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Gottlosigkeit bedeutet, breit ausgeführt. Aber es scheint in der That, wie mich Stade belehrt, das persönliche Erlebnis Hoseas mit einer Hure die Veranlassung dieses Bildes in seiner Predigt gewesen zu sein. Auch noch in später Zeit finden sich in jüdischer Litteratur (s. die Angabe in Webers altsynagogaler Theologie 51) die allgemeinen Wendungen von der Gesetzgebung als der Hochzeit Gottes mit Israel; alle Völker konnten das Liebesverhältnis zwischen Jehova und Israel nicht zerstören. Ich vermag den Ursprung und die Tragweite solcher vereinzelten und gelegentlichen Wendungen nicht zu beurteilen.

Weiter zu belegen, wie gerade in der Liturgie der griechischen Kirche das Bild in den immer gleichen Wendungen weiterlebt, auch der einzelne des öftern als νυμφίος oder νύμφη und mehrfach beides in einem Satze bezeichnet wird,1 wäre für uns zwecklos. Immer wieder wird in Anlehnung an Psalm XVIII 5 und Lucas V 34f. das Bild von Christus, dem Bräutigam der Menschheit oder der Kirche, ausgemalt. Statt vieler mag eine Ausführung hier stehen, die zeigen kann, wie weit die Sprache der alten lateinischen Kirche in der Ausmalung des ihr geläufigen Bildes gehen konnte: [Augustin] serm. app. 120, 8: divinitati spons atus homo, praemium accipit caro. procedit Christus quasi sponsus de thalamo suo, praesagio nuptiarum exit ad campum saeculi, cucurrit sicut gigas exultando per viam; pervenit usque ad crucis torum et ibi firmavit ascendendo coniugium; ubi cum sentiret anhelantem in suspiriis creaturam commercio pietatis se pro coniuge dedit ad poenam; tradidit quoque carbunculum tamquam si sanguinis gemmam et copulavit sibi perpetuo iure matronam.

Eines der lehrreichsten Aktenstücke für die Kraft und Bedeutung, die dieses Bild auch in der Frömmigkeit vieler einzelner Christen in jenen Zeiten besass, ist der Brief des Hieronymus an Eustochium de custodia virginitatis. In allen Variationen wird das Thema von der Verlobung mit dem Bräutigam Christus abgespielt und auch besonders

I S. z. B. die Liturgie des Chrysostomos bei Brightmann p. 355.

die Stellen des Hohenliedes werden in entsprechender Deutung herangezogen. Es mag die Menschlichkeit der Vorstellung von der Verlobung mit Christus vielleicht am besten charakterisieren die Stelle, wo er die Mutter der Eustochium beruhigt (c. 20, I p. 103 Vall.). „Bist du unwillig, dafs sie nicht die Gattin eines untergeordneten Soldaten, sondern des Königs selber werden will? Sie hat dir eine grofse Wohlthat erwiesen, du bist die Schwiegermutter Gottes geworden": socrus dei esse coepisti. Wer so etwas im heiligsten Ernste auszusprechen wagt, dem mufs der Gedanke von der Brautschaft mit Gott etwas sehr reelles sein.

Dafs bis heute in den römischen Sakramentarien das Bild der Ehe mit Christus in der Konsekration der Jungfrauen eine besondere Bedeutung hat, ist nur natürlich. So bildlich das gemeint ist und als Bild eben bei dieser Weihe so naheliegend, man staunt doch, wie eine uralte Form religiöser Mystik mit ungeschwächter Kraft wieder lebendig wird. Das mittelalterliche Prototyp der Christusbräute ist die heil. Katharina und die Aufgabe der Darstellung ihrer Verlobung mit dem Christuskinde hat die Renaissancekunst mächtig angezogen. Man sieht, wie real auch da die Brautschaft vorgestellt ist. Ich kann mir nicht versagen, für Leser, denen diese Gedankenreihen nicht bekannt sind, ein fast offizielles Dokument gleicher Bildlichkeit vom 8. Okt. 1900 hier einzufügen. An diesem Tage wurde Krescenzia Höfs aus Kaufbeuren in der Peterskirche selig gesprochen. Ein Gemälde war zur Stelle, das die mystische Hochzeit der neuen Seligen mit dem Heiland darstellte. Darüber stand geschrieben: Iesus Christus D. N. Crescentiam virginem sacra instituti vota nuncupaturam adstante matre sanctissima angeloque tutelari eius deducente dato anulo sibi despondit.1

Ist in diesem einen Fall der consecratio virginum

I Ich werde darauf aufmerksam gemacht, dafs in Tirol, wenn der Priester in seinem Heimatsorte die erste Messe lese, ein Hochzeitsmahl arrangiert werde, bei dem ein Mädchen die Braut d. i. die Kirche darstellt, der junge Priester den Bräutigam. Ein Zeugnis habe ich bisher nicht finden können.

jenes Bild noch heute Bestandteil kirchlicher Liturgie, so hat es freilich ein noch viel unmittelbareres Leben

gehabt in der mittelalterlichen Mystik.1 Es ist gerade da nicht selten so aufserordentlich sinnlich lebendig, dafs einige Beispiele zum Verständnisse dieser Art der Gottvereinigung immerhin sehr nützlich sein können. Eine Vision der Adelheid Langmann († 1375) lautet: da sprach si: 'sag mir liber herre, waz ist daz grozt heiligtum, daz auf ertreich ist? da sprach er: 'daz ist mein heiliger leichnam, den man altag wandelt. und sprach da: 'mein gemintez lip', und prait sein arm auf und umving si und druket si an sein gotleich hertz, daz si dankt, si klebot in im als ain wahs in ainem insigel und mer denne vir wochen war er ir gegenwertik ein irem herzen als sie in gesehen hat.3 In Margarete Ebners (geb. um 1240) Offenbarungen heisst es1: frawe dich, daz dir din herre und din got diner sel as nah ist, wan du bist min gemahel, so bin ich din lieb. Du bist min fröde, so bin ich din fröd. du bist min lust, so bin ich din lust. din wonung ist in mir, so ist min wonung in dir. lid mich durch mine minne, ich wil dir lonen mit mir selber und wil alle din begirde mit mir erfüllen, und wil dir geben daz aug nie sach, ore nie gehort und in menschlich herze nie kom und wil dir min hailig gotheit geben ze dim ewigen niezzen. Ich denke nicht daran, diese Visionen krankhafter Weiber für das Verständnis alter liturgischer Bilder direkt verwenden zu wollen. Aber wenn noch so „,psychopathisch" und mystisch, über die Formen, die dem menschlichen Denken möglich sind zur Erfassung der Vorstellung von der Einheit mit dem Göttlichen, können auch sie nicht hinaus. Trotz allem kann auch in der KCTαCIC

I Herman Haupt hat mich auf diesem Gebiete freundlich beraten und mir noch sehr vieles nachgewiesen, das hier nicht angeführt werden kann. Einige Paradigmata müssen genügen.

2 Offenbarungen der A. L., Klosterfrau zu Engelthal, hrsgg. von Philipp Strauch, Quellen u. Forschungen XXVI 67.

3 Ganz ähnliches s. Leben und Gesichte der Christina Ebnerin von Lochner S. 16.

4 Margarete Ebner und Heinrich von Nördlingen, ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Mystik von Ph. Strauch 1882 149, 18ff.

niemand aus seiner Haut. Die mittelalterliche Mystik aber könnte mancherlei aus dem Altertum unvollkommen Bekanntes durch die Analogie ihrer reichlichen Überlieferungen verständlicher machen. Auch das Altertum hatte seine Kassandren und Sibyllen, die von Apollon geliebt sind, die von ihm entzückt und überwältigt in seinen Umarmungen weissagen. Es scheint eine religionsgeschichtliche Thatsache zu sein: die ursprünglichsten rohesten Vorstellungen einer Vereinigung mit Gott und die der exaltiertesten Mystik begegnen sich immer in den religiösen Bildern, in denen sie denken.

3.

Die engste leibliche Gemeinschaft zweier Menschen gab das Bild der Gott-Vereinigung. Das nächste Bild bietet sich wiederum ganz von selbst dar. Die danach engste irdische Verbundenheit ist die zwischen Vater und Sohn, Mutter und Kind. Jeder weifs, welche geradezu unendliche Tragweite im religiösen Denken bis auf den heutigen Tag die Übertragung dieses menschlichen Verhältnisses auf die Beziehung des Menschen zur Gottheit gehabt hat. Das Bild von ehelicher Vereinigung entsprach reinerem religiösem Empfinden sehr bald nicht mehr, weil es von der Gottheit Unwürdiges denken hiefs, wenn die Gedanken an die Befleckung sinnlicher Leidenschaft kaum fern zu halten waren. Tiefere Frömmigkeit hat immer getrachtet über Vorstellungen allzu leiblicher Dinge sich zu erheben, und in Zeiten höherer religiöser Kultur haben sie nur in der exaltierten Mystik erregter weiblicher Wesen wieder eine Stätte gefunden. Das Verhältnis des Kindes zu Vater oder Mutter war allezeit das sittlich reinste und doch jedem das konkret fassbarste. Keine Erhebung und Vergeistigung der Religion hat dieses Bild fallen lassen oder als Gottes unwürdig verworfen. Aber zunächst hat das religiöse Denken auch dieses Bild sehr eigentlich erfasst und Zeugung oder Geburt durch die Gottheit in voller Analogie der menschlichen Vorgänge geglaubt.

Nicht so unmittelhar, aber noch in stark konkreter

Denkweise verwendet die Mithrasliturgie diesen Vorstellungskreis. Er gestaltet einige der hauptsächlichsten religiösen Formeln, die ihre liturgische Terminologie beherrschen. Der Myste bezeichnet sich als heute von Gott neugezeugt σήμερον τούτου ὑπό του μεταγεννη

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OÉVTOC in den Worten, die Helios für ihn an Mithras selbst richten soll (12, 3 ff.) er sagt „denn ich bin der Sohn" (6, 2), doch wohl in dem gleichen Sinne. Und wenn TéKVOV im Anfang nur in liturgischem Sinne das Kind bedeutet, das durch göttliche Neuzeugung die Unsterblichkeit empfängt, so wissen wir ja, dass die, welche den höchsten Grad in der Hierarchie des Mithrasklerus einnahmen und wahrscheinlich an des Gottes Statt die Neueinzuweihenden aufzunehmen hatten, παтépec hiessen. Porphyrios 1 sagt ausdrücklich von Mithras πάντων ποιητοῦ καὶ πατρὸς Μίθρου. 2 Auch Helios, der in unserm Texte der Sohn des Mithras ist und der Mittler zwischen ihm und dem Mysten, wird sonst mannigfach ατρ genannt,3 Nicht anders wird es zu verstehen sein, wenn in der Liturgie (6, 12) die Sonne (hier als díckoс bezeichnet),,mein Vater, der Gott" heifst. Und natürlich ist ja Helios, der Erstling der Geweihten, auch ein πατńр, wie allezeit im Kult die Höchsten hiessen. Bald ist also der Myste gleichermassen wie Helios von Mithras,,gezeugt", Mithras ist sein wie des Helios Vater; bald ist Helios des Mysten Vater und Helios ist eins mit dem Vater: Ἥλιος Μίθρας. Ich gehe auf die weitreichenden Vorstellungsreihen, die aus der Einsetzung eines Mittlers zwischen Gott und Menschen sich geradezu mit Naturnotwendigkeit entwickeln, absichtlich hier nicht näher ein.

Dagegen wird nun in dem Zusammenhange der angeregten Gedanken ein liturgischer Spruch der unter

I De antro nymph. c. 6, C. II 40.

2 Iulian in den Caesares p. 336c τον πατέρα Μίθραν (C. II 16).

3 C. I 345, so heifst es z. B. von Iulian bei Eunapios Hist. fr. 24, p. 229 hist. min. Dind. Ἰουλιανὸς ἐν ταῖς ἐπιστολαῖς ἴδιον [πατέρα] ἀνακαλεῖ τὸν ἥλιον.

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