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in der in Betracht kommenden Zeit in analogen Dingen nachweislich sind.

Der Erforscher der Quellen gnostischer Seelen-Aufstiegslehre würde, so sollte ich meinen, noch weniger als der Interpret des Mithrasmysteriums bei den Babyloniern auf die Suche gehen. Dafs um die Zeit der Entstehung dieser Lehren und Urkunden babylonische Religion und Kultur keinen direkten Einfluss mehr haben konnten, kann nur blinder Fanatismus leugnen. Dass dagegen babylonischer Planetenglaube und chaldäische Astrologie schon seit dem 4. Jahrhundert gen Westen übertragen waren, nun aber dort längst selbständig wucherten, namentlich in Ägypten durch mannigfache dortige Traditionen verstärkt und verändert, das sollten bekannte Dinge sein: das mystische Spiel, das nun mit den sieben Planeten aller Orten auf mancherlei Weise getrieben wird, mit den sieben Vokalen, den sieben Saiten, den sieben Metallen, den sieben Farben, soll das in all seinen Ausläufern immer wieder auf Babylons Einfluss zurückgeführt werden? Aber immerhin, mag Anz mit Recht die κλίμαξ ἑπτάπυλος mit dem Thor darüber im Mithrasdienste bei Origenes c. Cels. VI 22 und die verschiedenen Farben der Thore nach den Farben der Planeten auf Traditionen Babyloniens zurückführen, wo der Turm der sieben Planeten vielleicht (die Rekonstruktionen scheinen wirklich sehr unsicher zu sein) sieben verschiedene Farben trug und darüber das Haus des Gottes stand, und wo jedenfalls die sieben Mauern von Ecbatana die verschiedenen Farben tragen.1 Beides habe ich früher schon selbst ausdrücklich in Beziehung gesetzt (Abraxas 43 u. 44, 1), ohne weitere Folgerungen daraus zu ziehen. Dass der alte, damals verfallene Turm noch einmal so wirksam anregend geworden sein sollte, nachdem lange die babylonische Sternlehre im Morgen- und Abendlande weiterwucherte, wird schwerlich jemand glauben. Aber wie dem auch sei, wo ist denn nun von einer Himmelsreise der Seele bei den Babyloniern etwas überliefert? Es ist fast wunderbar, dafs von dem sonst

I Weiteres darüber bei Bousset 238 f.

so weit verbreiteten Glauben in babylonischen Urkunden nichts, aber auch gar nichts, soweit ich aus dem mir in Übersetzung Erreichbaren sehen kann, zu lesen ist, noch viel wunderbarer freilich, dafs man gerade da den Beweis antritt und geführt haben will, dafs die,,Zentrallehre" des Gnostizismus vom Seelenaufstieg aus Babylon stamme. Gelegentliche babylonische Aussprüche, in denen von dem,,Wege ohne Heimkehr", von der Strafse die Rede ist, „deren Lauf sich nicht zurückwendet“, von dem,,Vogt der leidvollen Strafse“ u. dgl. zeigen ja nur, dass auch dort die allgemeinsten Vorstellungen von der Reise ins Jenseits nicht fehlen. Der Abstieg in die Unterwelt ist ausführlich beschrieben in der Höllenfahrt der Ištar durch die sieben Thore. Aber Anz sieht ja selbst, dafs solche Fahrten in die Tiefe seiner These nicht helfen können. Diese These soll am Ende noch aufrecht erhalten werden durch Annahme einer Kombination mit persischer Seligkeitslehre.

Diese Lehre darf man aber nicht aus irgend welchen späten und spätesten Ausläufern z. B. den Urkunden der Mandäer rekonstruieren oder, wo die Hauptsache fehlt, erzwingen wollen, um dann viel frühere Erscheinungen daraus herzuleiten, sondern es gilt das aus den Urkunden festzustellen, was da war, als die in ihrer Herkunft fraglichen Lehren entstanden. Das ist selbstverständlich und Bousset hat es versucht. Da es sich für uns um Erläuterung einer Mithrasliturgie handelt, können wir uns hier um so weniger einer Prüfung iranischer Traditionen entschlagen.

Sehen wir also die entscheidenden Zeugnisse näher an. Dass eine Stelle wie Vendidad XIX 28-30, wo erzählt wird, dafs die Seele nach dem Tode von den himmlischen Yazatas über die Hara-Berezaiti und die Činvat-Brücke vor den goldenen Thron Vohu-Manah's, der sich vom Thron erhebend die Seele begrüfst, der Amesha-Spentas und AhuraMazdas und in die Wohnung Ahura-Mazdas, zum Garôdemâna, gebracht wird, und dafs die Dämonen schon vor dem Geruch der guten Seele bei deren Auffahrt fliehen,1 nichts

1 Ich verdanke meine Angaben und die Übersetzung der wesentlichen Stellen der Freundlichkeit Bartholomaes.

beweisen kann, giebt Bousset ohne weiteres zu. Es ist ja nur die Vorstellung von der Brücke, die zu den Göttern führt. Anders sieht er die Stellen Yasht 22 und 23, 53-65 an. Die Seele der Frommen weilt noch drei Nächte beim Leibe; nach der dritten Nacht kommt sie auf Wiesen: da herrscht Wind aus Süden und Wohlgeruch. Dann erscheint ihr das eigene Ich als schönes Mädchen und nun heifst es weiter wörtlich: Den ersten Schritt setzt die Seele in humat (= Raum der guten Gedanken) nieder (das Verbum soviel wie profert oder deponit), den zweiten Schritt in hucht (= Raum der guten Worte), den dritten in hvaresht (= Raum der guten Werke), den vierten in endloses Licht. Es fragt diesen Gerechten ein früher gestorbener Gerechter, Ahuramazda verbietet, ihn zu fragen, der den grofsen Weg gemacht hat u. s. w. Von ,,Aufwärtsschweben“ oder überhaupt einem Gehen in die Höhe ist also keine Rede. Es ist nur von dem Wege der Seele vorwärts die Rede und die so abstrakt genannten Stationen des Raumes der guten Gedanken, der guten Worte und der guten Werke, die das Spezielle dieser iranischen Lehre ausmachen, bieten doch kaum eine auch nur entfernte Analogie zu den Lehren, um die es sich für uns handelt. Nur noch eine Stelle aus den ältern Texten, die für uns überhaupt in Betracht kommen können, weiss Bousset anzuführen. Fargard 7, 52: Für diesen (den guten Menschen) wird es keinen Kampf zwischen den beiden Geistern geben und wenn er in das Paradies eingehen wird, so werden Sterne, Mond und Sonne ihn selig preisen, und ich, der Schöpfer Ahura-Mazda, werde ihn selig preisen. Der folgende Satz, den ich noch hinzuschreibe, lautet: Heil dir, der du von der vergänglichen Welt zur unvergänglichen gekommen bist. Bousset erinnert noch an Rashnu-Yasht (12), wo nacheinander die Hara-Berezaiti, die Sterne, der

I Wörtlich ist diese Stelle nach Bartholomae so zu übersetzen: Wegen dieses Mannes werden die zwei Geister nicht in Kampf (miteinander) eintreten. 'Stracks geh weiter zum Paradies', (so) werden ihn willkommen heifsen die Sterne, Mond und Sonne, (so) werde ich ihn willkommen heifsen, ich, der Schöpfer AhuraMazda: 'nach Wunsch gehe es dir hier, o Mann'.

Mond, die Sonne, die anfangslosen Lichter, der Ort der Sterne, das leuchtende Garôdemâna angerufen und gepriesen wurden, und sagt dann: Es scheint, als wenn hier die Stationen der Seelenreise aufgezählt werden. Das scheint mir gar nicht so: die Lichter sind im Lichtreich, wie z. B. die Sonne und die Lichter bei den Griechen auch im äussersten Westen im Lichtgarten, im Sonnenland sind. Damit ist aber alles erschöpft, was sich anführen läfst. Wenn diese besprochenen Texte älter sind Bartholomae setzt sie ins 4. bis 5. Jahrhundert vor Chr. so sind alle, die Bousset weiterhin verwendet, dem 7. bis 8. oder gar dem 10. bis 12. Jahrhundert nach Christus mit Sicherheit, wie mir Bartholomae versichert, zuzuweisen. In diesen spätern Texten die Citate sehe man bei Bousset S. 159 ff. steht nun freilich auch nichts anderes als dass einzelne Stationen der Reise der Seele angegeben werden, von den Sternen zum Monde, vom Monde zur Sonne u. s. w. Einmal sind es auch hier wieder die vier Schritte, und wenn der Činvat-Brücke nun die Stationen der Sterne, Mond und Sonne vorausgestellt werden, so liegt doch, falls überhaupt eine Vermutung am Platze ist, nichts näher, als dafs hier die Planetenlehre, die dem Avesta (von Haus aus) fremd war, hineingetragen ist, eine Lehre, die ja immer mehr in alle Religionen des Orients und des Occidents eindrang. Bousset zieht auch die Apokalypse des Ardâ-Virâf heran; sie muss beträchtlich später als ins 4. Jahrhundert (so Bousset 160), wohl ins 7./8. Jh. n. Chr. gesetzt werden (so Bartholomae1) und hat eine frappante Ähnlichkeit mit den uns bekannten jüdischen, griechischen und christlichen Apokalypsen. Die ekстacic, in der die Seele Ardâ-Virâfs durch die Himmel und die Hölle wandelt, hat keine andere Bedeutung als die, welche in jenen Apokalypsen geradezu typisch verwendet war, um einer Jenseitsvision Form und Rahmen zu geben. Wie ein paar beliebige Beispiele von narkotischen Tränken und Starrkrampf mit Visionen weiter erhärten sollen, dafs in den spätern Jahrhunderten die uns interessierende Form der Ekstase nament

I Vgl. auch West Grundr. der Iran. Philol. II 108.

lich in Persien zu Hause gewesen zu sein scheine, begreife, wer nicht das gleiche mit den entsprechenden Belegen für viele Länder und Zeiten, die hier eher in Betracht kommen könnten, mit Leichtigkeit ebenso scheinbar machen kann. Ich brauche auch von dem Zeugnisse der Inschrift des Antiochos von Kommagene weiter nicht zu sprechen, wo nur von dem cώμα πρὸς οὐρανίους Διὸς Ωρομάσδου θρόνους θεοφιλῆ ψυχήν προπέμψαν die Rede ist, einer Inschrift, die ja auch sonst ganz von griechischen Anschauungen durchsetzt ist (Apollo, Hermes, Herakles, Ares kommen vor)1, in einer Zeit, in der es so zahlreiche griechische Inschriften aussprechen, dass die Seele nach dem Tode zum Himmel gegangen sei. Und was es eigentlich zeigen soll, wenn in Lukians Menippos c. 6 von Babylon, Zoroaster, Mithrobarzanes und von zauberischer Hinabführung in den Hades geredet wird, ist mir ganz dunkel; ebenso was die magi des Arnobius, die einen Menschen durch Zauberformeln zum Himmel fliegen lassen können, hier bedeuten sollen. Um 300 p. C. kannte man also sowohl die Theorie von der Himmelsreise der Seele, wie die eigentümlich damit zusammengehörige Praxis der Ekstase bereits auch im Westen als Eigentum der Magi. Als ob dort magi die persischen Magier bedeutete. Um die Zeit kannten das alle Neupythagoreer, alle Neuplatoniker, alle Gnostiker, die Christen und die Heiden. Und jeder Zaubermann konnte diese Kunststücke und benutzte dazu die Liturgieen der grofsen Kulte, wie die magi, die unseren Papyrustext benutzt haben.

Also trotz allem ist sicher, dafs die altiranische Religion nach den Urkunden, die wir haben, nichts, gar nichts von einem Seelen aufstieg weiss. Damit fällt ja auch Boussets Ausführung von selbst zusammen, dass die Mithrasreligion die Brücke gewesen sei, auf der jene Ideen dem Westen zugeführt wurden. Beweis ist ihm unser Papyrustext. Wenn doch auch nur im entferntesten in dem in Frage stehenden Punkte eine Ähnlichkeit zwischen

I S. den Text der Inschrift bei Puchstein Reise in Nordsyrien 262 ff., auch bei Cumont II 89f.

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