottensen, sondern in der St. Blasius Kirche in Braunschweig. *) Der greise Herzog K. W. Ferdinand von Braunschweig wurde in der unglücklichen Schlacht bei Jena-Auerstädt (14. Oktober 1806) von einer Musketenkugel getroffen und seiner Augen beraubt. Besinnungslos und mit bluttriefendem Antlige wurde er aus dem Gewühl der Schlacht 45 getragen und auf einer Bahre in sein Erbland und in seine Residenz Braunschweig gebracht. Von bort ließ der blinde Held den Napoleon um Gnade für sein Land und Volt bitten, der aber den unglücklichen Greis noch schmähte und antwortete: Ich kenne teinen souveränen Herzog von Braunschweig, ich kenne nur den preußischer General Braunschweig". Aus Besorgnis, dea Franzosen als Kriegsgefangener in die Hände zu fallen, ließ sich der Herzog mit blutigem Haupte 50 weitertragen bis gen Ottensen, wo er am 10. November starb und sein Grab fand. Sein Sohn, der Öls, fiel am 16. Juni 1815 bei Quatre-Bras im Kampfe gegen Ney. Kehru. Kriebißsch, Deutsches Lesebuch. II. 16. Aufl. 27 4. Der Lorbeerkranz entblättert, 5 5. Nicht, wo er war geboren, 6. Umirrend mit den Scherben 7. Das erst noch mußt: denken Der Zukunft lange Not, 15 Eh' es sich durfte senken Beschwichtigt in den Tod. 8. Jezt hat sich's hier gesenket, Doch hebt sich's, wie man glaubt, Noch aus der Gruft und denket, 20 Das alte Feldherrnhaupt. 1. Zu Ottensen, von Linden Beschattet, auf dem Plan 30 Ist noch ein Grab zu finden: Dem soll, wer trauert, nahn: 2. Dort in der Linden Schauer Soll lesen er am Stein Die Inschrift, daß die Trauer 35 Ihm mag gelindert sein. 3. Mit seiner Gattin 1) lieget 40 4. Es ist der fromme Sänger, 5. Es ist derselbe Sänger, 45 Der auch die Hermannsschlacht Sang, eh' vom neuen Dränger Geknickt ward Deutschlands Macht. 1) Meta Moller (Cidli), † 1758. Und ruft wohl aus verwundert: " Ein Feldherr ward ich ja! 11.,, Feldherrnamt, wie grausend ! 12.,,Euch hat auf andern Pfaden 13.,,Daß ohne Totenhembe 14.,,Ist keiner mehr am Leben, 15.,,Mit seinen dunkeln Schüßen 16. ,,Jezt kann ich keinen nennen, Drittes Grab. (S. 76.) 6. Ich hoffe, daß in Frieden 8. Es sind der Jahre zehen 9. Sie haben nicht die Linden 10. Wohl hat, als dumpfer Brodem 11. Wohl ist, als hier den Flügel Die Freiheit wiederschwang, Klopstock, beinem Hügel Enttönt ein Freudenklang. 12. Und wenn ein sinn'ger Waller Umher die Gräber jezt Beschaut, tret' er nach aller Beschau'n an dies zuleßt. 13. Wenn dort ein trübes Stöhnen Den Busen hat geschwellt, So ist, als zum Versöhnen, Dies Grab hieher gestellt. 14. Die Tränen der Vertriebnen, Des Feldherrn dumpfe Gruft Verschwinden vorm beschriebnen Stein unterm Lindendust; 15. Wo wie in goldnen Streifen Das Wort des Sängers steht: „Saat, von Gott gesät, Dem Tag der Garben zu reifen". 10 C. Proben aus der dramatischen Poche. 241. Schußscene aus „Wilhelm Tell“. (1804.) Von Fr. v. Schiller. Sämtliche Schriften. Histor-krit. Ausgabe von K. Goedele Stuttgart 1867. EL XIV, S. 849 (8. Aufzug, 8. Scene). [Wiese bei Altorf. Im Vordergrund Bäume, in der Tiefe der Hut auf einer Stange. Der Prospekt wird begrenzt durch den Bannberg, über welchem ein Schneegebirg emporragt.] Frießhardt und Lenthold halten Wache. Wir passen auf umsonst. Es will sich niemand Nur schlecht Gesindel läßt sich sehn und schwingt Sie müssen über diesen Plaß, wenn sie Höre, Gesell, es fängt mir an zu deuchten, 15 |