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Schmetterlinge, die ihr noch von dem Duft der Blüten nascht,
Schmetterlinge, die ins Licht schon zerronnen, lobt den Herrn!
Geister, eingeengt in Nacht, oder aufgeflammt ins Licht,

Herzen, schmeckend Lebenslust, Todeswonnen, lobt den Herrn!
Die ihr mit dem Flügelschlag glühender Begeistrung_strebt,
Oder fördert euer Werk still besonnen, lobt den Herrn!
Lobt den Herrn, des Lichtgewand auch durch dunkle Fäden wächst,
Die ein unscheinbarer Fleiß hat gesponnen, lobt den Herrn!
Lobt den Herrn, des Angesicht lächelnd in den Spiegel schaut

Auch des Tropfens, der am Halm hängt geronnen, lobt den Herrn!
Lobt den Herrn, der loben sich gern in allen Sprachen hört,

Die Bedürfnis seines Lobs hat ersonnen, lobt den Herrn!
Ob das Blatt am Zweige rauscht, ob des Menschen Zunge tönt,
Ob ein Engel höhern Gruß sich ersonnen, lobt den Herrn!
Alle, die ihr euren Gott fühlet, ahnet, denket, schaut,

Die ihr sinnt, was niemals wird ausgesonnen, lobt den Herrn!
Wenn in des Gemütes Nacht euch sein erster Schimmer brach,

Oder wenn ihr euch im Glanz habt versonnen, lobt den Herrn!
Alle Sinne, die des Sangs Woge schwellet himmelan,

Lobt mit allen rauschenden Schöpfungsbronnen, lobt den Herrn!

Alle Seelen, in der Glut des Gebetes weihrauchgleich,

Lobt mit allen brennenden Morgensonnen, lobt den Herrn!

238. Elegie. In den Ruinen eines alten Bergschlosses geschrieben. (1787.)

Von F. v. Matthisson.
Gedichte. Zürich 1816.

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Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt;
Nur daß hier, im alternden Gemäuer,
Melancholisch noch ein Heimchen zirpt;
Stille sinkt aus unbewölkten Lüften,
Langsam ziehn die Herden von den Triften,
Und der müde Landmann eilt der Ruh'
Seiner väterlichen Hütte zu.

2. Hier auf diesen waldumkränzten Höhen,
Unter Trümmern der Vergangenheit,
Wo der Vorwelt Echauer mich umwehen,
Sei dies Lied, o Wehmut, dir geweiht!
Trauernd denk' ich, was, vor grauen Jahren,
Diese morschen Überreste waren:
Ein betürmtes Schloß, voll Majestät
Auf des Berges Felsenstirn erhöht!

3. Dort, wo um des Pfeilers dunkle
Trümmer

Traurig flüsternd sich der Efen schlingt
Und der Abendröte trüber Schimmer
Durch den öden Raum der Fenster blinkt,
Segneten vielleicht des Vaters Tränen
Einst den edelsten von Deutschlands Söhnen,
Dessen Herz, der Ehrbegierde voll,
Heiß dem nahen Kampf entgegenschwoll.

S. 39.

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Ihn umgürtend mit dem Heldenschwert;
„Kehre nimmer, oder kehr' als Sieger!
Sei des Namens deiner Väter wert!"
Und des edlen Jünglings Auge sprühte
Todesflammen; seine Wange glühte
Gleich dem aufgeblühten Rosenhain
In der Morgenröte Purpurschein.

5. Eine Donnerwolke, flog der Ritter
Dann, wie Richard Löwenherz, zur Schlacht,
Gleich dem Tannenwald im Ungewitter
Beugte sich vor ihm des Feindes Macht!
Mild, wie Bäche, die durch Blumen wallen,
Kehrt er zu des Felsenschlosses Hallen,
Zu des Vaters Freudentränen-Blick,
In des keuschen Mädchens Arm zurück.
6. Ach! mit banger Sehnsucht blickt' die
Holde

Oft vom Söller nach des Tales Pfad:
Schild und Panzer glühn im Abendgolde,
Nosse fliegen, der Geliebte naht!
3hm die treue Rechte sprachlos reichend,
Steht sie da, errötend und erbleichend;
Aber was ihr sanftes Auge spricht,
Sängen selbst Petrarch und Sappho nicht!

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7. Fröhlich hallte der Pokale Läuten, Dort, wo wild verschlungne Ranken sich Über Uhunester schwarz verbreiten, Bis der Sterne Silberglanz erblich; 6 Die Geschichten schwer erkämpfter Siege, Grauser Abenteu'r im heil'gen Kriege Weckten in der rauhen Heldenbrust Die Erinn'rung schauerlicher Luft.

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8. O der Wandlung! Grau'n und Nacht umdüstern

Nun den Schauplas jener Herrlichkeit, Schwermutsvolle Abendwinde flüstern, Wo die Starken sich des Mahls gefreut, Disteln wanken einsam auf der Stätte, 16 Wo um Schild und Speer der Knabe flehte,

Wann der Kriegsdrommete Ruf erklang, Und aufs Kampfroß sich der Vater schwang.

9. Asche sind der Mächtigen Gebeine 10 Tief im dunkeln Erdenschoße nun! Kaum, daß halbversunkne Leichensteine Noch die Stätte zeigen, wo sie ruhn. Viele wurden längst ein Spiel der Lüfte, Ihr Gedächtnis sank wie ihre Grüfte; 25 Vor dem Tatenglanz der Heldenzeit Schwebt die Wolke der Vergessenheit.

10. So vergehn des Lebens Herrlichfeiten,

So entfleucht das Traumbild eitler Macht! So versinkt im schnellen Lauf der Zeiten, Was die Erde trägt, in öde Nacht! Lorbeer'n, die des Siegers Stirn umkränzen, Taten, die in Erz und Marmor glänzen, Urnen, der Erinnerung geweiht,

Und Gesänge der Unsterblichkeit!

11. Alles, was mit Sehnsucht und Ent-
zücken

Hier am Staub ein edles Herz erfüllt,
Schwindet gleich des Herbstes Sonnenblicken,
Wenn ein Sturm den Horizont umhüllt.
Die am Abend freudig sich umfassen,
Sieht die Morgenröte schon erblassen;
Selbst der Freundschaft und der Liebe Glüc
Läßt auf Erden keine Spur zurück.

12. Süße Liebe! Deine Rosenauen
Grenzen an bedornte Wüstenei'n,
Und ein plögliches Gewittergrauen
Düstert oft der Freundschaft Ätherschein.
Hoheit, Ehre, Macht und Ruhm sind eitel!
Eines Weltgebieters stolzen Scheitel
Und ein zitternd Haupt am Pilgerstab
Deckt mit einer Dunkelheit das Grab!

239. Elegie bei dem Grabe meines Vaters. (1775.)

Bon L. Hölty.

Gedichte. Herausgegeben von K. Halm. Leipzig 1870. S. 44.

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5. Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet,

Den mir Gott aus seiner Urne gab, Schwebe, wann mein Todeskampf beginnet, Auf mein Sterbebett herab:

6. Daß mir deine Palme Kühlung wehe, Kühlung, wie von Lebensbäumen träuft; Daß ich sonder Graun die Täler sehe, Wo die Auferstehung reift;

7. Daß ich mit dir durch die Himmel schwebe, Wonnestrahlend und beglückt, wie du, Und auf einem Sterne mit dir lebe Und in Gottes Schoße ruh'!

8. Grün' indessen, Strauch der Rosenblume, Deinen Purpur um sein Grab zu streu'n! Schlummre, wie im stillen Heiligtume, Hingesäetes Gebein!

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Und andre die Dänen auf;

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2. Darinnen liegt begraben

Ein ganzes Volksgeschlecht 2),

Bäter, Mütter, Brüder, Töchter, Kinder, Wir brachten mit müden Schritten

Knaben,

Zusammen Herr und Knecht.

3. Die rufen,, Weh" zum Himmel

Aus ihrer stummen Gruft
Und werden's rufen zum Himmel,
Wann die Drommet' einst rust.

4.,,Wir haben gewohnt in Frieden

Zu Hamburg in der Stadt,
Bis uns daraus vertrieben
Ein fremder Wütrich hat.

5.,,Er hat uns ausgestoßen
Im Winter zur Stadt hinaus,
Die Hungernden, Nackenden, Bloßen;
Wo finden wir Dach und Haus?

Bweites

1. Zu Ottensen an der Mauer) Der Kirch' ist noch ein Grab, Darin des Lebens Trauer

Ein Held gelegt hat ab.

2. Geschrieben ist der Namen

Nicht auf den Leichenstein,

Bis hieher unsern Lauf.

8.,,Wir konnten nicht weiter feuchen,
Erschöpft war unsere Kraft;

Frost, Hunger, Elend und Seuchen,
Sie haben uns hingerafft.

9.,,Ein ungeheurer Knäuel,
Zwölfhundert oder mehr;
Es zieht sich über den Greuel
Ein dünner Rasen her.

10.,,Der bedt nun unsre Blöße,
Ein Obdach er uns gab;

Man merkt des Jammers Größe
Nicht an dem kleinen Grab.“

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1) Ottensen, früher ein holsteinisches Dorf nahe bei Altona, ist jetzt Vorstadt Altonas. Auf bem Kirchhof zu Ottensen befinden sich die merkwürdigen Gräber.

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2) Am 30. Mai 1813 rüdte Marschall Davoust mit zahlreichen französischen Truppen_in Hamburg ein. Durch die härtesten Maßregeln, die er schonungslos ins Werk seßte, saben sich so mehr als dreißigtausend Einwohner Hamburgs genötigt, die Stadt zu verlassen, und 1138 davon fanden in der Strenge des Winters ihr Grab in Ottensen. Das Denkmal dieser Unglücklichen befindet sich jetzt vor dem Dammtore in Hamburg, wohin es 1841 nebst den Gebeinen der darunter Rubenden versetzt wurde. Es ist ein antiker Sarkophag von Sandstein mit den bezüglichen Inschriften.

*) Seit 1819 ruht der Herzog K. W. Ferdinand_von_Braunschweig nicht mehr an der Mauer der Kirche von Ottensen, sondern in der St. Blasius Kirche in Braunschweig.

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*) Der greise Herzog K. W. Ferdinand von Braunschweig wurde in der unglücklichen Schlacht bei Jena-Auerstädt (14. Oktober 1806) von einer Musketenkugel getroffen und seiner Augen beraubt. Besinnungslos und mit bluttriefendem Antlige wurde er aus dem Gewühl der Schlacht 45 getragen und auf einer Bahre in sein Erbland und in seine Residenz Braunschweig gebracht. Von bort ließ der blinde Held den Napoleon um Gnade für sein Land und Volt bitten, der aber den unglücklichen Greis noch schmähte und antwortete: Ich kenne teinen souveränen Herzog von Braunschweig, ich kenne nur den preußischer General Braunschweig". Aus Besorgnis, dea Franzosen als Kriegsgefangener in die Hände zu fallen, ließ sich der Herzog mit blutigem Haupte 50 weitertragen bis gen Ottensen, wo er am 10. November starb und sein Grab fand. Sein Sohn, der Öls, fiel am 16. Juni 1815 bei Quatre-Bras im Kampfe gegen Ney.

Kehru. Kriebißsch, Deutsches Lesebuch. II. 16. Aufl.

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4. Der Lorbeerkranz entblättert,
Den auf dem Haupt er trug,
Die Stirn vom Schlag zerschmettert,
Der ihn bei Jena schlug.

5 5. Nicht, wo er war geboren,
Hat dürfen sterben er,
Von seines Braunschweigs Toren
Kam irrend er hieher;

6. Umirrend mit den Scherben
10 Des Haupts von Land zu Land,
Das, eh' er konnte sterben,
Erst allen Schmerz empfand;

7. Das erst noch mußt: denken Der Zukunft lange Not, 15 Eh' es sich durfte senken Beschwichtigt in den Tod.

8. Jezt hat sich's hier gesenket, Doch hebt sich's, wie man glaubt, Noch aus der Gruft und denket, 20 Das alte Feldherrnhaupt.

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1. Zu Ottensen, von Linden Beschattet, auf dem Plan 30 Ist noch ein Grab zu finden: Dem soll, wer trauert, nahn: 2. Dort in der Linden Schauer Soll lesen er am Stein Die Inschrift, daß die Trauer 35 Ihm mag gelindert sein.

3. Mit seiner Gattin 1) lieget
Und ihrem Sohne dort
Ein Sänger, der besieget
Den Tod hat durch ein Wort.

40 4. Es ist der fromme Sänger,
Der fang des Heilands Sieg,
Zu dem er, ein Empfänger
Der Palm', im Tod entstieg.

5. Es ist derselbe Sänger, 45 Der auch die Hermannsschlacht Sang, eh' vom neuen Dränger Geknickt ward Deutschlands Macht.

1) Meta Moller (Cidli), † 1758.

Und ruft wohl aus verwundert:

"

Ein Feldherr ward ich ja!

11.,, Feldherrnamt, wie grausend !
Um mich, den Feldherrn, her
Gelagert sind die Tausend,
Ein großes Schmerzensheer.

12.,,Euch hat auf andern Pfaden
Und doch aus gleichem Grund
Der Tod hieher geladen,
Ihr seid mit mir im Bund.

13.,,Daß ohne Totenhembe
3hr auf den Gräbern sizt,
Das schmerzt mich, weil der Fremde
Noch steht in Purpur ist.

14.,,Ist keiner mehr am Leben,
Den Purpur auszuziehn
Dem Fremden und zu geben
Euch nackten Toten ihn?

15.,,Mit seinen dunkeln Schüßen
Der 18, mein wadrer Sohn,
Der könnte wohl euch nüßen,
Doch fiel auch der nun schon.

16. ,,Jezt kann ich keinen nennen,
Da ihn der Tod geraubt;
Und schmerzlich fühl' ich brennen
Die Spalt' in meinem Haupt."

Drittes Grab. (S. 76.)

6. Ich hoffe, daß in Frieden
Er ruht indes in Gott,
Nicht fah bei uns hienieden
Des Feinds Gewalt und Spott.
7. Und so auch ruht im Grabe
Sein unverstört Gebein,
Als ob geschirmt es habe
Ein Engel vorm Entweih'n.

8. Es sind der Jahre zehen
Boll Druck und Tyrannei,
Voll ungestümer Wehen
Gegangen dran vorbei.

9. Sie haben nicht die Linden
Gebrochen, die noch wehn,
Und nicht gemacht erblinden
Die Schrift, die noch zu sehn.

10. Wohl hat, als dumpfer Brodem
Der Knechtschaft uns ungab,
Ein leiser Freiheitsodem
Geweht von diesem Grab.

11. Wohl ist, als hier den Flügel Die Freiheit wiederschwang, Klopstock, beinem Hügel Enttönt ein Freudenklang.

12. Und wenn ein sinn'ger Waller Umher die Gräber jezt Beschaut, tret' er nach aller Beschau'n an dies zuleßt.

13. Wenn dort ein trübes Stöhnen Den Busen hat geschwellt, So ist, als zum Versöhnen, Dies Grab hieher gestellt.

14. Die Tränen der Vertriebnen, Des Feldherrn dumpfe Gruft Verschwinden vorm beschriebnen Stein unterm Lindendust;

15. Wo wie in goldnen Streifen Das Wort des Sängers steht:

„Saat, von Gott gesät,

Dem Tag der Garben zu reifen".

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C. Proben aus der dramatischen Poche.

241. Schußscene aus „Wilhelm Tell“. (1804.)

Von Fr. v. Schiller.

Sämtliche Schriften. Histor-krit. Ausgabe von K. Goedele Stuttgart 1867. EL XIV, S. 849 (8. Aufzug, 8. Scene). [Wiese bei Altorf. Im Vordergrund Bäume, in der Tiefe der Hut auf einer Stange. Der Prospekt wird begrenzt durch den Bannberg, über welchem ein Schneegebirg emporragt.]

Frießhardt und Lenthold halten Wache.
Frießhardt.

Wir passen auf umsonst. Es will sich niemand
Heran begeben und dem Hut sein' Reverenz
Erzeigen. 's war doch sonst wie Jahrmarkt hier,
Jezt ist der ganze Anger wie verödet,
Seitdem der Popanz auf der Stange hängt.
Leuthold.

Nur schlecht Gesindel läßt sich sehn und schwingt
Uns zum Verdrieße die zerlumpten Mügen.
Was rechte Leute sind, die machen lieber
Den langen Umweg um den halben Flecken,
Ch' fie den Rüden beugten vor dem Hut.
Frießhardt.

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Sie müssen über diesen Plaß, wenn sie
Bom Rathaus tommen um die Mittagsstunde.
Da meint' ich schon, 'nen guten Fang zu tun,
Denn keiner dachte dran, den Hut zu grüßen.
Da sieht's der Pfaff, der Rösselmann, — kam just
Von einem Kranken her und stellt sich hin
Mit dem Hochwürdigen, grad' vor die Stange-
Der Sigrist mußte mit dem Glöcklein schellen,
Da fielen all' aufs Knie, ich selber mit,
Und grüßten die Monstranz, doch nicht den Hut.-
Leuthold.

Höre, Gesell, es fängt mir an zu deuchten,
Wir stehen hier am Pranger vor dem Hut,

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