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Handlungen verkörpern und gestalten sich die wesentlichsten religiösen Grundgedanken, der Reinigung und Erleuchtung, der Wiedergeburt und Gotteskindschaft.

Solche liturgische Bilder haben auch vorher schon ihre Geschichte gehabt; jedes Bild, so sehr es in dem Zusammenhange, in dem wir es vorfinden, nur als Bild erscheinen mag, ist einmal der eigentlichste Ausdruck sinnlich-konkreter Vorstellung gewesen.

Wir wissen so viel, dafs in den verlorenen antiken Liturgien manche der immer wieder in den Religionen der europäischen Menschheit umgestalteten „Bilder" zuerst ihren Ausdruck gefunden hatten, dass auch dort schon Jahrhunderte lang die Gemeinden und die Geheimkulte strebten, ihrem religiösen Glauben und ihrer Hoffnung äussere rituelle Form zu geben. Wir ahnen die Grösse des Verlustes, wenn wir wissen, wie viel mehr zur Erkenntnis der wirklichen Religion eines Volkes zu gewinnen ist aus den festen Thatsachen und Formen des Kultes als aus den freien Gebilden des Mythus.

Ist es möglich, von den verlorenen Erscheinungen dieses oder jenes Abbild in irgend einer Spiegelung der Tradition wiederzuerkennen, einen Schatten nur des verdeckten Lichtes zu erhaschen? Wir kennen einige oft verschlungene Wege zu solchem Ziele. Man wird in noch viel weiterem Umfange, als es bisher versucht worden ist1, in Chorliedern des griechischen Dramas Nachahmungen von liturgischen Gebeten und Gesängen der Kulte nachweisen können, ja, man wird hier und da in einer Scene der Komödie die parodische Nachbildung eines Kultrituals bis in Einzelheiten der Aktion wieder erkennen können.2 Und wer es unternimmt eine

in der That für Erkenntnis antiken Kultes sehr dringende Aufgabe die Reste aller sakralen Hymnen gesammelt vorzulegen, der wird diese Aufgabe von selbst dahin er

I Von Friedrich Adami De poetis scaenicis Graecis hymnorum sacrorum imitatoribus, Fleckeisens Jbb. Suppl. XXVI 213ff. (Giessener Preisschrift).

2 S. Rhein. Mus. XLVIII 375 ff.

weitert sehen, alles zu untersuchen, was von liturgischem Thun und Reden in irgend einer antiken Kultgenossenschaft überliefert ist, er wird solche Überlieferungen auch allen Nachahmungen und Verzerrungen, wo es auch immer sei in den Winkeln antiken Schrifttums, abzugewinnen suchen.

Manchen ist ja in den letzten Jahren klar geworden, dafs aus den Zauberritualbüchern, die uns die ägyptischen Gräber nun schon in grofser Menge wiedergegeben haben, mehr zu holen ist als sinnlose Rezepte wahnsinnigen Aberglaubens. Dass in diese Bücher Kulthymnen griechischer Sekten eingelegt waren, ist das erste gewesen, was die

wissenschaftliche Arbeit an diesen Produkten klar stellte. Es wurde immer deutlicher, in welcher Weise die Zaubermeister solche aus dem Kultbrauch und den heiligen Kultbüchern entnommenen Stücke in ihre magischen Aktionen als Gebete einfügten, wie sie das metrische Gefüge sprengten und überall ihre sinnlosen mystischen Worte und Zaubernamen dazwischen schoben. Wo man mit Leichtigkeit aus diesen Verbindungen die alten Verse herausheben und zusammenschieben kann, ist das Verfahren der magischen Redaktoren am augenfälligsten. Ich habe

seinerzeit manche solcher Liederreste wieder herzustellen gesucht und der Herausgeber der antiken Hymnenfragmente muss diese Arbeit wiederaufnehmen, ich habe einen antiken Weltschöpfungsmythus, der in dem Kultbuch einer griechischen Sekte gestanden haben wird, in entsprechender Weise ausgelöst und nicht anders ein Ritualgebet antiker ,,Katharer", einer den Essenern und Therapeuten verwandten hellenistisch jüdischen Kultgenossenschaft. Wir sehen aufs deutlichste, in welcher Weise die Magier den geistigen Gehalt ihrer Aktionen, d. h. vor allem den religiösen Inhalt der Gebete und Anrufungen erwarben, indem sie die Liturgien der Kulte, denen sie angehörten oder deren heilige Bücher sie kannten oder erlangen konnten, in oft grossen kompakten Stücken übernahmen. Es ist dasselbe, wenn der jüdische oder christliche Zeitgenosse der eben erwähnten Zauberer zu seinen magischen Beschwörungen die Psalmen oder

das Vaterunser verwendet. 1

Und wie heute noch im Aberglauben, der um uns lebt, Bibel und Gesangbuch für den Inhalt der Sprüche und Segen herhalten müssen, weiss jeder, der nicht ganz an diesen bedeutsamen Zeugnissen unsers Volkslebens vorübergegangen ist oder der gar eines der heute noch in Schrift und Druck umlaufenden, den antiken durchaus analogen Zauberbücher gesehen hat.

Der Sammler liturgischer Reste des Altertums darf von vornherein in den antiken Magiebüchern auf eine nicht unbeträchtliche Ausbeute hoffen. Und die Scheidung der abergläubischen Formeln und wahnwitzigen Rezepte, die von den gar armseligen, kläglich stotternden Winkelpropheten selbst herrühren, und der Rituale und Gebete eines bedeutenden Kultes wird in den meisten Fällen sehr viel leichter sein, als man vielleicht erwartet. Aber nicht einzelne vergrabene Stückchen sollen hier aufgesucht und gereinigt werden: es handelt sich um eine ganze Liturgie, die in dem grofsen Pariser Zauberbuch unter dünner magischer Schuttschicht kaum verborgen liegt. Sie ist, wenn ich recht sehe, die einzige

I Neue Funde haben uns gerade hier letzthin weiter belehrt. Hiller v. Gärtringen hat die Bleirolle aus Rhodos, die den 80. Psalm enthält, in den Sitzungsberichten der Berl. Ak. d. W. 1898, 582 ff. erklärt und richtig beurteilt, und eine Thonscherbe mit dem Texte des Vaterunser ist vom Herausgeber R. Knopf Athen. Mitteil. XXV (1900) 313 ff. ebenfalls in den richtigen Zusammenhang gestellt. 1888 hatte Kayser nach einer syrischen Handschr. Über den Gebrauch von Psalmen zur Zauberei gehandelt in der Zeitschr. d. D. Morgenl. Gesellschaft XLII 456 ff.; 1894 berichtete Julian Kulakowsky in der Röm. Quartalschrift VIII 49-87 über eine altchristliche Grabkammer in Kertsch aus dem Jahre 491, an deren Wänden Teile von Psalmen und Hymnen mit Kreuzen eingezeichnet waren, offenbar zu apotropäischem Zweck. Hillers Ausführungen möchte ich weiter die Notiz zufügen, dass in einem neugriechischen Zauberbuche aus Kos, das etwa vor 100 Jahren geschrieben ist, Psalmentexte als Amulete und bei Zauberaktionen erwähnt werden, W. H. D. Rouse Folk Lore X (1899), 153, 157. Eine ganze

Reihe weiterer Beispiele von Amuleten, die Zusammenstellungen von Sätzen der Bibel, auch wiederum ein Vaterunser enthalten, giebt Wilcken im Archiv für Papyrusforschung I 430 ff., 433 ff. (insalmar impsalmare heisst, wie mich Wünsch belehrt, im

=

Spanischen,,zaubern“.)

Liturgie eines antiken Gottesdienstes, die uns (im wesentlichen jedenfalls) vollständig erhalten ist.

Vor zwölf Jahren habe ich nachdrücklich auf die Bedeutung dieses Textes, namentlich für die Mithrasmysterien, hingewiesen1 und einige kleine Stücke hergestellt. Und er ist durchaus nicht unbeachtet geblieben. Cumont hat ihn in seinem grofsen Mithraswerke registriert (aufser dem Anfang giebt er nur drei Sätze wörtlich) und kurz besprochen"; vor kurzem haben Anz3 und Bousset4 den Text an hervorragender Stelle ihrer Untersuchungen zu weitreichenden Schlüssen verwendet. Niemand hat bisher die unerlässliche Vorbedingung jeder weiteren Verwertung des Dokumentes erfüllt, nämlich die Vorlegung und Herstellung des sehr schweren und zum Teil verderbten Textes. Das grosse Verdienst der ersten Lesung bleibt Wessely, aber die Lesung ist keine Textrezension. Wäre dies Papyrusstück in den letzten Jahren allein ans Licht gekommen, es würde heute Herstellung und Erklärung genugsam gefunden haben. Nun es in den dunkeln Textmassen des grossen Pariser Zauberbuches vergraben steckt, halten die hohen Herren von der Litteraturgeschichte und der,,Religionswissenschaft" ihre grofsen Hände rein von der Befleckung. Ich wünschte, sie wülsten, wie viel Schätze in diesen so abschreckenden Schutthaufen verborgen liegen. Nur zu wenige Hände haben sich geregt, sie zu heben. Aber nicht zu den Zauberpapyri will ich heute zurückkehren. Weil ich die Reste antiker Kulthymnen und -liturgien gesammelt vorzulegen unternommen habe, ist es notwendige Vorarbeit, die einzige erhaltene Liturgie zu edieren und zu erklären, aus ihr

I Abraxas 104, 106, vgl. 23, 48f., 57f.

2 Textes et monuments figurés relatifs aux mystères de Mithra II 55f., I 41. Ich zitiere im folgenden nur durch C. mit der betr. Band- und Seitenzahl.

3 Zur Frage nach dem Ursprung des Gnostizismus (Texte und Untersuchungen N. F. XV 4, S. 80 ff.).

4 In dem Aufsatze über Die Himmelsreise der Seele im Archiv

für Religionswissenschaft IV, 1901, S. 167f.

leitende Gedanken zu gewinnen für das Verständnis antiker Liturgik überhaupt. Hier gerade, in unserem Dokument, ist ein Höchstes des religiösen Kultus in sakramentalem Ritus dargestellt: die Erhebung der Seele zum göttlichen Licht und ihre Vereinigung mit Gott. Es handelt sich am letzten Ende um die Geschichte von Bildern und Formen, in die das alte Christentum seine höchsten Gedanken gefasst, in denen sie die christlichen Kirchen weiter überliefert haben in geheiligtem Brauche bis auf den heutigen Tag.

I.

Herkunft und Quellen des Papyrustextes.

I.

Dafs Cumont den Papyrustext so gering gewertet und nicht als echtes Dokument des Mithraskultes hat gelten lassen, scheint mir vor allem darin seinen Grund zu haben, dass er keinen hergestellten Text verwenden konnte und dafs er über die Quellen der Zauberpapyri, die in solchem Falle in Betracht kommen, nicht ebenso urteilte, wie ich es oben gethan und früher mehrfach begründet habe. Er kann nicht verkennen, wie vieles in dem Texte dem entspricht, was wir von der Lehre der Mithrasmysterien wissen: in sie pafst es auch nach seiner Meinung, dass durch eine Weihe besonderer Art die Seele in den Himmel eingeht und durch bestimmte Formeln die göttlichen Mächte versöhnt, dass das Paradies ein Reich des Lichtes und Glanzes ist, dass eine,,bittere und unerbittliche Notwendigkeit" die Seelen auf der Erde gefesselt hält, dass der Mensch wie das All aus den vier Elementen zusammengesetzt ist (I 41). Aber im ganzen entspreche die ,,phantastische Schilderung der himmlischen Welt" nicht dem, was wir aus andern Quellen wüssten. Er führt nur an, dass das Paradies eben nach unsern Quellen aus sieben übereinanderliegenden Zonen bestände (damit kann nur der Bericht des Kelsos bei Origenes VI 22 gemeint sein), und dafs die vorkommenden

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