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Mystik bezeugt. Die stoische Philosophie hat eben solche Einheit des Vaters und des Sohnes in ihrer Weise formuliert. Nicht das Christentum hat einen Satz zum erstenmale geschaffen wie er im johanneischen Evangelium steht (Χ 30) ἐγὼ καὶ ὁ πατὴρ ἕν ἐςμεν. Eine Lehre des Chrysippos im 2. Buche des Werkes πЄρì leŵv hat Usener (Rhein. Mus. LV 293) aus Philodems Schrift πeρì Euceẞeíac p. 80 Gomp. ins rechte Licht gestellt: άπανтά [τ] ἐστὶν αἰθήρ, ὁ αὐτὸς ὢν καὶ πατὴρ καὶ υἱός, [ὡς] κὰν τῷ πρώτῳ μὴ μάχεσθαι τὸ τὴν Ῥέ[α]ν καὶ μητέρα [τοῦ] Διὸς εἶναι καὶ θυγα]τέρα. Zeus war dem Chrysippos,,der mythologische und theologische Ausdruck" des physikalischen Begriffs aieńp. Nach p. 79, 25 war der Sohn Apollo. In die Mithraslehre übertragen müsste ganz von selbst Zeus zum Mithras und Apollo zum Helios werden; Mithras war ja das Licht, der aiðńp. Hier war die Einheit des Lichts und der Sonne schon durch die Lehren des Kultes besonders nahe gelegt.

Ausser jenem stoischen Zeugnis giebt es ein analoges aus astrologischer Litteratur, die ja sehr vielfach von der Stoa beeinflusst war. Ein Gebet in dem Vorwort des fünften Buches der Mathesis des Firmicus Maternus (§ 3) lautet so: quicumque es deus, qui per dies singulos caeli cursum celeri festinatione continuas. . tu tibi pater ac filius uno vinculo necessitudinis obligatus, tibi supplices manus tendimus. Es ist auch hier der grofse Weltengott und Lichtgott, der den Lauf des Himmels und der Sterne lenkt, und zugleich der Sonnengott: der gewöhnliche Stoiker nannte jenen Zeus, diesen Apollon. Wir würden uns nach allem nicht wundern, auch hier in astrologischem Glauben die Nachwirkung stoischer Lehre zu finden. Wir wissen andererseits, wie eng die Mithraslehren mit denen der Astrologie zusammenhingen. Ist von der Astrologie die Vorstellung von dem Äther- und Sonnengott, der Vater und Sohn zugleich sei, den Mithrasmystikern an die Hand gegeben worden? Stammt beides aus der Stoa? Hat bereits christliche Lehre mit eingewirkt? Ich weiss es nicht.

4.

Das Bild von der Gotteskindschaft des Geweihten ist unmittelbar verbunden mit dem Bilde seiner neuen Geburt, seiner Wiedergeburt. So war dieses letztere Bild in der vorhin betrachteten Gruppe liturgischer Denkformen mehrfach gar nicht zu trennen von jenem ersten. Die Vorstellungen vom Sterben des ,,alten", des frühern Menschen und dem Geborenwerden eines neuen Menschen hatten in den religiösen Gedanken und Riten vieler Völker eine hervorragende Stelle.

Man muss sich klar machen, dafs das ursprüngliche Denken der Menschen die Vorstellung der Entwicklung nicht kennt, sondern sowohl natürliche Wandlungsprozesse als religiöse Umgestaltung, etwa ein „,Bekehren" irgend welcher Art als einen einmaligen Akt der Verwandlung des Menschen, der Entstehung eines neuen Menschen auffafst. Die Bekehrung besteht dann zumeist in der Aufnahme, der Einweihung in einen Bund, einen Geheimbund, der tiefere Kenntnis und höhere Kräfte als die andern zu besitzen glaubt. Der eine Mensch stirbt, der andere wird geboren. Es ist aufserordentlich wichtig zu begreifen, wie spät die Menschen auch noch in Völkern hoher Kultur den Begriff einer Entwicklung erfassen lernen: in gewissen Schichten unseres Volkes ist er noch heute unfassbar und man kann leicht beobachten, wie in volkstümlicheren religiösen Gestaltungen einzelner Sekten und Konventikel die,,Bekehrung" immer wieder als ein mehr oder weniger magischer Wunderakt aufgefasst wird. Hat doch auch die offizielle Dogmatik der christlichen Kirchen den Theorien von den einzelnen Stufen der Bekehrung nur sehr mühsam und unvollkommen den Charakter einer einmaligen magischen Wiedergeburt abgestreift. Und eben dies Bild bleibt ja in solcher Theorie schon deshalb, weil es in den heiligen Schriften so wirksam und geradezu herrschend zum Ausdruck kommt.

Ungewöhnlich lehrreich ist für das Verständnis dieses Bildes in seiner ganzen ursprünglichen Kraft, was uns über seine weitverbreitete Geltung in den Riten und

Bräuchen kulturloser Völker berichtet wird. Bei Negerstämmen am Kongo wie bei Australiern und Südseeinsulanern wird vielfach die Einweihung in einen Geheimbund so vollzogen, dass zuerst der Tod des Einzuweihenden dargestellt wird und dann seine neue Geburt, seine Wiederkehr zum Leben. Dass häufig solche Riten der Einweihung bei der Pubertätsfeier der Knaben ihre Stellung haben, zeigt besonders deutlich, wie auch hier der den Wilden geheimnisvolle Vorgang der Entwicklung als ein Sterben und eine Wiedergeburt angeschaut wird. Einzelne Formen der Einweihungsbräuche geben unverkennbare Analogieen zu Kulthandlungen, die auch unter Kulturvölkern haften geblieben sind. Die Adepten werden beschmiert mit Kalk oder Schmutz, dann plötzlich gereinigt, bekommen sie einen andern Namen; sie werden begraben und dann wieder aus dem Grabe geholt, sie werden unter allerlei Qualen fast bis zum Tode geschlagen und dann wieder zum Leben zurückgebracht, sie werden von Menschen, die als Geister meist in Tiervermummung verkleidet sind, ins Geisterland geholt. Es wird z. B. bei einem Stamme im Westen von Ceram1 an einem bestimmten Punkte der ,,Liturgie" gemeldet, dafs die,,Toten" wieder erstanden seien, sie kommen zurück und müssen sich stellen wie hilflose kleine Kinder, sie müssen alles wieder lernen, da sie ja eben erst neu geboren sind. Eine grofse Rolle spielt in dem Weiheakt bei Negern Afrikas2 wie bei melanesischen Stämmen in gleicher Weise die Einflöfsung eines Trankes, der Bewusstsein und Erinnerung raubt oder doch rauben soll, und in der Regel gehört zu dem Akte der Wiedergeburt die Beilegung eines neuen Namens. Weitere Einzelheiten auszuführen und zu belegen kann ich mir hier ersparen, da ich jetzt auf Frazers sorgfältige Darlegungen und Litteraturangaben im dritten

1 Frazer The golden bough III 442 ff.

2 Frobenius Die Geheimbünde Afrikas, Hamburg 1894, 14 mit den Belegen in Anm. 40.

3 Codrington The Melanesians, Oxford 1891, 39.
4 Frobenius 14 mit Anm. 41, Codrington 87.

Band seines Golden bough S. 422-446 hinweisen kann. Wer die dort behandelten Thatsachen betrachtet, wird mit Staunen inne werden, welche ungeheure Bedeutung die Einweihung unter dem liturgischen Bilde des Todes und der Wiedergeburt bei den vielen von einander ganz unabhängigen Naturvölkern hat. Er wird, meine ich, dem, was dieser Art bei Kulturvölkern bezeugt wird, mit besserm Verständnis gegenüberstehen, er wird vor allem wissen, welche Massivität des Zauberglaubens sich hinter den oft scheinbar so bildlichen Wendungen religiöser Formeln verbirgt.

Es ist reizvoll, den Spuren ähnlichen Glaubens auch in den volkstümlichen Überlieferungen der Kulturvölker nachzugehen. Verjüngungszauber mannigfacher Art kennt griechischer wie deutscher Volksglaube. Wer gedenkt nicht der Geschichte von den Peliaden oder der Erzählungen unseres Volkes vom Altweiberbrunnen, von der Mühle, die wieder jung macht, und vieler ähnlicher Dinge. Von besonderer Bedeutung könnte es für uns sein, dass alle antiken wie die romanischen und germanischen Völker sich den Fortgang und Wechsel der Zeiten und Jahreszeiten ursprünglich gar nicht anders vorzustellen vormögen als unter dem Bilde des Todes und der Austreibung der alten und der Neugeburt der neuen Zeiten- und Jahresgötter oder aber unter dem Bilde ihrer zauberhaften Verjüngung und Wiedergeburt. Das Begraben eines Zeitraums oder eines Festes in seinem Repräsentanten und das Begrüssen des Neuerschienenen oder Neugeborenen ist noch heute jedem von uns als Volksbrauch bekannt. Auch da ist es ursprünglicher Anschauung unmöglich, fortschreitende Entwicklung der Zeitläufte zu sehen: auch hier schaut sie das unendliche Werden unter dem Bilde von einmaligen magischen Akten, von sich ablösenden Wesen, die sterben und wiedergeboren werden.

1

Weiteres lehrt uns ein für die Griechen bezeugter eigentümlicher Volksbrauch. Plutarch (qu. Rom. 5) be

I Viele Belege bei Usener Rhein. Mus. XXX 194ff., 229.

der

Ich

spricht die Sitte, dass der für tot gehaltene, wenn er in seine Heimat zurückkehrte, nicht durch die Thür in sein Haus einging, sondern durch das Dach hinuntergelassen wurde. Dazu erzählt er nach Varro eine ätiologische Geschichte, aus der wir nichts lernen. Genau gleiche Brauch gilt noch heute z. B. in Persien.1 kann Liebrecht nicht beistimmen, wenn er den bekannten Ritus, durch eine enge Öffnung oder einen Spalt hindurchzuziehen, um zu heilen, als eine Andeutung der Wiedergeburt auffafst. Wer das Material bei Gaidoz (Un vieux rite médical) übersieht, muss anders urteilen. Wohl aber handelt es sich in dem Brauche, den Plutarch an jener Stelle zur Erklärung heranzieht, um einen Akt ritueller Wiedergeburt. Der ὑcτερόποτμος mufs nach einem ἔθος παλαιόν von neuem geboren werden, sonst gilt er als unrein: οὐ γὰρ ἐνόμιζον ἁγνοὺς οὐδὲ κατεμίγνυσαν ἑαυτοῖς οὐδὲ εἴων ἱεροῖς πλησιάζειν οἷς ἐκφορὰ γεγόνει καὶ τάφος ὡς τεθνηκόσι. Dann wird ein sehr lehrreiches αἴτιον dazu erzählt: λέγεται δέ τινα τῶν ἐνόχων ταύτῃ τῇ δεισιδαιμονίᾳ γεγονότων Αριστῖνον εἰς Δελφοὺς ἀποστείλαντα δεῖσθαι τοῦ θεοῦ καὶ παραιτεῖσθαι τὰς παρούσας διὰ τὸν νόμον ἀπορίας, τὴν δὲ Πυθίαν εἰπεῖν

ὅccα περ ἐν λεχέεται γυνὴ τίκτουσα τελεῖται, ταῦτα πάλιν τελέσαντα θύειν μακάρεσσι θεοῖςι. τὸν οὖν Αριστῖνον εὖ φρονήσαντα παρασχεῖν ἑαυτὸν ὥσπερ ἐξ ἀρχῆς τικτόμενον ταῖς γυναιξὶν ἀπολοῦσαι καὶ σπαργανώσαι καὶ θηλὴν ἐπισχεῖν. Liegt es nicht wahrlich einem Volke, das solchen Brauch an Totgeglaubten übt, nahe genug, für die erwünschten Garantieen eines neuen Lebens nach dem Tode entsprechende Begehungen im Kulte zu gestalten? Aber für uns muss es ja nun darauf ankommen, die Anwendung jener Bilder von Tod und Wiedergeburt in wirklichem Kultbrauch festzustellen. Auch Frazers unermüdlich suchende Gelehrsamkeit hat neben den Begehungen der Naturvölker nur auf einen indischen Ritus aufmerksam

I Brugsch Aus dem Orient II 110. Liebrecht Zur Volkskunde 397.

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